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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 02.12.2010:

Schubkraft für das Lernen

Das Programm „Lernen vor Ort“ unterstützt die Bildungsarbeit in den Kommunen
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Lernen vor Ort

Seit September 2009 werden 40 Städte und Kreise im Rahmen des Programms „Lernen vor Ort“ gemeinsam von BMBF und 120 Stiftungen dabei unterstützt, lokale Bündnisstrukturen für ein abgestimmtes Bildungswesen aufzubauen. Ziel ist es, die Bildungsstationen entlang der individuellen Lebensläufe systematisch aufeinander zu beziehen.


Die Initiative „Lernen vor Ort“ unterstützt Kommunen (Kreise, kreisfreie Städte) dabei, ein aufeinander abgestimmtes Bildungsmanagement für das „Lernen im Lebenslauf“ zu entwickeln und umzusetzen. Eine gute Bildungsorganisation erhöht die Bildungsbeteiligung und verbessert die Angebote. Mit dem Programm werden bereits bestehende Ansätze zur Umsetzung des lebenslangen Lernens in den Kommunen gestärkt und weiter ausgebaut.

Kommunen sind wesentliche Akteure im Bildungsbereich
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Programm mit Bundesmitteln sowie mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) für eine Laufzeit von drei Jahren, mit Option auf zwei Jahre Verlängerung. Projektträger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (PT-DLR). Das Programm ist Teil der Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung „Aufstieg durch Bildung“, welches Maßnahmen der Bundesregierung bündelt, um das deutsche Aus- und Weiterbildungssystem zu verbessern. Das BMBF greift mit dem Programm Arbeitsergebnisse des „Innovationskreises Weiterbildung“ auf. Der „Innovationskreis Weiterbildung“, dem Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben, aus der Wirtschaft und der Forschung angehören, hat Empfehlungen für eine Strategie zur Gestaltung des Lernens im Lebenslauf entwickelt und das Programm „Lernen vor Ort“ ausdrücklich empfohlen.

Das Programm „Lernen vor Ort“ trägt dazu bei, die Kommunen als Bildungsstandort zu stärken, und leistet damit auch einen Beitrag zur Stärkung der Beschäftigungsfähigkeit. Für die Kommunen ist ein hohes Bildungsniveau ihrer Bürgerinnen und Bürger von großer Bedeutung. Umso wichtiger ist es, dies mit einem gut aufeinander abgestimmten Bildungsangebot vor Ort zu ermöglichen. Die Bildungsbiographien werden durch den Besuch der Kindertageseinrichtungen, der Schulen sowie der Einrichtungen der allgemeinen und beruflichen Weiterbildung in der Kommune besonders geprägt. Bei der Auftaktveranstaltung des Programms am 10. November 2009 im Berliner Congress Center (bcc) unterstrich Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan in ihrer Begrüßungsrede die besondere Rolle der Kommunen für den Bildungsbereich in Deutschland. Kreise und kreisfreie Städte werden deshalb aufgerufen, sich an dem Programm zu beteiligen, ein kommunales Bildungsmanagement (weiter) zu entwickeln und dabei mit anderen Akteuren der Bildung zu kooperieren.

Stiftungen als Partner und Paten
Eine Vielzahl deutscher Stiftungen wird den Kommunen bei der Weiterentwicklung eines gut aufeinander abgestimmten Bildungsangebots an die Seite gestellt. Stiftungen haben durch ihren von der Politik unabhängigen Status in den vergangenen Jahren viele wichtige Bildungsthemen vorangebracht und angestoßen, von der frühkindlichen Bildung bis zur Integration der Menschen mit Migrationshintergrund. Durch ihre gute Vernetzung und ihre Kenntnisse der örtlichen Bildungslandschaft bieten sie sich als optimale Partner für den Ausbau des kommunalen Bildungsmanagements an. Im Rahmen des Programms „Lernen vor Ort“ bekommt jede beteiligte Kommune einen Stiftungspaten zugewiesen.
Derzeit haben sich 40 Stiftungen zu einem Verbund zusammengeschlossen, der über eine Geschäftsstelle koordiniert wird und die Arbeit der einzelnen Stiftungen begleitet. Die Mitglieder stellen ihre Kenntnisse und Erfahrungen den beteiligten Standorten zur Verfügung. Damit entsteht eine bisher einzigartige öffentlich-private Partnerschaft und Lerngemeinschaft zwischen Stiftungen, Kommunen und dem BMBF. Im Stiftungsverbund werden alle Informationen gebündelt und den Mitgliedern zur Verfügung gestellt. So können zentrale Ergebnisse und Schlussfolgerungen gemeinsam formuliert werden.

Grund- oder Themenpatenschaft

Lokale Stiftungsverbünde sind unterschiedlich organisiert. Entweder nimmt ein lokaler Verbund gemeinsam eine Grundpatenschaft wahr oder eine Stiftung ist Grundpatin. Die weiteren beteiligten Stiftungen übernehmen Themenpatenschaften. Die Aufgabenteilung kann in einer Kooperationsvereinbarung festgelegt werden. Perspektivisch soll jeder lokale Stiftungsverbund mit mindestens einer beteiligten Stiftung auch auf nationaler Ebene vertreten sein. Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorstand der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, erklärte am 15. Oktober 2008 auf der Pressekonferenz zur Veröffentlichung der Förderrichtlinien des Programms in Berlin: „Es wird angestrebt, dass jedem ausgewählten Standort eine Stiftung zur Seite gestellt wird, die eine ’lokale Grundpatenschaft’ übernimmt. Dies schließt die Bereitschaft der Stiftung ein, ihre Expertise dem Standort bei der Weiterentwicklung seines Bildungsmanagements zur Verfügung zu stellen und innovative Ansätze im Rahmen des Projekts besonders zu unterstützen“. Die Patenschaften sind als Angebot zu verstehen und können individuell zwischen Standorten und Stiftungen vereinbart werden.
Zusätzlich oder alternativ zu lokalen Grundpatenschaften können Stiftungen auch „Themenpatenschaften“ übernehmen, um ihre Erfahrungen aus erfolgreichen und flächentauglichen Modellprojekten weiterzugeben.

Erste Kooperationen sind gebildet
Auf die eine oder andere Weise sind im vergangenen Jahr in vielen Kommunen in Deutschland Bildungsorganisationen entstanden, die in den nächsten Jahren ausgebaut werden sollen. An bisher 15 Standorten bündeln mehrere örtliche Stiftungen, teils unter Beteiligung einer überregional agierenden Stiftung, ihre Erfahrungen und Kompetenzen und die zur Verfügung stehenden Ressourcen zugunsten einer integrierten Unterstützung des Programms in der Kommune.

In Freiburg beispielsweise geht es um ein stimmiges integriertes regionales Bildungssystem, das unter städtischer Leitung und Einbeziehung externer so wie staatlicher Akteure weiterentwickelt werden soll. Unter dem Titel „LEIF - Lernen Erleben in Freiburg“ soll ein umfassendes Bildungsmanagement dazu beitragen, effektive Strukturen zu schaffen. Es ist geplant, die Bildungsberichterstattung um ein Monitoring zu ergänzen und hinsichtlich verschiedener Indikatoren, dem Stadtteilbezug und der Geschlechtersensibilität zu optimieren. Aufbauend auf dem bestehenden Infrastrukturelement der „Bildungsregion“ (Übergänge Kita – Grundschule – weiterführende Schule) ist vorgesehen, ein ganzheitliches kohärentes und kommunal koordiniertes System für Übergänge zu entwickeln (Schwerpunkte Schule – Schule und Beruf – Hochschule). Geplant sind kommunale Clearingstellen, die ein ganzheitliches System aller biographischen Bildungsübergänge im Sinne eines Lernens im Lebenslauf und in enger Zusammenarbeit mit den relevanten Partnern koordinieren. Zur konkreten Umsetzung und Vernetzung auf der Arbeitsebene ist eine Lenkungsgruppe eingerichtet worden. Unterstützt wird das Vorhaben von der Bertelsmann Stiftung, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und einem lokalen Stiftungsverbund mit örtlichen Stiftungen.

In Bremen wird ein Gesamtsystem für Bildung und lebenslanges Lernen entworfen, das die unterschiedlichen Bedarfslagen berücksichtigt. Koordiniert wird der Prozess durch die bei der Senatskanzlei eingerichtete Stabsstelle „Kommunales Bildungsmanagement“ und die hier angesiedelte ressortübergreifende Steuerungsgruppe. Vorgesehen sind die Entwicklung eines übergeordneten Bildungsleitbildes, die Integration stadtteilbezogener Handlungsansätze in eine gesamtstädtische Entwicklungsstrategie, die Einführung verbesserter Instrumente zur Steuerung und Qualitätssicherung sowie die Entwicklung von Modellprojekten. Auf der Basis bestehender Indikatorenmodelle wird ein für die beiden Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven handhabbares Bildungsmonitoring entwickelt, mit dem steuerungsrelevante Daten auf unterschiedlichen Aggregationsniveaus (Stadtteil, Region, Stadt, Land) dargestellt werden können. Ein umfassendes Übergangsmanagement entlang der Bildungsbiographie soll etabliert und im Rahmen der Bildungsberatung vor allem eine Verbesserung der Durchlässigkeit und Anrechenbarkeit, auch für Bildungsbenachteiligte, erreicht werden. Unterstützt wird das Vorhaben von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.

Das Programm birgt viele Chancen
Schon nach einem Jahr haben viele Kommunen und Stiftungen erkannt, dass die Mitarbeit in der Initiative „Lernen vor Ort“ für alle Beteiligten große Chancen birgt. Durch die Zusammenarbeit der vielen Akteure entsteht eine Schubkraft, die einzeln nicht erzielt werden kann. Die Kommunen können, einfacher und effizienter als bisher, neue Wege in der Weiterentwicklung ihres lokalen Bildungswesens gehen. Und auch die Stiftungen profitieren von der Zusammenarbeit. Ihre Bildungsarbeit wird systematisch mit öffentlichen Anstrengungen verknüpft, als Partner und Mitgestalter einer umfassenden Reformanstrengung erhalten sie auch für ihre eigenen Aktivitäten viele wichtige Anregungen. Und natürlich haben auch die Bürgerinnen und Bürgern vor Ort etwas davon: Ihnen werden durch gut aufeinander abgestimmte Bildungsangebote bessere Bildungsbiografien ermöglicht.




Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 02.12.2010
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