Initiativen zur Leseförderung in den Ländern
Hamburg: Bitte einsteigen!
Kreative Leseförderung für alle
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Seiteneinsteiger Lesefest 2022 © Tobias Krejtschi |
Leseförderung hat in Hamburg einen prägnanten Namen: „Seiteneinsteiger“! Das zunächst auf drei aufeinanderfolgende Jahre angelegte Lesefest fand erstmals am 2. November 2005 in der Hansestadt statt und feierte 2014 sein zehnjähriges Jubiläum. Unter der Schirmherrschaft von Hamburgs Kultursenators Dr. Carsten Brosda und im Auftrag der Behörde für Kultur und Medien sowie der Behörde für Schule und Berufsbildung steht „Seiteneinsteiger“ ganz im Zeichen der kreativen Leseförderung und ist eine von der ganzen Stadt getragene Aktion für Kinder und Jugendliche.
Das Lesefest „Seiteneinsteiger“
Fast alle Hamburger Institutionen und Initiativen, die sich mit Kinder- und Jugendliteratur beschäftigen, beteiligen sich mit einem eigenen Angebot am Lesefest „Seiteneinsteiger“, das vom Hamburger Literaturkontor organisiert wird. Überall in der Stadt wird gelesen, gespielt, gezeichnet, erzählt und diskutiert. Hamburger Schulen veranstalten Autorenlesungen, Projekttage und Workshops. Literaturverfilmungen, literarische Spaziergänge und viele andere Veranstaltungen können mit der ganzen Familie besucht werden.
Alle Informationen rund um das Lesefest sind auf der Website „Seiteneinsteiger“ verfügbar, die „Hamburg in der Literatur“ präsentiert, über Lese-Veranstaltungen und Schreibwettbewerbe informiert, Hamburger Autor*innen sowie Illustrator*innen vorstellt und literarische Spaziergänge ankündigt. Lehrkräfte finden Anregungen für den Literaturunterricht, Vorschläge für Aktionen an Schulen und Unterrichtsmodelle für alle Altersklassen.
Literaturtage und Aktionen für alle Altersgruppen
Das ganze Jahr über finden in der Hansestadt viele interessante Lese-Veranstaltungen statt. Seit April 2021 feiert das Projekt Buchstart 1 2 3 zusammen mit den Bücherhallen Hamburg, Vorschulklassen und Kitas den Geschichten-Finder-Tag. Im Frühsommer lockt z.B. die „literatur altonale“ mit Literaturveranstaltungen aller Art in den Stadtteil Altona und im November folgen das Comicfestival Hamburg, die Hamburger Märchentage und die Nordischen Literaturtage.
Beliebt sind die Veranstaltungen im Kinderbuchhaus im Altonaer Museum, die sich vor allem an Kinder, aber auch an Eltern, Großeltern, Lehrer*innen und Erzieher*innen richten. Es wird gelesen, vorgelesen, geschrieben, illustriert, kritisiert, gedruckt und gebunden, beraten und informiert. Von „Spaß mit Büchern” über „Gedankenflieger” und „SuperNova“ bis zum „sta*-club” und „Schreiblabor” bietet das Literaturhaus Hamburg eine breite Palette von Veranstaltungen für alle Altersgruppen von der Vorschule bis zur Sekundarstufe.
Hamburgs öffentliche Bücherhallen
Klassischer Ort der Leseförderung sowohl im Freizeitbereich als auch in der Zusammenarbeit mit Schulen und Kindertageseinrichtungen sind die Hamburger Bücherhallen, die es in allen Stadtteilen gibt. Zwei Bücherbusse ermöglichen eine Versorgung mit Medien auch in abgelegenen Teilen Hamburgs. Seit 1995 werden planmäßig Projekte zur Leseförderung etabliert und ständig weiterentwickelt. Angebote zur Medienbildung sind als wichtige Pfeiler der Leseförderung zwischen der Behörde für Schule und Berufsbildung und der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration den Bücherhallen entstanden. Das Lernweltangebot ist vielfältig und reicht von Bilderbuchkinos für die Kleinen über Fake Hunter Workshops bis hin zu Robotik-Kurse für Jugendliche.
In Zusammenarbeit mit der Behörde für Schule und Berufsbildung werden die 1. und 2. Klassen aller Grundschulen, dazu eingeladen am jährlichen Lesekisten-Wettbewerb teilzunehmen, fortgesetzt wir diese Einladung mit dem Erhalt des Bücherhallenpasses für Schüler*innen der dritten Klassen und mit der Emtleihen von Bücherkisten für die 5. und 6. Klassen. Die von beiden Behörden finanzierte Blockausleihe von literarischen Texten und Sachbüchern zu gewünschten Themen wird von Lehrer*innen sowie von Erzieher*innen stark genutzt. Fest etabliert hat sich die Initiative Lesewelt Hamburg e.V. in den öffentlichen Bücherhallen. Regelmäßig lesen ehrenamtliche Vorleser*innen Kindern Märchen, lustige Geschichten und spannende Abenteuer vor.
Leseförderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Um mehr Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund ging es im BLK-Programm „Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund - FörMig“ (2004 bis 2010). Daraus entstand auch das Hamburger Sprachförderkonzept, das u.a. mit Hilfe der Diagnosetools „HAVAS 5" und "VASE 6-8" den Sprachstand von Vor- und Grundschulkindern erfasst. Das Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstandes bei Fünfjährigen (HAVAS 5) ist ein standardisiertes Diagnoseinstrument, mit dessen Hilfe die Sprachkenntnisse von Kindern in mehreren Sprachen festgestellt werden können. Das Projekt „Family Literacy“ (FYL) zielte auf die Sprach- und Literalitätsförderung in Familien und fördert seit 2004 die Schreib- und Lesekompetenzen von Kindern und Eltern mit Migrationshintergrund. Unter dem Motto: Bildungsbeteiligung erhöhen und die Bildungsbenachteiligung abbauen helfen, setzt sich das Projekt zum Ziel, die Fähigkeiten der Eltern zu stärken, den Schriftspracherwerb ihrer Kinder zuhause zu unterstützen und die Kinder somit besser auf die Schule vorzubereiten.
Lesehelfer*innen und standardisierte Tests unterstützen die Sprach- und Leseförderung
Mehr als die Hälfte aller fünfjährigen Kinder besucht in Hamburg eine der 459 Vorschulklassen an den staatlichen Grundschulen. Künftig sollen Vorschulkinder noch besser auf die Schule vorbereitet werden. Insbesondere in den Bereichen Mathematik und Sprache sollen die Kinder entsprechend den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen spielerisch gezielt auf die Schule vorbereitet werden. Das VSK-Bildungsprogramm beschreibt in einem sogenannten "Kerncurriculum" erstmals sehr genau konkrete Bildungsziele und Bildungsinhalte der Vorschule, insbesondere in den Lernbereichen Sprachbildung und Mathematik.
Darüber hinaus gibt es mehrere standarsisierte Testungen, KERMIT, die seit dem Jahr 2013 in allen Grund- und Stadtteilschulen und Gymnasien Hamburgs durchgeführt werden und die Sprach-, MINT- und Lesekompetenzen der Schüler*innen erfassen. Unterstützung erfahren Hamburger Schüler*innen auch durch das Lesepatenmodell, das Erfolg versprechend in fünften Klassen eingesetzt wird. An vielen Schulen sind in Absprache mit den Sprachlernkoordinator*innen die Leselernhelfer*innen von MENTOR e. V. tätig, sie werden dabei durch das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung unterstützt.
Die Kooperationen zwischen dem Literaturzentrum Hamburg (lit), der großen Hamburger Autorenvereinigung und der Behörde für Kultur und Medien machen zahlreiche Autorenlesungen und -schreibwerkstätten an Hamburger Schulen möglich. Auch im Rahmen der Hamburger Kinderbuchtage werden gemeinsam mit dem Friedrich-Bödecker-Kreis Hamburg e.V. an Schulen Lesetage und Aktionen mit Autorinnen und Autoren gestaltet. Dazu zählen Schreibwerkstätten, Lesungen und Aktionen mit Eltern, Verlagen oder Buchhändler*innen.
Eine besondere Tradition hat das Lesen von plattdeutschen Texten in Hamburg. In den geraden Jahren lädt der Verein „Plattdüütsch leevt“ alle Schulkinder des Süderelberaumes zum Vorlesewettbewerb „Schoolkinner leest Platt“ ein.
„Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS-Transfer)
Hinweis:
Das Landesporträt wurde im Juli 2007 in enger Zusammenarbeit mit Leseförderern aus Hamburg erstellt. Eine Aktualisierung erfolgte zuletzt im Januar 2023. Sobald neue Informationen vorliegen, werden die entsprechenden Abschnitte im Text bzw. die Verweise im Text und in der rechten Spalte ergänzt.
Redaktionskontakt: c.anda@dipf.de