Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Erschienen am 17.12.2015:
„Alle Beteiligten profitieren nachhaltig von dieser Kooperation.“
Das Aktionsbündnis „Inklusive Arbeit“ fördert Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben
Das Aktionsbündnis „Inklusive Arbeit“ bringt Unternehmen und Menschen mit Behinderung in Hamburg zusammen. In der Regel werden über Praktika Wege in die Arbeit vermittelt, manche Menschen finden direkt eine feste Anstellung.
In vielen Unternehmen arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen, hier wird Inklusion als Gewinn für alle Beteiligten verstanden. Doch dafür braucht es Arbeitgeber, die Bewerberinnen und Bewerbern mit Behinderung eine Chance geben und in ihren Firmen geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Inklusive Unternehmen passen Arbeitsplätze an Beschäftigte mit Behinderung an. Sie sehen ihre Stärken und beziehen sie mit ein.
Das Aktionsbündnis „Inklusive Arbeit“
Der Integrationsfachdienst (IFD) für Hamburg, der Beschäftigte mit Behinderung, Arbeitgeber und betriebliche Interessenvertretungen in Hamburg rund um das Thema „Behinderung und Arbeitsplatz“ unterstützt, hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Unternehmen dazu zu bewegen, Menschen mit Behinderung einzustellen. Dazu hat er das vom ESF Hamburg geförderte Aktionsbündnis „Inklusive Arbeit“ initiiert. Das Aktionsbündnis bringt Betriebe und Menschen mit Behinderungen zusammen. In der Regel werden über Praktika Wege in die Arbeit gesucht, manche Menschen finden direkt eine feste Anstellung.
Der IFD Hamburg wird getragen von ARINET, dem Hamburger Fachdienst, dem BFW Vermittlungskontor und der Hamburger Arbeitsassistenz. Arbeitsuchende finden hier eine zielgruppenspezifische Beratung durch die einzelnen Partner: Menschen mit psychischen und neurologischen Behinderungen werden von ARINET und dem Hamburger Fachdienst betreut, Menschen mit Körper- und Sinnesbehinderungen finden beim BFW Vermittlungskontor Unterstützung, und die Hamburger Arbeitsassistenz hält ein spezielles Angebot für Menschen mit Lernschwierigkeiten/geistiger Behinderung bereit. Das Angebot umfasst Berufsbegleitung und Beratung sowie Unterstützung zur Stabilisierung und Sicherung von Arbeitsverhältnissen.
Arbeit finden, die passt
Über das Aktionsbündnis „Inklusive Arbeit“ haben schon viele Menschen mit Behinderung ihren Traumberuf gefunden. So wie Yasemin B., die seit 2002 in der Mitarbeiterkantine einer IKEA-Filiale tätig ist, oder Thekla E., die nach einem Unfall beruflich neu anfangen musste und seit 2013 in einer Apotheke unterstützende Tätigkeiten übernimmt. Das Aktionsbündnis unterstützt arbeitsuchende Menschen mit Behinderungen, die Arbeitslosengeld I oder II beziehen und ihren Wohnsitz in Hamburg haben, sich durch Praktika beruflich zu orientieren und ihren eigenen Weg in die Arbeit zu finden. Die einzelnen Schritte stimmen die Arbeitsuchenden dabei mit ihrem beim IFD Hamburg für sie zuständigen Inklusionsbegleiter ab. Gemeinsam wird ermittelt, welche Tätigkeiten in Frage kommen, anschließend sucht der Inklusionsbegleiter nach einem geeigneten Betrieb, der eine Inklusionspatenschaft in Form eines Hospitations- oder Praktikumsplatzes oder sogar einer festen Stelle übernimmt. Der Inklusionsbegleiter bereitet in Gesprächen auf das Praktikum vor, hilft bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen und begleitet den Arbeitsuchenden zu Vorstellungsgesprächen und auch während des Praktikums bzw. der Arbeitsaufnahme. Unterstützung finden Interessierte außerdem beim „Montagstreff“, der an jedem ersten Montag im Monat stattfindet und dem Erfahrungsaustausch dient. Die Teilnehmer/innen erhalten neue Informationen über den Arbeitsmarkt und können von ihren Praktika berichten. Das „Job-Café“ stellt jeden Freitag PC-Arbeitsplätze zur Verfügung, hilft bei der Praktikums- bzw. Stellensuche, führt Schulungen durch und erstellt Bewerbungsunterlagen.
Nach Aufnahme eines Praktikums oder einer Beschäftigung stehen den Beteiligten in den Betrieben so genannte Inklusionspaten als feste Ansprechpartner zur Verfügung. Diese werden vom Aktionsbündnis „Inklusive Arbeit“ umfassend auf ihre Aufgaben vorbereitet und erhalten vom IFD auf Wunsch ausführliche Informationen zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen, Tipps zur Gestaltung des Arbeitsplatzes sowie Unterstützung durch Beratung oder Besuche vor Ort.
Beispiele, die Mut machen
Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren schon gute Erfahrungen gemacht. Globetrotter Ausrüstungen GmbH zum Beispiel beschäftigt seit mehreren Jahren Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, das Denken im Unternehmen hat sich verändert. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diskutieren nicht mehr, ob das bei uns überhaupt geht. Heute wird darüber gesprochen, wie wir es gestalten können“, erklärt Personalleiterin Katharina Benson. Auch das Junge Hotel Hamburg hat nur Positives zu berichten: „In der täglichen Arbeit, beispielsweise in der Küche oder im House Keeping, wird das Handicap einer Kollegin oder eines Kollegen überhaupt nicht wahrgenommen. Das ist für uns gelebte Inklusion und entspricht der Philosophie unseres Hauses, allen Menschen mit dem gleichen Respekt zu begegnen, unseren Gästen ebenso wie unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, findet der Geschäftsführende Direktor Götz Diederichs. „Ich bin fest davon überzeugt, dass alle Beteiligten nachhaltig von dieser Kooperation profitieren werden“, ist auch Tobias Griess, Chief Commercial & Marketing Officer von Barclaycard I, Barclays Bank PLC, überzeugt. Inklusive Unternehmen gewinnen durch die vielen unterschiedlichen Kompetenzen, die ihr Team auszeichnen. Bei auticon GmbH in Hamburg beispielsweise geht es jeden Tag um die Frage, was ein autistischer Mitarbeiter kann; nicht, was er nicht kann. „Wenn wir Arbeits- und Rahmenbedingungen schaffen, in denen Menschen – ob autistisch oder nicht – ihre individuellen Stärken entfalten können, erhalten wir erstaunliche Arbeitsergebnisse und hohe Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit. Inklusion bedeutet für mich: gesellschaftliche und menschliche Vielfalt nutzen“, so Bernd Günter, Niederlassungsleiter von auticon. All das sind positive Beispiele, die Mut machen und dazu beitragen, Vorurteile abzubauen.
Autor(in): Petra Schraml
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Datum: 17.12.2015
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