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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 22.04.2004:

"Lieselottindaria Libraria" stellt sich vor

"Leselilli" ist ein Projekt zur Leseförderung mit Neuen Medien in der Grundschule.

"Das ist wirklich eine schöne Geschichte." Die Kinder sind begeistert. Die Schülerinnen und Schüler der Lindnergrundschule in Oberhausen drängeln sich vor das Mikrofon, damit sie Nicole gut verstehen. Seit letztem Jahr finden in ihrem Unterricht regelmäßig "Lesestunden" statt, in denen jeder sein Lieblingsbuch multimedial vorstellt.

"Lieselottindaria Libraria"
Ins Leben gerufen wurden diese multimedialen Vorlesestunden von Marco Fileccia, Pädagogischer Mitarbeiter im Bereich "Lehrerbildung mit Neuen Medien" am Landesinstitut für Schule in Soest. Der ehemaliger Lehrer und Familienvater weiß, dass Kinder nicht immer gerne zum Buch greifen. Aus diesem Grund hat er sich etwas besonders Nettes ausgedacht. Er entwickelte die Roboterfigur "Lieselottindaria Libraria", kurz "Leselilli", die gerne (vor-)liest und die Kinder motivieren möchte, sich aktiv mit ihrer Lieblingsliteratur auseinander zu setzen.

Verbesserung der Lesekompetenz
Ziel dieses Projektes sind in erster Linie eine Verbesserung der Lesekompetenz und mehr Spaß am Lesen. PISA hat längst gezeigt, dass es um die Lesekompetenz der deutschen Jugendlichen nicht zum Besten steht. In einer Zeit, in der Kinder es bevorzugen, den Computer anzuschalten anstatt ein Buch zu lesen, ist der Bedarf nach guten Konzepten zur Leseförderung groß - ohne den Kindern deshalb die Lust an den Neuen Medien zu nehmen. Marco Fileccia hatte deshalb die Idee, die Leidenschaft der jungen Menschen zu nutzen und sie über die Neuen Medien zum Lesen zu bringen. Ein netter Nebeneffekt sowohl für Schüler als auch Lehrer ist, dass sie auf diese Weise lernen, sinnvoll und täglich mit den Neuen Medien umzugehen.

Der Unterrichtsablauf
Das Konzept geht auf! Die Schülerinnen und Schüler der Lindnerschule in Oberhausen, die das Projekt in einer Pilotphase testeten und es seitdem in ihren Stundenplan integriert haben, freuen sich sehr auf die Stunden mit "Lieselottindaria Libraria", in denen sie gegenseitig aus ihren Lieblingsbüchern vortragen. Die Lesestunden beginnen damit, dass jedes Kind sein Lieblingsbuch in der Klasse mündlich vorstellt. Die Mitschüler schreiben anschließend eine kurze Inhaltsangabe und Beurteilung des Buches mit dem PC und speichern die Texte auf einer Diskette. Die Kinder, die zuhause keinen Computer haben, können jederzeit einen der Schulcomputer benutzen.

Auswahl der Textstelle
Anschließend wählt das Vorlese-Kind einen Ausschnitt aus dem Buch aus, den es vortragen möchte und begründet die Auswahl. Darüber kann eine Diskussion zu dem jeweiligen Thema, beispielsweise "Reiterhof" oder "Autos" entstehen und in die aktuellen Themenschwerpunkte des Unterrichts wie "Verkehr" oder "Bauerhof" eingeordnet werden. Zusätzlich können die Kinder zu den einzelnen Textstellen oder auch zum ganzen Buch Bilder malen. Das kann, muss aber nicht im Kunstunterricht passieren. Auf diese Weise werden die Neuen Medien nicht nur mit dem traditionellen Medium Buch, sondern auch mit Bildern verbunden und eine Integration der Kunsterziehung hergestellt.

Die Audio-Aufnahme
Die Leseprobe wird mit einem Kassettenrecorder, mit einem Mini-Disc-Recorder oder direkt am Computer über ein Headset aufgenommen. Dies macht den Kindern natürlich besonders viel Spaß. Aufgeregt stehen sie um den Computer herum und können es kaum erwarten, an die Reihe zu kommen. Vor der Aufnahme hat die Lehrerin oder der Lehrer die technische Bedienung der Audioaufnahme und die Texterstellung, das Speichern der Dateien sowie das Scannen und Verkleinern von Bildern mit der Klasse eingeübt.
Die Materialien, Ton und Text werden dann in Kleingruppen in eine Internet-Seite eingestellt, die ein Vater graphisch gestaltet hat. Es wird zukünftig möglich sein, über einen Homepagegenerator bei www.primolo.de die Texte, Bilder und Töne selbstständig zu veröffentlichen. Ein eigener, auf die "Leselilli"-Bedürfnisse optimierter Bereich, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre Buchpräsentationen erstellen können, wird gerade eingerichtet.

Die Reaktionen der Kinder
Dass die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Aufnahmen im Internet hören und ihre Zeichnungen und Rezensionen bewundern können, trägt viel zum Erfolg des Projektes bei. Nach den ersten Aufzeichnungen brachten die Kinder der Lindnerschule in Oberhausen immer wieder neue Bücher mit und erzählten den anderen Kindern von ihnen, berichtet Michael Haun, der Schulleiter. "Inwieweit nun die anderen Kinder sich animiert fühlen, die empfohlenen Bücher auch einmal zu lesen, können wir zurzeit noch nicht nachweisen. Hierzu müssen wir noch einen längeren Erfahrungszeitraum abwarten."

Das "Buch des Monats"
Immer eine Klasse fühlt sich für einen Monat für das Projekt verantwortlich, so dass die Lehrerinnen und Lehrer die Leseförderung besser in ihre Unterrichtsplanungen integrieren können. Am Ende des Monats wird durch die jeweilige Klasse ein Buch zum "Buch des Monats" gewählt, das dann vom Förderverein für die Schulbücherei angeschafft wird. "So haben die Kinder auch selbst unmittelbaren Einfluss auf den Buchbestand der Schulbücherei", berichtet Michael Haun stolz. Natürlich können auch Schüler aus anderen Klassen jederzeit weitere Bücher im Internet vorstellen.

Leselilli als bundesweites Projekt und als Leseförderungs-Fortbildung für Lehrende
"Lieselottindaria Libraria" kommt gut an! Die Pilotphase an der Lindnerschule in Oberhausen ist sehr viel versprechend gelaufen, die "Leselilli" ist seitdem aus dem Unterrichtsplan nicht mehr wegzudenken. Ab Ende April läuft das Projekt bundesweit an. Alle interessierten Grundschulen können sich bei Marco Fileccia anmelden. Da "Leselilli" darüber hinaus als Fortbildungskonzept für Lehrerinnen und Lehrer konzipiert ist, in der die Nutzung Neuer Medien im Bereich der Leseförderung im Vordergrund steht, werden alle Materialien wie Checklisten, Vorlagen, Hintergrundinformationen, Anleitungen, Musterbriefe etc. fortbildungsdidaktisch aufbereitet und über den NRW-Bildungsserver Learn-Line zur Verfügung gestellt.

Die Lernziele
Die Förderung und Erweiterung der Lesekompetenz sowie die Förderung der Motivation zum Lesen, insbesondere für Kinder aus "bildungsfernen" Elternhäusern sind für viele Schulleiter und Lehrer ein aktuelles Thema. Die Schaffung von Leseanlässen, die sich gut in den Unterricht integrieren lassen und gleichzeitig den Umgang mit den Neuen Medien fördern, ist deshalb ein besonders gelungenes Konzept. Durch das Ereignis der Aufnahme, der Präsentation der Ergebnisse und das Vorstellen der eigenen Lieblingsbücher von den "Fünf Freunden" bis zu "Harry Potter" wird den Kindern viel Lesefreude vermittelt. Die Rezensionen geben eine Orientierung im vielfältigen Angebot der Kinderliteratur. Und die Zusammenarbeit fördert darüber hinaus das soziale Lernen der Kinder.

Auf diese Weise schafft "Leselilli" nicht nur eine "Lesekultur" an der teilnehmenden Schule, die durch weitere gemeinsame Aktionen wie Lese-Nächte, Besuche in Bibliotheken oder Autorenlesungen ergänzt werden kann, sondern trägt insgesamt zur Verbesserung des Klimas an der Schule bei.

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 22.04.2004
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