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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 12.11.2020:

„Möglichst viele Kitas und Schulen sollen von den Konzepten der sprachlichen Bildung profitieren.“

Initiative zur Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung wird fortgesetzt
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Bildrechte: BiSS-Transfer

Unter dem Titel „BiSS-Transfer“ werden in den nächsten fünf Jahren bis zu 90 Verbünde aus Schulen und Kitas an ihren Konzepten zu Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung arbeiten. Dabei knüpfen sie an die Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten Programmphase der Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) an, in der rund 600 Schulen und Kitas wissenschaftlich fundierte Konzepte zur Sprachbildung erfolgreich erprobt und weiterentwickelt haben. „BiSS-Transfer“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Länder.


Wie groß der Bedarf an Sprachförderung ist, zeigen Bildungsstudien wie PISA und die IQB-Bildungstrends, nach deren Ergebnissen bis zu einem Fünftel der Schülerschaft nicht ausreichend lesen und schreiben kann, um dem Unterricht zu folgen. Dabei sind sprachliche Kompetenzen eine wesentliche Voraussetzung für den schulischen Erfolg in allen Fächern.

Die Initiative „BiSS“
Die Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) ist 2013 mit dem Ziel gestartet, Maßnahmen zur sprachlichen Bildung, die es in den einzelnen Bundesländern gab, wissenschaftlich zu prüfen und weiterzuentwickeln. Im Vordergrund stand die Frage, wie man Kinder und Jugendliche bestmöglich sprachlich fördern kann und welche Fähigkeiten pädagogische Fach- und Lehrkräfte brauchen, damit dies gut gelingt.

„BiSS“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Konferenz der Jugend- und Familienminister (JFMK) der Länder. Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln, das DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und die Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) übernahmen als Trägerkonsortium die wissenschaftliche Ausgestaltung und Gesamtkoordination.

Maßnahmen aufeinander abstimmen
„In der ersten Phase der Bund-Länder-Initiative ,BiSS‘ haben frühpädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte, Bildungspolitik und -forschung gemeinsam daran gearbeitet, gute Sprachbildung und Leseförderung anzubieten“, erklärt der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Christian Luft. Über 400 Schulen, knapp 200 Kindergärten und Kindertagesstätten und rund 180 Partner wie z. B. Universitäten, Stiftungen, Vereine, Volkshochschulen und Bibliotheken haben sich von 2013 bis 2019 in allen Bundesländern zu mehr als 100 Verbünden zusammengeschlossen und Maßnahmen zur Sprachbildung, Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung in 15 Projekten erprobt, aufeinander abgestimmt, evaluiert und weiterentwickelt. Im Fokus standen Kinder und Jugendliche bis zur Sekundarstufe I mit Deutsch als Familiensprache, aber auch mehrsprachige Kinder mit Migrationshintergrund sowie neu zugewanderte Kinder und Jugendliche. Themen der einzelnen Module waren u. a. „Gezielte alltagsintegrierte Sprachbildung“, „Intensive sprachstrukturelle Förderung“ oder „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit.“

Die pädagogischen Fachkräfte in Kitas und Schulen wurden bei ihrer Arbeit mit Online-Fortbildungen und Publikationen zu konkreten Methoden sowie einer Tool-Datenbank unterstützt. Tools sind die Diagnostik- und Förderinstrumente, die von den Verbünden zur Umsetzung der Module eingesetzt wurden. In der Tool-Datenbank werden 100 Werkzeuge (z. B. Arbeitsblätter, Förderkonzepte, Unterrichtsmaterialien, Diagnoseinstrumente) dokumentiert und beschrieben. Durch die Fortbildung und Weiterqualifizierung der am Programm teilnehmenden Erzieher*innen und Lehrkräfte in Fachgruppen, Workshops und Blended-Learning-Fortbildungen ist ein bundesweites Netzwerk entstanden, in dem sich die Akteur*innen regelmäßig austauschen.

„BiSS-Transfer“
Im März 2020 startete die zweite Programmphase in einer gemeinsamen Initiative von BMBF und KMK. Unter dem Titel „BiSS-Transfer“ werden in den nächsten fünf Jahren bis zu 90 Verbünde aus Schulen und Kitas an ihren Konzepten zu Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung arbeiten. Dabei knüpfen sie an die Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten Programmphase an. Viele dieser Schulen und Kitas werden auch an „BiSS-Transfer“ teilnehmen, um ihre Erfahrungen und Erkenntnisse weiterzugeben. Ziel der fünfjährigen Transferphase ist es, die Ergebnisse aus der ersten Programmphase in die Fläche zu tragen. Möglichst viele Kitas und Schulen sollen von den Konzepten der sprachlichen Bildung profitieren: Rund 2.700 allgemeinbildende Schulen in Deutschland werden die in Phase I erfolgreich erprobten Maßnahmen der Sprachbildung sowie der Lese- und Schreibförderung fest in ihrer Einrichtung verankern.

Thematische Schwerpunkte setzt „BiSS-Transfer“ in den Themenfeldern sprachliche Bildung, Lese- und Schreibförderung, sprachsensibler Fachunterricht und Deutsch als Zweitsprache als Teil von Schul- und Unterrichtsentwicklung. Jedes Bundesland entscheidet selbst, an welchen Schwerpunkten es sich beteiligt. Auch die Anzahl der möglichen Verbünde variiert von Land zu Land. Die Initiatoren haben sie anhand des so genannten Königsteiner Schlüssels ermittelt, ein Verteilungsschlüssel, der auf Bevölkerungszahl und Steueraufkommen basiert. Zuständig für die Auswahl und die Zusammenstellung geeigneter Verbünde ist der jeweilige Landeskoordinator bzw. die Landeskoordinatorin.

Wie sind die Gelingensbedingungen?
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Transferphase der Initiative von 2020 bis 2025 mit rund 13 Millionen Euro. Die Länder tragen die Kosten für den Personal- und Koordinationsaufwand der teilnehmenden Schulen sowie für die Beratungs- und Betreuungsaufgaben von Schulaufsicht und Landesinstituten. „BiSS-Transfer“ wird außerdem mit weiteren Programmen vernetzt - wie zum Beispiel dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“, der Weiterbildungsinitiative für frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) oder Landesprogrammen zur sprachlichen Bildung. Gesteuert wird die Bund-Länder-Initiative von einem Lenkungsausschuss. Er tagt zwei- bis drei Mal jährlich und berät darüber, wie die Initiative ausgestaltet wird. Das BiSS-Trägerkonsortium ist wieder mit der Gesamtkoordination und wissenschaftlichen Ausgestaltung beauftragt. Es unterstützt die Länder und Verbünde bei der Umsetzung der Transfervorhaben und bildet gemeinsam mit Expertinnen und Experten weiterer Universitäten das Forschungsnetzwerk BiSS-Transfer.

Ziel dieses Forschungsnetzwerks ist es, gesicherte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie wissenschaftlich evaluierte und nachweislich wirksame Maßnahmen zur sprachlichen Bildung effektiv und erfolgreich in die Praxis bei unterschiedlicher Ausgangslage und Kontextbedingungen transferiert werden können und unter welchen Bedingungen sie ihre Wirkung auf den unterschiedlichen Ebenen des Bildungssystems bestmöglich entfalten. Anders als bisher ist die wissenschaftliche Begleitung nicht in Einzelprojekten organisiert, vielmehr soll die gesamte Wirkungskette vom Konzept über die Lehrkraft bis zum einzelnen Schüler bzw. zur einzelnen Schülerin untersucht werden. „Wir wissen jetzt mehr darüber, welche Maßnahmen die sprachlichen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen verbessern können. Trainings zur Lese- und Schreibflüssigkeit beispielsweise wirken sich positiv auf die Lese- und Schreibleistungen der Kinder aus. Wir wissen allerdings auch, dass der Einsatz in der Praxis oft an den Rahmenbedingungen scheitert. Die zentrale Forschungsfrage wird daher lauten, wann und wie die positiv evaluierten Maßnahmen zur sprachlichen Bildung wirken“, erläutert Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache und Sprecher des BiSS-Trägerkonsortiums.

Qualifizierung von Multiplikator*innen
Die beteiligten Einrichtungen werden bei ihrer Sprachbildungsarbeit wieder mit verschiedenen Angeboten unterstützt. Dazu gehören die Begleitung und Moderation des Verbunds durch eine Verbundkoordinatorin/einen Verbundkoordinator, die wissenschaftliche Begleitung und die Unterstützung durch Fortbildungsangebote des jeweiligen Landesinstituts. Wesentlicher Bestandteil der Initiative „BiSS-Transfer“ ist die Qualifizierung von Multiplikator*innen, Lehrkräften und weiteren pädagogischen Fachkräften, um die Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung in Kindertageseinrichtungen und Schulen weiter zu verbessern. Das Trägerkonsortium stellt deshalb neben der Tool-Datenbank, kostenfreien Handreichungen und Broschüren, in denen die Tools und Konzepte zur sprachlichen Bildung vorgestellt werden, wieder auch Blended-Learning-Fortbildungen zur Qualifizierung bereit. Außerdem können alle Beteiligten an Jahrestagungen und einem bundesweiten Netzwerk aus Wissenschaft und Praxis zum Thema Sprachbildung teilnehmen. Die erste Jahrestagung von „BiSS-Transfer“ findet am 16./17. November 2020 zum Thema „Wer schreibt, bleibt“ statt. In Vorträgen und Workshops werden Fragen zu den Schreibkompetenzen, die Schüler*innen künftig benötigen, ihre Vermittlung und wie den unterschiedlichen sprachlichen, kulturellen und sozialen Voraussetzungen der Schüler*innen Rechnung getragen werden kann, thematisiert. Aufgrund der aktuellen Situation findet die Tagung digital statt, die Programmpunkte werden per Livestream übertragen.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 12.11.2020
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