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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 07.07.2011:

Eine neue Kultur der Freiwilligkeit

Bundesfreiwilligendienst gestartet
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Bildrechte: Bundesfreiwilligendienst

Am 1. Juli 2011 ist der neue Bundesfreiwilligendienst (BFD) gestartet. Er wurde von der Bundesregierung als Nachfolger für den Zivildienst eingeführt und präsentiert sich als ein Angebot an alle Bürgerinnen und Bürger, sich für einen Zeitraum zwischen sechs und 24 Monaten in sozialen, kulturellen, ökologischen oder in anderen auf das Gemeinwohl orientierten Bereichen zu engagieren.


Am 1. Juli 2011 ist der neue Bundesfreiwilligendienst (BFD) an den Start gegangen. Der Bundesfreiwilligendienst wurde von der Bundesregierung als Nachfolger für den Zivildienst eingeführt, der gemeinsam mit der Wehrpflicht zum 30. Juni 2011 ausgesetzt wurde. „Allen, die in den letzten Wochen einen Pflegenotstand heraufbeschworen haben, kann ich heute sagen: Es ist richtig, dass wir mehr qualifiziertes Pflegepersonal brauchen. Aber durch das Ende des Zivildienstes ist kein Pflegenotstand eingetreten“, erklärt Dr. Hermann Kues, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfamilienministerium. „Vielmehr haben wir einen reibungslosen Übergang geschafft von den 19.700 Zivis im Juni zu den mehr als 17.300 Freiwilligen ab dem 1. Juli.“

Unter den 17.300 Freiwilligen, die seit dem 1. Juli ihren Dienst antraten, sind 14.300 Zivildienstleistende, die freiwillig ihren Dienst verlängert haben. Für den neuen Bundesfreiwilligendienst wurden bislang rund 3.000 Verträge geschlossen. Allerdings liegen von den Verbänden noch nicht alle Meldungen vor, so dass die Anzahl der Freiwilligen etwas höher liegt. Und jede Woche kommen neue dazu. Waren es nach dem Start der Informationskampagne der Bundesregierung im Schnitt 250 Freiwillige pro Woche, sind es jetzt bereits rund 1.500. „Der neue Bundesfreiwilligendienst kommt bei den Menschen an. Wir haben von Anfang an klar gemacht: Der Zivildienst war ein Pflichtdienst, den junge Männer absolvieren mussten. Jetzt müssen echte Freiwillige gewonnen werden. Das ist eine Aufgabe, an der sich alle beteiligen müssen. Die Zahlen zeigen, dass das gelingt“, so Hermann Kues.

Nicht nur Ersatz, sondern auch Ergänzung

Der neue Dienst soll nicht nur dafür sorgen, dass ehemalige Zivildienststellen weiterhin besetzt werden können, sondern er soll auch die bereits bestehenden, in die Länderhoheit fallenden Freiwilligendienste wie das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) ergänzen. Der Bund stellt dafür 350 Millionen Euro bereit, so viel wie nie zuvor für freiwilliges Engagement. Um Doppelstrukturen zu vermeiden, ist der neue Dienst an den bestehenden Jugendfreiwilligendiensten FSJ und FÖJ orientiert. Wo die gesetzlichen Regelungen abweichen, zum Beispiel bei Fragen der Finanzierung, richtet sich der BFD in der Regel am bisherigen Zivildienst aus. Für die ordnungsgemäße Durchführung des Bundesfreiwilligendienstes und die Verwaltung der Mittel sind Zentralstellen eingerichtet. Das zuständige Amt ist das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA). Allerdings liegt die Hauptverantwortung für den BFD in der Praxis bei den Einsatzstellen vor Ort. Diese müssen mit attraktiven Angeboten werben und eine gute Begleitung der Freiwilligen während des Dienstes garantieren. „Der neue Bundesfreiwilligendienst soll gemeinsam mit dem Ausbau der etablierten Jugendfreiwilligendienste FSJ und FÖJ den Nährboden für eine neue Kultur der Freiwilligkeit in Deutschland bieten“, betont Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

35.000 neue Stellen
Für den Bundesfreiwilligendienst sind rund 35.000 neue Stellen eingerichtet worden, die die bereits bestehenden 35.000 Stellen, die die Länder im Rahmen des FSJ und des FÖJ anbieten, ergänzen. Ein ersatzloser Wegfall der bisherigen 90.000 Zivildienststellen hätte, so die Familienministerin, zu einer sozialen Katastrophe geführt. Deshalb ist im Gesetz zum BFD vorgesehen, dass die nach dem Zivildienstgesetz bereits anerkannten Beschäftigungsstellen und -plätze als anerkannte Einsatzstellen und -plätze des Bundesfreiwilligendienstes gelten. Darüber hinaus werden neue Plätze in den Bereichen Sport, Integration, Kultur, Bildung, Zivil- und Katastrophenschutz akzeptiert.

Auch für Frauen und Ältere attraktiv
Der Bundesfreiwilligendienst richtet sich anders als der Zivildienst nicht nur an junge Männer, sondern auch an Frauen und ältere Menschen. Jeder, der die Vollschulzeitpflicht erfüllt hat, kann teilnehmen. Damit schafft der Bundesfreiwilligendienst die erste geförderte Freiwilligenform auch für ältere Menschen, die sich sozial engagieren möchten. So wird nicht nur Jüngeren die Chance gegeben, Erfahrungen und Kompetenzen zu erwerben, sich Orientierung zu verschaffen, bevor die Wahl eines Studiums oder eines Ausbildungsplatzes getroffen wird oder den Einstieg in ein geregeltes Berufsleben zu finden. Auch ältere Freiwillige werden ermutigt, ihre bereits vorhandenen Kompetenzen sowie ihre Lebens- und Berufserfahrung einzubringen und weiter zu vermitteln. Während Jugendliche, die oft noch keine familiären Verpflichtungen haben, den BFD grundsätzlich mit 40 Stunden pro Woche als Vollzeitbeschäftigung leisten müssen, können sich Freiwillige über 27 Jahre auch für nur 20 Stunden pro Woche (Teilzeit) einsetzen lassen. „Der neue Freiwilligendienst ist eine Einladung an Menschen jeden Alters, sich für die Allgemeinheit zu engagieren. Davon profitieren nicht nur wir alle, sondern auch die Freiwilligen selbst“, so Kristina Schröder.

Ein vielfältiges Angebot an Möglichkeiten
Die Ausgestaltung des Bundesfreiwilligendienstes erfolgt arbeitsmarktneutral. Jeder einzelne Platz wird daraufhin überprüft, dass keine reguläre Arbeitskraft verdrängt oder ersetzt wird, sondern allein unterstützende Tätigkeiten ausgeführt werden. Das Angebot bietet eine große Spannbreite von Tätigkeiten. Die Stellenbörse auf der Internetseite zum Bundesfreiwilligendienst umfasst bereits mehr als 18.500 Plätze bundesweit. Die Möglichkeiten gehen weit über den Einsatz in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Kindertagesstätten hinaus. So kann man seinen Dienst beispielsweise auch in der Nachmittagsbetreuung einer Gesamtschule ableisten, für eine Schutzstation im Wattenmeer Wattwanderungen anbieten, in einem Stadtteilcafe einen Tanz-Workshop für Mädchen leiten, Bioäpfel verkaufen, Schüler durchs Theater führen oder bei Ausgrabungen helfen. Alle Einsatzfelder im sozialen, ökologischen, kulturellen und sportlichen Bereich sowie in der Integrationsarbeit sind denkbar.

Vorbereitung und Begleitung der neuen Herausforderung

Als Entgelt gibt es aktuell ein Taschengeld in Höhe von maximal 330 Euro. Die Freiwilligen sind außerdem sozialversichert. Und oft werden Unterkunft, Verpflegung und Arbeitskleidung von den Anbietern gestellt bzw. übernommen. Auch wird der Bundesfreiwilligendienst durch Seminare begleitet, in denen soziale, kulturelle und interkulturelle Kompetenzen vermittelt werden und das Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl gestärkt wird. Die Gesamtdauer der Seminare beträgt, bezogen auf eine zwölfmonatige Teilnahme am freiwilligen Dienst, mindestens 25 Tage. Fünf Tage davon sind vorgesehen für ein Seminar zur politischen Bildung. Wer länger als 12 Monate an einem BFD Projekt teilnimmt, bei dem erhöht sich die Anzahl der Seminartage pro zusätzlichen Monat um einen Tag. Sind es weniger als 12 Monate reduziert sie sich um je zwei Tage pro reduzierten Monat. Auf Wunsch der Träger werden die Seminare in den bisherigen 17 staatlichen Zivildienstschulen gemeinsam für die Teilnehmerinnen und Teilnehmern des FSJ/FÖJ durchgeführt. Freiwillige, die bereits das 27. Lebensjahr vollendet haben, müssen nicht unbedingt während der gesamten Zeit in den Seminaren anwesend sein. Eine Teilnahme über einen angemessenen Umfang kann mit den Trägern individuell vereinbart werden.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 07.07.2011
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