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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 24.02.2011:

„Mädchen wählen Technik“

Ein MINT-Projekt für Schülerinnen

Das nordrhein-westfälische Projekt „Mädchen wählen Technik“ unterstützt die Schulen seines Landes dabei, Mädchen für so genannte MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern. Im Rahmen des Projekts werden Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen darin bestärkt, neue Unterrichtsideen in diesem Fächerspektrum zu entwickeln und an ihren Schulen umzusetzen.


Immer mehr Schulen in Nordrhein-Westfalen (NRW) entscheiden sich, an dem Projekt „Mädchen wählen Technik“ teilzunehmen. Das Projekt ist ein Angebot speziell für Mädchen, damit diese ihre oft skeptische Haltung gegenüber der Mathematik und den Naturwissenschaften ablegen und ihr Interesse und ihre Talente für die MINT-Berufe entdecken. Das Projekt wird vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, dem Ministerium für Schule und Weiterbildung, dem Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr sowie der Stiftung „Partner für Schule NRW“ und in Kooperation mit der Deutschen Telekom AG gefördert. Auch Mittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung fließen in das Projekt, das eine Laufzeit von drei Jahren hat.

Offiziell ging das Projekt Anfang 2010 an den Start. Es endet zum 31.12.2012. In diesem Zeitraum können die Unterrichtsprojekte umgesetzt werden. Eine Teilnahme ist zu jedem Schulhalbjahr möglich. Interessierte Lehrkräfte können sich jederzeit anmelden.

Stärken der Mädchen in den MINT-Bereichen gezielt fördern
Entwickelt wurde das Projekt, weil sich Mädchen nach wie vor in ihrer Berufswahl auf typische „Mädchenberufe“ wie kaufmännische Angestellte, Friseurin oder Verkäuferin konzentrieren. Aber gerade die MINT-Berufe bieten auch den Mädchen besonders gute Berufsperspektiven. Da Deutschland ein Fachkräftemangel bevorsteht, der es nicht länger erlaubt, auf das Potenzial der Mädchen und jungen Frauen zu verzichten, werden diese durch vielfältige Projekte verstärkt in die MINT-Welt eingeführt und für diese Berufsgruppen begeistert. Denn selbst Mädchen, die sich für MINT-Fächer interessieren und in ihnen gute Leistungen aufweisen, trauen sich oft nicht, sich für einen solchen eher traditionellen „Männerberuf“ zu entscheiden.

Geweckt werden soll das naturwissenschaftlich-technische Interesse von Mädchen im Rahmen dieses Projekts innerhalb des Schulunterrichts, bei Projekttagen oder in Arbeitsgemeinschaften an der Schule. „Mädchen wählen Technik“ wurde bereits im Schuljahr 2007/08 an ausgewählten Schulen des Ruhrgebiets erfolgreich umgesetzt und soll nun auf möglichst alle Schulen in ganz Nordrhein-Westfalen ausgeweitet werden. Das Angebot richtet sich deshalb an Lehrkräfte aller Grund-, Förder-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen, an Gymnasien und Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen und deren Schülerinnen in den Klassen 1 bis 13. Und auch wenn es in erster Linie darum geht, die Stärken der Mädchen in den MINT-Bereichen gezielt zu fördern und ihr Interesse zu wecken, werden natürlich auch die Jungen von den Projekten nicht ausgeschlossen. Sie profitieren ebenfalls von diesem interessanten Angebot.

Die Umsetzung an den Schulen
Die Schulen bewerben sich mit einer Unterrichtsidee aus den MINT-Fächern bei den Projektträgern, für die sie nach eingehender Prüfung durch die Zuständigen 500 € Startgeld bekommen. Von diesem Geld können sie notwendige Anschaffungen tätigen und Material, das sie für ihr Projekt benötigen, bezahlen. Während bei den Projekten in der Grundschule die Begeisterung für die MINT-Fächer im Mittelpunkt steht, geht es ab Mitte der Sekundarstufe I auch schon um die konkrete Berufsplanung. Sinnvoll ist es für die Schulen deshalb, sich Projektpartner zu suchen. Von und in Unternehmen, Betrieben und Hochschulen können die Schülerinnen und Schüler am besten erfahren, was sie später erwartet. Auch hat sich an vielen Schulen das fächerübergreifende Arbeiten bewährt. Oft entsteht dadurch eine angeregte Diskussion im Kollegium, durch die das Thema erst eine Weiterentwicklung und Nachhaltigkeit an der Schule erfährt. Ein bereits durchgeführtes und bewährtes Projekt ist beispielsweise die „Geisterbahn“. In dieser Unterrichtsreihe erkundeten Schülerinnen und Schüler der zweiten Klasse elektrische Stromkreise, Batterien und Werkzeuge. Bei dem Projekt „Seitenwechsel“ handelt es sich um ein einwöchiges, fachbereichsübergreifendes Gender-Projekt zur beruflichen Orientierung für die Bildungsgänge Berufsorientierungsjahr im Fachbereich Hauswirtschaft (H-BOJ) und im Fachbereich Naturwissenschaften und Technik (T-BOJ). Im Projekt „Soap-Box-Girls – Mädchen bauen Seifenkistenautos“ konstruieren Schülerinnen der 4. Klasse aus Bausätzen Seifenkisten und modifizieren diese nach statischen und aero-dynamischen Aspekten.

Qualifizierungen für Lehrerinnen und Lehrer...
Damit die Lehrkräfte ihre Arbeit als Multiplikatoren an den Schulen leisten und eigene und bedarfsgerechte Projektideen zur MINT-Förderung von Mädchen und jungen Frauen überhaupt entwickeln und durchführen können, werden sie zunächst in Qualifizierungen geschult. Diese Qualifizierungen finden während der gesamten Projektlaufzeit in ganz NRW statt. Hier können sich die Lehrkräfte vor und während ihrer eigenen Projektlaufzeit fortbilden zu Themen wie „Ideen für die Unterrichtspraxis“, „geschlechtergerechter Unterricht“ und „Elternarbeit“. Im ersten Jahr der Projektlaufzeit (2010) wurde Wert auf eine abwechslungsreiche Themenvielfalt gelegt, die Anregungen für alle Schulstufen und Schulformen bot. So gab es Qualifizierungen zu gendersensibler Robotik und naturwissenschaftlichem Experimentieren in der Grundschule genauso wie zu Elternarbeit, Unternehmenspartnerschaften oder Classroom Management. Im Jahr 2011 wird es mehr praxisbezogene Gender-MINT-Workshops geben.

...und Weiterbildungen für Mädchen
Auch für die Mädchen gibt es während der Projektlaufzeit besondere Möglichkeiten der Spezialisierung und Weiterbildung, die so genannten Mädchen-Technikcamps. Die beiden ersten Technikcamps fanden in den Herbstferien 2010 statt. Rund 40 Mädchen der 8. und 9. Klasse aus Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien konnten am Science College in Jülich-Barmen ein spannendes Robotikcamp besuchen und am Seminar „Ab in die Welt von Naturwissenschaft und Technik!“ teilnehmen. Dort wurde experimentiert und geknobelt, es gab aber auch Angebote wie Klettern am Hochseil und GPS-Rallyes. Im EnergyLab im Wissenschaftspark Gelsenkirchen erfuhren die Mädchen viel über das Thema „Regenerative Energien“.

Verleihung des „Mädchen-Technik-Preises“
Als weiterer Höhepunkt werden jedes Jahr die besten Projekte von einer Jury bewertet und mit dem „Mädchen-Technik-Preis“ ausgezeichnet. Am 16. Februar 2011 erhielten die besten Unterrichtsideen aus dem ersten Projektjahr im ehemaligen Bahnbetriebswerk Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr ihre Auszeichnungen, die mit insgesamt 5.000 Euro dotiert waren. Sylvia Löhrmann, Schulministerin und stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin, ehrte gemeinsam mit Emanzipationsministerin Barbara Steffens die Gewinnerschulen.

Insgesamt sechs Schulen von den 27 nominierten Projekten aus dem ersten Jahr wurden prämiert: Die Barbara Schule aus Duisburg, die mit ihrem Projekt aus dem Bereich Bionik überzeugte, in dem die Schülerinnen die Funktionsweise von Lotusblüten, Kletten und Fischflossen kennenlernten. Die Grundschule Fröndenberg, die Schülerinnen zu Brückenbauerinnen „ausbildete“, die Bornheimer Verbundschule, an der Schülerinnen aus dem Werkstoff Plexiglas Produkte herstellten sowie die Realschule Hoffmannallee in Kleve, in der Schülerinnen Schmuck auf der Grundlage geometrischer Formen nach dem Vorbild des Künstlers Ewald Mataré produzierten. Bei dem Projekt am Gymnasium Steinhagen wurden kinetische Objekte nach Vorbild der Gebilde des Künstlers Jean Tinguely angefertigt. Ein weiteres Projekt wurde durch Abstimmung mit einem von der Deutschen Telekom gestifteten Publikumspreis ausgezeichnet.

Roland Berger, Vorstand der Stiftung „Partner für Schule NRW“, freute sich auf der Preisverleihung über die große Praxisnähe, die viele Projekte auszeichnet. „Dadurch wird den Schülerinnen aufgezeigt, welche Chancen und Herausforderungen in der Berufswelt tatsächlich auf sie warten. Hemmschwellen werden abgebaut, nachhaltiges Interesse wird geweckt. So entdecken die Mädchen neue Berufsperspektiven – und dem Fachkräftebedarf kann in vielen Branchen durch talentierte Nachwuchskräfte entgegengewirkt werden“, ist er überzeugt.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 24.02.2011
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