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Erschienen am 03.04.2025:
„Eines der größten Berufsorientierungsprojekte für Mädchen weltweit.“
Am 3. April ist wieder Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag!

Der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag ist ein bundesweiter Berufsorientierungstag, an dem Mädchen Berufe und Studienfächer kennenlernen, in denen der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt. Das betrifft zum Beispiel die Bereiche IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik. In Werkstätten und Laboren begegnen sie weiblichen Vorbildern in Führungspositionen und bekommen Einblicke in den Alltag der verschiedenen Berufe.
Viele Jugendliche wissen während der Schulzeit noch nicht, welchen Beruf sie anschließend ergreifen möchten. Bei ihren Überlegungen spielt oft das Denken in Geschlechterklischees eine Rolle. Junge Frauen in Deutschland verfügen zwar über eine sehr gute Schulbildung, trotzdem wählt mehr als die Hälfte der Mädchen aus nur zehn verschiedenen Ausbildungsberufen im dualen System, darunter ist kein einziger naturwissenschaftlich-technischer. Auch in Studiengängen wie Ingenieurswissenschaften oder Informatik sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Damit schöpfen sie ihre Berufsmöglichkeiten nicht vollständig aus, während den Betrieben gerade in technischen und techniknahen Bereichen qualifizierter Nachwuchs fehlt.
Der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag
Der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag, der seit 2001 jährlich am vierten Donnerstag im April und dieses Jahr wegen der Osterferien Anfang April stattfindet, ermöglicht Mädchen Berufe kennenzulernen, die als typische Männerberufe gelten. An diesem Tag laden Unternehmen und Institutionen Mädchen ab Klasse 5 ein, in Berufe hineinzuschnuppern, in denen der Frauenanteil bei maximal 40 Prozent liegt. Oft sind das Berufe, die gute Perspektiven bieten, wie Informatikerin, Industriemechanikerin, Ingenieurin oder Handwerkerin. Am Girls'Day erleben die Teilnehmerinnen in Laboren, Büros und Werkstätten, wie spannend die Arbeit dort ist. Sie gewinnen Einblicke in den Alltag der Betriebe und erproben ihre Fähigkeiten praktisch. Sie erhalten auch direkte Antworten auf ihre Fragen, lernen interessante Vorbilder kennen und können erste Kontakte knüpfen.
Eines der größten Berufsorientierungsprojekte für Mädchen
Der Girls'Day ist eines der größten Berufsorientierungsprojekte für Mädchen weltweit. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) rufen den Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag gemeinsam mit vielen Aktionspartnern in Deutschland aus, darunter sind beispielsweise die Initiative D21 und die Bundesagentur für Arbeit. Neben den Aktionspartnern kooperiert der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag auch mit Verbänden, Initiativen und Arbeitsgemeinschaften. Am Girls'Day 2025 bieten rund 15.000 Unternehmen und Organisationen etwa 130.000 Plätze für Schülerinnen an. Insgesamt wurden seit dem ersten Girls'Day mehr als 185.000 Angebote mit über 2,4 Millionen Plätzen für Mädchen zur Verfügung gestellt. Über das Girls'Day-Radar können die Schülerinnen selbständig Angebote vor Ort oder digitale Angebote finden und sich anmelden.
Auftaktveranstaltung im Bundeskanzleramt
Schon bevor der Girls'Day am 3. April bundesweit startete, fand am 1. April 2025 der offizielle Auftakt im Bundeskanzleramt statt. 24 Schülerinnen aus drei Berliner Schulen erkundeten gemeinsam mit Bundeskanzler Scholz und dem Präsidenten der Initiative D21, Marc Reinhardt, den Erlebnisparcours von sieben Mitgliedsorganisationen der Initiative D21. An den verschiedenen Stationen lernten die Schülerinnen in 20-minütigen Workshops spielerisch verschiedene MINT-Berufsbilder wie KI-Ingenieurin, Neurowissenschaftlerin und Datenwissenschaftlerin kennen. Im Anschluss gab es noch Gelegenheit für einen persönlichen Austausch mit Bundeskanzler Olaf Scholz.
Girls'Day wirkt
Die jährliche Evaluation bestätigt, dass der Girls'Day nicht nur Berufsbilder vorstellt, sondern tatsächlich Begeisterung für MINT-Karrieren weckt. Die Wirkungsstudie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass 95 Prozent der Schülerinnen den Girls'Day sehr gut oder gut bewerten. Rund 70 Prozent geben an, großes Interesse für die erlebten Berufsfelder entwickelt zu haben. Viele können sich sogar vorstellen, später in diesem Bereich zu arbeiten. Ein Mädchen, das über den Girls'Day seinen Traumberuf gefunden hat, ist Lilith Diringer. Sie hat insgesamt sechsmal am Girls'Day teilgenommen. Der Girls'Day war maßgeblich daran beteiligt, ihr naturwissenschaftlich-technisches Interesse zu wecken. Ausschlaggebend für ihr jetziges Studium „IT-Systems Engineering“ am Hasso-Plattner-Institut (HPI) war unter anderem ein Girls'Day-Workshop an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) zum Thema Programmierung. Auch für Unternehmen hat der Girls'Day viele Vorteile. Viele Unternehmen nutzen den Girls'Day, um Mädchen für ihren Berufsbereich zu begeistern, Nachwuchskräfte zu gewinnen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Wirkungsstudie belegt, dass 42 Prozent der Teilnehmerinnen Lust haben, später in dem Unternehmen zu arbeiten, das sie am Girls'Day kennengelernt haben.
Der Anteil von Frauen in technischen und handwerklichen Berufen steigt
Seit Jahren leistet der Girls'Day einen wichtigen Beitrag dazu, dass der Anteil von Frauen in technischen und handwerklichen Berufen steigt. Durch ihn werden Mädchen ermutigt, neue Berufsfelder kennenzulernen und sich für ihre eigenen Interessen und Talente zu entscheiden. Immer mehr junge Frauen wählen Berufe, die lange als klassische Männerdomänen galten. So ist die Zahl der Frauen, die eine Ausbildung zur Fachinformatikerin beginnen, seit 2004 um ganze 245 Prozent gestiegen. Damals lag ihr Anteil an den Auszubildenden bei sieben Prozent, heute bei elf Prozent. Auch die Anzahl der weiblichen Studierenden in MINT-Fächern ist in den letzten zehn Jahren stetig gewachsen.
Doch nach wie vor sind Frauen in vielen MINT-Branchen unterrepräsentiert. Im März 2025 hat die Europäische Kommission mit dem STEM Education Strategic Plan deshalb große Ziele für die MINT-Bildung gesetzt, bei denen die Förderung von Mädchen und jungen Frauen im Fokus steht. Bis 2030 sollen mindestens 45 Prozent der Auszubildenden in MINT-Berufen und 40 Prozent der MINT-Studierenden Frauen sein. Derzeit liegt Deutschland noch bei 13 (Ausbildung) bzw. 33 Prozent (Hochschulbereich). Mit Maßnahmen wie dem Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag sollen die Zahlen weiter gesteigert werden.
Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 03.04.2025
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Links zum Thema
- Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag
- Deutscher Bildungsserver: Girls' und Boys' Day - Zukunftstag 2025 für Mädchen und Jungen!
- Deutscher Bildungsserver: Berufsorientierung und MINT
- Deutscher Bildungsserver: MINT-Berufe für Mädchen: Förderinitiativen und Angebote im Überblick
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