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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 22.06.2009:

Mit Freude lernen

Die Junior Uni in Wuppertal zieht Kinder in ihren Bann

Lukas und Emilie schauen gespannt auf die mit Wasser gefüllte Schüssel. Gehen die Gummibärchen wirklich nicht unter? Die Geschwister, vier und sechs Jahre alt, besuchen den Kurs „Können Gummibärchen schwimmen?” an der Junior Uni in Wuppertal. Mit 13 anderen neugierigen Kindern untersuchen sie unter fachmännischer Leitung, welche Gegenstände schwimmen und welche untergehen. Natürlich gehören auch echte Gummibärchen zu den Versuchsgegenständen.

Das Interesse an Naturwissenschaft und Technik wecken
Am 03. Dezember 2008 öffnete die Junior Uni in Wuppertal ihre Tore. Zwar gibt es seit 2001 in vielen deutschen Städten zeitlich oder altersmäßig begrenzte Veranstaltungsreihen, die unter dem Titel „Kinder-Uni“ laufen. Eine Universität aber allein für Kinder, in der ganzjährig gelernt werden kann, das ist neu. Mit ihrem umfangreichen Seminarprogramm, in dem die Freude am Lernen im Vordergrund steht, begeistert die Junior Uni Kinder ab vier Jahren und Jugendliche bis zum Abitur mit vielen spannenden Kursen für die Naturwissenschaften, Mathematik und Technik.

Die Angebotspalette ist groß. In rund 50 parallel laufenden Seminaren werden über das Jahr verteilt fast 5.000 Kinder und Jugendliche fit für die Themen der Zukunft gemacht: Klimawandel, Verknappung der Ressourcen, zukünftige Energiestrukturen und Nachhaltigkeit. Ein Kurs besteht in der Regel aus vier bis sieben Veranstaltungen, die einmal wöchentlich stattfinden. Leicht durchzuführende, spannende naturwissenschaftliche Experimente wecken bei den Kindern im Vorschulalter das Interesse an Naturphänomenen sowie ihre Experimentierfreude, ältere Kinder konstruieren pfiffige Mini-Roboter aus kleinen bunten Spielsteinen, erzeugen selbst Strom oder lernen moderne Methoden der Molekularbiologie kennen. In Kursen wie „Astrokids entdecken Sonne, Mond und Sterne“, „Was sind Wolken“, „Dem Klimawandel auf der Spur“, „Wie kommt der Strom in die Steckdose“, „Aus welchen Formen besteht die Welt“, oder „Der DNA auf der Spur“ lernen die Kinder zu beobachten, Vermutungen aufzustellen und einfache, naturwissenschaftliche Versuche praktisch umzusetzen.

Mit Spendengeldern finanziert
Die Idee zur Junior Uni ist von Prof. Dr. h. c. Ernst-Andreas Ziegler entwickelt worden, nachdem er im Mai 2007 an die Spitze des vom Rat der Stadt Wuppertal beschlossenen Prozesses „Netzwerk Neues Wuppertal“ berufen worden war. An seiner Seite stehen die langjährige Förderschullehrerin Hildegard Mönter, der Physiker und geistige Vater der berühmten Fernsehserie „Löwenzahn“ Prof. Dr. Burckhard Mönter und der Verwaltungsjurist und Ökonom Jochen Siegfried. Herausragende und ausgewiesene Experten aus unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen, wie etwa der Finanzexperte Peter Steinmetz, wurden hinzugezogen. Träger der Wuppertaler Junior Uni für das Bergische Land sind die Bürger. Der Betrieb der Uni wird durch Stiftungsgelder und Spenden finanziert. Die Dr. Werner Jackstädt-Stiftung übernimmt allein 50 Prozent der Betriebskosten. Weitere Förderer sind die E/D/E-Stiftung, die Stadtsparkasse Wuppertal, die Barmenia und die Bethe-Stiftung sowie weitere engagierte bergische Unternehmen. Im Juli 2008 gründeten sie zusammen mit dem Förderverein, dem bereits über 250 Persönlichkeiten der Stadt Wuppertal und der Bergischen Region angehören, die „Kinder- und Jugenduniversität gGmbH“. „Die Junior Uni ist ein Vorzeigeprojekt mit Modellcharakter!“, lobte der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Dr. Jürgen Rüttgers auf der Eröffnungsveranstaltung. Gemeinsam mit Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung übt er die Schirmherrschaft aus. Er selbst habe mit Mathematik sein Leben lang nichts anfangen können, vielleicht weil er nie den richtigen Einstieg gefunden habe, bedauerte er. „Wenn durch die Junior Uni viele hundert Kinder den Zugang zu Mathematik, Technik und den Naturwissenschaften bekommen, ist das eine tolle Sache!“

Begabte und leistungsfähige Kinder fördern
In den kommenden Jahren soll die Junior Uni in positivem Sinne zu einer Elite-Einrichtung werden, die sowohl begabte und leistungsfähige Kinder und Jugendliche fördert als auch bislang unentdeckte Talente entwickeln hilft. Als zusätzliches Angebot zum Schulsystem reagiert sie mit ihrem Programm darüber hinaus auf den Fachkräftemangel der bergischen Wirtschaft und auf die Nachwuchssorgen in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. Unter dem Motto „Kein Talent darf verloren gehen“ sollen ausdrücklich auch Kinder und Jugendliche aus bildungsfernem Familien für die Einrichtung gewonnen werden. Gefragt sind hierbei Erzieher und Lehrer, Sozialarbeiter, Betriebsräte, Vereinsvorsitzende und andere. „Wir möchten hier die besten noch besser machen, aber auch die Kinder und Jugendlichen, die in der Schule bisher keine Erfolge hatten, positiv fördern!“, betont Gründungsvater Andreas Ziegler. Die Neugierde und der Wissensdurst der Kinder sollen zu einem Zeitpunkt gestillt werden, an dem sie Wissen am leichtesten und nachhaltigsten aufnehmen und es mit Spaß verbinden. Darum werden viele Kurse bereits für Kinder im Vorschulalter angeboten. Die Fähigkeiten, die Kinder in dieser Zeit erwerben, begleiten sie oft ein Leben lang.

Zusammenarbeit erwünscht
Auf eine Kooperation mit anderen Institutionen, Schulen und Privatpersonen legt die Junior Uni großen Wert. Engster Partner ist die Bergische Universität Wuppertal. Sie stellt viele Lehrkräfte, die Universitätsprofessoren oder Studierende sind. Lehramtsstudenten können durch die Mitarbeit an der Junior Uni erste praktische Erfahrungen für ihre künftige Lehrtätigkeit sammeln. Viele andere Dozenten sind Lehrer, aber auch gute Oberstufenschüler und Unternehmer sind beteiligt. Sie alle vermitteln den Kindern und Jugendlichen Wissen ohne Leistungs- und Notendruck. Vor allem die Unternehmer garantieren dabei einen hohen Praxisbezug.

Das einzig Provisorische an der Junior Uni sind die Räumlichkeiten. Die gerade erst bezogenen Räume im so genannten „Weißen Haus“ an der Friedrich-Engels-Allee sollen lediglich eine Übergangslösung sein. Das Wunschgebäude für den endgültigen Standort ist ein verfallenes Industriegebäude am Schwebebahnhof Loher Brücke – Brögel 31. Es wird in den nächsten Jahren mit Mitteln des Landes bzw. der EU saniert. Nach Einzug der Uni soll es zum Symbol für den mutigen Aufbruch Wuppertals von der Industrie- zur Wissensstadt werden.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 22.06.2009
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