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Erschienen am 12.07.2013:

Islamische Theologie an deutschen Hochschulen

Das BMBF fördert Zentren für Islamische Theologie an vier Standorten

Auf der Grundlage einer Empfehlung des Wissenschaftsrates vom Januar 2010 unterstützt die Bundesregierung die Einrichtung von vier Studiengängen für Islamische Theologie an den Hochschulen Münster/Osnabrück, Tübingen, Frankfurt/Gießen und Nürnberg-Erlangen.



In Deutschland leben rund vier Millionen Muslime, nach den evangelischen und katholischen Christen stellen sie die drittgrößte religiöse Gruppe in Deutschland dar. Eine große Mehrzahl von ihnen wünscht sich einen bekenntnisorientierten Islamunterricht für ihre Kinder an den Schulen, damit diese ihre eigene religiöse Identität reflektieren und stärken. Doch dafür werden Lehrkräfte gebraucht. Nach Einschätzungen von Experten sind rund 2.000 Lehrkräfte nötig, um eine flächendeckende Einführung islamischen Religionsunterrichts in Deutschland für ca. 700.000 muslimische Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten.

Vier Zentren für Islamische Theologie
Als konsequenten Schritt ihrer Integrationspolitik unterstützt die Bundesregierung auf der Grundlage einer Empfehlung des Wissenschaftsrates vom Januar 2010 die Einrichtung von Zentren für Islamische Theologie an deutschen Hochschulen. Zwar liegt die Entscheidung über ein solches Vorhaben grundsätzlich bei den Ländern und Universitäten - das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) aber fördert die Einführung eines solchen Studienganges über fünf Jahre mit rund 20 Millionen an den vier Standorten Münster/Osnabrück, Tübingen, Frankfurt/Gießen und Nürnberg-Erlangen.

Teil der Fördervoraussetzungen ist, dass Länder und Universitäten den Betrieb finanziell eigenständig und dauerhaft weiterführen, dass sie Kooperationen zwischen den Zentren befürworten und ein etabliertes Fächerspektrum aufweisen, um einen umfassenden, interdisziplinären Dialog vor Ort zu ermöglichen. Dazu gehören die christlichen Theologien, die Islamwissenschaft, die Arabistik, die Sprachwissenschaften und die Religionspädagogik für die islamische Theologie.

Interdisziplinäres Arbeiten wird groß geschrieben

Im Mittelpunkt der Fördermaßnahmen stehen Forschungsprofessuren und die Einrichtung von wissenschaftlichen Nachwuchsgruppen. Dabei werden sowohl islamisch-theologisch als auch interdisziplinär arbeitende Gruppen eingerichtet. Die interdisziplinären Gruppen arbeiten eng mit den christlichen Theologien, mit der Islamwissenschaft, der Religionswissenschaft und anderen benachbarten Fächern zusammen. Das Angebot für Islamische Theologie an deutschen Hochschulen eröffnet die Möglichkeit zu einer historisch-kritischen Methode im Umgang mit dem Koran. „Deutschland ist weltweit das Land mit der längsten und umfassendsten Erfahrung mit der Theologie im Haus der Wissenschaft. Deshalb sind die deutschen Universitäten besonders geeignet, auch muslimischen Religionsgelehrten und Theologen die Möglichkeit zur Arbeit an einer Theologie zu geben, die die Substanz des Glaubens wahrt und die Übersetzung in die Moderne leistet", betonte die damalige Bildungsministerin Annette Schavan Ende Oktober 2010 anlässlich des Ausbaus der Islamischen Zentren.

Die Studiengänge haben begonnen

In Tübingen, Münster/Osnabrück und Frankfurt/Gießen haben die Zentren ihre Arbeit im Wintersemester 2011/12 aufgenommen, die Universität Erlangen-Nürnberg folgte zum Wintersemester 2012/2013. Es werden islamisch-theologische Nachwuchswissenschaftler und Lehrer für einen fundierten bekenntnisorientierten schulischen islamischen Religionsunterricht ausgebildet, außerdem Religionsgelehrte unter anderem für Moscheen – beispielsweise Imame. „Die neuen Zentren bieten nicht nur hervorragende Voraussetzungen für einen verstärkten theologischen Diskurs in den Hochschulen. Wir wollen zugleich dazu beitragen, dass die vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben, in unserer Gesellschaft beheimatet sein können. Dazu gehört auch, dass die Kinder Religionsunterricht erhalten und die Religionsgelehrten in den Gemeinden wie auch die jungen Nachwuchswissenschaftler aus den eigenen Reihen der deutschen Muslime kommen", so Schavan. Nordrhein-Westfalen, wo fast 1,5 Millionen Muslime, darunter über 320.000 Schülerinnen und Schüler, leben, bestärkte diesen Entschluss, indem es am 21. Dezember 2011 das „Gesetz zur Einführung von islamischem Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach (7. Schulrechtsänderungsgesetz)" verabschiedete. D.h. dass Schulen, die die organisatorischen Voraussetzungen erfüllen und über die entsprechenden Lehrkräfte verfügen, islamischen Religionsunterricht zum Schuljahr 2012/2013 zunächst in der Grundschule, ab dem Schuljahr 2013/2014 dann auch in der Sekundarstufe I erteilen können.

Arabisch ist Unterrichtsfach

Viele der angehenden Religionslehrer, Imame und Nachwuchswissenschaftler, die das Studium bereits aufgenommen haben, sind in Deutschland geboren. Ihre Familien stammen aber aus der Türkei, aus Bosnien und Herzegowina sowie aus arabischen Ländern. Generell gilt, dass das Studium für alle offen steht, und so findet man unter den Studierenden auch Christen, die sich mit der islamischen Theologie auseinandersetzen wollen. Insgesamt gibt es etwas mehr Studentinnen als Studenten. Die Unterrichtssprache ist Deutsch, aber auch Kenntnisse der arabischen Sprache werden verlangt: Der wissenschaftliche Nachwuchs muss dazu fähig sein, schriftliche Quellen im Original zu lesen, insbesondere den Koran und den Hadith, die Überlieferungen über Mohammed.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 12.07.2013
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