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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 28.04.2022:

„Berufsorientierung frei von Geschlechterklischees.“

Am 28. April 2022 ist wieder Girls'Day und Boys' Day
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Bildrechte: Girls'Day und Boys' Day

Mädchen, die Schornsteinfegerinnen werden möchten und Jungen als Grundschullehrer? Beim Girls' und Boys' Day am Donnerstag, 28. April, probieren Schülerinnen für einen Tag „typische“ Männerberufe und Schüler „typische“ Frauenberufe aus. Unter dem Motto „Es zählt, was du willst“ sammeln Mädchen und Jungen an den Aktionstagen praktische Erfahrungen und testen dabei sich und ihre Fähigkeiten. Nicht selten entsteht daraus ein neuer Berufswunsch.


Es gibt Berufe, in denen überwiegend Frauen arbeiten und solche, in denen hauptsächlich Männer tätig sind. Aber muss das so sein? Junge Frauen in Deutschland verfügen über eine besonders gute Schulbildung. Trotzdem entscheiden sie sich noch immer überproportional häufig für „typisch weibliche“ Berufsfelder oder Studienfächer und schöpfen damit ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus. Mehr als die Hälfte der Mädchen wählt aus nur zehn verschiedenen Ausbildungsberufen im dualen System - darunter ist kein einziger naturwissenschaftlich-technischer Beruf zu finden. Sie möchten lieber Verkäuferin, Friseurin oder Kauffrau für Büromanagement werden als Kfz-Mechanikerin oder Tischlerin. Auch in Studiengängen, wie z.B. in den Ingenieurswissenschaften oder der Informatik, sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Dabei bieten diese Berufe oft gute Zukunftschancen und in vielen technischen und techniknahen Betrieben fehlt qualifizierter Nachwuchs.

Ein Tag in einem „Männerberuf“

Der „Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag“ möchte Mädchen andere Perspektiven eröffnen. Am jährlich stattfindenden Aktionstag lernen Schülerinnen ab der fünften Klasse Berufe und Studienfächer kennen, in denen der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt. Unternehmen, Betriebe und Hochschulen in ganz Deutschland öffnen dann ihre Türen für Mädchen, um ihnen Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik vorzustellen. Am Girls'Day erleben die Teilnehmerinnen in Laboren, Büros und Werkstätten, wie spannend die Arbeit dort ist. Sie gewinnen Einblicke in den Alltag der Betriebe und erproben ihre Fähigkeiten praktisch. Weibliche Vorbilder in Führungspositionen berichten von ihren Erfahrungen aus Wirtschaft und Politik. Das zentrale Ziel des Aktionstags ist es, neue Erfahrungsräume zu schaffen, bei denen vor allem die Interessen und Talente junger Menschen ihre Berufsentscheidungen bestimmen - nicht ihr Geschlecht. Schülerinnen erfahren mehr über die Arbeitswelt und ihre Fähigkeiten, schnuppern bei Mitmachaktionen und Betriebserkundungen in Berufsfelder, informieren sich über Ausbildungsmöglichkeiten und knüpfen Kontakte, die für ihre berufliche Zukunft wichtig sind.

Der Girls'Day
Der „Girls'Day - Mädchenzukunftstag“ ist das größte Berufsorientierungsprojekt für Schülerinnen weltweit. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und von zahlreichen Organisationen und Initiativen. Das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. koordiniert den Mädchen-Zukunftstag auf Bundesebene. Seit dem Start im Jahr 2001 haben Unternehmen und Institutionen insgesamt mehr als 150.000 Veranstaltungen mit Plätzen für rund zwei Millionen Mädchen angeboten. 70 Prozent der Mädchen, die am Girls'Day teilgenommen haben, fanden diese Berufe interessant. Viele konnten sich sogar vorstellen, in diesem Bereich zu arbeiten oder haben durch den Girls'Day eine Ausbildung oder einen Studiengang in ihrem Traumberuf gefunden. Auch Öffentlichkeit und Wirtschaft werden durch den Girls'Day auf die Stärken der Mädchen aufmerksam gemacht. Viele Unternehmen nutzen den Aktionstag, um Mädchen für ihren Berufsbereich zu begeistern und den eigenen Fachkräftenachwuchs zu sichern.

Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Girls'Day im Jahr 2020 ausfallen. 2021 fand er vorwiegend digital statt. In diesem Jahr gibt es die meisten Aktionen wieder vor Ort. „Es ist unglaublich wichtig, jungen Menschen nach diesen zwei schwierigen Jahren Perspektiven und berufliche Erfahrungsräume aufzuzeigen“, betont Romy Stühmeier, Leiterin der Bundeskoordinierungsstellen des „Girls'Day - Mädchen-Zukunftstags“ und des „Boys'Day - Jungen-Zukunftstags.“ In den vergangenen zwei Jahren musste die Berufs- und Studienorientierung zu oft in den Hintergrund treten, viele Praktika in Unternehmen und Einrichtungen konnten aufgrund von Corona-Bestimmungen nicht wahrgenommen werden. „Wir sind froh darüber, dass trotz anhaltender Pandemie und damit einhergehender Hygienevorschriften, in diesem Jahr wieder viele Unternehmen und Institutionen ihre Türen für die Jugendlichen öffnen und ihnen damit einen Tag vor Ort im Betrieb ermöglichen“, ergänzt sie.

Berufsfelderkundungen und pädagogische Workshops für Jungen
Auch der Boys'Day kann dieses Jahr wieder starten. Bei dem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten „Boys'Day - Jungen-Zukunftstag“ geht es ebenfalls darum, Berufsentscheidungen aufgrund von Interessen und Talenten und nicht aufgrund des Geschlechts zu treffen. Hervorgegangen ist der Aktionstag zur Berufsorientierung und Lebensplanung für Jungen 2011 aus dem Projekt „Neue Wege für Jungs“, das sich als bundesweites Netzwerk und Fachportal für die Berufswahl und Lebensplanung von Jungen einsetzt. Seitdem haben fast 290.000 Jungen an mehr als 52.000 Boys'Day-Angeboten teilgenommen.

Auch Jungen und junge Männer haben vielfältige Interessen und Stärken, trotzdem entscheiden sie sich bei ihrer Berufswahl oft sehr einseitig. Seit Jahren führt der Ausbildungsberuf Kfz-Mechatroniker die Liste der beliebtesten Berufe bei jungen Männern an, gefolgt von Industriemechaniker, Fachinformatiker und Elektroniker. Nach wie vor wählen Männer meist Ausbildungsberufe und Studiengänge aus dem handwerklich-technischen Bereich aus. Dabei gibt es jede Menge Berufsfelder, in denen männliche Fachkräfte und Bezugspersonen gesucht werden und sehr erwünscht sind. Jedes Jahr öffnen deshalb zahlreiche Einrichtungen, Ausbildungsorganisationen, Verbände, Behörden, Unternehmen und Hochschulen am Boys'Day ihre Türen für Jungen ab der 5. Klasse und stellen ihnen Berufe aus den Bereichen Gesundheit/Pflege, Erziehung, Soziales und Dienstleistung vor. Berufe, wie Erzieher, Krankenpfleger, Grundschullehrer oder Psychologe, in denen meist Frauen arbeiten. Neben den Berufserkundungen können die Jungen auch an pädagogischen Workshops teilnehmen, in denen es um männliche Rollenbilder, Berufs- und Lebensplanung sowie soziale Kompetenzen geht und in denen auch unterschiedliche Lebensentwürfe thematisiert oder das Bild des Alleinernährers infrage gestellt werden.

Potenziale und Stärken erfahren
Mit der bundesweiten Ausrichtung und dem einheitlichen Datum erreichen Girls' und Boys'Day einmal im Jahr große Aufmerksamkeit und leisten einen wichtigen Beitrag zum Thema Chancengleichheit in der Gesellschaft. Nie waren Fachkräfte so stark nachgefragt wie heute. Junge Menschen müssen um ihre Potenziale und Stärken wissen und sie nutzen. Eine Berufsorientierung frei von Geschlechterklischees erweitert ihre Vorstellungen von einem für sie passenden Beruf, den sie ohne den Aktionstag wahrscheinlich nicht in Betracht gezogen hätten.



Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 28.04.2022
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