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Erschienen am 05.06.2025:
Denkmale als Lernorte
Das Schulprogramm „denkmal aktiv“ macht kulturelles Erbe erfahrbar

Mit ihrem Schulprogramm „denkmal aktiv - Kulturerbe macht Schule“ setzt sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) seit 2002 dafür ein, Jugendliche für das kulturelle Erbe und den Denkmalschutz zu begeistern. Unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission fördert das Programm sowohl Schuljahresprojekte als auch Projektwochen und -phasen mit dem Ziel, Denkmale als Lernorte erfahrbar zu machen, ihre Geschichte zu erkunden und ihre Bedeutung für heutige sowie zukünftige Generationen zu verstehen.
Denkmale begegnen uns überall - sei es in Form historischer Bauwerke, Kulturlandschaften oder Industrieanlagen. Sie veranschaulichen eindrucksvoll die Entwicklung einer Stadt oder Region und sind faszinierende Zeitzeugen der Vergangenheit. Seit über zwanzig Jahren unterstützt das Schulprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Schuljahresprojekte, die Denkmale als Lernorte nutzen und Schüler*innen in direkten Kontakt damit bringen. In den „denkmal aktiv“-Projekten beschäftigen sich die jungen Menschen mit Fragen wie: Welche Geschichten erzählen Kulturdenkmale über meinen Heimatort? Was lässt sich über ihre Entstehungszeit, regionale Baumaterialien und traditionelle Handwerkstechniken herausfinden? Oder: Welche schädlichen Einflüsse bedrohen Denkmale und wie kann ich zu ihrem Erhalt beitragen?
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist die größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland. Sie setzt sich seit 1985 für den Erhalt bedrohter Baudenkmale ein, führt pädagogische Schul- und Jugendprogramme durch sowie die bundesweite Aktion „Tag des offenen Denkmals®“. Das Schulprogramm „denkmal aktiv“ unterstützt Schuljahresprojekte an allgemein- und berufsbildenden Schulen ab der Jahrgangsstufe 5 mit einer fachlich-koordinativen Begleitung und einer finanziellen Projektförderung von 1.900 Euro.
Seit die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Programm 2002 ins Leben rief, haben rund 28.000 Schüler*innen daran teilgenommen und die Welt der Denkmale kennengelernt. Etwa 1.600 „denkmal aktiv“-Schuljahresprojekte wurden seitdem an Schulen bundesweit durchgeführt. Dazu kommen weitere Projektphasen und -wochen, die mit einer Kostenerstattung in Höhe von 300 Euro unterstützt werden. In mehr als zwanzig Jahren ist auf diese Weise ein großes und stetig wachsendes bundesweites Netzwerk von Schulen entstanden, an denen Denkmale als Lernorte den Unterricht ergänzen und den Wissenserwerb der jungen Menschen mit baukultureller Bewusstseinsbildung und anschaulicher Projektarbeit bereichern.
Ziel der Schulprojekte
Denkmal-Projekte motivieren Schüler*innen, sich mit Kultur, Geschichte, gebauter und natürlicher Umwelt auseinanderzusetzen, Denkmale der Heimatregion als Teil der eigenen Geschichte kennenzulernen, ein Bewusstsein gemeinsamer Verantwortung für das gebaute Erbe zu entwickeln, für einen respektvollen Umgang mit dem Kulturerbe einzutreten und sich aktiv für den Erhalt von Denkmalen einzusetzen. Denkmale gibt es in Deutschland viele, seien es leerstehende Kinos, jüdische Friedhöfe oder stillgelegte Fabriken. Bei der Durchführung des Schulprogramms kann die DSD auf die Mitwirkung von vielen Partnern setzen, die in den Ländern oder auch bundesweit Schulprojekte unterstützen. Darunter befinden sich viele Ministerien und der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V., der Projekte zu Denkmalen in der natürlichen Umwelt unterstützt. Die Deutsche UNESCO-Kommission lädt Schulen außerdem ein, sich mit dem UNESCO-Welterbe in Deutschland zu beschäftigen.
Was Jugendliche lernen
In den vielfältigen Projekten beschäftigen sich die Schüler*innen jeweils mit einem bestimmten Denkmal. Sie erkunden es, sammeln Informationen und verknüpfen ihre Erkenntnisse oft auch fächerübergreifend. Dabei erfahren sie, dass ein Denkmal nicht nur ein spannender, sondern auch ein authentischer Ort der Geschichte ist, der viel über seine Entstehungszeit verrät. Zusätzlich erhalten sie Einblicke in verschiedene Berufsfelder. Sie lernen beispielsweise, wie Handwerker, Planer oder Museumsfachleute mit denkmalgeschützten Gebäuden und deren historischen Ausstattungen umgehen. Auch Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle, sei es bei Leerstand und Umnutzung, der Belastung durch schädliche Umwelteinflüsse oder der energetischen Sanierung historischer Bauten. Die Ergebnisse eines Projekts werden oft in Flyern, Audio-Guides, Führungen, Internetseiten, multimedialen Präsentationen, Ausstellungen, Katalogen oder Apps festgehalten und mit anderen geteilt. Dabei erleben Jugendliche auch, wie sie aktiv an der Bewahrung des kulturellen Erbes teilhaben und sich engagieren können.
Aktuelle Schulprojekte
Ein aktuelles Schulprojekt ist beispielsweise eine archäologische Grabung in der ehemaligen Synagoge Mühlhausen, die 1755/56 erbaut wurde und deren Betsaal nach 1938 nur noch als Lagerhalle diente. Dort wollen die Teilnehmenden des Schulprojekts des Gymnasiums Höchstadt unter fachlicher Anleitung eine archäologische Grabung durchführen, um die Baugeschichte der Synagoge zu erforschen. Die Jugendlichen lernen dabei die Grundlagen der Bodendenkmalpflege kennen und erfahren durch ihre Recherchen auch viel über die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Mühlhausen und das Judentum in Mittelfranken. Um die Ergebnisse der Recherchen und der Grabung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, erstellt der Projektkurs abschließend eine multimediale Präsentation des Baudenkmals.
Ein anderes Beispiel ist das Projekt „Denkmale vor der Schultür - Bauschäden“ der August-Bebel-Schule in Offenbach. Es widmet sich Denkmalen in der Umgebung der berufsbildenden Schule - der Ortsmauer in Offenbach-Bieber aus dem 16. Jh. und den Beton-Denkmalen von 1879 im Offenbacher Dreieich-Park. Die Schüler*innen erforschen die Entstehungszusammenhänge und die Bedeutung der Objekte und untersuchen sie auf Bauschäden, die durch schädliche Umwelteinflüsse entstehen. Fachliche Unterstützung erhalten sie vom Schülerlabor der Goethe-Universität Frankfurt und vom Institut für Steinkonservierung Mainz. Das Projektteam erarbeitet für die denkmalgeschützten Betonmodelle Bauwerksbeschreibungen, stellt Schadenskartierungen auf und ermittelt geeignete Restaurierungsmethoden. Diese Ergebnisse führt es schließlich in einem Katalog zusammen und übergibt ihn an die Denkmalbehörde. Zusätzlich ist geplant, die erarbeiteten Informationen zu digitalisieren, um sie in einer App zugänglich zu machen.
Material für Schulen
Bewerbungen für ein Schuljahresprojekt sind jedes Jahr zwischen Anfang März und Anfang Mai möglich. Bewerbungen für die Förderung einer Projektphase oder Projektwoche können jederzeit eingereicht werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellt selbst entwickelte Unterrichtsmaterialien zum Kulturerbe sowie einen umfangreichen Info-Pool zur Verfügung, in denen Lehrkräfte wertvolle Impulse erhalten, wie sie das Lernen am Denkmal sinnvoll mit dem Unterricht verknüpfen und in den Schulalltag integrieren können.
Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 05.06.2025
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