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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 07.10.2010:

Profis in Kitas

Ein Programm zur Professionalisierung von Frühpädagogen in Deutschland
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Bildrechte: Profis in Kitas

Mit dem Programm PiK – Profis in Kitas fördert die Robert Bosch Stiftung seit 2005 die Erarbeitung von frühpädagogischen Bildungsinhalten und Vermittlungsmethoden an drei Fachhochschulen und zwei Universitäten in enger Verzahnung mit der Praxis. Ziel ist es, die bisherige Fachschulausbildung um eine auf frühkindliche Bildungsaufgaben spezialisierte Hochschulbildung zu ergänzen.


Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern erfordert die Ausbildung in Deutschland zur Erzieherin bzw. zum Erzieher kein Hochschulstudium. Auch in der deutschen Forschungslandschaft spielte die Pädagogik der frühen Kindheit bislang eher eine untergeordnete Rolle. Als im Jahr 2003 u.a. als Reaktion auf die Ergebnisse der PISA-Studie 2001 und die fachöffentliche Kritik an dem Ausbildungssystem für Erzieherinnen und Erzieher die ersten Bildungspläne für Kindertageseinrichtungen von den Bundesländern verabschiedet wurden, reagierte die Robert Bosch Stiftung noch im selben Jahr darauf mit der Einrichtung des Schwerpunktes „Frühkindliche Bildung“ innerhalb ihres Programmbereichs Bildung und Gesellschaft. Die Robert Bosch Stiftung ist eine der großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Deutschland. Sie wurde 1964 gegründet und setzt die gemeinnützigen Bestrebungen des Firmengründers und Stifters Robert Bosch (1861-1942) fort. Sie beschäftigt sich vorrangig mit den Themenfeldern Völkerverständigung, Bildung und Gesundheit und hat von 1964 bis 2005 rund 737 Millionen Euro für die Förderung modellhafter Projekte ausgegeben. Im Jahr 2005 wurden rund 56 Millionen Euro bewilligt.

Bei der Reform der frühkindlichen Bildung wollte die Stiftung die Rolle eines neutralen Dritten einnehmen und die anstehenden Reformprozesse unterstützen. Im Jahr 2003 gab es in Deutschland noch keinen einzigen Studiengang, der Fachkräfte für Kindertageseinrichtungen auf akademischem Niveau ausbildete. Ziel der Stiftung war, die bisherige Fachschulausbildung um eine auf frühkindliche Bildungsaufgaben spezialisierte Hochschulbildung zu  ergänzen, weil gerade Kinder unter sechs Jahren extrem lernfreudig und aufnahmefähig sind.

Die Partnerhochschulen
Im Herbst 2005 begann das auf fünf Jahre angelegte Programm PiK – Profis in Kitas, mit dem ein erheblicher Qualitätsschub für die Aus- und Weiterbildung von Frühpädagogen erreicht werden sollte. Aus über 30 Bewerbern wurden fünf PiK-Partnerhochschulen ausgewählt, die im Rahmen des Projektes zeitgemäße Bildungsinhalte und Vermittlungsmethoden für frühpädagogische Studiengänge erarbeiten sollten. Voraussetzung für die Auswahl der Hochschulen waren u.a. enge Kontakte aller Partnerhochschulen zu regionalen Praxiseinrichtungen, Trägern von Kindertageseinrichtungen und Fachschulen. Der Lernort Praxis sollte während des ganzen Projekts in einem engen Austausch mit den Forschungseinrichtungen stehen, damit sich beide Bereiche gegenseitig befruchten. Zu den Partnerhochschulen von PiK gehören zwei Universitäten und drei Fachhochschulen in insgesamt fünf Bundesländern: die Universität Bremen, die Technische Universität Dresden, die Evangelische Hochschule Freiburg, die Fachhochschule Koblenz und die Alice Salomon Hochschule Berlin. Der Studiengang „Erziehung und Bildung im Kindesalter“ an der Alice Salomon Hochschule Berlin war der erste Studiengang für Elementarpädagogik in Deutschland überhaupt. Er wurde Ende 1999 als Modellversuch der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung (BLK) entworfen und ging im Sommer 2004 an den Start.

Das Programm Profis in Kitas
In den vergangenen fünf Jahren haben die Partnerhochschulen hochschulübergreifende Grundlagen für die Entwicklung von Ausbildungsqualität von frühpädagogischen Studiengängen auf Bachelor- und Masterebene erarbeitet. Der Schwerpunkt der ersten Förderphase von PiK lag auf der (Weiter-)Entwicklung der frühpädagogischen Studienangebote an den Standorten selbst. Zentrale Themen waren die curriculare Einbindung, die Qualifizierung der Praxis und die Etablierung durchlässiger Bildungswege an den Standorten. Die Hochschulen dokumentierten die Modulhandbücher und Module, die sie dazu entwickelt haben, auf der Webseite „Profis in Kitas“, so dass sie als Orientierung und Leitfaden für die Konzeption, Planung und Durchführung von frühpädagogischen Studiengängen genutzt werden können.

Mit Beginn der zweiten Förderphase im Jahr 2008 stand die Fundierung von Ausbildungsqualität durch die Bearbeitung von Schlüsselthemen im Vordergrund. Im Verbund mit weiteren Kooperationspartnern wurden und werden an den PiK-Standorten transferfähige und inhaltlich ausgerichtete Modelle erarbeitet. Themen und Vorhaben sind die Entwicklung und Erprobung eines Bildungskonzepts zur professionellen Zusammenarbeit von Frühpädagogen und Eltern, Entwicklung eines zentralen Internetportals "Frühpädagogik Studieren", Kinder unter drei Jahren in Tageseinrichtungen, Professionalisierung von Fachkräften auf B.A.-Niveau und Praxistransfer sowie die Entwicklung einer Berufseinstiegsphase für B.A.-Absolventen mit dem Berufsziel Elementardidaktik. Die Kooperation der fünf PiK-Standorte wird ausgebaut, um weitere frühpädagogische Studiengänge in den Entwicklungsprozess mit einbeziehen zu können.

Ein Orientierungsrahmen für die Entwicklung frühpädagogischer Studiengänge
In einer hochschulübergreifenden Innovationswerkstatt erarbeiteten die PiK-Partnerhochschulen Bildungsinhalte und Vermittlungsmethoden für die Professionalisierung von Frühpädagogen gemeinsam. Die unterschiedlichen Ansätze der Lehrstühle spiegeln sich in der Arbeit und in den Ergebnissen wider. Den Partnerhochschulen ist es aber dennoch gelungen, ein gemeinsames Verständnis darüber zu entwickeln, was und wie in frühpädagogischen Studiengängen gelehrt werden sollte. Die Ergebnisse liegen unter dem Titel „Frühpädagogik Studieren!“ als Orientierungsrahmen für die Entwicklung frühpädagogischer Studiengänge vor. Sie sind kein verbindliches Curriculum, beschreiben aber konkrete Qualifizierungsbereiche und die Kompetenzen, die auf Bachelor-Niveau für sie vermittelt werden sollten. Für frühpädagogische Curricula werden in 28 Bausteinen die Wissensgebiete, die für die Bildung von den Kleinsten von Bedeutung sind, beschrieben. Dazu gehören Bewegung, Mathematik, Ernährung, Sexualpädagogik und Medienpädagogik genauso wie die Zusammenarbeit mit den Eltern und die Integration/Inklusion/Behinderung. Der Orientierungsrahmen unterliegt nicht dem Anspruch, in den Bausteinen alle relevanten Bildungsinhalte vollständig abgebildet zu haben. Das vorgestellte Spektrum soll vielmehr eine Grundlage für inhaltliche Diskussionen über die zentralen Bestandteile frühpädagogischer Studiengänge bieten und zu Erweiterungen anregen.

Für die Lernorte Hochschule und Praxis haben die PiK-Partnerhochschulen Vorschläge für die Verschränkung von theoretischen mit praktischen Ausbildungsanteilen gemacht und Qualitätsziele für die Kooperation und gegenseitige Befruchtung der beiden Lernorte erarbeitet. Als didaktische Grundlage für die Professionalisierung von Frühpädagogen empfehlen sie ein forschendes Lehren und Lernen. Zugleich stellen sie Beispiele für das forschende Studieren aus ihren Studiengängen vor.

Die systematische Berücksichtung von unter Dreijährigen in frühpädagogischen Studienangeboten konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht geleistet werden.

Die Diskussion muss weitergehen
In den vergangenen fünf Jahren hat das Programm PiK erfolgreich die Entwicklung hin zu einer akademischen Ausbildung in der Frühpädagogik in Deutschland angestoßen. Seit Beginn des Programms ist die Anzahl frühpädagogischer Studiengänge in Deutschland auf über 40 angestiegen. Die Ergebnisse des Programms, in erster Linie der Orientierungsrahmen mit seinen Bausteinen, bieten eine gute Grundlage für eine wissenschaftliche Fundierung der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften in Kindertageseinrichtungen.
Das Projekt zeigt aber auch, dass die Diskussion über Bildungsinhalte und Vermittlungsmethoden weitergehen muss. Die Robert Bosch Stiftung unterstützt diese Fachdiskussion durch eine Reihe von nationalen Veranstaltungen. Die PiK-Standorte dienen der Weiterentwicklung der frühpädagogischen Studienentwicklung als Orientierung und beziehen als Knotenpunkte von Netzwerken weitere Hochschulen mit ein. Die Netzwerke haben auch in Zukunft die Aufgabe, die Entwicklung und Implementierung von Standards für Ausbildungsqualität fortzusetzen sowie Berufsprofil und Berufsfeld weiterzuentwickeln.

Die Frühpädagogik selbst steckt noch in den Kinderschuhen. Sie hat bislang noch keine eigene Fachgesellschaft, die Rahmencurricula und Prüfungsordnungen für alle Studiengänge entwickelt und verbindlich machen könnte. Der PiK-Orientierungsrahmen ist hier ein erster Schritt. Er dient als Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung von Ausbildungsqualität und curricularer Standards.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 07.10.2010
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