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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 19.11.2020:

„Die Kinder lernen spielend, sich auszudrücken.“

Der Verein Kindersprachbrücke Jena e.V. setzt sich mit Kursen und Weiterbildungen für die Sprachförderung ein
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Bildrechte: Kindersprachbrücke e.V.

Der Verein Kindersprachbrücke Jena e.V. vermittelt Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Sprachkursen Grundkenntnisse der deutschen Sprache und fachsprachliche Inhalte, damit sie es in der Schule leichter haben. Der interkulturelle Ansatz spielt bei allen Kursen eine große Rolle.


Wenn sprachliche Fertigkeiten fehlen, wird es schwer in der Schule und im Arbeitsleben. Die Kindersprachbrücke Jena e.V. hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, Kinder mit Migrationshintergrund in ihren Deutschkenntnissen und der Bildungssprache Deutsch zu stärken.

Die Kindersprachbrücke Jena
Die Kindersprachbrücke Jena e.V. ist ein gemeinnützig arbeitender Verein, der 2002 aus einer studentischen Initiative hervorgegangen ist. Innerhalb kurzer Zeit ist er stark gewachsen und wird heute von knapp 100 Mitgliedern und Ehrenamtlichen sowie 90 Mitarbeiter*innen getragen und von einem ehrenamtlichen Vorstand vertreten.

Mit seinen Angeboten will der Verein Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenbringen und soziale, sprachliche sowie interkulturelle Kompetenzen fördern. „Wichtig ist es uns, den Umgang mit Vielfalt und Anderssein aktiv anzugehen und gegenseitige Vorurteile abzubauen“, wird betont. Dabei geht es um die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede. Es gibt für alle Kinder und Jugendliche interkulturelle, erlebnisorientierte Angebote, die einem inklusiven und familienkulturellen Ansatz folgen und thüringenweit zum Einsatz kommen. Von ihnen profitieren weit über 300 Kinder im Alter von ein bis 18 Jahren und deren Eltern in Jena und über 1.000 Kinder, Jugendliche und Eltern in Thüringen. Seit Dezember 2015 betreut der Verein auch unbegleitete jugendliche Flüchtlinge in Jena. Für sein Engagement hat er in den letzten Jahren zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, darunter den Thüringer Integrationspreis und den Thüringer Familienpreis.

Das „Willkommensbuch“

Um neu zugewanderten Kindern den Start und das Zurechtfinden in der neuen Umgebung zu erleichtern, entwickelte die Kindersprachbrücke 2013 zusammen mit einer Kinderredaktion ein interaktives Kinderbuch. Das „Willkommensbuch“ führt die Kinder außerdem in die deutsche Sprache ein und fördert mit seinen speziellen Inhalten und interaktiven Aufgaben auch den deutschen Spracherwerb. Grundkenntnisse in der deutschen Sprache und fachsprachliche Inhalte lernen die zugewanderten Kinder und Jugendlichen dann in professionellen Sprachförderkursen. So soll ihnen der Eintritt in die Schule erleichtert werden.

In Einzelsprachkursen für Kinder von sechs bis 16 Jahren werden sowohl die sprachlichen als auch die sozialen Bedarfe jedes einzelnen Kindes berücksichtigt. Die Förderung ist als ergänzende Unterstützung zum schulischen Deutschunterricht und zur schulischen „Deutsch als Zweitsprache (DaZ)“-Förderung gedacht und konzentriert sich auf die Begleitung des Kindes zu Beginn des Deutscherwerbs sowie im Fachsprachenbereich. Die Finanzierung erfolgt über das Bildungs- und Teilhabepaket (Lernförderung) in Kooperation mit JenArbeit und der Volkshochschule Jena.

Die Sprach- und Spielnachmittage
Die Sprach- und Spielnachmittage der Kindersprachbrücke Jena vermitteln Kindern mit und ohne Migrationshintergrund spielerisch Deutsch und setzen bereits im Grundschulalter an. Sie werden in vier Jenaer Schulen durchgeführt. „Neben dem Aufbau und der Erweiterung des Alltagswortschatzes soll auch das Verständnis für die deutsche Grammatik geschult werden. Mithilfe verschiedener Übungen, Spiele und gemeinsamer Ausflüge lernen die Kinder, sich sicher auf Deutsch zu verständigen“, erläutern die Kursleiter*innen. Die Kinder schreiben in kleinen Gruppen gemeinsam ein Theaterstück, drehen einen Film, basteln ein Kinder-Lexikon, machen eine Zeitung oder nehmen eine Radiosendung mit eigenen Texten auf. Interkulturalität ist dabei ein wiederkehrendes Thema. Die Sprach- und Spielnachmittage fördern explizit die Mehrsprachigkeit und beziehen die verschiedenen Muttersprachen mit ein. Von zentraler Bedeutung ist die aktive Beteiligung der Kinder. Sie werden dazu ermutigt, mitzugestalten und mit zu planen. Als Belohnung für eine erfolgreiche Stunde erhält jedes Kind einen Stempel und für zehn Stempel ein Geschenk oder eine Urkunde. Am Ende werden die einzelnen Projekte den Eltern präsentiert.

Die Sprach- und Spielnachmittage fördern nicht nur die Sprach-, sondern auch die Sozialkompetenz der Kinder und den interkulturellen Austausch. Die Kinder werden selbstbewusster und lernen sich einzubringen. Durch das gemeinschaftliche Lernen entwickeln sie zudem mehr Verständnis füreinander. Im Projekttagebuch und in Beobachtungsbögen werden regelmäßig sprachliche Veränderungen, Mitarbeit und Gruppenverhalten festgehalten. So können die Kursleiter*innen nachvollziehen, wie sich die Kinder entwickeln. Die Sprachförderkräfte in allen Sprachkursen sind meist DaZ-Studierende, die von der Kindersprachbrücke Jena e.V. professionell begleitet und geschult werden.

„Start Bildung“
Darüber hinaus ist die Kindersprachbrücke Jena e.V. Anbieter des „Start Bildung“-Programms des Landes Thüringen. „Start Bildung“ ist ein Qualifizierungsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 35 Jahren, die nicht mehr der Schulpflicht unterliegen und keine ausreichenden sprachlichen und fachlichen Kenntnisse für den Erwerb eines Schulabschlusses oder die Aufnahme einer Ausbildung haben. Sie sollen nach Abschluss des Programms die Möglichkeit erhalten, an einem Berufsvorbereitungsjahr teilzunehmen oder direkt eine Ausbildung zu beginnen. Die Teilnehmer*innen erwerben von daher innerhalb eines Jahres Kenntnisse in Deutsch, Mathematik sowie in gesellschaftlicher und politischer Bildung, die ungefähr der Klassenstufe 8 entsprechen.

Weiterbildung ist besonders wichtig
Neben der Förderung von Kindern und ihren Eltern - in Familienseminaren können Eltern mit Migrationshintergrund u.a. wichtige Wörter und Sätze für den Alltag lernen, erfahren, wie Schule und Kita in Deutschland funktionieren und wie sie ihrem Kind helfen können - ist die Kindersprachbrücke Jena auch Trägerin des Inklusionsprojekts „Sozialpädagogisches Teamteaching“. Hier arbeiten Lehrer*innen und Sozialpädagog*innen partnerschaftlich zusammen und ergänzen ihre professionellen Kompetenzen im Unterricht. Außerdem betreibt der Verein zwei stationäre Jugendhilfeeinrichtungen für Jugendliche, bietet kultursensible ambulante Hilfen zur Erziehung an und ist in der Schulsozialarbeit an drei Schulen aktiv. Im April 2019 eröffnete er zudem die mehrsprachige und nachhaltige Kita „Sprachkiste“ mitten im Stadtzentrum von Jena.

Das Institut für Interkulturelle Pädagogische Praxis (IIP), das sich 2017 aus dem Weiterbildungsbereich der Kindersprachbrücke entwickelt hat, ist die Fachstelle für interkulturelle Bildung in Thüringen. Es berät, bildet und begleitet pädagogische Fachkräfte, hauptamtliche und ehrenamtliche Akteure der Migrations- und Bildungsarbeit sowie Organisationen. „Besonders am Herzen liegt uns die Weiterbildung von Fachkräften in Kitas, Schule und Jugendhilfe zu interkulturellen Themen und zum Erwerb der deutschen Sprache“, so das IIP. „Seit 2014 sind wir der größte Weiterbildungsanbieter in Thüringen für interkulturelle Trainings in Kitas, Schule und Jugendhilfe sowie anerkannter Partner in der Weiterbildung für Deutsch als Zweitsprache in der Schule.“ Alle Fortbildungen sind nah an der Praxis orientiert. Die pädagogischen Fachkräfte erhalten hier ihr Handwerkszeug und Hintergrundwissen zur Gestaltung ihres pädagogischen Arbeitsalltags.



Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 19.11.2020
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