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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 31.05.2012:

Mit Kopf, Herz und Hand

Kulturelle Bildung fördert das ganzheitliche Lernen

Kulturelle Bildung vermittelt Kulturtechniken und kulturelle Kompetenzen, die für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern bedeutend sind. Sie weckt das Interesse für unterschiedliche Kulturen und regt an, sich mit ihnen kreativ auseinanderzusetzen. Kulturelle Bildung fördert das ganzheitliche Lernen mit Kopf, Herz und Hand und ermöglicht dadurch die Heranbildung emotionaler Kompetenz. Wenn junge Menschen kulturell gebildet werden, machen sie abseits der klassischen Unterrichtsfächer Lernerfahrungen und haben Lernerfolge, die ihr aktives und gestaltendes Handeln beeinflussen und es mit Gefühlserfahrungen und Reflexion verbinden.

Kulturelle Bildung in der Schule
In der Schule ist kulturelle Bildung vor allem Gegenstand der Fächer der ästhetischen Bildung. In den Fächern Kunst, Musik, Theater, Tanz und anderen Fächern mit künstlerisch und kulturell bildenden Anteilen, wie zum Beispiel Deutsch, gibt es besonders gute Möglichkeiten, künstlerische Prozesse zu erleben und die produktive eigene Arbeit mit kognitivem Lernen und Reflexion zu verbinden. Auch Arbeitsgemeinschaften und Schulveranstaltungen im Bereich der kulturellen Bildung spielen eine bedeutende Rolle: Chöre, Theater-AGs, Tanzgruppen, Orchester, Musik-Ensembles, bildkünstlerische Arbeitsgemeinschaften oder Arbeitsgruppen zum Themenbereich Umweltgestaltung sowie der künstlerische Umgang mit neuen Medien haben einen positiven Einfluss auf die Schülerinnen und Schüler und die Schulkultur. In interdisziplinären Projekten können die Arbeits- und Lernprozesse der künstlerischen Fächer auch andere Fächer ergreifen, so dass sich an der Schule eine neue Lernkultur herausbilden kann. Voraussetzung dafür ist, dass kulturelle Bildung nicht nur punktuell, zum Beispiel in einer Projektwoche im Jahr, durchgeführt wird, sondern fester Bestandteil des Curriculums wird. Kulturelle Bildung braucht Kontinuität und Nachhaltigkeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten.

Die Schulpraxis sieht oft anders aus
In der Schulpraxis wird die Bedeutung kultureller Bildung für Wissenserwerb, Persönlichkeitsbildung, Kreativität und Nachhaltigkeit aber häufig unterschätzt und das Potenzial des kulturellen Lernens und Arbeitens noch unzureichend ausgeschöpft und auch nicht allen Kindern und Jugendlichen erschlossen. In mehreren Stellungnahmen der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Kultusministerkonferenz), der UNESCO, der Kinderkommission des Deutschen Bundestages, der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages sowie des Deutschen Kulturrates wird auf die Bedeutung der kulturellen Bildung in der Schule hingewiesen. Ihrer Ansicht nach erfolgt zu sehr eine Konzentration auf die Kernfächer. In vielen Schulen spielt kulturelle Bildung nur eine untergeordnete Rolle, oft wird der Unterricht von fachfremden Lehrkräften durchgeführt, da es an Kunst-, Musik- und Theaterlehrern mangelt. Positive Ansätze verfolgen hier oft die Ganztagsschulen. Dadurch, dass sie mehr Raum und Zeit bieten und mehr mit der Außenwelt kooperieren, sind an vielen Ganztagsschulen am Nachmittag auch künstlerische Kräfte aktiv, die die Kinder z. B. in Kunst-, Tanz- oder Theater-AGs in verschiedene Welten der kulturellen Bildung einführen.

Grundlegend: frühkindliche Bildung

Kulturelle Bildung ist aber nicht ausschließlich ein Bereich der Schule. Als grundlegende Befähigung zu künstlerisch-kulturellen Ausdrucksformen eröffnet sie gerade kleinen Kindern Lernfelder, die ihren Entwicklungsphasen angemessen sind. Sie ermöglicht die ganzheitliche Erfahrung des Kindes und seiner Welt. Sie fördert Sprach- und Lesekompetenz, gibt Anregungen für aktives Musizieren und bildnerische Gestaltung, sie vermittelt verschiedene Ausdrucksformen im Bereich Bewegung, Tanz und darstellendes Spiel sowie im Umgang mit verschiedensten Medien. Vor allem Kindertageseinrichtungen bieten das Potenzial, Bildungschancen und Teilhabegerechtigkeit frühzeitig zu fördern und wichtige kulturelle Kompetenzen für den weiteren Bildungsweg zu erschließen. Wenn gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher gezielte und qualifizierte kulturelle Anregungen schaffen, tragen sie immens zur Persönlichkeitsbildung schon kleiner Kinder bei.

Möglichkeiten kultureller Bildung außerhalb von Schule
Aber auch andere Träger wie Musikschulen, Jugendkunstschulen, soziokulturelle und theaterpädagogische Zentren, Bibliotheken u.a. haben vielfältige Angebote aus dem Bereich der kulturellen und musisch-ästhetischen Bildung im Programm. Sie bieten Kindern und Jugendlichen außerhalb von Kita und Schule die Möglichkeit zum Erwerb kultureller Kompetenzen. Auch dem informellen Lernen etwa in der Familie, mit Freunden, durch die Medien — in diesem Zusammenhang sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten an ihren Auftrag, Information, Bildung und Kultur zu vermitteln, gebunden — kommt in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu. Kulturelle Bildung ist ein lebenslanger Prozess, der nicht allein als Lernen in Bildungseinrichtungen erfolgt, sondern überall erfolgen kann.

Kulturelle Bildung im Alter
Und auch nach der Schule nehmen Kunst und Kultur einen wichtigen Platz im Leben der Menschen ein. Auch in der Erwachsenenbildung muss kulturelle Bildung berücksichtigt werden, damit sich breite Bevölkerungsschichten ein Leben lang weiterbilden können. Gerade viele ältere Menschen möchten sich für die Gesellschaft engagieren. Kultureinrichtungen als Ort der Begegnung und mit ihren Möglichkeiten zur Verständigung aller Generationen bieten eine optimale Plattform für Freiwillige. Kulturelle Angebote fördern den Austausch zwischen jung und alt, zwischen den Völkern und unterschiedlichen Kulturen und stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Auch für viele ältere Menschen bietet das große Feld der kulturellen Bildung tolle Möglichkeiten, sich umfangreiche Kompetenzen anzueignen und weiterzugeben.

 

 

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 31.05.2012
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