Suche

Gebärdensprache DGS-Button Leichte Sprache LS-Button
Erweiterte Suche

Ariadne Pfad:

Inhalt

Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 19.02.2009:

Entdecken und Fördern von Begabungen

Die Karg-Stiftung setzt sich für hoch begabte Kinder und Jugendliche ein
Das Bild zum Artikel
Hoch begabte Kinder lernen gemeinsam. Quelle: Karg-Stiftung

Eine Herzensangelegenheit von Hans-Georg Karg, dem Sohn des Hertie-Warenhausunternehmers Georg Karg, der 1972 nach dem Tod seines Vaters die Leitung des Hertie-Warenhauskonzerns übernahm, war die Förderung hoch begabter Kinder und Jugendlicher. „Meines Erachtens ist es Aufgabe der Gesellschaft, die auf die besonderen Leistungen Hochbegabter angewiesen ist, dafür zu sorgen, dass die Begabungen sich zum Nutzen aller entfalten können“, so Hans-Georg Karg. Er war sich sicher, hohe Begabung allein biete noch keine Gewähr dafür, dass die besonderen Fähigkeiten auch verantwortlich und an den wirklichen Bedürfnissen des Mitmenschen orientiert eingesetzt werden. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Adelheid gründete er 1989 mit seinem Privatvermögen die Karg-Stiftung. Ausgerichtet an christlicher Anthropologie und Wertorientierung will die Stiftung hoch begabten Kindern und Jugendlichen eine Ausbildung ermöglichen, die ihren Fähigkeiten entspricht und sie darauf vorbereitet, besondere Aufgaben in der Gesellschaft zu übernehmen. „Die Übernahme von Verantwortung für andere, zumal für ein Gemeinwesen, gehört zu den wichtigsten Formen, Nächstenliebe zu üben. Wer hierzu aufgrund seiner besonderen Begabung geeignet erscheint, soll gefördert und auf seine Aufgaben vorbereitet werden“, meinte der Stifter. In den von der Karg-Stiftung geförderten Projekten sollen die Kinder und Jugendlichen lernen, ihre Begabungen zum Nutzen aller zu entfalten.

Die Projekte der Karg-Stiftung
Zur Umsetzung ihrer Ziele verwirklicht die Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main einerseits eigene Projekte wie das Schulentwicklungsprogramm „Impulsschulen“ und die Weiterbildung „Begabtenpädagoge“ für pädagogische Fachkräfte im Vorschulbereich. Andererseits unterstützt sie Einrichtungen, bei denen die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit von Hochbegabten im Vordergrund steht. Förderschwerpunkte der Karg-Stiftung sind die Qualifizierung von pädagogischen Fachkräften in Kindergärten und Schulen, die frühkindliche Förderung sowie Angebote zur Diagnostik und Beratung von Hochbegabten und deren Eltern.

Impulsschulen und Begabtenpädagogen
Ein Schwerpunkt im Projekt „Impulsschulen“ ist die Lehrerfortbildung. Die Lehrkräfte der 15 beteiligten Grundschulen werden darauf vorbereitet, hoch begabte Kinder möglichst früh zu entdecken und sie bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten, die über das nur Fachliche hinausgehen, zu fördern. Der zweite Projektschwerpunkt ist die Schulentwicklung. Die Grundschulen sollen sich zu Lern- und Lebensräumen entwickeln, in denen hoch begabte Kinder ermutigt werden, ihre Begabungen anzunehmen, zu entfalten und sinnvoll einzusetzen. In „Impulsseminaren“ setzen sich Lehrkräfte und Schulleitungen mit Themen wie Schulentwicklung und Diagnostik von Hochbegabung und Unterrichtsorganisation, Methoden und Inhalten des Unterrichts sowie Lehrerpersönlichkeit bzw. Lehrerrolle auseinander. Geplant ist, dass zukünftig auch weiterführende Schulen an „Impulsseminaren“ teilnehmen können.

Mit der Weiterbildung „Begabtenpädagoge“ bietet die Stiftung pädagogischen Fachkräften von Kindertagesstätten berufsbegleitend in drei Semestern eine Zusatzqualifikation zur Förderung hoch begabter Vorschulkinder an. Die Erzieherinnen und Erzieher erwerben dort grundlegendes Wissen zum Thema Hochbegabung und erweitern ihre Handlungskompetenzen im Umgang mit solchen Kindern. Sie lernen, hoch begabte Kinder zu entdecken, integrativ zu fördern und ihre Eltern kompetent zu beraten.

Wichtige Foren
Von besonderer Bedeutung sind auch die Foren, die die Karg-Stiftung regelmäßig anbietet. Seit 2002 findet jährlich das Karg-Forum zur Hochbegabtenförderung statt, zu dem die Stiftung alle Projektpartner einlädt. Hier erhalten die Partner Gelegenheit, sich fachlich auszutauschen und in Referaten und Workshops Anregungen für neue Projekte und Methoden zu gewinnen. Die regelmäßigen Treffen dienen auch einer besseren Vernetzung der geförderten Einrichtungen im Bereich der Hochbegabtenförderung. Im „Fachforum Ministerien“ treffen Experten aus den Bundesländern sowie dem Bundesbildungsministerium mit Wissenschaftlern und Praktikern aus Kindergarten und Schule zusammen. Dabei wird das Angebot zur Vernetzung und zum Austausch gerne angenommen und es werden gemeinsam Bildungsprogramme zu Hochbegabung entwickelt.

Die Förderprojekte der Stiftung
Die Karg-Stiftung fördert darüber hinaus Institutionen und Projekte, die sich mit dem Thema Hochbegabung beschäftigen. So initiierte sie 1994 in Hannover das bundesweit erste Projekt zur Förderung hoch begabter Kinder im Vorschulalter und baute die Karg-Begegnungsstätte. Heute unterstützt sie insgesamt sechs Kindergärten, die hoch begabten Kindern die Gelegenheit geben, sich zu entfalten, sowie mit- und voneinander zu lernen. Von besonderem Interesse für die Stiftung sind auch Beratungsstellen. Sie spielen eine bedeutende Rolle, wenn es darum geht, Hochbegabung zu erkennen und den Kindern, ihren Eltern und Lehrkräften Perspektiven aufzuzeigen. Die Karg-Stiftung unterstützt zurzeit acht ausgewählte Einrichtungen, die sich explizit mit dem Thema Hochbegabung beschäftigen, darunter die Beratungsstelle für Fragen der Hochbegabung in Dresden und die Begabungspsychologische Beratungsstelle der Universität Würzburg.

Weitere Förderprojekte sind Schulprojekte. Die Stiftung fördert beispielsweise seit 1990 den Begabtenzweig mit Internat der CJD Jugenddorf-Christophorusschule Braunschweig, Fortbildungsprojekte für Erzieherinnen und Lehrkräfte, in denen das Erkennen und Fördern von hoch begabten Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt steht, und auch außerschulische Projekte, wie beispielsweise das Projekt SEHSTERN im Palais Pinakothek in München oder die Sommerakademie der Kinder-Akademie Fulda.
Seit April 2006 widmet sich die Karg-Stiftung dem Bereich der Hirnforschung. Sie unterstützt das Pilotprojekt „Hochbegabung und Gehirn“ von Prof. Christian E. Elger von der Universitätsklinik für Epileptologie in Bonn. In diesem Projekt suchen die Wissenschaftler mit Hilfe bildgebender Studien (funktionelle Kernspintomographie) bei jugendlichen Hochbegabten nach neurophysiologischen Markern der allgemein-intellektuellen, musikalischen und mathematischen Hochbegabung. Sie erhoffen sich dadurch Kenntnisse darüber, wie die im Vergleich zu Gleichaltrigen quantitativ und qualitativ höheren Leistungen zustande kommen.

Ein Preis zum Jubiläum
Es ist schwierig, hoch begabte Kinder und Jugendliche zu entdecken und optimal zu fördern. Noch immer weiß man zu wenig über besondere Begabungen, gerade im Bereich der frühen Förderung. Die Stiftung leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.
Zum 20-jährigen Jubiläum und zum Gedenken an das Gründerpaar Hans-Georg und Adelheid Karg, verleiht die Stiftung in diesem Jahr erstmals den Karg-Preis. Jedes Jahr sollen künftig deutschlandweit Modellprojekte in der Hochbegabtenförderung mit 50.000 Euro ausgezeichnet werden. Die Karg-Stiftung lädt renommierte Persönlichkeiten und Fachleute der Hochbegabtenförderung und -forschung ein, Initiativen, Einrichtungen und Projekte vorzuschlagen, die sich in herausragender und nachhaltiger Weise und auf neuen, innovativen Wegen um die Förderung hoch begabter Kinder und Jugendlicher bemühen und das Förderfeld weiterentwickeln helfen.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 19.02.2009
© Innovationsportal

Ihr Kommentar zu diesem Beitrag. Dieser Beitrag wurde bisher nicht kommentiert.

 Weitere Beiträge nach Innovationsgebieten (Archiv).

Die Übernahme von Artikeln und Interviews - auch auszugsweise und/oder bei Nennung der Quelle - ist nur nach Zustimmung der Online-Redaktion von Bildung + Innovation erlaubt.

Die Redaktion des Online-Magazins Bildung + Innovation arbeitet journalistisch frei und unabhängig. Die veröffentlichten Beiträge bilden u. a. auch interessante Einzelmeinungen zum Bildungsgeschehen ab; die darin zum Ausdruck gebrachte Meinung entspricht nicht notwendig der Meinung der Redaktion oder des DIPF.

Inhalt auf sozialen Plattformen teilen (nur vorhanden, wenn Javascript eingeschaltet ist)

Teile diese Seite: