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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 22.11.2012:

Grundlagen für eine genauere Berichterstattung

Das Nationale Bildungspanel untersucht Bildungsprozesse und Kompetenzentwicklung in Deutschland
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: NEPS

Das Nationale Bildungspanel (NEPS) untersucht Bildungsprozesse und Kompetenzentwicklung in Deutschland von der frühen Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter, um mehr über den Bildungserwerb und seine Folgen für individuelle Lebensverläufe zu erfahren. NEPS ist eingebettet in das Rahmenprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Förderung der empirischen Bildungsforschung.


Anfang Februar 2009 stellten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Otto-Friedrich-Universität Bamberg das bundesweit einzigartige Bildungsforschungsprojekt NEPS vor. NEPS - Das Nationale Bildungspanel (National Educational Panel Study) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert, von den Bundesländern und der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) unterstützt und von einem interdisziplinär zusammengesetzten Exzellenznetzwerk unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Günther Roßbach an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg durchgeführt. Es ist dort am Institut für bildungswissenschaftliche Längsschnittforschung (INBIL) angesiedelt. Ins Leben gerufen, aufgebaut und bis Ende Juli 2012 von Bamberg aus geleitet wurde es von Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Blossfeld. Er wechselte zum 1. September 2012 an das European University Institute in Florenz.

Das Nationale Bildungspanel
Das Nationale Bildungspanel untersucht Bildungsprozesse und Kompetenzentwicklung in Deutschland von der frühen Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter. Zur Umsetzung dieser Längsschnittstudie arbeiten unterschiedliche Disziplinen (u.a. Erziehungswissenschaft, Pädagogische Psychologie, Entwicklungspsychologie, Bildungssoziologie, Bildungsökonomie, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Armutsforschung, Kindheits- und Jugendforschung, Familienforschung, Geschlechterforschung, Migrationsforschung, Demografie, Kulturforschung, Umfrageforschung sowie Diagnostik und Testtheorie) an verschiedenen Forschungsinstituten eng zusammen. Dabei werden die vorhandenen Kompetenzen und Erfahrungen mit Längsschnittstudien zu einem Exzellenzcluster vernetzt.

Ziele und Aufgaben

Im Gegensatz zu groß angelegten internationalen Schulleistungsstudien wie TIMSS, PISA und IGLU, die wichtige Erkenntnisse zu Querschnittsverteilungen von Kompetenzen in der Schülerschaft der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern und in Abhängigkeit von der sozialen Herkunft und von weiteren Merkmalen zu einem bestimmten Zeitpunkt im Lebenslauf liefern, begleitet das Nationale Bildungspanel die Individuen über einen längeren Zeitraum. Es wird beobachtet, wie sich Kompetenzen entfalten und mit Entscheidungsprozessen an verschiedenen Übergängen der Bildungskarriere zusammenhängen. Wie und in welchem Umfang werden sie von der Familie und den jeweiligen Lehr- und Lernprozessen in Kindergarten, Schule, Berufsausbildung, Hochschule und im späteren (Erwerbs-)Leben beeinflusst. Auch nach dem Verlassen des allgemeinen und beruflichen Bildungssystems müssen sich Menschen immer wieder behaupten und neu beweisen und sich kontinuierlich neues Wissen und neue Kompetenzen aneignen. Untersuchungsgegenstand des Bildungspanels ist deshalb auch, welche Kompetenzen für das Erreichen von Bildungsabschlüssen, welche für lebenslanges Lernen und welche für ein erfolgreiches individuelles und gesellschaftliches Leben maßgeblich sind.

Die Struktur des Panels
Um möglichst schnell relevante Informationen zu Bildungsübergängen und -verläufen zur Verfügung zu stellen, teilt das Bildungspanel die Bildungsbiografien in acht Bildungsetappen. Diese sind: (1) Neugeborene und Eintritt in frühkindliche Betreuungseinrichtungen, (2) Kindergarten und Einschulung, (3) Grundschule und Übertritt in eine Schulart der Sekundarstufe I, (4) Wege durch die Sekundarstufe I und Übergänge in die Sekundarstufe II, (5) Gymnasiale Oberstufe und Übergänge in (Fach-)Hochschule, Ausbildung oder Arbeitsmarkt, (6) Übergänge in die berufliche Ausbildung und in den Arbeitsmarkt, (7) Hochschulstudium und Übergang in den Beruf sowie (8) Bildung im Erwachsenenalter und lebenslanges Lernen. Parallel dazu beschreibt es langfristige Entwicklungen wie die Kompetenzentwicklung im Lebenslauf, Bildungsprozesse in lebenslaufspezifischen Lernumwelten, soziale Ungleichheit und Bildungsentscheidungen im Lebenslauf, Bildungserwerb von Personen mit Migrationshintergrund und Bildungsrenditen im Lebenslauf.

Im Rahmen dieser Struktur betreut NEPS sechs Startkohorten, die in unterschiedlichen Lebensphasen beginnen. Dazu gehören beispielsweise „Bildung von Anfang an“ (Startkohorte 1), „Frühe Bildung und Schule“ (Startkohorte 2), „Schule, Ausbildung und Beruf“ (Startkohorten 3 und 4), „Hochschulstudium und Übergang in den Beruf“ (Startkohorte 5) und „Bildung im Erwachsenenalter und Lebenslanges Lernen“ (Startkohorte 6). Diese Erhebungen werden durch Zusatzstudien ergänzt. Fragestellungen im Bereich der Bildungsetappe 3 sind zum Beispiel: „Wie entwickeln sich Kompetenzen in der Grundschule?“ oder „In welchem Ausmaß sind die Bildungsentscheidungen der Eltern am Ende der Grundschulzeit das Ergebnis der schulischen Leistungen des Kindes, der elterlichen Ressourcen und Bildungsziele und der institutionellen Rahmenbedingungen?“ Um Bildung im Erwachsenenalter untersuchen zu können, werden die ganze Bandbreite von Bildungsaktivitäten, Lernprozessen (formale, nicht-formale und informelle Bildung) und Bildungsentscheidungen sowie der bisherige Lebensverlauf der Befragten (insbesondere die Bildungs- und Erwerbsgeschichte, regionale Mobilität, Partnerschaften sowie Kinder) detailliert erfasst.

Ein umfangreiches Unterstützungsangebot für die Nutzer
Alle Daten des Nationalen Bildungspanels basieren auf repräsentativen Stichproben. Die Daten der verschiedenen NEPS-Studien setzen sich aus unterschiedlichen Strukturen, Sampling-Designs, Stichprobenumfängen, Variablen und Indikatoren zusammen. Um Zugang zu diesen Daten zu bekommen, stellt das NEPS ein umfangreiches Unterstützungsangebot für die unterschiedlichen Nutzergruppen zur Verfügung. Zu diesem Angebot gehören Schulungen, eine detaillierte Dokumentation, einfach zu bedienende Such- und Aufbereitungshilfen sowie ein komfortabler Zugangsweg zu den Daten. Die Daten stehen jeweils maximal 18 Monate nach Abschluss der Feldphase als SPSS- oder STATA-Datenfile den wissenschaftlichen Nutzern zur Verfügung. Im Rahmen der regelmäßigen Panelerhebungen werden sie ständig erweitert und aktualisiert. Mitte 2011 wurden die ersten Informationen der Erwachsenenbefragung für die wissenschaftliche Nutzung bereitgestellt. Im Herbst 2012 folgte die Veröffentlichung der Daten aus den ersten Wellen der Erhebungen in Kindergärten, Grundschulen, der Sekundarstufe I und Hochschulen sowie die der Daten einer Zusatzstudie aus Thüringen.

Insgesamt entsteht mit dem Datenangebot des Nationalen Bildungspanels ein reichhaltiges Analysepotential für alle an Bildungs- und Ausbildungsprozessen Interessierten, das die Grundlagen für eine genauere Bildungsberichterstattung und Politikberatung in Deutschland schafft.

 

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 22.11.2012
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