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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 12.12.2023:

Lehrkräftefortbildungen und Materialien für einen digital gestützten Unterricht

Der Kompetenzverbund lernen:digital stellt sich vor
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Bildrechte: Kompetenzverbund lernen:digital

Der Kompetenzverbund lernen:digital bringt bis Juni 2026 Wissenschaft und Praxis in einen Dialog über die digitale Transformation der Lehrkräftebildung. In vier Kompetenzzentren erarbeiten 24 Projektverbünde aus wissenschaftlichen Einrichtungen in rund 200 länderübergreifenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten Lehrkräftefort- und Weiterbildungen, Unterrichtsmaterialien und Konzepte für die Schul- und Unterrichtsentwicklung in einer Kultur der Digitalität. Die Auftaktveranstaltung am 22. und 23. November in Berlin diente einer ersten Vorstellung und brachte die Akteur*innen aus der Wissenschaft in einen ko-konstruktiven Austausch mit Vertreter*innen der Bildungspraxis, -administration und den Landesinstituten für Lehrkräftebildung und Schulentwicklung.


Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen haben gezeigt, welche Vorteile ein digital gestützter Unterricht haben kann. Doch in vielen Schulen ist die Digitalisierung noch nicht wesentlich vorangeschritten. Damit digitale Bildung an allen Schulen gelingen kann, braucht es eine flächendeckende Infrastruktur, Unterrichtkonzepte, in denen Medien einen integralen Bestandteil für das Erreichen fachlicher und überfachlicher Bildungsziele bilden, kompetente Lehrkräfte, die digitale Medien zielgerecht und reflektiert zur Unterstützung von Lernprozessen in den Unterricht einbinden, und ein Schulkonzept, das die digitale Transformation gestaltet und umsetzt.

Maßnahmen digitaler Bildung an den Schulen
Mit der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ hat die Kultusministerkonferenz (KMK) im Jahr 2016 ein Handlungskonzept für die zukünftige Entwicklung der Bildung in Deutschland und die Gestaltung der digitalen Transformation an Schule vorgelegt. Die ergänzende Empfehlung „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“ (2021) greift die Erfahrungen aus der Pandemie auf und lenkt den Fokus auf die digitalen Schulentwicklungsprozesse und die Qualifizierung der Lehrkräfte. Für die digitale Ausstattung an den Schulen stellt der Bund mit dem DigitalPakt Schule 6,5 Milliarden Euro bereit. Was noch fehlt, sind Unterrichtsmaterialien, Konzepte für die Gestaltung eines digital gestützten Unterrichts und die entsprechenden Lehrkräftefortbildungen. Es gibt vereinzelte Initiativen, Programme und Pilotprojekte, finanziert von der KMK, von Bundesländern oder von Stiftungen etc. Auch im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (2015 - 2023) wurden in 26 Projekten Fortbildungen für digital gestützten Unterricht erarbeitet. Doch es fehlt bundesweit noch an Unterrichtsmaterialien, Konzepten sowie Fort- und Weiterbildungen in der Breite.

Der Kompetenzverbund lernen:digital
Vor diesem Hintergrund fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), finanziert durch die Europäische Union - NextGenerationEU, den Kompetenzverbund lernen:digital. Der Kompetenzverbund lernen:digital will bis Juni 2026 Wissenschaft und Praxis in einen Dialog über die digitale Transformation der Lehrkräftebildung bringen und alle dafür relevanten Akteursgruppen und Ebenen des Bildungssystems einbinden. Von vorneherein soll die Zusammenarbeit mit den Landesinstituten für Lehrerbildung vor Ort gesucht werden.
In den vier Kompetenzzentren MINT, Sprachen/Gesellschaft/Wirtschaft, Musik/Kunst/Sport und Schulentwicklung erarbeiten 24 Projektverbünde aus wissenschaftlichen Einrichtungen in insgesamt 203 länderübergreifenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten evidenzbasierte Lehrkräftefort- und Weiterbildungen, Unterrichtsmaterialien und Konzepte für die Schul- und Unterrichtsentwicklung in einer Kultur der Digitalität.

Eine Transferstelle, bestehend aus Vertreter*innen von 12 Institutionen unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Katharina Scheiter und Prof. Dr. Dirk Richter, Universität Potsdam, vernetzt die Projektverbünde untereinander sowie mit anderen Akteursgruppen und schafft Synergien. Sie betreibt eigene Forschung zu Transferbedingungen und zur Qualifizierung von Multiplikator*innen, macht die Ergebnisse der Projektverbünde für Lehrkräfte und die interessierte Öffentlichkeit sichtbar, fördert die Weiterentwicklung mit der Praxis und unterstützt den bundesweiten Transfer in die Lehrkräftebildung. Hierfür arbeitet sie eng mit der Kommission Lehrkräftebildung der KMK und den Landesinstituten der Lehrerbildung zusammen.
Eine Kommunikationsstrategie begleitet das Projekt, bereitet die Themen Bildung und Digitalität für Lehrkräfte - aber auch für andere relevante Akteursgruppen und die interessierte Öffentlichkeit - auf, macht die Ergebnisse der Projektverbünde sichtbar und bietet verschiedene Formate zum Austausch an. Die Webseite lernen:digital spielt dabei eine zentrale Rolle.

Kick-off in Berlin
Am 22. und 23. November 2023 fand die offizielle Auftaktveranstaltung des Projekts im Cafe Moskau in Berlin mit rund vierhundert geladenen Gästen aus den Projektverbünden, der Transferstelle, der Schulpraxis, den Landesinstituten und der Zivilgesellschaft statt. Organisiert wurde der Kick-off vom Forum Bildung Digitalisierung, das innerhalb der Transferstelle für die Öffentlichkeitsarbeit und gemeinsam mit weiteren Institutionen für die Wissenschaftskommunikation zuständig ist. Bei der Auftaktveranstaltung wurden alle geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekte der vier Kompetenzzentren sowie die Handlungsfelder der Transferstelle vorgestellt. Vertreter*innen der Transferstelle gaben im Dialog mit Vertreter*innen der Kompetenzzentren und den Teilnehmenden einen vertiefenden Einblick in die Angebote und geplanten Transferaktivitäten, die Akteur*innen aus der Wissenschaft traten in einen ko-konstruktiven Austausch mit Vertreter*innen aus den Schulen, den Landesinstituten für Lehrerbildung und Schulentwicklung und der Bildungsadministration. Eine ganztägige Posterausstellung verschaffte zusätzlich Überblick über die Vorhaben der 24 Projektverbünde. In einem Wechsel aus Podiumsdiskussionen, Vorträgen und dialogischen Formaten verbreitete die Auftaktveranstaltung Aufbruchstimmung, vermittelte Hintergrundwissen und war zugleich intensives Arbeitstreffen. Moderatorin Katja Weber führte humorvoll und kurzweilig durch die beiden Tage.

Vernetzung mit Landesinstituten und Qualitätseinrichtungen
Zu Beginn gaben Prof. Dr. Katharina Scheiter, Prof. Dr. Dirk Richter und Ralph Müller-Eiselt, Vorstand des Forum Bildung Digitalisierung, Einblick in die Entstehung und Aufgabe des Kompetenzverbund lernen:digital und in seine strategische Ausrichtung. Es wurde betont, wie wichtig die Vernetzung mit den Landesinstituten und den Qualitätseinrichtungen, der Verwaltung und Politik aller Länder von vorneherein sei, um eine nachhaltige Optimierung der Schnittstelle Wissenschaft und Praxis zu erreichen und Wirkung in allen 16 Bundesländern zu erzeugen. Müller-Eiselt wünschte sich, dass ein Spirit der ko-Konstruktion auf der Veranstaltung entstehe, die Überzeugung, dass man gemeinsam etwas auf die Beine stellen könne. Man wolle die zwei Tage auf jeden Fall dazu nutzen, Netzwerke zu bilden, gemeinsame Themen auszuloten und Strukturen und Prozesse für die Zusammenarbeit mit den Landesinstitutionen zu finden, ergänzte Dirk Richter. Für Prof. Dr. Katharina Scheiter liegen die Herausforderungen des Projekts darin, nicht nur Leuchtturmschulen und Leuchtturmlehrkräfte zu erschaffen, sondern eine umfassende Professionalisierung des pädagogischen Personals für die Entwicklung von Unterricht und Schule zu erzielen. Dafür müssten Wissenschaft und Bildungspraxis definieren, was guten Unterricht mit und über digitalen Medien auszeichnet und wie wirksame Fortbildungs- und Schulentwicklungkonzepte aussehen, die die Potenziale von Digitalisierung nutzen.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger betonte in einer Videobotschaft die Bedeutung der länderübergreifenden Zusammenarbeit beim Thema Digitalisierung, damit nicht alles 16 mal neu erfunden werden müsse. Sie ist überzeugt davon, dass digitale Geräte und Tools das Lernen und Lehren sehr viel besser machen können und nannte die Kompetenzzentren dafür „die Möglichmacher“.

Austausch von Bildungspraxis und Wissenschaft
In einer anschließenden Podiumsdiskussion über die Stärkung digitalisierungsbezogener Kompetenzen von Lehrkräften und daran ausgerichtete Fort- und Weiterbildungen, die Transformation struktureller Rahmenbedingungen in der Lehrkräftebildung sowie den Beitrag, den der Kompetenzverbund lernen:digital für den systematischen Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis leisten kann, betonte Micha Pallesche, Schulleiter der Ernst-Reuter-Schule Karlsruhe, dass das Entscheidende für das Funktionieren des Projekts für ihn die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis auf Augenhöhe sei. Die Bildungspraxis müsse wirklich zu Wort kommen, Erfahrungen aus der Praxis müssten unbedingt in die Gestaltung von Fort- und Weiterbildungen eingebunden werden und auch die Landesinstitute sollten mit der Bildungspraxis in einen gemeinsamen Diskurs treten. Dr. Johanna Börsch-Supan, Abteilungsleiterin für Allgemeine und berufliche Bildung, BMBF, setzt auf gute, schon bestehende Strukturen und Netzwerke, möchte den Aufbau von Doppelstrukturen vermeiden und nur dort, wo Verbesserungsbedarf bestehe, neue Netzwerke und Prozesse bilden. Damit die Länder beim Thema Digitalität keine Einzelwege gehen, müsste in den kommenden zweieinhalb Jahren eine gemeinsame, nachhaltige Vision entwickelt werden, ist Katharina Günther-Wünsch, Präsidentin der KMK und Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, überzeugt. Susanne Prediger, Professorin für Mathematikdidaktik und fachbezogene Professionalisierungsforschung, bat darum, schon jetzt über die Pflege der Zusammenarbeit über die Projektlaufzeit hinaus nachzudenken.

Intensive Zusammenarbeit der Projektbeteiligten
Am Nachmittag fanden viele Workshops statt, in denen darüber diskutiert wurde, wie ein gelingender Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis für die digitale Transformation von Schule und Lehrkräftebildung gestaltet werden könne, wie man Lehrkräfte in ihrem Alltag in der Kultur der Digitalität unterstützen und stärken könne und wie sich digitalisierungsbezogene Professionalisierungsangebote für Lehrkräfte und Schulleitungen weiterentwickeln müssten. Es wurde auch überlegt, welchen Beitrag Akteur*innen aus Wissenschaft, Praxis und der Bildungsadministration in die Arbeit des Kompetenzverbund lernen:digital einbringen könnten, wie die lernen:digital Transferstelle die Akteur*innen in ihrer Arbeit bedarfsorientiert unterstützen und vernetzen könne und dass es wichtig sei, sich einem gemeinsamen Transferverständnis zu nähern.

Am zweiten Veranstaltungstag lag der Fokus auf der Gestaltung der weiteren Zusammenarbeit, sowohl innerhalb der vier Kompetenzzentren als auch zwischen der Transferstelle und den Landesinstituten. Alle Projektverbünde trafen sich innerhalb ihres Kompetenzzentrums, um sich besser kennenzulernen, Gemeinsamkeiten zu entdecken, Gelingensbedingungen für eine gewinnbringende Zusammenarbeit zu finden und sich über mögliche Schnittstellen, Erwartungen und Vorhaben auszutauschen. Die Zusammenarbeit der Vertreter*innen der Landesinstitute und der Transferstelle des Kompetenzverbund lernen:digital war darauf ausgerichtet, den gemeinsamen Dialog anzustoßen und zu überlegen, wie ein nachhaltiger Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis gestaltet werden könne, in den die Bedarfe der Landesinstitute kontinuierlich einfließen.

 

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 12.12.2023
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