Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Lesedefiziten - Unterrichtsmaterial online bei Elixier

h t t p s : / / w w w . l e h r e r - o n l i n e . d e / u n t e r r i c h t / s e k u n d a r s t u f e n / g e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n / d e u t s c h / a r t i k e l / f a / f o e r d e r u n g - v o n - s c h u e l e r i n n e n - u n d - s c h u e l e r n - m i t - l e s e d e f i z i t e n /

Dieses Interview mit der Lehrerin und Autorin Heidemarie Brosche beantwortet Fragen rund um die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Lesedefiziten und gibt Tipps, wie man leseschwache Schülerinnen und Schüler in Schule und Unterricht am besten erreicht.

Anbieter:

Lehrer-Online | Eduversum GmbH, Taunusstr. 52, 65183 Wiesbaden

Autor:

Redaktion Lehrer-Online

Lange Beschreibung:

Was brauchen Lehrkräfte, um Kinder mit Lesedefiziten ausreichend unterstützen zu können? Wie sieht ein effektiver Leseunterricht aus? Und welche Methoden eignen sich vielleicht weniger gut zur Förderung von Kindern mit Lesedefiziten? Diese und weitere Fragen hat uns Heidemarie Brosche beantwortet. Frau Brosche ist Mittelschullehrerin in Augsburg und engagiert sich stark in der Leseförderung. Ihr aktuellster Jugendroman "Lucky Loser" ist sprachlich bewusst einfach gehalten, damit auch Jugendliche mit Leseschwierigkeiten Spaß an der Lektüre haben. Laut verschiedener Schulstudien lernen viele Grundschulkinder heute nicht gut genug zu lesen, um ihre Zukunft zu bewältigen. Was heißt das genau? Das heißt, dass sie die Texte, die sie lesen, nicht verstehen. Und dies wiederum wirkt sich nicht nur negativ auf ihre Schulleistungen in Deutsch aus, sondern macht sich in so ziemlich allen Fächern negativ bemerkbar. Nach der Schule geht es weiter: Wer nicht versteht, was er liest, hat Probleme in der Ausbildung, für den sind Weiterbildung und Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben kaum möglich. Und er ist viel leichter zu manipulieren. Soziale Gerechtigkeit sieht anders aus! Was brauchen Lehrkräfte, um Kinder mit Lesedefiziten ausreichend unterstützen zu können? Sie müssen erst mal bereit sein, anzuerkennen, dass viele dieser Kinder und Jugendlichen aus einer Welt kommen, die ausgesprochen lesefern ist. Es gibt dort keine Lese-Vorbilder, es wird nicht vorgelesen, Lesen besitzt dort auch keinen hohen Stellenwert. Empörung und Lamento sind keine zielführenden Reaktionen. Vor allem muss den Lehrkräften bewusst sein, dass Leseverständnis ohne angemessene Leseflüssigkeit nicht möglich ist. Welche Methoden funktionieren Ihrer Erfahrung nach gut, um leseferne Schülerinnen und Schüler zu erreichen? Wie gesagt, muss erst mal an der Leseflüssigkeit gearbeitet werden, zum Beispiel mithilfe von Lautleseverfahren wie dem Tandem-Lesen. Übrigens sind mittels Tandem-Lesen nicht nur in der Grundschule, sondern durchaus auch noch in der Sekundarstufe messbare Fortschritte zu erzielen. Wenn Schülerinnen und Schüler dies am eigenen Leib erfahren, also wenn sie sehen und spüren, dass sie sich verbessert haben, verbessert sich auch ihr Lese-Selbstkonzept. Und das ist nicht zu unterschätzen. Übrigens hat sich auch hörbuchbegleitetes Lesen als erfolgreich erwiesen, was nichts anderes heißt, als dass die Schülerinnen und Schüler mit den Augen mitlesen, während das Buch via Hörbuch vorgelesen wird. Hat sich die Leseflüssigkeit verbessert, kann der sprachsensible (Fach-)Unterricht viel bewirken. Die gängigen Lesestrategien greifen bei diesen schwachen Leserinnen und Lesern in der Regel nicht, weil sie eine Überforderung darstellen. Mit den Mitteln des sprachsensiblen Unterrichts, zum Beispiel auch mittels Didaktisierung von Lesetexten, kann in allen Fächern geholfen werden. Ich muss aber zugeben, dass dies sehr arbeitsaufwendig ist, wenn jede Lehrkraft für sich alleine kämpft. Hier braucht es eine konstruktive Zusammenarbeit von Lehrkräften einer Schule oder auch schulübergreifende Lösungen, von der dann alle zehren können. Und es braucht dringend gute Lehrwerke. Welche Methoden der Leseförderung erachten Sie vielleicht als weniger sinnvoll? Lange Zeit hat man vielen lesemotivierenden Aktionen den Stempel der Leseförderung aufgedrückt. Dabei können gerade solche Maßnahmen kontraproduktiv wirken nämlich dann, wenn sie den schwachen Leserinnen und Lesern nur wieder vor Augen führen, wie abgeschlagen sie sind, was bewirkt, dass sich ihr Lese-Selbstkonzept weiter verschlechtert. Das trifft zum Beispiel auf Vorlese-Wettbewerbe genauso zu wie auf Lesenächte . Wer also bei den Lesefernen wirklich etwas erreichen möchte, muss sich bei allem, was er tut, die Frage stellen, ob er nicht wieder nur die stärkeren Leserinnen und Leser fördert. Welche Unterrichtslektüre empfehlen Sie denn für "schwache" Leserinnen und Leser? Es gibt ja die Aussage, man könne entweder den Text an den Leser anpassen, also vereinfachen, kürzen, oder aber man könne den Leser an den Text anpassen, das heißt, ihn in die Lage versetzen, auch schwierigere Texte zu verstehen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass ein Mensch, der in der Schule immer nur einfache Texte gelesen und verstanden hat, mit bildungssprachlichen Texten auch im Erwachsenenalter Schwierigkeiten haben wird. Genau deshalb arbeitet der sprachsensible Unterricht ja darauf hin, dass die Schülerinnen und Schüler nach und nach in die Lage versetzt werden, mithilfe von geeigneten Strategien auch schwerere Texte zu verstehen. Geht es aber um eine Ganzschrift als Klassenlektüre, muss im Vordergrund die Freude am Lesen stehen. Wenn schwache Leserinnen und Leser sich ein ganzes Buch lang abquälen müssen, geht das Lese-Selbstkonzept ja wieder in den Keller: Von "Lesen ist blöd!" über "Ich mag einfach nicht lesen." bis zu "Ich lese NICHT!" ist es kein weiter Weg. Deshalb plädiere ich für eine angemessen "leichte" Lektüre. Sie haben selbst eine solch "leichte" Lektüre geschrieben. Was ist das Konzept von Ihrem Jugendroman "Lucky Loser"? Lucky Loser ist inhaltlich sehr nah dran an der Lebenswelt der Jugendlichen. Es geht um Sozialstunden, um Verliebtsein und um die belastenden Auswirkungen von Social Media. Die Kapitel sind kurz, der Lesbarkeitsindex gering knapp unter 30. Ich habe mich bemüht, durch Cliffhanger am Ende der Kapitel für so viel Spannung zu sorgen, dass man wissen will, wie es weitergeht. Außerdem gibt es immer mal wieder etwas zum Lachen. Relativ viele farbige Illustrationen lockern auf, sodass kein Buchstabenwüsten-Eindruck entsteht. Außerdem konnte ich den Verlag davon überzeugen, kostenloses Download-Material anzubieten, mit dem man den schwachen Leserinnen und Lesern helfen kann. Es gibt auch konkretes Material zum Tandem-Lesen. Und weil ich selbst von der positiven Wirkung des hörbuchbegleiteten Lesens überzeugt bin, durfte ich zu meinem Buch auch ein textidentisches Hörbuch im Tonstudio einlesen, das ebenfalls kostenlos heruntergeladen werden kann. Besonders habe ich mich über diesen Absatz in einer Rezension gefreut: "Wer übrigens glaubt, Literatur für leseferne Kinder und Jugendliche müsse zwangsläufig simpel sein, wird hier eines Besseren belehrt. Sorgfältig gezeichnete Charaktere sorgen für Authentizität und die vielen Wortspiele machen 'Lucky Loser' auch sprachlich zu einem Genuss." (starke eltern starke kinder, 1/2019)

Bildungsebene:

Sekundarstufe I

Frei zugänglich:

nein

Kostenpflichtig:

ja

Lernressourcentyp:

Arbeitsmaterial

Lizenz:

Frei nutzbares Material

Sprache:

Deutsch

Themenbereich:

Schule Deutsch
Schule Deutsch Themen
Schule Sprachen und Literatur Deutsch
Schule Sprachen und Literatur Deutsch Fachdidaktik
Schule Sprachen und Literatur Deutsch Literatur

Geeignet für:

Lehrer