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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 14.01.2016:

„Sie sollen entdecken, dass Kultur den Menschen ausmacht“

Bündnis für Bildung fördert kulturelle Angebote
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Quelle: BMBF

Mit dem Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) außerschulische Angebote der kulturellen Bildung, die insbesondere an Kinder und Jugendliche aus bildungsbenachteiligten Familien gerichtet sind. Rund ein Drittel aller Jugendlichen unter 18 Jahren wächst in einer sozialen Situation auf, die durch geringe Bildung, niedriges Einkommen oder Erwerbslosigkeit der Eltern geprägt ist. Die Chancen der Betroffenen auf Bildung und kulturelle Teilhabe sind oft gering. Das BMBF unterstützt deshalb seit 2013 deutschlandweit sogenannte lokale Bündnisse für Bildung, in denen sich verschiedene Akteure zusammenschließen, um diesen Kindern und Jugendlichen unterschiedliche Bereiche der kulturellen Bildung näherzubringen. „Wenn es uns gelingt, möglichst vielen Kindern und Jugendlichen, die es nicht leicht haben in ihrem Leben, durch die Angebote kultureller Bildung etwas mehr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und Talente sowie Freude am gemeinsam Erlernten zu vermitteln, haben wir etwas sehr Gutes und Bleibendes auf den Weg gebracht“, so Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, über das Projekt.

Kulturelle Angebote bilden fürs Leben
Kulturelle Angebote leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Bildung junger Menschen, sondern tragen auch zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung bei. In den Angeboten der Bündnisse für Bildung können Kinder und Jugendliche durch die Beschäftigung mit Kunst, Musik, Theater, Tanz oder Literatur ihre eigenen Fähigkeiten erkennen und Fertigkeiten sowie Haltungen entwickeln, die sie für das gesamte Leben stärken. So erleben die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel, wie es ist, etwas selbst zu gestalten, sich einer Aufgabe bis zum Ende zu stellen, anderen etwas vorzuführen, Erfolg zu haben, aber auch Rückschläge zu verkraften. Das fördert ihre Kreativität, ihren Teamgeist, ihre Kritikfähigkeit, ihr Selbstbewusstsein und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Es macht sie aktiv und neugierig.

Kinder und Jugendliche stark machen
Im Rahmen der Bündnisse für Bildung werden verschiedene außerschulische Bildungsmaßnahmen gefördert, wie zum Beispiel Ferienfreizeiten mit kulturellem Schwerpunkt, Paten- und Mentorenprogramme, in denen junge Menschen Vorbildern begegnen und Begleitung finden, Maßnahmen zur Lese- und Sprachförderung sowie zur Verbesserung der Medienkompetenz, Tanz-, Theater-und Zirkusprojekte oder Kurse zur Mediengestaltung und bildenden Kunst. Die Angebote müssen einem pädagogischen Konzept folgen und neue Impulse setzen. Mit der Förderung ist auch verbunden, dass sich die lokalen Akteure untereinander vernetzen und Qualitätsstandards anwenden. Eine unabhängige Jury unter Vorsitz des ehemaligen nordrhein-westfälischen Kulturstaatssekretärs Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff prüft die Konzepte, diskutiert und bewertet sie.

Die Bündnisse in der Praxis

Über 30 Programmpartner – bundesweit vernetzte Verbände und Initiativen – setzen das Förderprogramm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ seit 2013 um. In den Bündnissen schließen sich, wie vorgesehen, mindestens drei lokale Einrichtungen, Vereine oder Gruppierungen zusammen. Musikgruppen, Sportvereine, Stiftungen, Bibliotheken, Theater- und Jugendgruppen agieren etwa mit dem Deutschen Bundesjugendring e.V. oder dem Verband deutscher Musikschulen e.V. und setzen Maßnahmen in allen Bereichen um, die sich vor Ort für Kinder und Jugendliche engagieren. Sie gestalten Workshops, Kurse oder Ferienfreizeiten und Sommerakademien zu Tanz und Theater, Foto, Film, Museum oder Zirkus. In den Bündnissen lernen die Kinder ein Instrument, machen in einer Tanzgruppe mit, singen, malen, proben ein Stück und treten auf, lesen Bücher oder Zeitschriften, besuchen Museen oder Theater. In allen 16 Bundesländern arbeiten zum Beispiel Kursleiter, Zirkuspädagogen und viele ehrenamtliche Mitarbeiter in über 100 Bündnissen von „Zirkus macht stark“ mit. Unter Anleitung von Schauspieler und Theaterpädagoge Martin Bretschneider beschäftigen sich Kinder in der „Kindertheaterwerkstatt Hövelriege“ mit biblischen und historischen Ereignissen und übertragen diese auf die heutige Gesellschaft. Sechs- bis zehnjährige Kinder aus dem Projekt „HipHop Alive“ in Düsseldorf-Reisholz lernen Hip-Hop-Techniken und -schritte kennen. Dabei geht es aber nicht nur um das Erlernen des Tanzes, sondern hauptsächlich darum, sich selbst auszuprobieren, herauszufinden, welche Bewegungen sich gut anfühlen und den eigenen Stil zu finden. In der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen erstellen Jugendliche ihre persönlichen „LUDWIG CHARTS“ und werden zu Museumsführern. In Niedersachsen gründen straffällige Jugendliche eine Band. Das Projekt HINGUCKER! von JAS – Jugend Architektur Stadt e. V. organisiert in Berlin, Hamburg und im Ruhrgebiet Workshops zur Erkundung, Gestaltung und Bespielung öffentlicher Räume, um auf die Gestaltungs- und Nutzungswünsche von Kindern und Jugendlichen aufmerksam zu machen, an der Grundschule im hessischen Lollar musizieren Schülerinnen und Schüler in einem multikulturellen Zupforchester, und in Bad Krozingen in Baden-Württemberg gibt es eine Samba-Gruppe. „Mit ‚Kultur macht stark‘ verbündet sich erstmals ein Bundesministerium über Verbände und Initiativen mit den Akteuren der kulturellen Bildung vor Ort, um vor allem diejenigen Kinder und Jugendlichen zu erreichen, die sonst kaum mit kultureller Bildung in Berührung kämen. Mehrere Bündnispartner sorgen dafür, dass sie die Chance erhalten, mit Kultur passiv und aktiv in Berührung zu kommen. Sie sollen entdecken dürfen, dass Kultur den Menschen ausmacht und sein Erkennen, Fühlen und Wollen verändern kann. Wer zum Beispiel einmal beim Singen im Chor oder bei der geglückten Aufführung eines Musik- oder Theaterstückes erlebt hat, wie es einem ‚den Rücken runterrieseln‘ kann, weiß, was ich meine“, so Grosse-Brockhoff.

Qualitätssicherung ist wichtig

Das Programm läuft noch bis Ende 2017, bis zu 230 Millionen Euro werden insgesamt vom BMBF zur Verfügung gestellt. Seit Projektbeginn sind in ganz Deutschland schon über 10.000 Maßnahmen in rund 4.200 Bündnissen für Bildung durchgeführt und circa 300.000 Kinder und Jugendliche in den Projekten erreicht worden. Der Qualitätsverbund „Kultur macht stark“ der Akademie Remscheid für Kulturelle Bildung und der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel unterstützen die fachpädagogische Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung im Programm. Zusammen mit den Programmpartnern führen sie regelmäßig Workshops und Regionalkonferenzen für Multiplikator/inn/en und Fachkräfte durch und erstellen Fortbildungsmaterialien.



Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 14.01.2016
© Innovationsportal

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