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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 26.03.2015:

„Inseln der Hoffnung“

Die Initiativen der Freudenberg Stiftung
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Freudenberg Stiftung

Die Freudenberg Stiftung setzt sich für mehr Bildungsgerechtigkeit von benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein. Mit vielfältigen Projekten in insgesamt vier Schwerpunktbereichen fördert sie ihre soziale, sprachliche, schulische und berufliche Integration.



Wenn Jugendliche mit Migrationshintergrund keinen Ausbildungsplatz finden, Kinder aus Zuwandererfamilien ohne ausreichende Deutschkenntnisse in der Schule nicht zurecht kommen oder sich Schulen für ihren Stadtteil öffnen wollen, ihnen aber hierfür die Ressourcen fehlen – dann kann die Freudenberg Stiftung nicht weggucken. Sie engagiert sich in diesen Fällen, sucht insbesondere in Kommunen gemeinsam mit Partnern vor Ort nach lokalen Lösungen gegen gesellschaftliche Ausgrenzung und fehlende Anerkennung. Im Mittelpunkt ihrer Bemühungen stehen die Kinder und Jugendlichen. Ihnen will sie vorrangig zu sozialer, sprachlicher, schulischer und beruflicher Integration verhelfen, und dafür bezieht sie auch ihre Familien sowie die Bildungseinrichtungen und Betriebe mit ein.

Die Freudenberg Stiftung
Die Freudenberg Stiftung mit Sitz in Weinheim an der Bergstraße ist 1984 von Mitgliedern der Unternehmerfamilie Freudenberg gegründet worden. Sie entwickelt in ihren vier Tätigkeitsschwerpunkten überwiegend eigene Aktivitäten, die sie in Kooperation mit Partnern umsetzt, weiterentwickelt und verbreitet. Zu den Schwerpunktbereichen gehört die Integration von Migrant/inn/en sowie kulturellen Minderheiten, die Unterstützung von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen, die Förderung demokratischer Kultur sowie die Reintegration von psychisch Kranken in das Arbeits- und Berufsleben. In ihren oft langjährigen Projekten bemüht sich die Stiftung, auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse praktische Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln und für deren Nachhaltigkeit und Verbreitung zu sorgen. Seit 2002 arbeitet die Freudenberg Stiftung an der sozialräumlichen Zusammenführung ihrer Aktivitäten in benachteiligten Stadtbezirken und Orten.

Aktivitäten in vier Schwerpunktbereichen

Von Beginn an lag der Stiftung die Integration von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien besonders am Herzen. In ihren Projekten begleitet sie sie auf ihrem kompletten Bildungsweg und bezieht auch die Eltern mit ein, damit sie ihre Potenziale voll entfalten können. So erfahren die Kinder Zugehörigkeit, Anerkennung und Zukunftsperspektiven. Auch unterstützt sie die systematische Einbeziehung der Kompetenzen von Migrant/inn/en in Schule, Beruf, Gemeinde und Medien, damit die Stärken einer kulturell vielfältigen Gesellschaft selbstverständlich und besser sichtbar werden. Intensiv engagiert sich die Freudenberg Stiftung auch in dem Feld der beruflichen Bildung und Berufsintegration von benachteiligten Jugendlichen. Sie fördert ganzheitliche Praxisvorhaben zur Verbesserung der schulischen Berufsorientierung und der Erziehung zu Eigeninitiative und Unternehmergeist, damit die Jugendlichen ihren Weg in Ausbildung und Beruf finden.

Seit 1985 bemüht sich die Freudenberg Stiftung darum, psychisch Kranke ins Arbeitsleben zu reintegrieren. Für Menschen mit psychischer Erkrankung ist es oft nicht einfach, eine Stelle zu finden, da sie aufgrund ihrer Einschränkungen keiner regelmäßigen Vollzeitarbeit nachgehen können. Die Freudenberg Stiftung hilft ihnen dabei, eine flexible und qualifizierte stundenweise Mitarbeit innerhalb und außerhalb einer Integrationsfirma zu finden. Auch prämiert sie jährlich besondere Geschäftsideen und betriebliche Organisationsmodelle.
Seit 2003 ist auch die Förderung demokratischer Orientierungen und Verhaltensweisen in Schule und Gemeinde ein eigener Schwerpunktbereich der Freudenberg Stiftung. Dabei geht es ihr einerseits um die Entwicklungen von Strategien, die auf Gefährdungen der demokratischen Kultur etwa durch Rechtsextremismus oder religiösen Extremismus reagieren, andererseits darum, dass vor allem junge Menschen demokratische Kultur in Kindergarten, Schule und Gemeinde erfahren und lernen. Sie unterstützt deshalb Initiativen, die Demokratie als Lebens- und Gesellschaftsform stärken und die dafür nötigen Kompetenzen entwickeln helfen. Ein Projekt hierzu, das zugleich eines der beiden Schlüsselprogramme der Stiftung ist, ist „Lernen durch Engagement“.

Das Projekt „Lernen durch Engagement“

„Lernen durch Engagement“ (LdE) ist eine Lehr- und Lernform, die gesellschaftliches Engagement von Schüler/inne/n mit fachlichem Lernen verbindet. Es ist für alle Schulformen, alle Altersstufen und alle Unterrichtsfächer geeignet. Das Engagement wird im Unterricht geplant und die Erfahrungen, die die Schüler/innen in der Praxis sammeln, werden anschließend wieder im Unterricht reflektiert und mit den Inhalten der Bildungs- und Lehrpläne verknüpft. So setzen sich Schüler/innen zum Beispiel in Physik und Chemie mit komplexen Naturphänomenen auseinander und entwickeln daraus einfache Mitmach-Experimente für Experimentiernachmittage mit den Vorschulkindern einer nahegelegenen Kita. Andere Schüler/innen beschäftigen sich in Ethik, Deutsch und Biologie mit unterschiedlichen Aspekten des Themas „Alt werden“ und organisieren Gedächtnis- und Computertrainings für die Senior/inn/en eines Pflegeheims im Umfeld der Schule. Andere Schüler/innen behandeln das Thema Bürgerbeteiligung und Lokalpolitik im Fach Sozialkunde und entwickeln in Kooperation mit dem Bezirksamt eine Online-Umfrage zur Gestaltung öffentlicher Flächen im Stadtteil. Die Ergebnisse tragen sie anschließend im Stadtplanungsausschuss vor.

Indem die Schüler/innen sich im sozialen, ökologischen, politischen oder kulturellen Bereich für andere und für die Gemeinschaft einsetzen, trainieren sie und auch ihre Lehrkräfte Demokratie- und Sozialkompetenz, sie lernen, ihr Wissen in der Praxis anzuwenden, und sie begreifen die schulischen Inhalte viel besser. Und auch die Schule öffnet sich durch die Aktionen nach außen und erreicht durch die Kooperationen eine bessere Einbindung in die Gemeinde. Im Rahmen des Programms wurde das Netzwerk „Service-Learning – Lernen durch Engagement “ initiiert, damit LdE als Methode der Unterrichtsentwicklung und Schulöffnung an möglichst vielen Schulen bundesweit Einzug findet. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von Schulen und regionalen Partnern in zurzeit dreizehn Bundesländern und hat bewirkt, dass das Programm schon an über 110 Schulen angewendet wird.

„Ein Quadratkilometer Bildung“
Das zweite Schlüsselprogramm der Stiftung heißt „Ein Quadratkilometer Bildung“. Ein „Quadratkilometer Bildung“ ist eine auf zehn Jahre angelegte Gemeinschaftsaktion der Freudenberg Stiftung und einer jeweils kooperierenden Kommune. Es ist ebenfalls ein bundesweites Programm, das jeweils lokal angepasst umgesetzt wird. In einer „Pädagogischen Werkstatt“ werden mit den Bildungseinrichtungen vor Ort Bildungsmaßnahmen, aber auch Fortbildungen für die dazugehörigen Lehrkräfte und Erzieher/innen entwickelt. Es entsteht ein lokaler Bildungsverbund, der alle an Bildung Beteiligten des Ortes einbezieht, also auch die Stadtentwicklung, das Gesundheitsamt und die Vereine. Dahinter steht die Überzeugung, dass niemand diese anspruchsvolle Aufgabe der Bildungsgerechtigkeit für Kinder und Jugendliche alleine lösen kann. Über einen Zeitraum von zehn Jahren soll so der Aufbau einer Biografie begleitenden Bildungskette unterstützt werden. Die Kinder und Jugendlichen eines benachteiligten Stadtteils, der eine deutlich unterdurchschnittliche Übergangsquote der Kinder aufs Gymnasium und eine überdurchschnittliche Armutsbelastung ihrer Eltern aufweist, werden mit vereinten Kräften intensiv im Feld der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit, Mathematikkompetenz und sozialen Kompetenzen gefördert, damit sie die gleichen Bildungschancen erhalten wie andere Kinder auch.

Der erste „Ein Quadratkilometer Bildung“ wurde Ende 2006 durch die Freudenberg Stiftung, die Karl-Konrad-und-Ria-Groeben-Stiftung und die RAA Berlin (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie e.V.) in Zusammenarbeit mit der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft in Berlin Neukölln-Nord (Reuterkiez) initiiert und ist im Juli 2007 offiziell gestartet. An „Ein Quadratkilometer Bildung“ im Reuterkiez sind neben der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli sechs Kindertagesstätten, drei Jugendeinrichtungen und zwei Kooperationsschulen beteiligt. Das Programm führte dort in den letzten Jahren zu beachtlichen Erfolgen: So verlassen inzwischen kaum noch Schüler/innen die Gemeinschaftsschule ohne Schulabschluss. Waren es 2007 noch 13 Prozent, beendeten im Jahr 2012 nur noch drei Prozent die Schule ohne Abschluss. Die Anzahl der Jugendlichen, die den Mittleren Schulabschluss erreichen, hat sich von sieben Prozent im Jahr 2007 kontinuierlich auf knapp 65 Prozent erhöht. 61 Prozent erhielt eine gymnasiale Übergangsempfehlung (2007: 21 %). Und auch die Eltern haben sich zusehends in den Bildungsalltag ihrer Kinder einbinden lassen. Heute besuchen viele regelmäßig Elternabende oder das Elterncafé.
In den darauffolgenden Jahren startete das Programm an sieben weiteren Standorten, darunter in Mannheim, Wuppertal, Hoyerswerda und Neubrandenburg.

Mit ihrem außerordentlichen Engagement und ihren vielzähligen Projekten will die Freudenberg Stiftung dort, wo die Bildungsbenachteiligung am größten ist, „Inseln der Hoffnung“ schaffen, die zu mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen, anderen Mut machen und zeigen, dass sich etwas ändern kann, wenn man bereit ist, etwas zu tun.

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 26.03.2015
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