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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 28.05.2015:

„Eine Lernplattform, die allen gehört und bei der alle mitmachen können.“

Serlo - die kostenlose Website mit Übungen und Erklärungen für verschiedene Unterrichtsfächer
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Serlo

Serlo ist eine umfangreiche, übersichtliche Lernplattform, die didaktisch wertvolle Lehr- und Lernmaterialien für Mathematik und andere Fächer frei lizenziert zur Verfügung stellt. Die Materialien für Schüler/innen und Lehrer/innen bauen aufeinander auf und werden gemeinsam von den Community-Mitgliedern erstellt, verlinkt, sortiert, Lehrplänen zugeordnet und übersetzt.



Aus der Überzeugung heraus, dass Bildung der Schlüssel zur Lösung vieler Probleme ist, entstand bei dem damaligen Schüler Simon Köhl Anfang der 2000er Jahre der Wunsch, dass Wissen über verschiedene Schulfächer – Erläuterungen und Übungsaufgaben – an einem Ort im Netz für alle kostenlos verfügbar sein sollte. Ähnlich wie Wikipedia könnte die Website von vielen Engagierten aufgebaut und verbreitet werden, durch Übersetzungen könnte man die Inhalte schnell sehr vielen Menschen weltweit zugänglich machen.

Als Simon Köhl als Schüler der 13ten Klasse im April 2009 das buddhistische Kloster Serlo im nepalesischen Himalaya-Gebirge besuchte, konkretisierte sich die Idee: Der Klosterschule standen durch Spenden zwar Computer und Internetanschluss zur Verfügung, aber keine guten Lernmaterialien. Vor Ort entwickelte er erste konzeptionelle Vorschläge zu seinem Bildungsprojekt am Beispiel des Faches Mathematik: Man bräuchte Aufgaben mit Lösungen, ausführliche Erklärungen zu den Lösungsschritten und Verlinkungen zu Artikeln, in denen mathematische Themen erläutert werden. Die Artikel wiederum müssten durch Aufgaben ergänzt werden, um die Theorie sofort praktisch anwenden zu können. Auch müssten die Aufgaben den Lehrplänen zugeordnet sein, damit sich die Schüler/innen darauf verlassen könnten, dass sie den schulischen Anforderungen entsprechen. Außerdem sollte das Projekt als Wiki aufgebaut sein, damit alle mitmachen könnten.

Aufbau von Serlo
Simon Köhl fand sechs begeisterte Mitstreiter als Gründungsmitglieder des Vereins Gesellschaft für freie Bildung e. V. – die Gemeinnützigkeit des Vereins ist staatlich anerkannt –, darunter auch den damaligen Schüler und Webentwickler Aeneas Rekkas, der seither mit Köhl den Kern des Projektteams bildetet. Die meisten Teammitglieder waren zunächst Schüler/innen und Studierende, die sich in den ersten vier Jahren rein ehrenamtlich engagierten. Gemeinsam entwickelten sie die ersten Konzepte zum Aufbau des Projekts, welches sie nach dem buddhistischen Kloster Serlo nannten. Das Team begann sich zu vernetzen, insbesondere auch mit anderen Initiativen für „Open Educational Resources“ (OER). Mit Redaktion, Organisation und Softwareentwicklung entstanden zunehmend eigenständige Bereiche. Schließlich bezog Serlo ein eigenes Büro in der Studierendenvertretung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Bei ihrer Arbeit verfolgten die Gründungsmitglieder die Vision, dass alle Menschen überall Zugang zu hochwertigen Lerninhalten haben sollten und diese von einer offenen und unabhängigen Gemeinschaft erstellt werden. Eine internationale Lernplattform, die allen gehört und bei der alle mitmachen können. Jeder sollte gleiche Chancen auf Bildung haben und entsprechend der eigenen Persönlichkeit gefördert werden. Dazu wollte man die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen.

Die Inhalte
Entstanden ist eine umfangreiche, übersichtliche Lernplattform, die didaktisch wertvolle Lehr- und Lernmaterialien frei lizenziert zur Verfügung stellt. Die Materialen für Schüler/innen und Lehrer/innen bauen aufeinander auf und werden gemeinsam von den Community-Mitgliedern erstellt, verlinkt, sortiert, Lehrplänen zugeordnet und übersetzt. Serlo dient als Nachschlagewerk und begleitet die Schüler/innen in ihrem Lern- und Übungsprozess. Zurzeit befinden sich auf Serlo rund 5.000 Artikel, Videos, Kurse, Prüfungen, Aufgaben und Musterlösungen zu den Fächern Mathematik und Biologie, weitere Schulfächer befinden sich im Aufbau. Alle Inhalte können über eine Themenübersicht oder die offiziellen Lehrpläne gefunden werden. Das didaktische Konzept verbindet Erklärungen und Aufgaben zu einem Lernkreislauf. Durch die Verlinkung können die Nutzer/innen selbstständig und bedarfsorientiert lernen. Stoßen Lernende bei der Bearbeitung von Aufgaben auf Wissenslücken, können sie diese eigenverantwortlich beheben. In Artikeln werden wichtige Inhalte kurz und prägnant vermittelt. Unterstützt werden die Erklärungen durch anschauliche Grafiken, (interaktive) Animationen und Videos. Für das Verständnis wichtige Begriffe sind in den Artikeln verlinkt, Beispielaufgaben integriert. Die Aktivierung von Vorwissen erleichtert die Konstruktion und Integration von neuem Wissen. Lernende, die bei ihrem Lernprozess mehr Unterstützung brauchen, werden in Kursen – einem weiteren zentralen Format von Serlo – bei der Erarbeitung eines Themenbereichs begleitet: In kleinen Schritten, ausführlich und chronologisch wechseln sich dabei Lern- und Übungsphasen ab.

Die sechs Grundprinzipien von Serlo
Serlo bietet Schüler/inne/n aller Leistungsstufen und Schularten die Möglichkeit, individuell und auf je eigenem Niveau zu arbeiten. Das wird gut angenommen, im Januar 2015 beispielsweise hatte Serlo 203.185 Besucher/innen. Bis heute hält das Projektteam dafür konsequent sechs Grundprinzipien ein: Die Inhalte werden von der Online-Community erstellt, bei der alle mitmachen dürfen. Das komplette Angebot von Serlo ist und bleibt uneingeschränkt kostenlos. Auf der Seite wird grundsätzlich keine Werbung für kommerzielle Angebote geschaltet. Alle Inhalte, die auf Serlo erstellt werden, sind OER, stehen unter freier Lizenz zur Verfügung, dürfen kopiert, verändert und weiterverbreitet werden. Außerdem bleibt das Ehrenamt nach wie vor die zentrale Säule des Projekts. Die bezahlten Teammitglieder unterstützen die Ehrenamtlichen bei der Entwicklung der Software und der Verwaltung, die Einnahmen des Trägervereins dienen ausschließlich der Verwirklichung des Satzungszweckes. Und alle Community- und Teammitglieder, alle Nutzerinnen und Nutzer haben die Möglichkeit, Mitglied im Trägerverein zu werden und als Vereinsmitglied auf der Mitgliederversammlung mit gleichberechtigter Stimme abzustimmen und die Einhaltung der Grundprinzipien zu garantieren.

Qualitätssicherung durch die Community
Auch die Qualitätssicherung ist ein wichtiger Punkt. Damit die Qualität der Lernmaterialien gewährleistet wird, werden alle Inhalte, die neu bearbeitet oder neu erstellt werden, von entsprechend qualifizierten Community-Mitgliedern überprüft. In dieser Zeit sind die neuen Materialien für die Nutzer/innen nicht sichtbar.

Durch diesen Entstehungsprozess bleibt Serlo in Bewegung. Alle sind eingeladen, ihre Vorstellungen und Ideen mit einzubringen, mitzudenken und mitzugestalten.



Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 28.05.2015
© Innovationsportal

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