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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 04.11.2004:

Keine Schultüte ohne Deutschstunden, Teil 2

Vorschulische Sprachförderung - ein Überblick über Deutschförderkurse in den Ländern

Niedersachsen
"Sprachkompetenz in Deutsch bildet die Grundlage für den schulischen Lernerfolg, für die spätere berufliche Integration und für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben insgesamt", sagte der niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann zum Abschluss des Pilotprojektes "Sprachförderung vor der Einschulung". Im Schuljahr 2002/2003 erprobten 20 Schulen in einem Pilotprojekt, wie die vorschulische Sprachförderung flächendeckend eingeführt werden könnte. Die Sprachförderung ist grundsätzlich verbindlich. Um dem Charakter der Verbindlichkeit Ausdruck zu verleihen, wurde das Niedersächsische Schulgesetz geändert: "Kinder deren Deutschkenntnisse nicht ausreichen, um erfolgreich am Unterricht teilzunehmen, sind verpflichtet, ab dem 1. Februar des Einschulungsjahres an besonderen schulischen Sprachfördermaßnahmen teilzunehmen." Die meisten Kinder mit Förderbedarf sind Kinder mit Migrationshintergrund, also Kinder, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Doch in der Pilotphase kamen immerhin 11 Prozent der Kinder aus Familien, deren Muttersprache Deutsch ist. 

Die Sprachförderung beginnt mit einer Sprachstandserhebung am Tag der Anmeldung zur Schule im September eines Schuljahres. Seit 2004 werden die Deutschkurse flächendeckend angeboten. Zum 1. Februar dieses Jahres erhalten 10.000 Kinder von insgesamt 90.000 Schulanfängern den gezielten Sprachunterricht. Hierzu stellt das Land 15.000 Lehrerstunden bereit. Die 20 Mio. Euro, die Niedersachen für die vorschulische Sprachförderung vorsieht, sind gedacht als Investition in die Zukunft. Ausführliche didaktisch- methodische Empfehlungen für die Durchführung der Deutschkurse sind im Internet jederzeit abrufbar. Selbstverständlich werden auch die Lehrerinnen und Lehrer geschult. Derzeit bilden 32 Multiplikatoren oder Moderatorinnen und Moderatoren ein Netzwerk für die landesweite Qualifizierung. Sie vermitteln Kenntnisse über den Spracherwerb, Verfahren zur Sprachstandsfeststellung und über Rahmenbedingungen für die vertrauensvolle Arbeit mit den Kindern. Auch für die Zusammenarbeit mit Eltern und Kindergärten haben die Moderatoren Hinweise parat. Besteht auch nach dem Besuch des vorschulischen Deutschkurses noch Förderbedarf, dann greift an den Grundschulen Förderunterricht nach den Rahmenrichtlinien "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ). Laut Marcella Heinen aus dem Niedersächsischen Kultusministerium ist die Resonanz der Eltern auf die vorschulischen Sprachkurse positiv. Bei den Deutschkenntnisse der Kinder seien deutliche Fortschritte erzielt worden.   

Nordrhein-Westfalen
"Gerechte Teilhabe an Bildungschancen" - diese Losung gibt Ute Schäfer, Schulministerin in Nordrhein-Westfalen, für die Sprachförderung von Kindern mit Migrationhintergrund aus. Denn viele von ihnen sprechen in der Familie kein Deutsch. Es erstaunt daher nicht, dass fast jedes zehnte Kind vor der Einschulung in den Deutschkurs muss: Von rund 188.000 Erstklässlern wurden etwa 21.000 Kinder für einen Deutschkurs vorgeschlagen. Die Deutschkenntnisse werden bei der Anmeldung zur Grundschule in einem Gespräch geprüft. Damit genügend Zeit zur Förderung bleibt, wurde die Anmeldung zur Grundschule für das Schuljahr 2004/2005 auf November 2003 vorgezogen.  

Nordrhein-Westfalen strebt eine flächendeckende vorschulische Sprachförderung an. Im Frühjahr 2004 hat das Land 1900 Deutschkurse mit jeweils mindestens fünf Teilnehmern eingerichtet, die ein halbes Jahr dauern. Doch auch in Kindertagesstätten werden 1700 solcher Kurse angeboten, die dann zehn Monate laufen. Insgesamt kommt man in Nordrhein-Westfalen auf 36.000 Plätze in vorschulischen Sprachförderkursen. Trotz schwieriger Haushaltslage baut das Land die vorschulischen Sprachkurse weiter aus: Es investiert 7,5 Mio Euro bis zum Jahr 2005 in vorschulische Sprachkurse. Gleichzeitig sind die Ausgaben für den muttersprachlichen Unterricht verringert worden: "Haushaltspolitische Gründe haben die Landesregierung gezwungen, die Zahl der Stellen für muttersprachlichen Unterricht im Jahr 2003 auf 886 zu verringen", heißt es in einer Stellungnahme des Schulministeriums. Im Zuge einer "neuen Organisation des muttersprachlichen Unterrichts wurde etwa die vorgeschriebene Mindestgröße für muttersprachliche Lerngruppen angehoben. Das heißt: Größere Gruppen, weniger Lehrkräfte.  

Rheinland-Pfalz
"Sprachkompetenz ist der entscheidende Schlüssel zum Erfolg in der Schule, im Beruf und im gesellschaftlichen Leben", sagte jüngst Bildungs- und Jugendministerin Doris Ahnen anlässlich der Fachtagung "Sprache eröffnet Welten" in Mainz. Die Sprachförderung in Rheinland-Pfalz läuft im letzten Kindergartenjahr an. Die Feststellung des Sprachstands der Kinder, überwiegend Kinder mit Migrationshintergrund, wird durch ein systematisches Beobachtungsinstrument unterstützt, das vom bayerischen Staatsinstitut für Frühpädagogik in München entwickelt wurde: SISMIK oder "Sprachverhalten und Interesse an Sprache bei Migrantenkindern in Kindertageseinrichtungen" wird für gezielte Sprachförderung eingesetzt und gibt darüber hinaus auch Hinweise für konstruktive Gespräche mit den Eltern und soll den Übergang von Kindergarten zur Schule vereinfachen.

Die Sprachförderung in Rheinland-Pfalz wird schnell ausgeweitet. Im Jahr 2002 begann das Förderprogramm mit 100.000 Euro für die Personalausstattung. Bis heute sind 3325 Kinder in 370 Gruppen unterstützt worden. Dazu hat das Land 300 zusätzliche Erzieherinnen engagiert. Bis zum Jahr 2006 werden die Fördermittel vervierfacht. Dann sind 400.000 Euro vorgesehen. Die Förderkurse, die in den Kindertagesstätten angeboten werden, sind nicht verpflichtend, aber den Eltern werden sie dringend empfohlen, sagt Pressesprecher Wolf-Jürgen Karle. Die Tagestätten erhalten pauschal einen Zuschuss von 1350 Euro. Wie groß der Förderbedarf ist, zeigt die Erhöhung der Stundenanzahl von zuletzt 80 Stunden pro Gruppe auf 90 Stunden.

Saarland
"PISA und IGLU haben deutlich gemacht, dass mit der Beseitigung von Sprachdefiziten früh begonnen werden muss", sagte Hansgünter Lang, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft. In diesem Sinne heißt das Programm zur vorschulischen Sprachförderung im Saarland, das seit Februar 2004 läuft "Früh Deutsch lernen". Eine Sprachstandsfeststellung hat ergeben, dass bei 15 Prozent der Kinder Förderbedarf besteht (256 von 1.734 Erstklässlern). In den "Vorkursen" werden 256 Kinder mit Migrationshintergrund intensiv mit dem Deutschen vertraut gemacht. Die 24 im Saarland durchgeführten Deutschkurse sind freiwillig.  

Die Kinder befassen sich zehn Unterrichtsstunden pro Woche mit Deutsch anhand von Unterrichtsmaterialien, die an die Erfahrungswelt der Kinder anknüpfen. Unterrichtet werden sie von 16 Lehrkräften, die für die Aufgabe unter Mitarbeit des Paritätischen Bildungswerkes vorbereitet wurden. Kinder, die auch nach den Vorkursen nicht genügend Deutsch können, erhalten an Grundschulen in "spezielle Vorklassen" ein Jahr lang begleitenden Sprachunterricht und gleiten allmählich in die Regelklasse über. Die Investitionen für landesweite Sprachförderung an Kitas und Grundschulen, also für die 16 Sprachlehrer an Kindergärten und weitere 37 Lehrkräfte an Grundschulen, belaufen sich auf 2,8 Mio Euro. Im Saarland soll die gezielte Deutschförderung in Zukunft gerade in so genannten "sozialen Brennpunkten" mit einer großen Anzahl von Kindern mit Migrationshintergrund ausgebaut werden.   

Sachsen
Sachsen betont den Leistungsgedanken: "Entscheidend für die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler ist die Qualität des Unterrichts" , heißt es im Programm des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus zur Qualitätsverbesserung an den Schulen von 2002. Der Hintergrund: Sächsische Schüler hätten im Rahmen von PISA-E "überdurchschnittliche Ergebnisse" erzielt und die "Schulpolitik der Staatsregierung bestätigt". Diese leistungsorientierte Einstellung wirkt sich auf die Gestaltung von Grundschule aus, die sich auf die "Vermittlung von Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) konzentrieren soll". Hierzu soll die Förderung im Vorschulalter verbessert werden, etwa durch die intensivere Zusammenarbeit mit Kindergärten und dem Hort. Die umfassende Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund setzt derzeit offenbar erst mit der Einschulung ein, nicht vorher. Erstklässlern mit Migrationshintergrund wird Deutsch anhand des Lehrplans "Deutsch als Zweitsprache" vermittelt. Ansonsten setzt Sachsen auf konsequente Leseförderung in Kitas und Grundschulen. Brigitte Wende, Sächsisches Staatsministerium für Soziales, betont, dass das Land die Thematik vorschulischer Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund im Blick behält. So werde es Im Jahr 2005 eine Fachtagung zum Zweitspracherwerb geben. Dann werde auch die Frage der vorschulischen Förderung von Kindern aus Migrantenfamilien diskutiert. 

Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt hat derzeit kein spezielles Sprachförderprogramm für Kinder mit Migrationshintergrund im Vorschulalter. Allerdings haben alle Kinder nach dem neuen Kinderförderungsgesetz (KiFöG) einen Rechtsanspruch auf Betreuung und damit auch auf vorschulische Bildung. Im Bildungsprogramm für Kitas, "Bildung: elementar - Bildung von Anfang an", spielt auch  die Förderung der Sprache eine Rolle. Beim Punkt "Kommunikation - Sprache(n) und Schriftkultur" wird ausdrücklich darauf eingegangen. Außer der Sprachförderung umfasst das Bildungsprogramm Aspekte wie interkulturelle und soziale Grunderfahrungen, Ästhetik und Kreativität, mathematische Grunderfahrungen, Welterkundung, naturwissenschaftliche Grunderfahrung und schließlich Körper, Bewegung und Gesundheit.  

Mit unter zwei Prozent ist der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in Sachsen-Anhalt gering und intensive Sprachförderung wird eher in der Stadt als auf dem Land angesagt sein. Sachsen-Anhalt möchte sich verstärkt der 10 Prozent Kinder annehmen, die noch keine Kita oder sonstige vorschulische Einrichtung besucht haben. Nach Punkt fünf des Runderlasses des Kultusministeriums vom 26. Januar 2004 "Gestaltung des Überganges zur Schule" sind die Einrichtungen im vorschulischen Bereich aufgefordert, mit der Grundschule Konzepte zu erarbeiten, die den Prozess des Übergangs zur Schule erleichtern. Das könnten auch vorschulische Sprachkurse für Kinder mit Migrationshintergrund sein. 

Schleswig-Holstein
"Wir wissen heute, dass das günstigste Zeitfenster für das Erlernen der Sprache weit vor der Einschulung liegt", so die Meinung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur Schleswig-Holsteins. Sprachförderung wird in Schleswig-Holstein als "Entwicklungsförderung" verstanden. Sie startet im nördlichsten Bundesland, das sich am Vorbild Schweden orientiert, besonders früh und umfassend. Die vorschulische Sprachförderung wird in Schleswig-Holstein nicht allein für sich, sondern stets als ein Förderelement eines größeren Ganzen betrachtet - und die einbezogenen Fördereinrichtungen werden als aktives Netzwerk erachtet. Die Säulen des Förderkonzepts sind:   

  • Sprachförderung und Einschätzung der Sprachkompetenz in Kitas.
  • Vorgezogene Sprachintensivförderung zwischen Schulanmeldung und Einschulung (SPRINT).
  • Sprachförderung in der Schule (DAZ-Zentren).
  • Sprachheilförderung von Drei- bis Sechsjährigen.
  • Fortbildung für Erzieherinnen und Erzieher sowie der Lehrkräfte.
  • Information und Versorgung mit didaktischen Material.   

Bei der vorschulischen Sprachförderung unterscheidet Schleswig-Holstein zwischen ganz kurzfristiger und langfristiger Sprachförderung. Die langfristige zwei- bis dreijährige Förderung beginnt mit der Aufforderung an die Eltern, die Kinder ab dem dritten Lebensjahr den Besuch einer Kita zu ermöglichen. Je nach Befund gibt es in dieser Phase für die Kinder dort sprachheilpädagogische Förderung, Förderung der phonologischen Bewusstheit sowie gezielte Sprachförderung bei Kindern mit Migrationshintergrund. Seit 2003 wird in Kitas auch gezielt die Zweisprachigkeit der Kinder mit Migrationshintergrund gefördert. Als Leitfaden für die Beobachtung des Sprachverhaltens der Kinder in Alltagssituationen dient SISMIK (Sprachverhalen und Interesse an Sprache bei Kindern mit Migrationshintergrund). Zu diesem Zweck hat das Land seit 1996 Tausende Erzieherinnen und Erzieher in den Bereichen Sprachförderung und Methodik fortbilden lassen. Sie sollten dann mit dem Material zur Sprachstanderfassung umgehen können, das in allen Kitas ausliegt. Schleswig-Holstein hat mit SISMiK Ansätze aus Bayern aufgegriffen. Nach einer Sprachstandserfassung wird ein "Schulfähigkeitsprofil" erstellt, das in Abstimmung mit Eltern, Kitas und Grundschulen dazu dienen soll, richtige pädagogische Entscheidungen zu fällen. Der Landeshaushalt für die Kindertagesstätten verzeichnet insgesamt ein sattes Plus: Gegenüber 1993 hat sich der Zuschuss für die Kitas heute nahezu verdreifacht. Ganze 60 Mio. Euro beträgt der Landeszuschuss für die Jahre 2004 und 2005. 

Kurzfristige Sprachförderung startet ein halbes Jahr vor der Einschulung. Beim Einschulungsgespräch wird bei Kindern, die keine Kita besucht haben, zunächst der Sprachstand erfasst. Das Projekt "Fördephon" richtet sich ein halbes Jahr vor Schuleintritt  an alle Kinder, mit oder ohne Migrationshintergrund. Es basiert auf Untersuchungen Wolfgang Schneiders, Experte für Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten, der nachweist, das der Schriftspracherwerb bei allen Kindern deutlich stimuliert werden kann, wenn die Kinder "phonologische Bewusstheit" erlangen. Auch der natürliche Zweitspracherwerb und die Konzentrationsfähigkeit beim Lernen würden dadurch erleichtert. Christiane Christiansen, Landeskoordinatorin für Sprachheilpädagogik, hat das Programm in eine spielerische Form gebracht und an die Lebenswelt der Kinder angepasst. Je nach dem Stand ihrer Deutschkenntnisse erhalten Fünfjährige als Notanker vor Schuleintritt eine "Sprach-Intensiv-Förderung", sprich SPRINT. Die Sprachkurse, die schrittweise ausgebaut werden sollen, können sowohl in der Grundschule als auch in der Kita stattfinden. 

Thüringen
Die "Leitlinien frühkindlicher Bildung" erstellt vom Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit in Thüringen enthalten selbstverständlich auch Bestimmungen zur "Sprache und Kommunikation". Darin heißt es unter anderem: "Die Bildungskonzeption jeder Einrichtung beinhaltet die Förderung der Sprachentwicklung sowie die Lust auf sprachliche Kommunikation." Spezifische Leitlinien für die vorschulische Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund finden sich hier indes nicht. Förderunterricht Deutsch beginnt in Thüringen an den Grundschulen, wo es auch entsprechende "Vorbereitungskurse" gibt. Diese Kurse und der Förderunterricht richten sich nach dem Lehrplan "Deutsch als Zweitsprache".

Ausblick
Es muss nicht immer erfreulich sein, an der Spitze zu sein: Deutschland ist Weltmeister in sozialer Auslese: Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg springt hier, wie internationale Vergleichsstudien belegen, besonders ins Auge. Dies trifft insbesondere Kinder aus sogenannten bildungsfernen Schichten und aus Familien mit Migrationshintergrund. Nun sind die meisten Länder mittlerweile bereit, viel Geld zu investieren, um vor allem die Sprachkenntnisse von Kindern mit Migrationshintergrund  bereits früh zu verbessern und bei Bedarf auch schwere Mängel in den Deutschkenntnissen möglichst noch vor Schulbeginn zu beheben. So weit so gut.

Allerdings: "Wegen der zumeist hohen Elterngebühren gehen gerade Kinder aus sozial schwächeren Familien oder aus Migrantenfamilien, die Förderung besonders bräuchten, nicht in den Kindergarten" sagte jüngst Ludwig Eckinger, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung Erziehung (VBE) zur Eröffnung des Erzieher/innentages am 28. Oktober 2004 in Berlin. Vielversprechend sind jedoch gerade die integrativen Ansätze zur Sprachförderung, die bereits lange vor der Einschulung beginnen und auch noch in der Grundschule fortgesetzt werden.

Die kurzfristig angesetzten vorschulischen Deutschkurse, die erst nach der Grundschulanmeldung beginnen, können zwar dazu beitragen, die Kinder mit den allernotwendigsten Deutschkenntnissen zu verarzten - allerdings reicht dies längst nicht aus. Denn die Deutschkurse sind lediglich so etwas wie eine Feuerwehr gegen den Flächenbrand der Sprachlosigkeit vieler Kinder im Unterricht. Andererseits weiß man, dass ein halbes Jahr kaum dazu ausreicht, die Deutschkenntnisse langfristig zu verbessern. Und wenn die Kinder schon früh im Land sind bzw. hier geboren wurden, warum sollte man sie nicht früher fördern? Dazu muss man auch ihre Eltern gewinnen, sie über die Bedeutung von Bildung für die Zukunft ihrer Kinder informieren und akzeptable Rahmenbedingungen für den Besuch von Kindertageseinrichtungen schaffen, damit Kinder mit und ohne Migrationshintergrund  bereits früh ihre sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten entwickeln und ausbauen können.

Die Länder stehen mit der Förderung der Deutschkenntnisse im Vorschulalter erst ganz am Anfang des Ausbaus der vorschulischen Bildung - ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es bleibt zu hoffen, dass sie trotz schwieriger Haushaltslage weiter daran festhalten und nicht in einem Schlingerkurs der bildungspolitischen Prioritäten geraten.

Autor(in): Arnd Zickgraf
Kontakt zur Redaktion
Datum: 04.11.2004
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