Das Konzept des Deutschen Bildungsservers
Peter Diepold
Der Deutsche Bildungs-Server (DBS)
http://www.bildungsserver.de – http://www.eduserver.de – http://dbs.schule.de
Was ist ein "Bildungsserver"?
Ein Bildungsserver ist ein inhaltlich auf Bildung spezialisierter Web-Server im Internet.
Adressatenkreis. Er ist ein Service für Lehrer, Ausbilder, Schüler, Eltern, Administratoren, Wissenschaftler, Journalisten.
Als "Volltext-Server" (content server, Multimedia-Server) stellt ein Bildungsserver die originären Dokumente seinen Nutzern über eine bestimmte Adresse ("URL") zur Verfügung: Textdokumente, Multimedia-Materialien, Tondateien, Grafiken, Bilder, Statistiken, Online-Hilfen.
Die meisten Landesserver sowie die Server der Verlage haben ihren Schwerpunkt in der Lieferung solcher originärer Dokumente. Als "Kommunikations-Server" stellt ein Bildungsserver seinen Nutzern synchrone ("Chat") und asynchrone Web-Dienste (E-Mail, Netnews, Mailing Lists) für Kommunikations- wie auch für Lehr- und Lernzwecke zur Verfügung. Hier können z. B. spezialisierte, nichtöffentliche Angebote gemacht oder "virtuelle" Lehr-Module angeboten werden, z. B. für geschlossene Gruppen der berufsbildenden betrieblichen Aus- und Weiterbildung.
Zu den Kommunikationsdiensten gehört auch das Angebot von Arbeitsoberflächen wie das deutsche Programm "Basic Support for Cooperative Work" (BSCW) zur verteilten Online-Arbeit an gemeinsamen Texten und Multimedia-Dokumenten.
Auch in dieser Rubrik spielen die Bildungsserver der Landesinstitute, der Verlage und Internet-Provider eine wichtige Rolle. Dies ist auch ein Schwerpunkt des SchulWeb.Ein Bildungsserver als Verweis- oder "Meta-Server" vermittelt Informationen über bildungsrelevante Inhalte wie Lehr-Lernmaterialien, Internet-Projekte, virtuelle Lehrmodule, Hinweise auf Fachliteratur, Verweise auf Bildungsinstitutionen, URLs wichtiger Server mit bildungsrelevanten Inhalten, systematische Hinweise auf Diskussionsforen und Mailing-Listen, Informationen über Personen im Bildungsbereich u. a. m.
Hier liegt der Schwerpunkt des Deutschen Bildungsservers (DBS).
Was ist der "Deutsche Bildungsserver" (DBS)?
DBS: ein nationales Web-Portal.
"Die Sicherung der internationalen Konkurrenzfähigkeit des Bildungswesens ist eine vorrangige Aufgabe des Staates. Hierzu gehört auch die Bereitstellung verlässlicher und umfassender Informationen zu bildungsrelevanten Themen." (BLK)
Der DBS ist eine von Bund und Ländern getragene Initiative. Er stellt als nationales Web-Portal umfassende, aufeinander abgestimmte Informationen aus wichtigen Bildungsbereichen mittels eines nutzerfreundlichen Informationssystems über das Deutsche Forschungsnetz (DFN) einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.
DBS: ein "Meta-Server".
Der Deutsche Bildungsserver ist nicht primär ein Volltext- oder Kommunikationsserver. Vielmehr verweist er auf originäre Informationsangebote der Server, die von Bund, Ländern, EU, Hochschulen, Schulen, Landesinstituten, wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Medienanbietern, Bibliotheken u. a. m. betrieben werden. Mehr noch: der DBS sichtet die Angebote, prüft sie auf Verlässlichkeit, dokumentiert sie, fasst sie in systematischer Weise zusammen und speichert diese Angaben als sog. "Meta-Daten" in einer Datenbank.
Über verschiedene Recherchemöglichkeiten kann sich der Nutzer über die Angebote informieren und die Originaldokumente ggf. mit einem Mausklick über die Internet-Adresse des betreffenden Servers direkt dort abrufen, wo sie entstanden sind und auch gepflegt werden.
Wer gibt die Metadaten ein?
Verweise auf bildungsrelevante Angebote können von den Betreibern der Dokumenten- und Kommunikationsserver selbst über DBS-Eingabeformulare kostenfrei eingetragen werden. Sie werden redaktionell geprüft und dann i. d. R. in die Datenbank übernommen.
Mit einigen Institutionen – z. B. Landes-Bildungsservern – bestehen Kooperationsvereinbarungen über einen regelmäßigen Abgleich von Meta-Daten und die Nutzung der DBS-Daten auf ihren eigenen Portalen.
Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Daten stammt auch aus eigenen Vorarbeiten und Recherchen des DBS an der Humboldt-Universität zu Berlin und des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung.
Wer darf auf die Daten zugreifen?
Abgesehen von einigen internen Bereichen, die für geschlossene Benutzergruppen reserviert sind, ist die Nutzung des DBS für die Öffentlichkeit frei.
Der DBS bietet drei Zugriffsmöglichkeiten auf seine Datenbanken:
1. inhaltlich strukturierte, systematische "Informationssäulen"
2. Angebote für spezifische Adressatengruppen, nämlich
- SchülerInnen
- LehrerInnen
- Auszubildende
- Studierende
- Wissenschaftler
- Eltern
Bildungsadministratoren
3. einfache Stichwortsuche und komplexe Suchroutinen
- auf die eigenen, systematisch gepflegten Datenbanken des DBS
auf die automatisch eingesammelten Informationen wichtiger Bildungsserver in Deutschland
Wer betreibt den DBS?
Inhaltliche Koordinierung. Am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) ist eine Geschäftsstelle eingerichtet worden. Ihre Aufgabe ist es, einen Kooperationsverbund mit wichtigen Institutionen einzurichten, 5 der 6 Informationssäulen inhaltlich und redaktionell zu pflegen und insbesondere für den Aufbau und Betrieb eines benutzerfreundlichen Gesamtsystems zu sorgen.
Für die inhaltliche Betreuung der Informationssäule "Schule" zeichnet das Institut für den wissenschaftlichen Film und Unterricht (FWU) verantwortlich.
Technischer Betrieb der Datenbanken. Die informationstechnische Realisierung des Systems geschieht weiterhin durch die Abteilung Pädagogik und Informatik der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort wurde 1996 – 1999 der "Deutsche Bildungs-Server" als Entwicklungsprojekt des DFN-Vereins konzipiert und betrieben, und dort wird in den nächsten drei Jahren in zehn Teilprojekten die Entwicklung zum "DBS 2000" weiter vorangetrieben.
Mitarbeiter des DBS mit ihren Arbeitsschwerpunkten finden Sie im aktuellen Impressum.
Wer sind die Kooperationspartner des DBS?
Die Geschäftsstelle des DIPF hat begonnen, den Kooperationsverbund aufzubauen und zu thematischen Workshops einzuladen.
Es gibt inzwischen erste Kooperationsabsprachen zwischen DBS und folgenden Institutionen:
- Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK)
- Kultusministerkonferenz (KMK)
- Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
- Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)
- Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE)
- Initiative "Schulen ans Netz" (SAN)
- Arbeitsgruppe der Landes-Bildungsserver ("Bonsai")
SchulWeb
Wer kontrolliert den DBS?
Die Entwicklung des DBS wird von einer Steuerungsgruppe begleitet, die sich aus je 5 Vertretern des Bundes und der Länder zusammensetzt, die von weiteren Experten unterstützt werden.
Seit wann gibt es den DBS?
Der DBS wurde 1996 im Rahmen des Bildungsinitiative "Schulen ans Netz" vom damaligen Bundesminister Rüttgers als Entwicklungsprojekt der Humboldt-Universität im Rahmen des Deutschen Forschungsnetzes (DFN-Verein) und in Kooperation mit dem Offenen Deutschen Schulnetz (ODS) gefördert. Das DBS-Archiv enthält eine Übersicht zur Entwicklung des DBS in den ersten drei Jahren. Dokumentiert sind dort Projektantrag, Berichte, die Zusammenarbeit mit den Landesservern sowie die verschiedenen "Portale" des DBS.
Inzwischen beteiligen sich Bund und Länder an diesem Projekt. Es wird auf Dauer am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) angesiedelt, einem von Bund und Ländern finanzierten Institut der "Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz" (WGL).
Veröffentlichungen
Alexander Botte/Heike Maier: Was ist der Deutsche Bildungsserver (DBS) und wozu dient er? In: Zeitschrift für Bildungsverwaltung 14 (1999), H. 1-2, S. 79-89
Peter Diepold: Bildungsserver. Vortrag auf der 4. SAN Jahrestagung in Bonn (im Druck)
Peter Diepold: "Ordnung im Multimedia-Chaos. Bildungsserver und Meta-Daten." In: Pädagogische Rundschau Themaheft Multimedia, Bd. 52 (1998), S. 671-691
Peter Diepold / Paul Tiedemann: Internet für Pädagogen. Eine praxisorientierte Einführung. Darmstadt (Primus) 1999. ISBN 3-89678-132-4
Peter Diepold: Bildungsserver. In: Kubiczek, Herbert [u.a.] (Hrsg.) (1998): Lernort Multimedia. Jahrbuch Telekommunikation und Gesellschaft, Bd. 6, S. 148 - 158
Peter Diepold: Auf dem Weg zu einem Internet-gestützten, integrierten Informations- und Kommunikationssystem Bildung. In: Erziehungswissenschaft, Bd. 8, H. 16 (1997), S. 24-52