Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Erschienen am 27.02.2025:
„Wir machen die Welt grüner, bunter, gesünder und nachhaltiger.“
Der Verein Acker e.V. fördert die Wertschätzung für Natur und Lebensmittel

Der Verein Acker e.V. setzt sich mit verschiedenen Bildungsprogrammen wie GemüseAckerdemie oder AckerRacker dafür ein, dass Kinder auf schul- und kitaeigenen Grundstücken Gemüse anbauen und darüber die Natur und Lebensmittel mehr wertschätzen. Damit sichergestellt ist, dass die Programme greifen, werden sie regelmäßig auf ihre Wirksamkeit überprüft. Mit seinen Projekten hat der Verein schon über 320.000 Kinder erreicht.
Viele Kinder wachsen heute auf, ohne einen Bezug zur Natur zu haben. Sie verbringen wenig Zeit draußen und erfahren kaum noch, wo Lebensmittel herkommen oder wie sie angebaut werden. Dazu kommt, dass Lebensmittel heute oft verarbeitet sind und keiner genau weiß, woraus sie gemacht wurden und wie sie auf den Körper wirken. Außerdem werden jährlich etliche Tonnen Lebensmittel allein in Deutschland weggeworfen.
Freude beim Anbau von Gemüse wecken
Der Verein Acker e.V. macht deshalb mit verschiedenen Bildungsprogrammen und Angeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfahrbar, wie viel Arbeit und Freude in dem Anbau von frischem Gemüse stecken. Dahinter steht die Überzeugung, dass Kinder, die schon früh mit der Natur in Berührung kommen, sie als Erwachsene mit einer höheren Wahrscheinlichkeit schützen. Der Verein will eine Gesellschaft fördern, die die Natur und natürliche Lebensmittel wertschätzt und die Lebensmittelverschwendung stoppt. Bis 2030 soll durch die Bildungsprogramme von Acker e.V. jedes Kind in der Schule oder der Kindertagesstätte (Kita) die Möglichkeit erhalten, auf einem Acker oder im Schulgarten Gemüse selbst anzubauen und dadurch ein tieferes Verständnis für ausgewogene, bewusste und gesunde Ernährung zu erhalten. In diesem Zusammenhang werden auch Kompetenzen und Wertvorstellungen gefördert, die dabei helfen, im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) eine zukunftsfähige Welt mitzugestalten.
Der Gründer von Acker e.V.
Die Idee zu Acker e.V. stammt vom Gründer und Geschäftsführenden Vorstand Christoph Schmitz. Er ist selbst auf einem Bauernhof groß geworden, hat Agrar- und Wirtschaftswissenschaften studiert und am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung promoviert. Mit der Geburt seines ersten Kindes im Jahr 2012 kamen bei ihm Überlegungen auf, wie man Kindern die Landwirtschaft erklären könne. Tagesausflüge auf Bauernhöfe allein würden dafür nicht ausreichen. So entstand die Vorstellung, dass der Acker selbst als Lernort zu den Kindern kommen müsse. Er wollte, dass Kinder und Jugendliche verstehen, woher das Essen auf ihren Tellern kommt, und entwickelte ein Konzept, mit dem er den Gemüseanbau im Rahmen eines Bildungsprogramms an Schulen bringen könnte, testete es und war von der Begeisterung der Kinder motiviert. Gemeinsam mit Julia Krebs und Johanna Lochner gründete er 2014 Ackerdemia e.V. (später umbenannt in Acker e.V.) und startete das Programm GemüseAckerdemie mit sechs Pilotschulen. Schon Ende 2014 wurden sie als startsocial-Bundessieger von Angela Merkel dafür ausgezeichnet.
Ein Bildungsprogramm für Schulkinder
Die GemüseAckerdemie ist ein ganzjähriges Bildungsprogramm für die 3. bis 6. Klassen, dass Kinder und Jugendliche für Natur und natürliche Lebensmittel begeistert. Mit über 20 Preisen ist die GemüseAckerdemie Deutschlands meist ausgezeichnetes Bildungsprogramm. Auf der schuleigenen Ackerfläche bauen Kinder gemeinsam mit ihren Lehrer*innen eigenes Gemüse an und werden dadurch in Naturverbundenheit und Verantwortungsbewusstsein, Teamgeist und Bewegung gefördert. Alle Schulen können mitmachen, sie brauchen nur eine kleine Fläche - ein Stück Wiese oder eine Brachfläche -, die in der Nähe der Schule oder direkt auf dem Schulgelände liegt, und auf der geackert und Gemüse angebaut werden kann. Acker e.V. hilft auch bei der Suche und berät bei der Einrichtung. Vor Beginn wird die Ackerfläche untersucht und es werden Bodenproben genommen, um sicherzugehen, dass sich keine Schadstoffe im Boden befinden und gesundes Gemüse geerntet werden kann. Die Klassen brauchen dann noch Spaten, Harken, Hacken, Schubkarren und Gießkannen. Durch eine finanzielle Förderung von Ministerien, Stiftungen oder Unternehmen wird ein Großteil der Programmkosten übernommen, so dass der Eigenanteil der Schulen stark reduziert ist.
GemüseAckerdemie im Unterricht
Das Programm kann gut in den Unterricht integriert werden. Jedes AckerJahr teilt sich in drei Phasen. In der Zeit von Januar bis April dreht sich alles um die Vorbereitung. In dieser VorAckerzeit nehmen die Pädagog*innen an ersten Fortbildungen teil, in denen sie alles lernen, was sie fürs Ackern wissen müssen. Die Kinder nähern sich dem Thema Gemüseanbau und lernen ihren Acker kennen. Saat- und Pflanzgut werden vom Verein bereitgestellt. In der HauptAckerzeit von April bis Oktober sind die Lehrkräfte rund zwei Schulstunden pro Woche mit den Kindern auf dem Acker. Jetzt pflanzen, pflegen und ernten die Kinder ihr Gemüse. In der NachAckerzeit erhalten die Kinder dann Einblicke in die globale Lebensmittelproduktion und erfahren, wie sich ihr Handeln vor Ort in der Welt auswirkt.
Bildungsmaterialien auf der Lernplattform
Das ganze Jahr über werden die AckerLehrkräfte auf einer Lernplattform mit umfangreichen Bildungsmaterialien versorgt sowie mit weiteren Hilfestellungen wie einem wöchentlichen Newsletter, Rezeptvorschlägen, Ideen zur Vermarktung ihres Gemüses, einer Übersicht über die aktuellen Tätigkeiten auf dem Acker oder Anleitungen zur Ackerpflege. Bereitgestellte Unterrichtseinheiten mit Experimenten, Arbeitsblättern, Schaubildern oder spielerischen Übungen verknüpfen die Themen rund um den Acker - Vermehrung und Pflege von Pflanzen, Boden als Naturgrundlage, Ernte, verantwortungsvolles Konsumverhalten, eine bewusste und nachhaltige Ernährungsweise, Lebensmittelverschwendung - mit den Rahmenlehrplänen der Bundesländer. Passend dazu gibt es Lösungsblätter und Hintergrundwissen für Lehrer*innen. Beim Durchführen der Übungen werden auch Kompetenzen gestärkt, die zur aktiven Mitgestaltung einer nachhaltigen Entwicklung befähigen.
Weil die GemüseAckerdemie an den Schulen so erfolgreich war, wurde das Bildungskonzept in einem Pilotprojekt 2015 auf die erste Kita übertragen, weiter optimiert und ausgebaut und wird seit 2021 unter dem Namen AckerRacker angeboten. Inzwischen ackern schon 77.000 Kinder in 440 Kitas und Kindergärten.
Die GemüseKlasse
Neben der GemüseAckerdemie bietet der Verein Acker e.V. für Schulkinder noch die GemüseKlasse an. Die GemüseKlasse ist ein innovatives Bildungsprogramm, bei dem Kinder und Lehrer*innen der 3. und 4. Klasse ihr eigenes Gemüse direkt im Klassenzimmer anbauen. In kleinen Teams übernehmen sie Verantwortung für ihr Klassenbeet und pflegen die Kräuter- und Gemüsepflanzen eigenständig. Dabei lernen sie Wachstumsprozesse kennen und erleben, wie aus kleinen Samen leckeres Gemüse wird, und werden für natürliche Lebensmittel und eine ausgewogene Ernährungsweise begeistert. Gleichzeitig reflektieren die Schüler*innen dabei ihren Lebensmittelkonsum und setzen sich mit ihrer eigenen Ernährung auseinander.
Angebote für Erwachsene
Mit weiteren praktischen Bildungsangeboten begeistert Acker e.V. auch Erwachsene und Familien für Nachhaltigkeit und eine bewusste Ernährung. Dazu gehören zum Beispiel der Podcast „Auf’m Acker“, der Mitmach-Newsletter „Ran ans Gemüse“ mit Anbautipps, leckeren Rezepten, Bastel- und Mitmachangeboten sowie Wissenswertem rund um Umweltschutz und nachhaltigen Konsum für Privathaushalte sowie die „Ackerpause“ für Unternehmen, Pflegeeinrichtungen und Mieterschaften. Mit Konzepten für Office Gardening und Urban Farming bringt die Ackerpause Gemüsebeete ins Büro, Homeoffice oder die Nachbarschaft für gemeinschaftliche Ernteerlebnisse.
Mit dem Hochschulprogramm CampusAckerdemie bringt Acker e.V. die Themen Gemüseanbau und BNE in die Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte und Pädagog*innen und zeigt ganz praktisch, wie das Ackern mit Kindern gelingt. Angeleitet von erfahrenen AckerCoaches pflanzen, pflegen und verwerten die Studierenden auf dem eigenen CampusAcker bis zu 30 Gemüsearten. Sie lernen die landwirtschaftlichen Grundlagen des Gemüseanbaus kennen und erwerben alle wichtigen Fähigkeiten, um den Gemüsegarten als nachhaltigen Lernort an Schulen und Kitas wirkungsvoll einzurichten und zu betreuen. Insgesamt konnten schon über 940 Studierende an 23 Hochschulen erreicht werden.
Der Verein Acker ist erfolgreich
Acker e.V. ist heute zu einem innovativen, gemeinnützigen und unabhängigen Sozialunternehmen mit rund 200 Mitarbeiter*innen angewachsen. Hinzu kommen über 500 Honorarkräfte und Ehrenamtliche. Mit seinen vielfach ausgezeichneten Bildungsprogrammen etabliert das Sozialunternehmen den Gemüseacker als naturnahen Lernort strukturell im Bildungsalltag von Schulen, Kitas und Kindergärten. 1.820 Schulen, Kitas und Kindergärten in Deutschland, Österreich und der Schweiz - das sind insgesamt 320.000 Kita-, Kindergarten- und Schulkinder - haben schon mitgeackert und an den Bildungsprogrammen teilgenommen. 6.700 Pädagog*innen haben sie dabei begleitet und ihre Einrichtung um einen naturnahen Lernort im Freien bereichert. 106.000 Quadratmeter Ackerfläche wurden dafür angelegt.
Damit sichergestellt ist, dass die Programme greifen, werden sie regelmäßig auf ihre Wirksamkeit überprüft. Dafür arbeitet Acker e.V. im gesamten deutschsprachigen Raum mit mehr als zehn verschiedenen wissenschaftlichen Instituten und Universitäten zusammen. Acker e.V. gibt sein Wissen auch weiter und stärkt Stiftungen, Sozialunternehmen und Non-Profit-Organisationen dabei, ihr Wirkungsmanagement aufzubauen und zu verbessern sowie ihre Wirksamkeit zu erhöhen.
Autor(in): Petra Schraml
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Datum: 27.02.2025
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Links zum Thema
- Acker e.V.
- Christoph Schmitz
- Deutscher Bildungsserver: Bildung für nachhaltige Entwicklung im Elementarbereich
- Deutscher Bildungsserver: Umwelterziehung im Schulunterricht
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