Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Erschienen am 23.05.2024:
Alle Kinder brauchen Chancen
FAIR.STÄRKEN fördert Chancengleichheit

Der Kölner Verein FAIR.STÄRKEN e.V. setzt sich dafür ein, dass alle Kinder und Jugendliche eine Chance auf ein gutes und selbst bestimmtes Leben haben. In Sozialtrainings und Gruppenangeboten werden die teilnehmenden jungen Menschen in ihrer Persönlichkeit gestärkt und lernen demokratische Werte und Entscheidungsprozesse kennen. In Projekten wie dem nachhaltigen Tipi-Dorf oder dem Lern- und Erlebnisgarten legen sie selbst Hand an und übernehmen Verantwortung.
Knapp drei Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren leben in Deutschland in Armut. Eine Hauptursache dafür ist die Arbeitslosigkeit der Eltern. Bei vielen anderen Familien - oft sind es Alleinerziehende - reicht das Gehalt nicht aus, sodass sie ihr Einkommen mit Sozialleistungen aufstocken müssen. Von Armut betroffen sind auch viele Familien mit Migrationshintergrund. Kinder aus benachteiligten Lebenslagen erfahren oft auch Benachteiligungen im Bildungssystem und es besteht eine größere Wahrscheinlichkeit als Erwachsene ebenso in Armut zu leben.
Der Verein FAIR.STÄRKEN e.V.
Damit benachteiligte Kinder und Jugendliche die gleichen Chancen auf ein gutes Leben haben, engagiert sich der gemeinnützige Kölner Verein FAIR.STÄRKEN e.V. seit 2018 dafür, sie in ihrer gesunden Entwicklung zu stärken. Mit über 300 Sozialkompetenztrainings, Gewaltpräventionen und Gruppenangeboten im Jahr fördert der Verein, der seit 2019 auch Kontaktstelle des Deutschen Kinderhilfswerks in Köln ist, demokratische Werte und Entscheidungsprozesse. Ein Team aus über 20 erfahrenen und qualifizierten Pädagog*innen und Trainer*innen für Soziales Lernen unterstützt rund 3000 Kinder und Jugendliche pro Jahr in Schulen, Kitas und Wohnheimen für Geflüchtete dabei, ein gewaltfreies Leben und ein positives Miteinander zu führen, fördert ihre soziale Kompetenz und entwickelt mit ihnen gemeinsam Perspektiven für die Zukunft. Maximal 12 Kinder und Jugendliche nehmen an den Gruppenangeboten und Sozialkompetenztrainings teil, die oft über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren gehen, sodass die Pädagog*innen in dieser Zeit zu festen Bezugspersonen werden. Auch das Umfeld der Kinder wird miteinbezogen, es gibt Beratungen für Eltern, Lehrer*innen und Schulsozialarbeiter*innen. Um die hohe Qualität der pädagogischen Arbeit sicherzustellen, werden die Mitarbeiter*innen regelmäßig fortgebildet und alle Angebote und Projekte einer Wirkungsanalyse unterzogen.
Die Sozialtrainings
In den Gruppenangeboten lernen die Kinder ihre Rechte kennen und anwenden, sich für Vielfalt und Gerechtigkeit einzusetzen, sich anderen gegenüber respektvoll zu verhalten und gewaltfrei aufzutreten. Mit bewegungsorientierten Übungen, Spielen, Reflexionen und Impulsen zu altersgerechten Fragen und Themen wird die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen gestärkt und ein wertschätzendes und partizipatives Miteinander für ein zufriedenes und gelingendes Leben in der Gesellschaft gefördert. Die Trainings unterteilen sich in verschiedene Phasen, in denen Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit gestärkt, Eigenverantwortlichkeit und Solidarität gefördert werden. Trainiert werden auch Kommunikations-, Team- und Kooperationsfähigkeiten sowie Konfliktlösungskompetenzen und die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme.
Eine eigene Identität entwickeln
Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung bietet FAIR.STÄRKEN Gruppenangebote in Wohnheimen für Geflüchtete. In diesem geschützten Raum können sie in Ruhe ankommen und sich in der neuen Gesellschaft zurechtfinden. Hier wird der Spracherwerb gefördert, demokratisches Regelverständnis und soziale Integration spielerisch, kreativ und bewegungsorientiert gemeinsam eingeübt und die Startchancen der Kinder verbessert. Auch geschlechtsspezifische Themen der Entwicklung wie Sexualität, Rollenbilder und Identität spielen eine wichtige Rolle. Jugendliche mit Fluchterfahrung geraten bei diesen Themen häufig in Loyalitätskonflikte, da sie in Familie, Schule und Gesellschaft verschiedenen Konzepten ausgesetzt sind. Mit Hilfe der pädagogischen Fachkräfte entwickeln sie eine eigene Identität.
Demokratie und Nachhaltigkeit
Wesentlich in der Vereinsarbeit sind auch die Themen Nachhaltigkeit und Demokratie. Kinder und Jugendliche werden dabei angeleitet, eine demokratische Haltung zu entwickeln und an Entscheidungen, die ihr eigenes Leben betreffen, altersgerecht partizipieren zu können. Themen der politischen Bildung, die sich an den Lebensrealitäten der Jugendlichen orientieren, werden (be)greifbar gemacht. Durch zusätzliche Bildungsfahrten nach Berlin und zu Gedenkstätten wird ein Geschichtsbewusstsein und Interesse an aktuellen gesellschaftspolitischen Themen gefördert. In den Nachhaltigkeitsgruppen wird Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) praxisnah auf spielerische Art und Weise erfahrbar gemacht. Die Kinder und Jugendlichen gärtnern, kochen und bauen gemeinsam, unternehmen Ausflüge und Ferienfahrten in die Natur. Dabei werden Werte wie Gerechtigkeit und Wertschätzung für die Natur eingeübt, Zukunftsperspektiven reflektiert und Handlungen bewertet.
In der Kölner Innenstadt haben Mitarbeiter*innen von FAIR.STÄRKEN e.V. gemeinsam mit Jugendlichen im Projekt „Lern- und Erlebnisgarten“ eine „grüne Oase“ erschaffen. Auf einer rund 30 m² großen Terrasse stehen jetzt Hochbeete mit Pflanzen und Kräutern, Wurmkisten und Insektenhotels, die Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten neuen Lebensraum bieten. Die teilnehmenden Jugendlichen haben viel über die Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Naturkunde erfahren, ein Bewusstsein für Natur- und Umweltschutz entwickelt, ihre praktischen Fähigkeiten gefördert und Verantwortung übernommen. Aus gemeinsamer Kraft ist in Jünkerath in der Eifel ein nachhaltiges Tipi-Dorf entstanden. Mitarbeiter*innen des FAIR.STÄRKEN-Teams und Jugendliche haben es 2019 zusammen aufgebaut und nach der Flut im Sommer 2021 wieder gemeinsam restauriert. Fünf Tipi-Zelte sowie eine Kochstelle, eine Komposttoilette und ein Küchenwagen stehen heute für Kölner Kinder und Jugendliche bereit, die hier mit Pädagog*innen in den Ferien viele schöne Tage mit Bogenschießen, Schwimmen im Bach, Lagerfeuer, Wanderungen, Gruppenspielen, gemeinsamem Kochen, Essen und Entspannen verbringen können.
Die FAIR.STÄRKEN-Akademie
Um ihre langjährige Expertise im Umgang mit Kindern und Jugendlichen weiterzugeben, hat der Verein die FAIR.STÄRKEN-Akademie ins Leben gerufen. Wer sich für die Themen Soziales Lernen und Gewaltprävention interessiert, gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeitet und sie dabei unterstützen möchte, eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu haben, kann sich hier in mehreren Veranstaltungen zu den Bereichen Fairness, Kommunikation, Demokratie, Kinderrechte, Mediennutzung und Erziehung zur zertifizierte*n „Trainer*in für Soziales Leben“ ausbilden lassen.
Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 23.05.2024
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Links zum Thema
- FAIR.STÄRKEN e.V.
- Deutscher Bildungsserver: Bildungsgerechtigkeit
- Deutscher Bildungsserver: Demokratie und Vielfalt leben - Radikalisierung und Extremismus verhindern
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