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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 07.03.2019:

„Der Frauentag hat seine Bedeutung nicht verloren.“

8. März ist Internationaler Frauentag

Am 8. März wird weltweit der Internationale Frauentag gefeiert. In vielen Orten der Welt finden Demonstrationen und Veranstaltungen statt, auf denen für die Rechte der Frauen gekämpft wird. In Berlin ist der Frauentag seit diesem Jahr offizieller Feiertag.


Der Internationale Frauentag - auch Weltfrauentag genannt - ist für Frauen auf der ganzen Welt ein wichtiges Datum. Die Initiative dazu stammt von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin. Auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen schlug sie die Einführung eines solchen Tages vor, inspiriert von der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA), die in den USA bereits einen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht ausgerufen hatte. Zum ersten Frauentag am 19. März 1911 kamen in Dänemark, Österreich, Schweden, der Schweiz, Deutschland und in den USA Tausende Frauen zu Demonstrationen und Versammlungen zusammen. Allein in Berlin waren rund 45.000 Frauen, vor allem Sozialistinnen, dabei. Seitdem gehen jedes Jahr Frauen auf die Straße, um für ihre Rechte und die Gleichstellung der Geschlechter zu kämpfen. In den ersten Jahren wechselte das Datum des Frauentags öfter, bis es 1921 auf den 8. März festgelegt wurde.

Einführung des Frauenwahlrechts und weitere Forderungen
Das Hauptthema der ersten Jahre war die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen. Nachdem das Wahlrecht für Frauen errungen war - am 30. November 1918 trat in Deutschland das Reichswahlgesetz mit dem allgemeinen aktiven und passiven Wahlrecht für Frauen in Kraft, und im Januar 1919 konnten deutsche Frauen das erste Mal wählen und gewählt werden -, rückten andere Themen in den Mittelpunkt. Zentrale Forderungen waren Arbeitsschutzgesetze, gleicher Anspruch auf Bildung, Mutter- und Schwangerschaftsschutz, gleicher Lohn für gleiche Arbeit und die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Internationale Frauentag in Deutschland verboten und dafür der Muttertag in den Vordergrund gerückt. Während in der DDR der Internationale Frauentag ab 1946 offiziell gefeiert wurde, fanden in der Bundesrepublik nach dem Ende des 2. Weltkriegs bis in die 1960er Jahre nur wenige Veranstaltungen statt.

Der neuen Frauenbewegung ab den 1970er Jahren gelang es, den Frauentag wieder zu aktivieren. Mit ihrer Forderung „Das Private ist politisch“ rückte sie neue Themen wie Gewalt in der Ehe, den Kampf gegen den § 218, Rechte von Ausländerinnen oder Diskriminierung nicht-heterosexueller Lebensweisen in den Vordergrund.
Seit 1993 wird der Frauentag im wiedervereinten Deutschland von Frauen unterschiedlicher politischer Herkunft gemeinsam gefeiert. Ein Höhepunkt war, als im Rahmen des „Frauen-Streik-Tags“ 1994 mehr als eine Million Frauen in Deutschland gegen Diskriminierung demonstrierten.

International gestärkt wurde der Frauentag, als die UN-Generalversammlung 1977 in einer Resolution einen Tag im Jahr zum „Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ ausrief und den Tag jährlich unter ein bestimmtes Motto stellte. In diesem Jahr heißt das Schwerpunktthema: „Think equal, build smart, innovate for change“.

Gleichstellung noch nicht erreicht
Viele Zielsetzungen sind inzwischen erreicht, doch eine tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter ist weder in Deutschland noch im Rest der Welt verwirklicht. Trotz gesetzlich festgeschriebener Gleichberechtigung sind Frauen in Deutschland in gesellschaftlichen Führungspositionen in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft nach wie vor unterrepräsentiert. Auch liegt 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts der Anteil weiblicher Parlamentarierinnen im Deutschen Bundestag nur bei rund dreißig Prozent. Der Internationale Frauentag hat seine Bedeutung nicht verloren und wird deshalb weiterhin jährlich gefeiert. Frauen auf der ganzen Welt machen am 8. März mit Veranstaltungen, Versammlungen und Demonstrationen auf noch immer nicht verwirklichte Frauenrechte aufmerksam. Aktuelle Themen in Deutschland sind etwa gleiche Chancen im Arbeitsleben - frauendominierte Berufe werden immer noch schlechter bezahlt, Frauen arbeiten oft unfreiwillig in Teilzeit, befristet oder in Minijobs und müssen deshalb häufig mehrere Jobs gleichzeitig machen; sie haben geringere Aufstiegschancen und schließlich eine kleinere Rente als Männer -, gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit, faire Steuersysteme, antiquierte Geschlechterrollen, Gewalt gegen Frauen und Kinder, sexuelle Belästigung und Rassismus. In Politik und Gewerkschaften steht der Tag dieses Jahr sehr stark im Zeichen der am 26. Mai stattfindenden Europawahl. Unter dem Motto „Wir für ein soziales Europa“ rufen die Frauen im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und in ver.di zum Frauentag 2019 alle Wahlberechtigten auf, mit ihrer Stimme die demokratischen Kräfte in Europa zu stärken. International steht die Beseitigung von Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen im Fokus; Themen sind u.a. Ehrenmorde, weibliche Genitalverstümmelung, Zwangsheirat und Frauenhandel.

Frauentag 2019 ist in Berlin Feiertag
In einigen Ländern ist der Weltfrauentag ein gesetzlicher Feiertag - zum Beispiel in Georgien, Nepal, Russland, der Ukraine; Laos und Serbien. Und auch in Deutschland ist er es seit diesem Jahr - allerdings ausschließlich in Berlin. Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am Donnerstag, dem 24. Januar 2019, mit 87 zu 60 Stimmen einer entsprechenden Änderung des Gesetzes über die Sonn- und Feiertage zugestimmt. „Der heutige Tag ist ein ganz großes Zeichen dafür, dass wir auf dem Weg der Gleichstellung von Frau und Mann weiterkommen“, erklärte die gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Derya Caglar, mit Blick auf den Beschluss zum 8. März. Das Datum stehe für einen „Frauenkampftag“, versicherten auch die Grünen-Fraktionschefinnen Antje Kapek und Silke Gebel. „Solange Gleichberechtigung und Gleichstellung nicht erreicht sind, werden wir Grünen am 8. März kämpfen und nicht nur feiern“, fügten sie hinzu.

Viele Städte in Deutschland veranstalten an diesem Tag Kulturprogramme mit Musikkonzerten, Kabaretts, Filmen, Ausstellungen und politischen Diskussionen, viele Frauen gehen auf die Straße und demonstrieren für ihre Rechte oder kommen zu Kundgebungen, Vorträgen, Debatten und Lesungen zusammen. In Berlin wird am 8. März auch der Berliner Frauenpreis an Berlinerinnen verliehen, die sich in herausragender Weise für die Emanzipation der Geschlechter engagieren.




Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 07.03.2019
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