Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Erschienen am 12.12.2024:
„Gute Qualität gelingt dort, wo alle gemeinsam dazu beitragen, dass Kinder optimal aufwachsen.“
Zum siebten Mal wurde der Deutsche Kita-Preis verliehen

Am 28. November wurde die Auszeichnung „Kita des Jahres 2024“ vergeben. Der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) mit Partner*innen ausgelobte Preis würdigt das Engagement der Menschen, die sich jeden Tag in Kindertagesstätten (Kitas) und lokalen Bündnissen für eine gute Qualität einsetzen, damit Kinder unabhängig ihrer Herkunft die bestmöglichen Chancen auf ein gutes Aufwachsen haben. Die beiden Erstplatzierten in der Kategorie „Kita des Jahres“ und „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“ sind die Kindertagesstätte Regenbogenland in Rötha (Sachsen) und das Bündnis Dortmunder Nordstadt in Nordrhein-Westfalen.
Wenn das laute Signal durch die ganze Einrichtung dröhnt, kommen alle Kinder der inklusiven Kindertagesstätte Regenbogenland in Rötha (Sachsen) im „Kinderkrisenteam“ zusammen. Dann gibt es eine wichtige Entscheidung zu treffen. Eigeninitiative und Selbstbestimmung sind in der Einrichtung mit offenem Konzept großgeschrieben. Die Kinder dürfen vieles selbst entscheiden, zum Beispiel auch, ob sie lieber in einem Themenraum Zeit verbringen oder in den Wald gehen möchten. Auch ihre Eltern werden dazu ermutigt, sich zu beteiligen und die Gemeinschaft in der Kita mitzugestalten. Bei sprachlichen Barrieren kommen Übersetzungsapps, freiwillige Übersetzer*innen und auch Plakate zum Einsatz. Das Team unterstützt Familien auch bei bürokratischen Gängen, für Kinder gibt es bei Bedarf Logopädie oder Ergotherapie in den eigenen Räumen.
Am 28. November wurde die Kindertagesstätte Regenbogenland zur „Kita des Jahres 2024“ gewählt. Dass das Team den pädagogischen Alltag nach den Interessen der Kinder und den Bedürfnissen der Familien ausrichtet und seine Arbeit beständig reflektiert und nach Lösungen sucht, die für alle Beteiligten gut sind, hat der Jury besonders gut gefallen. Auch die offene Arbeit hat die Jury sehr beeindruckt. Über das Preisgeld von 25.000 Euro freuen sich am meisten die Kinder. Sie wollen mit dem Geld am liebsten einen Zoo errichten. Eine besondere Überraschung gab es für sie zusätzlich am 5. Dezember. Da kam KiKA, der Kinderkanal von ARD und ZDF, zu Besuch und veranstaltete mit ihnen einen unvergesslichen KiKANiNCHEN-Tag.
Der Deutsche Kita-Preis
Der Deutsche Kita-Preis ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung in Partnerschaft mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung, der Marke ELTERN, der Soziallotterie freiheit+, dem Didacta-Verband, der Thalia Bücher GmbH und dem Deutschen Gewerkschaftsbund. In diesem Jahr wurde der Preis bereits zum siebten Mal vergeben. Ins Leben gerufen wurde er, um das Engagement der Menschen zu würdigen, die jeden Tag in Kitas und lokalen Bündnissen zeigen, wie gute Qualität vor Ort gelingt.
Weil gute Qualität in Kitas am besten dort gelingt, wo alle in der Kita und in ihrem Umfeld gemeinsam dazu beitragen, dass Kinder optimal aufwachsen können und sowohl durch die tägliche Arbeit von Fachkräften bestimmt wird, als auch durch das verantwortungsvolle Zusammenwirken von Trägern, kommunalen Akteur*innen und weiteren Einrichtungen entsteht, wird der Deutsche Kita-Preis in zwei Kategorien vergeben: Der Preis „Kita des Jahres“ geht an Kita-Teams, die gemeinsam mit ihren Trägern, mit Eltern und mit Akteur*innen aus dem Umfeld der Kita gute Qualität kontinuierlich weiterentwickeln. Mit dem Preis „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“ werden Bündnisse ausgezeichnet, die sich für frühe Bildung in ihrer Gemeinde gemeinsam mit anderen Personen und Organisationen engagieren und zum Wohle eines guten Aufwachsens von Kindern (0 bis 10 Jahre) in Kindertageseinrichtungen alle Beteiligten einbeziehen.
Auswahl nach vier Qualitätsdimensionen
Die Auswahl der Preisträger*innen erfolgt anhand von den vier Qualitätsdimensionen Kindorientierung, Partizipation, Sozialraumorientierung und Lernende Organisation. Ausgezeichnet werden Kitas und Bündnisse, die ihr Handeln konsequent an den Bedürfnissen der Kinder ausrichten und sich an den unterschiedlichen Lebenswelten von Kindern und ihren Familien orientieren, die eine Kultur der Beteiligung leben, in der Kinder an wesentlichen Entscheidungen einbezogen werden, die ihr Umfeld in ihre Arbeit integrieren, Beziehungen über die Kita hinaus pflegen und die sich als lernende Organisation begreifen und Qualität stets weiterentwickeln. Hierbei kommt es nicht nur auf gute Ergebnisse, sondern auch auf gute Prozesse an. Die Zusammenarbeit von Kita-Teams oder in lokalen Bündnissen gilt dann als gut, wenn sie kontinuierlich reflektiert und weiterentwickelt wird, ein gemeinsames Konzept im Dialog mit Kindern, Eltern und Partner*innen aus dem Sozialraum beständig weiterentwickelt wird und die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, in denen Kinderbetreuung stattfindet, berücksichtigt werden.
Die Jury bestimmt die Platzierungen
Jedes Jahr werden drei Kitas und drei lokale Bündnisse für frühe Bildung geehrt. Insgesamt ist die Auszeichnung mit 110.000 Euro dotiert. Die Erstplatzierten in den beiden Kategorien erhalten jeweils 25.000 Euro. Je 15.000 Euro gehen an die Zweitplatzierten und je 10.000 Euro an die Drittplatzierten pro Kategorie. Außerdem gibt es für die fünf Finalist*innen der beiden Kategorien jeweils 1.000 Euro und in diesem Jahr zusätzlich eine Lesereise mit Kinderbuchautorin Ute Krause von Thalia Bücher GmbH. Die Bestimmung der Preisträger*innen erfolgt in beiden Kategorien durch eine Jury.
Der ELTERN-Sonderpreis wird in einem Online-Voting auf Eltern.de ermittelt. Die Gewinner-Kita erhält eine Trophäe und Bücherpakete, zusammengestellt von dem Förderpartner ELTERN. Neu ist in diesem Jahr der mit insgesamt 4.000 Euro dotierte vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ausgelobte Zusatzpreis „Attraktivität der Arbeit“ für jeweils eine Kita und ein Bündnis für frühe Bildung. Gute Arbeitsbedingungen in der frühen Bildung zu schaffen und auf die Bedürfnisse der Beschäftigten einzugehen, ist angesichts des aktuellen Fachkräftemangels und der steigenden Anforderungen an das System der frühen Bildung genauso wichtig wie herausfordernd. Mit dem Zusatzpreis von je 2.000 Euro pro Einrichtung sollen innovative und nachhaltige Maßnahmen und Konzepte für gute Arbeitsbedingungen und -zufriedenheit in Kitas und lokalen Bündnissen sichtbar gemacht und gewürdigt werden.
Die Preisträger*innen
Die Verkündung der sechs Preisträger*innen erfolgte im Rahmen der Preisverleihung am 28. November 2024 in Berlin. Das Bundesfamilienministerium und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung vergaben zusammen mit weiteren Partner*innen die Auszeichnung. „Mit dem Deutschen Kita-Preis würdigen wir engagierte Menschen in Kitas und Bündnissen. Sie leisten unschätzbar wertvolle Arbeit, empfangen die Kinder mit offenen Armen, schaffen mit ihren Ideen und ihrer Kreativität Orte, an denen sich Kinder wohl und willkommen fühlen. Damit legen sie das Fundament für ein ganzes Leben und prägen die Kleinsten und ihre Familien auf entscheidende Weise.“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus in ihrer Eröffnungsrede.
Zur „Kita des Jahres“ wurden neben der erstplatzierten Kita Regenbogenland in Rötha, Sachsen, die Kita am Sommerbad in Greiz, Thüringen, auf den zweiten Platz und die Kita Regenbogen in Ortrand, Brandenburg, auf den dritten Platz gewählt. Das Bündnis Dortmunder Nordstadt, Nordrhein-Westfalen, ist als „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“ ausgezeichnet worden. Auf Platz 2 und 3 folgen das Bündnis für gesundes Aufwachsen von Kindern in Dresden, Sachsen, und das Netzwerk Familienzentren LaDaDi im Landkreis Darmstadt-Dieburg, Hessen. Besonders beeindruckt hat die Jury beim Bündnis Dortmunder Nordstadt, wie es in dem strukturschwachen Stadtteil junge Menschen gemeinsam mit Kulturschaffenden für Bildungs- und Kulturangebote begeistert und sie niedrigschwellig daran teilhaben lässt. Kinder werden zu Gestalter*innen ihrer eigenen Filme und nehmen die Soundtracks dafür selbst auf. Sie reisen zusammen mit ihren Familien auch zu Filmfestivals, um ihre Arbeit zu präsentieren.
Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), überreichte den diesjährigen Zusatzpreis „Attraktivität der Arbeit“ an die Kita Talstraße aus Fellbach in Baden-Württemberg und an das Bündnis für gesundes Aufwachsen von Kindern in Dresden, Sachsen. Den ELTERN-Sonderpreis erhielt die Kita am Sommerbad in Greiz, Thüringen. Biona Schütt, Managing Editor ELTERN, ehrte die Kita mit einer Trophäe für den Publikumspreis. Zusätzlich erhält die Kita den „Leseschatz“, mehrere von der Redaktion der Marke ELTERN zusammengestellte Überraschungspakete mit Kinderbüchern für Ein- bis Sechsjährige.
Die neue Bewerbungsphase startet im Januar
Alle Kitas und lokale Bündnisse für frühe Bildung in Deutschland können sich für den Preis „Kita des Jahres“ bzw. den Preis „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“ bewerben. Ab dem 7. Januar 2025 startet die nächste Runde. Die Bewerbung ist ausschließlich auf der Webseite über das Bewerbungsportal möglich. Unter „Empfehlung“ können bereits jetzt Kitas und Bündnisse empfohlen werden.
Autor(in): Petra Schraml
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Datum: 12.12.2024
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Links zum Thema
- Deutscher Kita-Preis
- „Deutscher Kita-Preis. Auszeichnung für Qualität in der frühen Bildung“ in der Projektedatenbank des Innovationsportals
- Deutscher Bildungsserver: Elementarbildung - Bildung und Erziehung in Kindertagesbetreuung
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