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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 07.05.2020:

„Die Gewinnung von Fachkräften aus der eigenen Belegschaft ist der einfachste Weg, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.“

Die Initiative ProAbschluss qualifiziert Berufstätige
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Bildrechte: ProAbschluss

Die hessische Initiative ProAbschluss unterstützt Berufstätige dabei, ihren Berufsabschluss nachzuholen. Dadurch vergrößern sich ihre Aufstiegschancen und Einkommensmöglichkeiten und auch die Betriebe profitieren davon, wenn sie Angestellte zu Fachkräften weiterqualifizieren.


Viele Menschen üben seit Jahren eine berufliche Tätigkeit aus, in der sie keine Ausbildung gemacht haben. Durch ihre langjährige Erfahrung sind sie zwar gut, doch ohne Abschluss verdienen sie in der Regel weniger als ihre qualifizierten Kolleg/inn/en und haben geringere Aufstiegschancen. Das Land Hessen fördert mit der Initiative ProAbschluss deshalb Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich nachqualifizieren und in ihrem derzeitigen Tätigkeitsfeld einen Berufsabschluss erwerben möchten. Indem sie zu einer Fachkraft werden, vertiefen sie ihr Wissen und ihre Kompetenzen und können ihre Möglichkeiten im Unternehmen erweitern. Ein Berufsabschluss verbessert ihre Aufstiegschancen und Einkommensmöglichkeiten, erhöht die Arbeitsplatzsicherheit und bietet langfristig bessere Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt.

Die eigene Belegschaft fördern

Allein in Hessen gibt es mindestens 320.000 sozialversicherungspflichtige Berufstätige, die keinen Berufsabschluss haben. „Wenn wir ihre Qualifikation verbessern können, wird der Standort Hessen als Ganzes profitieren“, fasst Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir das Ziel der Initiative ProAbschluss zusammen. Qualifizierte Fachkräfte sind ein entscheidender Faktor für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit hessischer Unternehmen. Der Mangel an Fachkräften wird in Zukunft größer, auch die fortschreitende Digitalisierung wird die beruflichen Anforderungen an Beschäftigte verändern. Ein neuer Berufsabschluss kann daher auch für diejenigen sinnvoll sein, die bereits früher einen Abschluss in einem anderen Beruf erworben haben.

Die berufliche Nachqualifizierung der eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist von daher naheliegend und eine bewährte Methode, gute Leute noch besser zu machen, sie zu motivieren und an das Unternehmen zu binden. „Die Gewinnung von Fachkräften aus der eigenen Belegschaft ist der einfachste Weg, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die Förderung der Nachqualifizierung von Beschäftigten über die hessische Initiative ProAbschluss leistet hierzu eine wichtige Unterstützung“, meint Kirsten Schoder-Steinmüller, Präsidentin der IHK Offenbach am Main. Und Claus Kapelke, Vorstandsvorsitzender Weiterbildung Hessen e. V. weiß: „Besser qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen Unternehmen konkurrenzfähiger. Sie sind ein echter Wettbewerbsvorteil und leisten einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg.“

Die Initiative ProAbschluss

Die Initiative ProAbschluss fördert Weiterbildungen, die zu einem anerkannten Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder einem Handwerksberuf nach der Handwerksordnung (HWO) führen. Teilabschnitte oder einzelne Weiterbildungen werden, wenn sie zu dem angestrebten Berufsabschluss passen, ebenfalls gefördert. Anmelden können sich über 21jährige Beschäftigte mit Wohnsitz in Hessen, die über keinen anerkannten Berufsabschluss verfügen oder seit mindestens vier Jahren in einem anderen als dem erlernten Beruf arbeiten und auch geringfügig Beschäftigte, für die der Arbeitgeber Sozialbeiträge zahlt. Voraussetzung für die Zulassung zur Externenprüfung vor der Kammer ist eine längere einschlägige Berufserfahrung. Mindestens die eineinhalbfache Dauer der regulären Ausbildungszeit sollte nachgewiesen werden. Für einen dreijährigen Ausbildungsberuf sind dies also viereinhalb Jahre Berufspraxis.

Bildungscoaches begleiten Beschäftigte und Unternehmen
Das Land Hessen hat in allen 26 Landkreisen und Städten eine Struktur von Bildungscoaches eingerichtet, die interessierte Unternehmen und Beschäftigte kostenfrei beraten und Teilnehmer/innen professionell durch das Programm begleiten. Sie unterstützen Beschäftigte bei der Suche nach der idealen Weiterbildungsmaßnahme, bei der Beantragung der Fördergelder bis hin zur erfolgreichen Prüfung. Auf Wunsch kommen die ProAbschluss-Bildungscoaches auch direkt in die Betriebe, beraten kostenlos vor Ort und helfen bei der Erledigung der Formalitäten. Die individuelle Beratung durch die Bildungscoaches und die Hälfte der Kosten der Weiterbildungsmaßnahmen und Prüfungsgebühren der Beschäftigten werden vom Land Hessen und dem Europäischen Sozialfonds übernommen. Beschäftigte können einen Qualifizierungsscheck erhalten, mit dem sich das Land mit bis zu 4.000 € an den Kosten für die Weiterbildungsmaßnahme beteiligt. Der Antrag auf Zulassung zur Abschlussprüfung muss bei den Kammern gestellt werden. „Mit der Initiative ProAbschluss hat Hessen 2015 als erstes Flächenland eine landesweite Beratungsstruktur eingerichtet, um Beschäftigten ohne fundierte Ausbildung zu einem Berufsabschluss zu verhelfen. Für Arbeitnehmer bedeutet das, neue Perspektiven im Unternehmen und langfristig bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Der Vorteil für Unternehmen: die Sicherung von qualifizierten Fachkräften und eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit“, so Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.

Vom Quereinsteiger zum Lagerleiter

Mit Unterstützung der Initiative ProAbschluss hat unter anderen auch Tino S. seinen Berufsabschluss als Industrieelektriker nachgeholt. Er hatte schon viele Jahre in seinem Beruf gearbeitet, kam aber ohne Berufsabschluss nicht richtig weiter. Ohne formalen Abschluss muss man mehr kämpfen und mehr leisten als andere, um anerkannt zu werden, meint er. Und auch die Kunden verlangen oft nicht nur eine Fachleistung, sondern hinterfragen auch die Fachqualifikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nachdem er seinen Abschluss nachgemacht hatte, stieg er auf der Karriereleiter steil voran - heute ist er Abteilungsleiter mit Personalverantwortung. „Vorher war ich eine Hilfskraft von vielen. Heute leite ich das Team. Der Berufsabschluss war für mich der entscheidende Schritt auf diesem Weg“, bestätigt er.
Ähnlich erging es Stefan S. Er kam als Quereinsteiger vor 17 Jahren in seinen Betrieb. Nachdem er den Berufsabschluss nachgeholt hatte, hat ihn sein Chef direkt zum stellvertretenden Lagerleiter befördert. Und auch Alexander G. hat nach 16 Jahren Berufserfahrung in einem Betrieb mit Unterstützung der Initiative ProAbschluss noch den Berufsabschluss nachgeholt. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung, in dem die Anforderungen an die berufliche Qualifikation steigen, fühlt er sich jetzt sicherer und erhält auch neue berufliche Perspektiven.

Das ProAbschluss-Infomobil
Betriebe, die sich erst einmal unverbindlich über die Initiative ProAbschluss informieren möchten, können dafür das Infomobil buchen. Das Infomobil ist ein mobiles, kostenloses und trägerneutrales Beratungsbüro, das schon seit 2010 Beratungsstellen im Rahmen der Qualifizierungsoffensive Hessen unterstützt. Es sucht Arbeitgeber und Beschäftigte direkt am Arbeitsplatz auf und berät sie im laufenden Betrieb. Voraussetzung für die Betriebe ist nur ein Parkplatz und das Interesse daran, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Berufsabschluss für eine Bildungsberatung zu begeistern.




 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 07.05.2020
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