Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Erschienen am 19.12.2024:
Anerkennung für ehrenamtliches Engagement
Personen und Projekte werden für ihr Engagement ausgezeichnet

Mehr als ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland engagiert sich in seiner Freizeit ehrenamtlich für das Gemeinwohl. Die freiwilligen Helfer*innen verbessern dadurch den Alltag vieler Menschen, ermöglichen Integration und Teilhabe und fördern den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Der Tag des Ehrenamts macht jährlich am 5. Dezember auf sie aufmerksam. Einige der ehrenamtlich wirkenden Menschen und Initiativen wurden für ihr besonderes Engagement am 9. Dezember auch mit dem Deutschen Engagementpreis ausgezeichnet.
Rund 29 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich und leisten einen großen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie verbringen ihre Freizeit unentgeltlich in Vereinen und Verbänden, sind Trainer*innen in Sportvereinen, unterstützen geflüchtete oder ältere Menschen, engagieren sich in sozialen und nachbarschaftlichen Diensten oder für den Klima-, Natur- und Umweltschutz. Überall im Land leisten Menschen freiwillig Außergewöhnliches für das Gemeinwohl.
Ehrungen für die vielen freiwilligen Helfer*innen
Jedes Jahr im Dezember werden diese Menschen offiziell gewürdigt. Am 5. Dezember, dem Internationalen Tag des Ehrenamtes, bedanken sich viele Institutionen und Organisationen bei ihren ehrenamtlichen Unterstützer*innen. Der Internationale Tag wurde 1985 von den Vereinten Nationen (UN) beschlossen und fand 1986 erstmals international statt. In Deutschland ersetzte er damit den zuvor am 2. Dezember gefeierten Tag des Ehrenamtes. Am Internationalen Tag des Ehrenamtes wird in Deutschland auch der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland vom Bundespräsidenten an besonders engagierte Personen vergeben. In diesem Jahr wurden unter dem Motto SPORT TUT GUT(ES) von Frank-Walter Steinmeier 17 Bürger*innen ausgezeichnet, die sich im Breitensport und beim Erhalt von Vereinsstrukturen im ländlichen Raum engagieren, darunter u.a. Franziska van Almsick und Kaweh Niroomand. Sie setzen sich für Chancengleichheit, Teilhabe und Integration, für Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen und für die Gleichstellung der Geschlechter im Sport ein.
Der Deutsche EngagementTag
Seit 2016 richtet das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gemeinsam mit dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement im Dezember auch den Deutschen EngagementTag aus. Der Deutsche EngagementTag ist ein Fachtag, an dem Expert*innen aus Zivilgesellschaft, Staat, Wirtschaft und Wissenschaft über Möglichkeiten zur Stärkung freiwilligen Engagements diskutieren. Der 9. Deutsche EngagementTag, der am 9. und 10. Dezember 2024 im Tagungswerk Berlin stattfand und an dem man auch online teilnehmen konnte, stand unter dem Leitmotiv „Für starkes zivilgesellschaftliches Engagement - Gemeinsam Transformation gestalten“. Intensiv wurde sich darüber ausgetauscht, wie Engagementstrukturen zukunftssicher gestaltet und gestärkt werden können. Vorgestellt wurde auch die neue Engagementstrategie des Bundes, die vom Bundeskabinett am 4. Dezember beschlossen wurde, und die unter Mitwirkung der Zivilgesellschaft erarbeitet wurde, um freiwilliges Engagement zu unterstützen und hierzu zu ermutigen. Sie knüpft an die im Jahr 2010 verabschiedete „Nationale Engagementstrategie der Bundesregierung“ an und löst diese ab. In einem einjährigen zivilgesellschaftlichen Beteiligungsprozess gingen zahlreiche Vorschläge aus der Bevölkerung ein. Es wurden auch viele Organisationen, die kommunalen Spitzenverbände und die Länder nach ihren Ideen befragt.
Der Deutsche Engagementpreis
Am Abend des 9. Dezember 2024 wurde traditionell der Deutsche Engagementpreis verliehen. Ins Leben gerufen hat den Preis das Bündnis für Gemeinnützigkeit im Jahr 2009, um bürgerschaftliches Engagement in Deutschland zu würdigen und sichtbar zu machen. Seit diesem Jahr richtet ihn die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) aus, die zuvor auch schon Förderpartnerin war. Finanziell gefördert wird der Preis vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Deutschen Postcode Lotterie. Das Unternehmen Ströer unterstützt den Deutschen Engagementpreis mit Kampagnen zur Wertschätzung der Preistragenden, Medienpartner ist der Radio- und Fernsehsender ALEX Berlin. Bewerben kann man sich für den Preis nicht. Die Preisausrichtenden aller 650 Engagement- und Bürgerpreise, die es in Deutschland gibt, können ihre erstplatzierten Preisträger*innen für den Deutschen Engagementpreis nominieren. Der Deutsche Engagementpreis verbindet als „Preis der Preise“ diese Wettbewerbe, macht das Engagement sichtbar, stärkt die Wertschätzung für freiwilliges Engagement und ehrt engagierte Menschen, Initiativen, Organisationen und Projekte, die sich für das Gemeinwohl einsetzen.
Die Preisverleihung
Der Deutsche Engagementpreis wird in fünf Kategorien vergeben. Eine unabhängige Jury legt die Preisträger*innen fest und zeichnet sie auf einer festlichen Preisverleihung aus. Die Gewinner*innen erhalten jeweils 10.000 Euro Preisgeld. Katarina Peranic, Gründungsvorständin der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, gratulierte den Preisträger*innen auf der Preisverleihung in Berlin und hob hervor: „Die heute ausgezeichneten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig und kraftvoll bürgerschaftliches Engagement in Deutschland ist. Sie machen unser Land gerechter, nachhaltiger und lebenswerter. Der Deutsche Engagementpreis ist eine Würdigung dieser herausragenden Leistungen, und wir sind stolz darauf, diesen Preis erstmals ausrichten zu dürfen.“
Den Preis in der Kategorie „Chancen schaffen“ erhielt der Verein InteGREATer e.V. aus Berlin für seinen außergewöhnlichen Einsatz für Benachteiligte. Er fördert Chancen- und Bildungsgerechtigkeit, indem junge Menschen mit Migrationshintergrund als Vorbilder für Schüler*innen auftreten und von ihren persönlichen Bildungsbiografien erzählen. Mit ihren Geschichten, die von Hindernissen und Erfolgen geprägt sind, motivieren die sogenannten InteGREATer*innen insbesondere Jugendliche mit Migrationsbiografie und ermutigen sie unter dem Motto „Wenn wir es geschafft haben, dann schafft ihr es auch!“ dazu, selbstbewusst ihren Bildungsweg zu verfolgen. Der Verein arbeitet mit über 300 Ehrenamtlichen an 17 Standorten bundesweit und erreicht jährlich mehr als 6.000 Schüler*innen durch über 400 Veranstaltungen in ganz Deutschland.
Preise in den einzelnen Kategorien
Das Projekt „UNbekanntes UNbehagen“ der Flüchtlingshilfe Bonn e.V. wurde in der Kategorie „Grenzen überwinden“ geehrt. Der mobile Live-Escape-Room, den junge Menschen ehrenamtlich gestaltet haben, verbindet Menschen mit und ohne Fluchtbiografie durch Gamification und fördert ihr gegenseitiges Verständnis füreinander. Teilnehmende erleben in dem Szenario „Fremdistan“ die Herausforderungen von Geflüchteten und empfinden sie nach. In der Kategorie „Leben bewahren“ hat das Projekt „Leipzig blüht auf“ des Umweltschutzvereins Ökolöwe e.V. gewonnen. Es setzt sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Leipzig ein, indem es unversiegelte Flächen rund um Straßenbäume bepflanzt, die Insekten von Frühjahr bis Herbst wertvolle Nahrung und Unterschlupf bieten. Die Dorfbewegung Brandenburg e.V. erhielt den Preis in der Kategorie „Demokratie stärken“. Sie vernetzt engagierte Bürger*innen aus verschiedenen Dörfern, schafft einen Ort für Austausch und Begegnungen und unterstützt die Bürger*innen dabei, ihre Dörfer selbstbestimmt zu gestalten. Den Preis in der Kategorie „Zusammenhalt leben“ bekam der ehrenamtlich organisierte Verein Kieler BrustkrebsSprotten. Junge Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, unterstützen sich in der Selbsthilfegruppe gegenseitig. Gegründet vor sieben Jahren von betroffenen Frauen für betroffene Frauen, zählt der Verein heute über 150 Mitglieder und bietet eine Plattform für Austausch und Unterstützung.
Der Publikumspreis
Alle weiteren Teilnehmenden des Deutschen Engagementpreises, die nicht von der Jury ausgezeichnet wurden, qualifizieren sich automatisch für den ebenfalls mit 10.000 Euro dotierten Publikumspreis. Wer diesen bekommt, entscheiden die Bürger*innen in einer Online-Abstimmung. In diesem Jahr erhielt das Elternnetzwerk Gemischte Tüte e.V. aus Düsseldorf die meisten Stimmen. In dem Netzwerk unterstützen sich Eltern von Kindern mit seltenen Erkrankungen oder Behinderungen gegenseitig und teilen Erfahrungen zu Themen wie Therapiemöglichkeiten, Frühförderung, Ärzte, Kitas, Schulen oder Hilfsmittel vor Ort. Die Initiative setzt sich auch dafür ein, die Bedarfe der Familien öffentlich sichtbar zu machen und Kontakte zu passenden Einrichtungen in der Umgebung herzustellen.
Autor(in): Petra Schraml
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Datum: 19.12.2024
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Links zum Thema
- Engagementstrategie des Bundes
- Ordensverleihung zum Tag des Ehrenamtes
- 9. Deutscher EngagementTag
- Deutscher Engagementpreis
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