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Lesen in Deutschland

Initiativen zur Leseförderung in den Ländern

Mecklenburg-Vorpommern: Literatur erleben.
Projekte und Initiativen zur Leseförderung




© Stadtbibliothek Ludwigslust
© Stadtbibliothek Ludwigslust

Uwe Johnson, Hans Fallada, Brigitte Reimann, Fritz Reuter, Wolfgang Koeppen, Gerhart Hauptmann, Ehm Welk: Leseförderung lässt sich in Mecklenburg-Vorpommern mit großen Namen verbinden, denen man an vielen Orten im Land begegnet. Literaturzentren, Literaturhäuser und Literaturmuseen, wie das KOEPPENHAUS Literaturzentrum Vorpommern, das Literaturhaus „Uwe Johnson“ in Klütz, das Brigitte-Reimann-Literaturhaus in Neubrandenburg, das Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen und das landesweit wirkende Literaturhaus Rostock organisieren regelmäßig Lesungen, Ausstellungen und Leseprojekte.

Literaturzentren und Literaturhäuser
Das Literaturzentrum Neubrandenburg e.V. ist das Zentrum eines landesweiten literarischen Netzwerkes. Es besteht seit 1971 und wird von der Stadt Neubrandenburg und dem Ministerium für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Im Trägerverein haben sich literarisch interessierte Bürger*innen der Stadt und der Region zusammengefunden, die die Arbeit der Einrichtung durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und ehrenamtliche Tätigkeit unterstützen. Auf Initiative und unter Mitwirkung des Literaturzentrums gründeten sich die Hans-Fallada-Gesellschaft mitsamt Hans-Fallada-Stiftung, die Mecklenburgische Literaturgesellschaft, die Brigitte-Reimann-Gesellschaft, der Federchen-Verlag, mittlerweile Teil des Steffen-Verlags und der Literaturrat Mecklenburg-Vorpommern. Im Auftrag der Stadt Neubrandenburg wurde 1999 das Brigitte-Reimann-Literaturhaus vom Literaturzentrum Neubrandenburg aufgebaut, das sich neben den literarischen Gedächtnisorten des Landes zu Gerhart Hauptmann, Ehm Welk, Ernst Barlach, Wolfgang Koeppen, Fritz Reuter, Uwe Johnson und Hans Fallada etabliert hat. Eine ständige Ausstellung über Brigitte Reimann, Lesungen, Vorträge, Projekttage und der Schreib-Treff gehören zum ständigen Angebot des Hauses.

Das Literaturhaus „Uwe Johnson“ in Klütz beherbergt eine Dauerausstellung über den Schriftsteller und bietet Lesungen, Diskussionen, Ausstellungen und Workshops sowie Vorlesenachmittage für Kinder an. Gleichermaßen ist das Literaturzentrum Vorpommern im sanierten Geburtshaus Wolfgang Koeppens tätig. Es beherbergt einen Veranstaltungssaal, eine Galerie mit einer Dauerausstellung zum Autor und ein Literaturcafé. Mit zahlreichen Veranstaltungen wie Lesungen, Hörspielen und Ausstellungen bringt das Literaturzentrum einem Publikum, das von Vorschulkindern über Student*innen bis zu Generation 60+ reicht, den vielschichtigen und streitbaren Autor Wolfgang Koeppen nahe. Neben der Vermittlung der Literatur Wolfgang Koeppens und von Literatur und Kunst im Allgemeinen geht es den Akteur*innen des Literaturzentrums nicht zuletzt auch um eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und Kultur.

Literaturfeste und Lesetage
„Literatur erleben“ ist ein Hauptanliegen des Literaturhauses Rostock. Das Haus ist seit Jahren ein literarisches Zentrum für Autor*innen und begeisterte Leser*innen aus Rostock und Mecklenburg-Vorpommern. Die Begegnung mit Autorinnen und Autoren, der Austausch im interdisziplinären Forum und das Gespräch über Literatur soll die Reflexion und Auseinandersetzung mit Literatur und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern stärken. Schwerpunkte dieser kulturellen Arbeit sind die Autorenförderung und die Stärkung der Lesekompetenz bei Kindern und Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern. Das Literaturhaus Rostock sieht die Aufgabe der Beschäftigung mit und der Verbreitung von Literatur nicht nur als Veranstalter von Lesungen. Wichtige landesweit wirkende Bereiche der täglichen Arbeit sind die Leseförderung und die Autorenförderung in Mecklenburg-Vorpommern.

Jährliche stattfindende Veranstaltungen
Der „Norddeutsche Bücherfrühling“ der Stadt Neubrandenburg und der Region Mecklenburg-Strelitz, mitorganisiert vom Literaturzentrum Neubrandenburg, thematisiert Aspekte der Literatur- und Leseförderung und bietet Lesungen und Projekte für Kinder und Jugendliche an. Im Sommer werden zum Geburtstag des Schriftstellers Hans Fallada, am 21. Juni, vom Literaturzentrum Neubrandenburg und der Hans-Fallada-Gesellschaft die Hans-Fallada-Tage mit Lesungen, Vorträgen, Musik und einem Kinderfest veranstaltet. Austragungsort ist das zu einem Museum umgebaute Anwesen in Carwitz/Mecklenburg, in dem Fallada mit seiner Familie von 1933-1945 lebte und einige seiner wichtigsten Romane schrieb. Auch der Geburtstag Wolfgang Koeppens, der 23. Juni, wird mit den jährlich stattfindenden Koeppentagen vom Literaturzentrum Vorpommern gefeiert. Ein weiteres sommerliches Highlight ist der Klützer LiteraturSommer mit international bekannten Autor*innen. Das lange Hörspielwochenende des Vereins Lauschkultur e.V. lädt im Sommer in den Theaterpark der Stadt Brandenburg an der Havel ein und bietet ein abwechslungsreiches Lauschprogramm für Jung und Alt. Die erste Hörspielkirche Deutschlands befindet sich in Ferderow. Dort können kleine Besucher*innen nachmittags und Erwachsene abends Hörpielen zuhören. Die Hörspielkirche ist Kulturpartner von NDR Kultur und Kooperationspartner der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv. Höhepunkt im Oktober und November sind die Schweriner Literaturtage mit spannenden Lesungen und Aktionen in der Landeshauptstadt.

Das Literaturhaus Rostock ruft jedes Jahr die LiteraTour Nord aus, eine Lesetournee mit Wettbewerbscharakter durch die norddeutschen Städte Oldenburg, Bremen, Lübeck, Rostock, Lüneburg und Hannover, bei der jeweils sechs deutschsprachige Autorinnen und Autoren aus ihren neuen Büchern vorlesen. Das Publikum und eine Jury entscheiden abschließend, wer den gut dotierten Preis der Tournee gewinnt. Für das umfangreiche Kinder- und Jugendprogramm ist das Literaturhaus auch im gesamten Bundesland unterwegs. Ganzjährig umfasst das Programm „Leseland M-V“ Lesungen, Workshops, Projekttage u.v.m. Das Projekt „Gedankenflieger“ läd z.B. Grundschulkinder zum Philosophieren ein und die Theaterauffürhungen des „Reggeahasen Boooo“ bringen dem jungen Publikum kulturelle Vielfalt durch verschiedene Musikstile und lustige Geschichten näher.

Enge Kooperation zwischen Schulen und Bibliotheken
Mecklenburg-Vorpommers Bibliotheken engagieren sich kontinuierlich für die Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen. Im Jahr 2003 wurde zwischen dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern und dem Deutschen Bibliotheksverband e.V. Landesverband Mecklenburg-Vorpommern eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Durch eine systematische und umfassende Kooperation sollen öffentliche Bibliotheken und Schulen zukünftig zu strategischen Partnern bei der Vermittlung von Lese- und Informationskompetenz werden. In dem Rahmenlehrplan Deutsch für die Grundschule wurde die Arbeit mit den Bibliotheken sogar als verbindliches Element festgelegt. Mit Hilfe der Bibliotheken als dem idealen Ort zum Kennenlernen der multimedialen und virtuellen Informationswelt werden die Schülerinnen und Schüler langfristig zum Lesen motiviert. Die öffentliche Bibliothek mit ihrem reichhaltigen Angebot an Leseaktionen wie Lesewettbewerben, Lesenächten, Autorenlesungen und vielem mehr wird zum Lernort außerhalb der Schule und erleichtert gerade Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Elternhäusern den Einstieg in die Welt der Bücher.

Die Fachstelle Rostock wirkt beratend
Eine besondere Rolle in der Kooperation zwischen Schule und Bibliothek spielt die Fachstelle für die öffentlichen Bibliotheken, die sich seit 2020 in Trägerschaft des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern im Deutschen Bibliotehksverband e.V. mit Sitz in der Stadtbibliothek Rostock befindet. Sie wirkt für die rund 100 öffentlichen Bibliotheken des Landes unterstützend und beratend. Für Schulen und Vorschuleinrichtungen wird jährlich mindestens ein Projekt zur Leseförderung aus Landesfördermitteln finanziert, das von der Fachstelle in Rostock organisiert und umgesetzt wird und an dem ca. 30 bis 40 Bibliotheken teilnehmen können. Seit 2014 organisiert die Fachstelle z.B. jährlich das landesweite Projekt FerienLeseLust MV. Ziel dieses Sommerferienprojekts ist die Förderung der Lesekompetenz vorallem der Kinder und Jugendlichen, die sost eher wenig zum Buch greifen.

Interessante Projekte für Kinder und Jugendliche
Vielseitig und vielfältig sind die Projekte, an denen sich Kinder und Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern beteiligen können. Für 9 bis 21-jährige bietet das Pegasus-Projekt der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft interessante Literatur- und Medienprojekte an. In Sagenwanderungen, Lesenächten, Leseclubs, Radiokursen oder Kursen im kreativen Schreiben werden die neuen Medien in die Auseinandersetzung mit der Literatur einbezogen und Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geboten, sich in verschiedenen Handlungsrollen, ob als Literaturkritiker*innen, Hörspielautor*innen oder Online-Redakteur*innen auszuprobieren. Außerdem verleiht PEGASUS den undotierten Lufti–Jugendliteraturpreis, über den ausschließlich jugendliche Juroren entscheiden.

Der Friedrich-Bödecker-Kreis Mecklenburg-Vorpommern e.V. trägt durch sein Angebot an Autorenlesungen und Workshops zu einer interaktiven und altersgerechten Leseförderung und Literaturvermittlung bei und fördert die Sprach- und Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen. Für Jugendliche, die gerne eigene Texte schreiben, trifft sich zweimal im Monat der Schreibzirkel „Weiter im Text“ im Literaturhaus Rostock, um sich gegenseitiges Feedback zu ihren Texten zu geben, neue Schreibtechniken zu erproben oder gemeinsam zu diskutieren. Darüber hinaus bietet das Literaturhaus ein breites Angebot an Kinder- und Jugendliteraturprojekten an, die auch über die Stadtgrenzen Rostocks hinaus, im gesamten Bundesland stattfinden.

Wissenschaftlich gestützte Leseförderung
Die gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung in Schulen und Kitas (BISS – Transfer) knüpft in Form von konkreten Projekten in Schulen, auch in Mecklenburg-Vorpommern, an die Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) an. Auf Rügen nehmen elf integrative Grundschulen und ein Sonderpädagogisches Förderzentrum an einer evidenzbasierten Leseförderung teil. Diese verfolgt das Ziel, die Leseentwicklung aller Schülerinnen und Schüler der Grundschulen vom Beginn der ersten Klasse bis zum Ende der Klasse 4 zu erfassen und effektiv und individuell zu unterstützen. Geplant ist die Erarbeitung eines Förderungsplans für Schüler*innen, der durch die sukzessive Einbeziehung aller Schulämter die Ausweitung von BiSS-Transfer auf weitere Verbünde und Schulen in Mecklenburg-Vorpommern vorbereitet.

Autorin: Petra Schraml und Carolin Anda

Das Landesporträt wurde im April 2007 in enger Zusammenarbeit mit Leseförderern aus Mecklenburg-Vorpommern erstellt. Die letzte Aktualisierung erfolgte im Oktober 2021.


Redaktionskontakt: anda@dipf.de


Landesporträt erstellt am:

05.04.2007

Zuletzt aktualisiert am: 13.10.2021


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