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Transkulturalität und Gender in bildungshistorischer Perspektive

08.02.2008, 13:00 Uhr - 09.02.2008, 16:30 Uhr

Caritas-Akademie Köln-Hohenlind
Köln
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
wgippert@uni-koeln.de

h t t p : / / w w w . h f . u n i - k o e l n . d e / 3 0 5 2 2Externer Link

Diskussionen um den Kulturbegriff sowie um die Frage nach der tatsächlichen Verfasstheit von Kulturen haben sich seit den 1990er Jahren zunehmend dynamisiert – vornehmlich im Hinblick auf postmoderne Situationsbeschreibungen. Ältere, essentialistische Kulturkonzepte sind in der Regel ethnisch fundiert; sie nehmen Abgrenzungen nach ›außen‹ vor und beruhen auf statischen Vorstellungen von sozialer Homogenität, die sich mittlerweile als unhaltbar erwiesen haben. Demgegenüber hat sich im Rahmen des ›cultural turn‹ ein Verständnis entwickelt, das von einer prinzipiellen Offenheit, Heterogenität und Pluralität von Kultur ausgeht. Diese Sichtweise äußert sich in neuen Konzepten und Begrifflichkeiten wie ›Hybridisierung‹, ›Multiethnizität‹ ›Traveling Cultures‹, ›Transnationalität‹, ›Transkulturalität‹, ›Glokalität‹, die allesamt auf die generelle Nicht-Abgeschlossenheit und Dynamik von Kultur verweisen. Transkulturalität und Kulturtransfer, ethnische und kulturelle Vielfalt sind jedoch keineswegs ausschließlich moderne Erscheinungen. Vielmehr handelt es sich dabei um Phänomene, die sich in vorindustriellen Gemeinschaften ebenso finden wie in komplexen, postmodernen Gesellschaften, was in den gegenwärtigen Globalisierungsdebatten oftmals übersehen wird. Sowohl in historischer als auch in kulturvergleichender Sicht bildet Transkulturalität als Kulturvermischung vermutlich eher die Regel als die Ausnahme, haben doch Migrationsbewegungen, Kriege, Handelsbeziehungen u.ä. seit jeher das ›Eigene‹ mit dem ›Fremden‹ konfrontiert. Aus bildungshistorischer Perspektive ist das Transkulturalitätskonzept bisher jedoch allenfalls randständig zur Kenntnis genommen worden, obwohl es in seinem Kern auf Probleme individueller und kollektiver Identitätsbildungsprozesse verweist – und damit auf genuin erziehungswissenschaftliche Fragestellungen. Auch die Genderforschung sucht und findet neuerdings Berührungspunkte mit dem Paradigma der Transkulturalität, wobei die geschlechterhistorische Forschung diese Entwicklung nur ansatzweise aufgenommen hat. Die Verflechtung der Kategorie Geschlecht mit anderen Differenzierungskategorien wird in den letzten Jahren vermehrt unter dem Begriff der Intersektionalität diskutiert. Durch die Verknüpfung von Kultur- und Genderforschung, so die Annahme, können innerhalb einzelner Kulturen Differenzsetzungen wie Gender, Ethnie, Nationalität, Klasse, Religion etc., die die Ungleichheitsstrukturen nahezu aller Gesellschaften prägen, in ihrer Wechselwirkung sichtbar gemacht werden. Eine transkulturelle Genderforschung kann beispielsweise herausarbeiten, in welchem Ausmaß sich aus der diskursiven Verbindung von Gender und anderen Differenzkategorien etwa ›nationalisierte‹ oder ›kulturalisierte‹ männliche und weibliche Geschlechtsidentitäten entwickeln bzw. entwickelt haben. Die Tagung will die Verschränkung von Transkulturalität und Gender aus bildungshistorischer Perspektive für den Zeitraum vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert beleuchten. Um einen breiten interdisziplinären Austausch zu ermöglichen, ist die zeitliche und inhaltliche Rahmung bewusst weit gefasst. Die folgenden Fragestellungen sollen auf der Tagung diskutiert werden: Welche Gruppierungen und Akteure lassen sich im genannten Zeitraum als Agenten einer ›gelebten Transkulturalität‹ ausmachen? Welche sozialen Netzwerke, welche ›communities‹ oder ›plural societies‹ bauten sie auf? Wie wirkte sich die transkulturelle Situation auf die jeweilige Genderordnung aus? Welche Kulturtransferprozesse lassen sich im ›langen‹ 19. Jahrhundert beobachten? Wie wird die jeweils andere Kultur aufgenommen, angeeignet, verändert oder abgelehnt? Wie lassen sich die Ergebnisse transkultureller Prozesse und Strukturen überhaupt erfassen und beschreiben? Lässt sich dabei eine Genderspezifik ausmachen? Welche Zugehörigkeits-, Ab- und Ausgrenzungsdiskurse und -praktiken wurden in transkulturellen Situationen und Räumen geführt? Wie wurden Differenzlinien zwischen dem ›Eigenen‹ und ›Fremden‹ im Sinne eines ›Othering‹ konstruiert? Welche Identitäten bildeten sich unter den Bedingungen von Transkulturalität heraus? Welche Quellen lassen sich für transkulturelle Fragestellungen in bildungsgeschichtlicher Sicht nutzen? Wie wird ›Eigenes‹ und ›Fremdes‹, Differenz und Hybridität in den Quellen repräsentiert? Wo finden sich Anzeichen dafür, dass sich geschlechtsspezifische, kollektive Identitätsmuster in transkulturellen Räumen pluralisieren? Neben Beiträgen zu neueren Theoriekonzepten wie Transkulturalität, ›Critical Whiteness‹, ›Othering‹ und Intersektionalität sind Berichte aus konkreten (bildungs-)historischen und kulturwissenschaftlichen Forschungsarbeiten zu Migration, Kolonialismus, Kulturtransfer, Identitäts- und Fremdheitskonstruktionen, Bedeutung von Geschlecht in transkulturellen Kontexten u.ä. Gegenstand der Tagung.

Schlagwörter

Bildungsgeschichte, Historische Bildungsforschung, Migration, Kolonialismus, Genderforschung, Kulturtransferprozesse, 19./ 20. Jahrhundert,

Inhaltsbereich der Veranstaltung Wissenschaft/Bildungsforschung
Adressaten Studierende; Hochschullehrer/innen / Forscher/-innen
Tagungssprache Deutsch
Veranstalter Dr. Wolfgang Gippert, Dr. Petra Götte, Prof. Dr. Elke Kleinau
Zuletzt geändert am 03.12.2007

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