Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Erschienen am 14.08.2025:
Hilfe zur Selbsthilfe
Das Projekt „Jugend Aktiv Plus“ unterstützt junge Menschen aus Hamburg

„Jugend Aktiv Plus - Wege in die Zukunft!“ ist ein Projekt der Johann Daniel Lawaetz-Stiftung, das junge Menschen in Hamburg dabei unterstützt, neue Perspektiven zu entwickeln und ihr Leben aktiv zu gestalten. Neben der Begleitung auf dem Weg in Ausbildung oder Arbeit bietet das Projekt auch Unterstützung bei Fragen rund um Behörden, Gesundheit, Wohnen, Finanzen und Schulden. Die Jugendlichen erhalten persönliche Beratung, praktische Hilfe und werden bei Bedarf an passende Fachstellen weitervermittelt. Ein individueller Coach steht ihnen zur Seite und erarbeitet gemeinsam mit ihnen einen individuellen Zukunftsplan.
Manche Menschen fühlen sich verloren, hilflos. Sie erfahren keine Unterstützung und wissen nicht, wie sie ihrem Leben eine neue Richtung geben können. Junge Erwachsene aus Hamburg, die zwischen 18 und 25 Jahren alt sind - Eltern bis 27 - und eine Perspektive suchen, finden bei „Jugend Aktiv Plus - Wege in die Zukunft!“ unkomplizierte und schnelle Unterstützung. Das Angebot der Johann Daniel Lawaetz-Stiftung hilft ihnen, ihren Alltag neu zu strukturieren und ihre Zukunft zu gestalten.
Gute Zusammenarbeit zwischen Trägern und Jugendhilfe
Das Projekt wurde 2011 mit dem Ziel ins Leben gerufen, junge Hamburger*innen, die aus dem Regelsystem herauszufallen drohen und nur schwer über gängige Angebote und Ansprachen zu erreichen sind, sozial und beruflich zu reintegrieren. Das können Menschen mit schwierigen familiären Beziehungen sein, Alleinerziehende, Schulverweigerer*innen, Geflüchtete, junge Menschen ohne Schulabschluss, Ausbildung und Arbeit, mit Schulden, Geld- und Wohnungsnöten und physischen oder psychischen Problemen.
Jugend Aktiv Plus ist mit elf Trägern in verschiedenen Hamburger Stadtteilen vertreten. Das Projektmanagement und die Dachträgerschaft für das Gesamtprojekt liegen bei der Johann Daniel Lawaetz-Stiftung. Die Umsetzung findet bei den Trägern in den jeweiligen Bezirken statt. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des ESF Plus und von der Freien und Hansestadt Hamburg. Das besondere Merkmal des Projekts ist die erfolgreiche Vernetzung mit wichtigen Arbeitsmarktakteuren: Jugend Aktiv Plus arbeitet mit unterschiedlichen Kooperationspartnern zusammen, die ebenfalls in Kontakt zur Zielgruppe stehen. Dazu gehören die Jugendämter, Institutionen der Jugendhilfe, Jugendberufsagenturen, aber auch die Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde) oder das Hamburger Institut für berufliche Bildung (HIBB) und viele mehr. Durch die bezirksübergreifenden stabilen Netzwerke und verbindlichen Kooperationen wird die soziale und berufliche (Re-)Integration der jungen Erwachsenen erheblich verbessert.
Individuelle Hilfestellung
Für diejenigen, die Jugend Aktiv Plus aufsuchen - viele junge Erwachsene erfahren über die Jugendberufsagenturen, die Jugendhilfe oder andere Einrichtungen von Jugend Aktiv Plus, über 30 Prozent der Jugendlichen kommen aus Eigeninitiative auf das Projekt zu - wird grundsätzlich ein individueller Lösungsweg gesucht. Eine Mitarbeiterin bzw. ein Mitarbeiter des jeweiligen Trägers begleitet als feste*r Ansprechpartner*in in einem Einzel-Coaching die Jugendlichen. Dabei ist es den Mitarbeiter*innen wichtig, dass die jungen Menschen keine Ablehnung erfahren und ernst genommen werden, Rückschritte werden toleriert. Das Angebot ist niedrigschwellig. Offene Sprechzeiten laden dazu ein, spontan und ohne Termin vorbeizukommen. Voraussetzung für das kostenlose Angebot ist nur, dass die Menschen, die Jugend Aktiv Plus aufsuchen, ihre Situation verändern möchten und bereit sind, Probleme offen zu besprechen.
Zu Beginn erstellen Coach und Teilnehmende*r einen Plan und entwickeln gemeinsam Perspektiven. Dafür möchte der Coach zum Beispiel wissen, was der/die Teilnehmende zurzeit macht, was er/sie lernen oder verbessern möchte, was ihm/ihr Schwierigkeiten bereitet, ob er/sie gesundheitliche Probleme oder Schulden hat oder eine Wohnung braucht. Oberstes Ziel ist es immer, die aktuelle Situation zu verbessern, Struktur in den Alltag zu bringen und eine Zukunftsperspektive zu schaffen. Dabei versuchen die Mitarbeiter*innen, das Selbsthilfepotential ihrer „Schützlinge“ zu aktivieren, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, Kompetenzen sichtbar zu machen und einen angstfreien Lernraum anzubieten.
Vielfältige Angebote
Über verschiedene Qualifizierungsangebote können die jungen Menschen ihre Fähigkeiten weiterentwickeln und stärken. Die Teilnehmenden von Jugend Aktiv Plus können in Kleingruppen auf den Berufsschulunterricht und die Prüfungen vorbereitet werden oder ihren Schulabschluss nachholen. Auch wird gemeinsam danach geguckt, welcher Beruf zu ihnen passt oder ob ein Bundesfreiwilligendienst (BUFDI) oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) für sie in Frage kommt. In der Bewerbungswerkstatt lernen die Teilnehmenden, eine Bewerbung zu schreiben, notwendige Unterlagen für die Bewerbungsmappe zusammenstellen und Vorstellungsgespräche zu üben. Es gibt Hilfestellung bei der Suche nach einem Praktikum, einem Ausbildungsplatz, einem Job oder einem Platz in einer berufsvorbereitenden Qualifizierungsmaßnahme. Durch die Vermittlung einer Praktikumsstelle im Bereich Gastronomie (z.B. Schulküche oder Café), Dienstleistung (z.B. Sozialkaufhaus) oder Handwerk ergibt sich manchmal auch direkt ein Ausbildungsplatz oder ein Job.
Unterstützung im Alltag
Unterstützung erfahren die Hilfe suchenden jungen Menschen auch bei Behördengängen, Antragstellungen, dem Ausfüllen von Formularen, bei der Wohnungssuche oder durch eine Schuldenberatung. Bei gesundheitlichen Problemen begleitet der Coach sie zur Arztpraxis, zu Beratungsstellen oder hilft, geeignete Therapeut*innen zu finden. Darüber hinaus bieten die einzelnen Träger auch Angebote im Freizeitbereich an wie Bewegungs- und Kreativangebote oder einen Jugendaustausch mit der Hamburger Partnerstadt Marseille, außerdem Einzelberatungen zur Nutzung von Computer und Handy für Schule, Ausbildung, Arbeit und Behörden. Neben der Weiterqualifizierung geht es aber auch immer um die Vermittlung von Regeln, die im Arbeitsmarkt und Alltag wichtig sind. Hierzu zählen das Einhalten von Terminen, Pünktlichkeit und ehrliche Gesprächsbereitschaft.
Jugend Aktiv Plus gelingt es, rund 1200 junge Erwachsene pro Jahr für seine vielfältigen Angebote zu gewinnen. Für durchschnittlich 80 Prozent der Teilnehmenden eröffnet sich im Coaching-Prozess eine neue Perspektive auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.
Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 14.08.2025
© Innovationsportal
Ihr Kommentar zu diesem Beitrag. Dieser Beitrag wurde bisher nicht kommentiert.
Weitere Beiträge nach Innovationsgebieten (Archiv).
Die Übernahme von Artikeln und Interviews - auch auszugsweise und/oder bei Nennung der Quelle - ist nur nach Zustimmung der Online-Redaktion von Bildung + Innovation erlaubt.
Die Redaktion des Online-Magazins Bildung + Innovation arbeitet journalistisch frei und unabhängig. Die veröffentlichten Beiträge bilden u. a. auch interessante Einzelmeinungen zum Bildungsgeschehen ab; die darin zum Ausdruck gebrachte Meinung entspricht nicht notwendig der Meinung der Redaktion oder des DIPF.
Links zum Thema
Weitere Artikel zum Thema
- „ZuBaKa kombiniert jugendrelevante Themen, Sprachförderung und soziales Training.“
- „Weg vom Gießkannenprinzip.“
- Alle Kinder brauchen Chancen
- „Wir wollen zu mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen.“
- „Die Chance auf einen Ausbildungsplatz oder den Besuch einer weiterführenden Schule sollte jedem Schüler gegeben werden.“