Initiativen zur Leseförderung in den Ländern
Sachsen-Anhalt: Das Interesse an Literatur fördern.
Projekte und Initiativen in Sachsen-Anhalt
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Lesung mit Karlhans Frank in Wefensleben Quelle: FBK Sachsen-Anhalt e.V. |
Autorenlesungen in Kindergärten und Schulen, Schreibwerkstätten, Förderung von Nachwuchstalenten - der Friedrich-Bödecker-Kreis e.V. spielt bei der Leseförderung in Sachsen-Anhalt eine bedeutende Rolle und ist aus dem literarischen Leben nicht mehr wegzudenken. Er widmet sich der Entwicklung interessanter Literaturangebote für Kinder und Jugendliche sowie der jugendkulturellen Bildungsarbeit.
Der Friedrich-Bödecker-Kreis e.V. in Sachsen-Anhalt
Der Friedrich-Bödecker-Kreis e.V. in Sachsen-Anhalt, 1990 gegründet und seit 1994 vom Kultusministerium institutionell gefördert, betreibt im Interesse des Landes Lese- und Literaturförderung und trägt zur Förderung und Verbreitung von Gegenwartsliteratur bei. Zu seinen Aufgaben gehören die literarische Nachwuchsarbeit im Lande, insbesondere die Verantwortung für die beiden Literaturwerkstätten in Halle und Magdeburg und die Beratung aller am literarischen Leben interessierten Institutionen, Einrichtungen, Vereine und Bürger. Er unterstützt die Landesliteraturtage, informiert über das literarische Leben in Sachsen-Anhalt und gibt die Literaturzeitschrift „Ort der Augen“ heraus. In Zusammenarbeit mit vielen Partnern führt der Verein Projekte durch wie beispielsweise „Poetik und Poesie“ oder „Kindsein“ und veranstaltet Fortbildungen. Seit fast zwanzig Jahren organisiert er in Kooperation mit Schulen, Büchereien, Kindergärten und Jugendzentren Autorenlesungen, um das Interesse von Kindern und Jugendlichen an Literatur zu fördern. Auch mit dem Projekt „Schulschreiber“ will der Friedrich-Bödecker-Kreis e.V. zum Lesen und Schreiben anregen. Unter Anleitung eines erfahrenen Autors werden die Kinder und Jugendlichen kontinuierlich an das kreative Schreiben herangeführt und verfassen eigene, altersgemäße Texte zu verschiedenen Themen und in unterschiedlichen Textformen. Für schreibende Schülerinnen und Schüler hat der Friedrich-Bödecker-Kreis e.V. eine Textwerkstatt in einem virtuellen Arbeitszimmer eingerichtet. Dort können Texte aufgenommen, besprochen und bearbeitet werden.
Öffentliche Bibliotheken unterstützen Initiativen zur Leseförderung
Verlässliche Partner der Leseförderung in Sachsen-Anhalt sind die zahlreichen kommunalen Öffentlichen Bibliotheken im Land. Sie fördern vielfältige Initiativen zur Leseförderung sowie zur Entwicklung von Kompetenz im Umgang mit den Medien. Vom Kultusminister wurde 2003 eine Arbeitsgruppe „Schule und Bibliothek“ berufen, die die Entwicklung nachhaltiger Kooperationsbeziehungen befördern soll. Mögliche Modelle sind neu entwickelte Formen der Klassenführungen wie der Unterricht in der Bibliothek, bei dem Methoden zur Informationsrecherche vermittelt und Lehrinhalte verschiedener Unterrichtsfächer ergänzt werden. Darüber hinaus geht es um neue lesefördernde Veranstaltungen unter Einbeziehung von Eltern und Autoren wie Wettbewerbe, Lesenächte, neue Formen der Medienpräsentationen und die Arbeit mit Medienkisten. Im Ergebnis der Tätigkeit dieser Arbeitsgruppe wurde am 16. April 2004 eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Kultusministerium und dem Landesverband Sachsen-Anhalt im Deutschen Bibliotheksverband e.V. abgeschlossen, um die in Schulen und Bibliotheken vorhandenen Ressourcen zur Leseförderung und Medienerziehung besser zu nutzen.
Die Interessen der Öffentlichen Bibliotheken in Sachsen-Anhalt werden durch den Landesverband Sachsen-Anhalt im Deutschen Bibliotheksverband e.V. vertreten. Das Land unterstützt das Bibliothekswesen unter anderem durch die Bereitstellung von Fördermitteln für Modellprojekte sowie mit der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken.
Die Tätigkeit der Fachstelle umfasst die konzeptionelle Planung und fachliche Begleitung der Bibliotheksentwicklung und Bibliotheksförderung sowohl Öffentlicher Bibliotheken als auch von Schulbibliotheken in Sachsen-Anhalt. Sie erhebt Daten der einzelnen Bibliotheken, erschließt spezielle Bibliotheksdatenbanken und stellt sie bereit. Mit der Einrichtung einer Bibliothekskonferenz für das Land Sachsen-Anhalt auf der Grundlage eines Landtagsbeschlusses vom 01.01.2004, wurde ein Forum geschaffen, in dem neue inhaltliche und organisatorische Konzepte für die Versorgung mit Bibliotheken unter den veränderten Rahmenbedingungen entwickelt und öffentlichkeitswirksam diskutiert werden können. Das Gremium setzt sich aus Fachleuten der Bereiche Kultur und Bildung aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen. Als Aufgabenschwerpunkt wird die Entwicklung neuer Finanzierungs- und Trägermodelle auch über bisherige inhaltlich und strukturell gegebene Grenzen hinweg angesehen. Die stärkere Einbindung in den Bildungsbereich durch die Entwicklung einer Bibliothekspädagogik zur Unterstützung des Erwerbs von Lese- und Medienkompetenz sowie eine verbesserte Kooperation der Bibliotheken untereinander u.a. auf der Grundlage vertraglicher Bindungen sind als weitere Arbeitsschwerpunkte vorgesehen. Für 2007 hat das Land im Zusammenwirken mit der Bibliothekskonferenz einen Wettbewerb zur Beförderung neuartiger, effektiver und praktikabel gestalteter Bibliotheksstrukturen ausgeschrieben. Als Wettbewerbssieger wurde der Landkreis Mansfeld-Südharz für sein Projekt „Bibliotheksnetzwerk Mansfeld-Südharz“ am 01.11.2007 ausgezeichnet. Die Bibliothekskonferenz beendete mit der Vorlage ihres Abschlussberichtes auf der dritten Tagung am 01.11.2007 ihre Tätigkeit.
Leseförderung im Elementarbereich und in der Schule
Lese- und Sprachförderung spielen auch bei den ganz Kleinen im Land eine große Rolle. Das „Bildungsprogramm für Kindertageseinrichtungen in Sachsen-Anhalt“, das von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Zusammenarbeit mit Praxisvertreter/innen erarbeitet wurde, dient als verbindliche Arbeitsgrundlage für Erzieher/innen. Die Entwicklung kommunikativer und sprachlicher Kompetenzen ist die elementarste Lernleistung von Kindern. Jedes Kind hat das Potenzial, sich auszudrücken und seine Erfahrungen gedanklich, sprachlich und symbolisch zu verarbeiten. Es ist Aufgabe der Erzieherin im Bildungsbereich „Kommunikation, Sprache(n) und Schriftkultur“, die Kommunikationsangebote und -aufforderungen jedes Kindes wahrzunehmen und die Kommunikationsangebote jedes Kindes systematisch zu analysieren.
In den Lehrplänen der Schulen werden Lese- und Sprachkompetenz als niveaubestimmende Aufgaben bzw. als überfachliche Kompetenzen besonders betont. Fortbildungen für Lehrkräfte bietet das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) auch in Zusammenarbeit mit der Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken und dem Friedrich-Bödecker-Kreis Sachsen-Anhalt e.V. an. Seit 2007 gibt das LISA zudem in Kooperation mit dem Friedrich-Bödecker-Kreis und dem dem Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg jeweils zur Eröffnung des „Bücherfrühlings“, also unmittelbar vor der Eröffnung der Leipziger Buchmesse, die Publikation „Lesefutter“ heraus. Sie enthält Anregungen zur Leseförderung und Projektberichte, Aufsätze zu lese- und schreibdidaktischen Aspekten sowie Rezensionen ausgewählter Neuerscheinungen von Autorinnen und Autoren aus Sachsen-Anhalt, die für den unterrichtlichen Einsatz empfohlen werden können. Sofern rechtlich möglich, stehen die Beiträge des „Lesefutters“ auf dem Bildungsserver Sachsen-Anhalt zum Download bereit.
Sachsen-Anhalt beteiligt sich jährlich an der Buch-Gutschein-Aktion der Stiftung Lesen zum Welttag des Buches am 23. April. Damit können alle Fünftklässler - und 2008 erstmals auch alle Viertklässler – ihr persönliches Exemplar des Welttagsbuches „Ich schenk dir eine Geschichte“ kostenlos im örtlichen Buchhandel durch Vorlage eines Gutscheines erhalten. Wichtiger Teil der Aktion ist also nicht nur das Leseerlebnis an sich, sondern auch der vorausgehende gemeinsame Besuch der Buchhandlung. Dort kann - nach vorheriger Anmeldung - auch eine Führung oder Schnitzeljagd mit der gesamten Klasse stattfinden.
„Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS)
Sachsen-Anhalt beteiligt sich mit den Verbünden „Sprache in alltäglichen und fachlichen Kontexten der Grundschule“ und „Sprachliche Bildung und Förderung im Fächerkanon der Sekundarstufe“ an dem bundesweiten Forschungs- und Entwicklungsprogramm „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS). Ausgewählte Verbundschulen bearbeiten in Kooperation mit regionalen Bildungs- und Forschungseinrichtungen die BiSS-Module „Gezielte sprachliche Bildung in fachlichen und alltäglichen Kontexten“ und „Diagnose und Förderung des Leseverständnisses“ im Primarbereich sowie „Sprachliche Bildung in fachlichen Kontexten“ und „Schreiben und Lesen mit digitalen Medien“ in der Sekundarstufe. Der Verbund „Sprache in alltäglichen und fachlichen Kontexten der Grundschule“ wird vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Kooperation mit dem Bundesland Sachsen-Anhalt wissenschaftlich evaluiert (Beginn 2016). Ziel des BiSS-Programms ist es, herauszufinden, welche Methoden und Instrumente der Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung unter welchen Bedingungen funktionieren, und wie sie optimal für eine durchgängige wirksame Sprach- und Leseförderung vom Beginn institutioneller Betreuung bis zum Ende der Sekundarstufe I eingesetzt werden können.
Vorlesen ist der Beginn allen Lesens
Projekte, die die Lesebegeisterung der Kinder und Jugendlichen unterstützen, sind das K.i.D. und die „Lesewelt Halle“. K.i.D. ist ein Modellprojekt des Landes Sachsen-Anhalt, das mit seiner neuen Rubrik „Kinderbücher“ Erzieher/innen, Eltern, Großeltern und allen Neugierigen Bücher vorstellt, die Kinder zum Erleben und Entdecken und vor allem zum großen Abenteuer Lesen einladen.
Das Ziel der Vorleseinitiative „Lesewelt Halle“ ist es, Begeisterung für Bücher sowie Spaß und Freude an Geschichten zu wecken. Im Mittelpunkt der Initiative stehen wöchentlich Vorlesestunden in Kindergärten, Begegnungsstätten, im Kinderheim oder in Schulhorten durch ehrenamtliche Vorleserinnen und Vorleser. Die Kinder sollen positive Erfahrungen mit dem Medium Buch machen: Spaß an Geschichten erleben, gemeinsam mit anderen auf Entdeckungsreise gehen, in fremde Welten und das Leben anderer eintauchen, sich von der Phantasie beflügeln lassen und Lust auf selbstständiges Lesen bekommen.
Schreibprojekte und -wettbewerbe
Das Literaturhaus Magdeburg hat sich der Förderung und Unterstützung der Literatur und des literarischen Lebens in und um Magdeburg verschrieben. Neben einem festen Programm, dazu gehört die Schreibwerkstatt LiteraTeens für Jugendliche, bietet es Autorenlesungen, Veranstaltungen in den Literatur-Ausstellungen und Ausstellungen zur Landes- und Stadtgeschichte, Literaturprojekte, Märchen, Geschichten, Filme und Autorenporträts und verfilmte Literatur für Schulen und Gruppen an.
Außer Lesungen und Werkstattwochen führt der Kinder-Jugend-Schreibring ein Projekt zur Freizeitgestaltung für phantasiebegabte Kinder und Jugendliche durch. Seit 1993 treffen sich ca. 30 Kinder und Jugendliche zweimal monatlich in altersspezifischen Gruppen. Sie erfinden gemeinsam Geschichten und lesen sie sich gegenseitig vor. Dabei lernen sie auch, das Urteil der anderen zu akzeptieren und sich auf die Gedanken- und Gefühlswelt anderer einzulassen.
Interessierte Schülerinnen und Schüler werden in dem Seminar „Schüler machen Zeitung“ mit dem Medium „Schülerzeitung“ vertraut gemacht. In Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium Sachsen-Anhalt hat die Tageszeitung „Volksstimme“ das Schülerzeitungsprojekt „SchmaZ“ ins Leben gerufen. Schulklassen haben die Möglichkeit, selbst geschriebene Artikel in der „Volksstimme“ zu veröffentlichen. Weitere Partner dieser Aktion sind neben der AOK Sachsen-Anhalt, die ÖSA-Versicherung und die Stadtsparkasse Magdeburg.
Die „Goldene Feder“ ist der Jugendpressepreis für Sachsen-Anhalt, der jährlich von fjp>media, dem Verband junger Medienmacher Sachsen-Anhalts, dem Deutschen Journalistenverband/Landesverband Sachsen-Anhalt und dem Kultusministerium des Landes vergeben wird. Mit diesem Preis werden die beste Schülerzeitung und die besten Nachwuchsjournalisten des Landes ausgezeichnet.
Seit 1992 ruft der Friedrich-Bödecker-Kreis alle Schüler in Sachsen-Anhalt und seit 2006 in ganz Deutschland zu einem großen Schreibwettbewerb auf. Einsendeschluss ist immer der letzte Schultag vor den Sommerferien. 3600 Einsendungen im Jahr 2006 bestätigen das erfolgreiche Konzept des Wettbewerbs, bei dem es kein einengendes Thema und keine beschneidende Formvorgabe gibt.
Literarische Höhepunkte
Weitere Höhepunkte des literarischen Lebens in Sachsen-Anhalt sind die Landesliteraturtage und der Bücherfrühling. Die Landesliteraturtage dienen der Präsentation der Ergebnisse der Literaturentwicklung in Sachsen-Anhalt und im gesamten Bundesgebiet. Damit sollen der Zugang zu deutschsprachiger Literatur und zur Gegenwartsliteratur verbessert und nachhaltige Wirkungen im Hinblick auf das literarische Angebot in der austragenden Region erreicht werden. Die gesamten Literaturtage stehen jeweils unter einem bestimmten Thema. Viele Lesungen und Veranstaltungen richten sich an junge Menschen.
Der Bücherfrühling ist eine Veranstaltung, die auf Initiative der Stiftung Lesen in nahezu allen Bundesländern stattfindet und auf große öffentliche Resonanz stößt. In Sachsen-Anhalt gibt es den „Bücherfrühling“ seit 1991. Er wird in Verantwortung des Friedrich-Bödecker-Kreises e.V. durchgeführt. In enger Partnerschaft mit Bibliotheken, Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen und anderen Trägern gibt es im ganzen Land Lesungen von Kinder- und Jugendbuchautoren, wobei vor allem neue Werke im Mittelpunkt stehen. Weitere Höhepunkte sind regionale Schreibwerkstätten für Schüler, Lesenächte in Schulen und Bibliotheken und ein Satire-Fest.
Autorin: Petra Schraml
Das Landesporträt wurde im November 2007 in enger Zusammenarbeit mit Leseförderern aus Sachsen-Anhalt erstellt. Sobald neue Informationen vorliegen, werden die entsprechenden Abschnitte im Text bzw. die Verweise im Text und in der rechten Spalte ergänzt und aktualisiert.
Redaktionskontakt: schuster@dipf.de