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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 09.02.2017:

„Was gibt es Schöneres, als eingeladen zu werden!“

Verein verschenkt kulturelle Erlebnisse
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Quelle: KulturLeben Berlin

Der Verein „KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V.“ vermittelt seit April 2010 freie Kulturplätze kostenlos an Menschen mit geringem Einkommen, die sich einen Kulturbesuch nicht leisten können. Mehr als 360 Kulturpartner unterstützen den Verein.

Kulturelle Veranstaltungen bereichern unser Leben. Ein Besuch im Theater oder ein Konzert in der Philharmonie wirken inspirierend, regen zum Nachdenken an und machen einfach Spaß. Doch nicht jeder kann es sich leisten, kulturelle Veranstaltungen aufzusuchen.
Die Kulturjournalistin Christine Krauskopf hatte vor rund sieben Jahren die Idee, unverkaufte Karten von verschiedenen Veranstaltungen an Menschen zu vermitteln, die sich solche Tickets nicht leisten können, damit jeder Kultur genießen kann. Daraufhin gründete Angela Meyenburg den Verein „KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V.“, damals noch unter anderem Namen, dessen Geschäftsführerin sie auch ist. 

Mehr als 4.000 Tickets pro Monat werden verschenkt
Seit 2010 vermittelt der Verein Veranstaltungstickets kostenlos an Menschen mit geringem Einkommen. Personen, deren Einkommen maximal 900 Euro netto pro Monat nicht übersteigt – bei Familien ist der Satz entsprechend höher, – können sich als Gast bei „KulturLeben Berlin“ registrieren lassen und kostenlos Tickets für Veranstaltungen erhalten. Mehr als 360 Berliner Theater, Konzertveranstalter und Museen unterstützen „KulturLeben Berlin“ inzwischen als Kulturpartner und stellen jeden Monat mehr als 4.000 freie Plätze zur Verfügung. Allein im Jahr 2015 wurden über 48.000 Kulturplätze vermittelt. Das Angebot ist vielfältig und reicht von Sprech-, Musik- und Puppentheatern über Kabarett, Lesungen, Klassische Musik, Rock- und Pop-Musik, bis hin zu Museen, Ausstellungen, Kino, Zirkus-und Sportveranstaltungen. Die Anzahl der freien Plätze variiert von Veranstaltung zu Veranstaltung und wird von den Kulturanbietern nach eigenem Ermessen selbst festgelegt.

Ein guter Tausch
Geholfen ist damit beiden: die Veranstalter haben volle Häuser mit gut gelaunten, interessierten Besuchern, die Gäste genießen die vielfältige Kulturlandschaft Berlins bei freiem Eintritt. Ehrenamtliche Helfer vermitteln die Karten an die registrierten Gäste – mittlerweile sind es über 15.500, davon rund 2.500 Kinder und etwa 7.000 Gäste aus sozialen Partnereinrichtungen – indem sie sie anrufen, ihnen das Angebot vorstellen und sie persönlich einladen. Das löst ein gutes Gefühl bei den Gästen aus. Sie fühlen sich erwünscht und zugehörig. „Was gibt es Schöneres, als eingeladen zu werden, und genau das ist die Arbeit von ´KulturLeben Berlin`: Menschen Lust auf Kultur zu machen, Neugier und Mut zu wecken, sich auf Unbekanntes einzulassen und sich in neue Bereiche zu wagen, die schon lange nicht mehr oder noch nie betreten wurden“, findet Stefan Fischer-Fels, ehemaliger künstlerischer Leiter des GRIPS Theater Berlin, der seit der Spielzeit 2016/17 Mitglied des Leitungsteams und Leiter des Jungen Schauspiels am Düsseldorfer Schauspielhaus ist. Die Gäste haben auch die Möglichkeit, zwei Tickets zu erhalten und selbst noch jemanden einzuladen. Sobald sie sich für eine Veranstaltung entschieden haben, werden sie auf die Gästeliste des Veranstalters gesetzt und müssen an der Kasse dann nur ihren Namen nennen und gegebenenfalls den Personalausweis vorlegen. Den Einkommensnachweis brauchen sie hier nicht zu zeigen, das ist nur bei der Registrierung nötig.

„KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V.“ finanziert sich durch Spenden, Sponsoring und Mitgliedsbeiträge. Büroräume, Computer und Telefone kosten Geld, Flyer und Plakate müssen gedruckt werden, um neue Gäste und Partner zu gewinnen, und für die persönliche Vermittlung der Veranstaltungskarten werden engagierte ehrenamtliche Helfer benötigt.
Der Verein ist Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin und mit mehr als 50 anderen Vereinen aus ganz Deutschland, die sich für kulturelle Teilhabe einsetzen, wie die Kulturtafel, die Kulturdrehscheibe, die Kulturpforte oder die Kulturloge, in der Bundesarbeitsgemeinschaft Kulturelle Teilhabe vernetzt.

Engagement in verschiedenen Projekten

„KulturLeben Berlin“ steht in engem Austausch mit seinen etwa 260 Sozialpartnern, darunter sind Frauenhäuser, Träger der Kinder-und Jugendhilfe oder Behinderteneinrichtungen. Diese können auch Karten für Gruppen beantragen, so dass mehrere Personen die Veranstaltungen in Begleitung besuchen können. Gemeinsam mit Partnern ermöglicht der Verein seit 2012 auch Menschen mit geistiger Behinderung die selbstbestimmte Teilhabe an Kultur: Gäste mit geringem Assistenzbedarf können Veranstaltungen mit einer Begleitung ihrer Wahl besuchen. 600 Einzelgäste haben sich mittlerweile über Partner der Behindertenhilfe bei „KulturLeben Berlin“ angemeldet und nutzen regelmäßig das Kulturangebot.

Daneben engagiert sich „KulturLeben Berlin“ auch in anderen Projekten für kulturelle Teilhabe. So fördert der Verein die kulturelle Inklusion von Migranten und unterstützt migrantische Kulturanbieter dabei, sich gleichberechtigt im Berliner Kulturleben zu bewegen. Seit Januar 2016 baut es eine Koordinierungs- und Vernetzungsstelle für ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit zur Ermöglichung von kultureller und gesellschaftlicher Teilhabe von Flüchtlingen in Berlin auf. Das Projekt wird über drei Jahre von der Aktion Mensch gefördert. Ein Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung kostenloser Kulturplätze an Menschen auf der Flucht: Um den Austausch zwischen Geflüchteten und Berliner/inne/n zu fördern, das gegenseitige Verständnis füreinander zu stärken und die Neuangekommenen mit der kulturellen Landschaft Berlins vertraut zu machen, begleiten freiwillige Mitabeiter/innen geflüchtete Menschen zu Kultur-, Sport-, und Freizeitveranstaltungen.

In Kooperation mit dem Moabiter Ratschlag e.V. und dem Stadtteilverein Tiergarten e.V. führte „KulturLeben Berlin“ von Januar bis Juli 2016 das Kinder- und Jugendprojekt „Cooleranz! – Toleranz ist cool“ durch. Unter dem Motto „Alle Menschen sind gleich. Jeder Mensch ist besonders“ förderte das Projekt den interkulturellen Austausch zwischen Kindern und Jugendlichen von 10 bis 16 Jahren über kulturelle, soziale und sprachliche Grenzen hinweg. In Workshops setzten diese sich mit dem Thema Toleranz spielerisch und künstlerisch auseinander. Mit Unterstützung des Vereins realisierte die Künstlerin Elisa Canducci 2013 und 2014 das Projekt „Kunst sehen, machen und allen zeigen!”. Menschen mit besonderem Hilfebedarf besuchten in Begleitung Museen und Galerien, setzten anschließend ihre Erfahrungen und Ideen in Kreativ-Workshops um und präsentierten zum Abschluss ihre Arbeiten in der Galerie Remise in Berlin-Moabit.
Seit 2011 spielen einige Gäste und freiwillige Mitarbeiter von „KulturLeben Berlin“ sogar zusammen in einer Theatergruppe. Unter dem Namen „The New Challenge Company“ brachten sie schon erfolgreich mehrere Stücke auf die Bühne.

Auszeichnung für soziale Inklusion
Für sein herausragendes Engagement bekam der Verein „KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V.“ schon einige Auszeichnungen. So wurde er beispielsweise im Bereich der sozialen Inklusion im September 2014 mit dem PHINEO Wirkt-Siegel ausgezeichnet und 2015 für den mit 10.000 Euro dotierten Publikumspreis nominiert, der vom Deutschen Engagementpreis alljährlich vergeben wird, und erreichte dort den vierten Platz.

 

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 09.02.2017
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