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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 12.09.2005:

Bildungspolitik auf dem Prüfstand

Teil 1: SPD und CDU stellen sich den Fragen von Bildung PLUS
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Quelle: SPD und CDU

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1. Nennen Sie bitte die drei wichtigsten Schwerpunkte Ihrer Partei für die Bildungspolitik des Bundes in den nächsten vier Jahren?

2. Wer steht bei Ihnen als "Bildungskunde" im Mittelpunkt?

3. Stichpunkt Frühe Förderung. Was können Eltern und Kinder in Zukunft von Kindertagesstätten erwarten?

4. Stichpunkt Schule: Ganztagsschule, Schulformen, neue Lehrmethoden und individuelle Förderung - es gibt viele Diskussionspunkte. Welches sind die wichtigsten Stellschrauben für eine Schule der Zukunft?

5. Stichpunkt Lehrende: Sowohl in der Schule als an den Unis stehen die Lehrenden in der Kritik. Wie werden die Lehrenden in Zukunft gefördert und gefordert?

6. Bildungsföderalismus: Für welche Rollenverteilung zwischen Bund und Ländern setzt sich Ihre Partei ein?

 

1. Nennen Sie bitte die drei wichtigsten Schwerpunkte Ihrer Partei für die Bildungspolitik des Bundes in den nächsten vier Jahren?

SPD: Wir wollen die Qualität des deutschen Bildungswesens in allen Bereichen verbessern: von der frühkindlichen Bildung bis zur Weiterbildung. Und wir wollen den dramatischen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg aufbrechen und schrittweise abbauen. Dafür brauchen wir eine starke frühe Förderung jedes Kindes und ein förderndes und forderndes Bildungssystem, das die Stärken und die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen jedes Einzelnen in den Mittelpunkt stellt, unabhängig von seiner sozialen Herkunft.

CDU: Unser derzeitiges föderales System ist geprägt von langwierigen und komplizierten Entscheidungsprozessen. Statt klar abgegrenzter Kompetenzen haben wir einen Beteiligungsföderalismus, der Bund und Ländern immer weniger eigene Gestaltungsspielräume lässt und schnelle Entscheidungen blockiert.
Deutschland braucht eine Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung. CDU und CSU setzen sich deshalb für eine Föderalismusreform ein, die Deutschland auch im internationalen Modernisierungswettbewerb handlungsfähiger macht. CDU und CSU reduzieren den Anteil der zustimmungspflichtigen Gesetze im Bundesrat. Im Gegenzug sollen die politischen Gestaltungsmöglichkeiten der Länder in ganzen Politikfeldern gestärkt werden. Das gilt vor allem für den Bereich der Organisations- und Personalhoheit der Länder und die Bildung.
Der Bund wird sich darauf konzentrieren müssen, Innovationen in Deutschland unter dem Leitmotiv Vorfahrt für Wachstum und Arbeit freizusetzen. Dabei geht es um die gesamte Wertschöpfungskette von der Grundlagenforschung bis zur industriellen Anwendung. Zwingend ist dabei eine Verständigung über strategische Ziele. Der Bund muss wieder mehr Verantwortung in seinem eigenen Zuständigkeitsbereich übernehmen und Kompetenzüberschreitungen in den Bereich der Länderzuständigkeiten abschmelzen, damit das Klima in der Bildungs- und Forschungspolitik verbessert und eine vertrauensvolle Kooperation des Bundes mit den Ländern erneut möglich werden.
Statt eine Bildungspolitik zu betreiben, die nur vorübergehend wirkt, sollte der Bund die Länder etwa durch die Stärkung der Bildungsforschung nachhaltig unterstützten. Im Mittelpunkt steht die Verbesserung der Qualität von Bildungsangeboten.
Deutschland braucht Eliten. Eine freiheitlich demokratische Gesellschaft setzt auf Elitenbildung, unabhängig von sozialer Herkunft. Deshalb muss der Bund deutliche Schwerpunkte bei der Elitenförderung setzen und die Arbeit der Begabtenförderungseinrichtungen verstärken. Auch bei der beruflichen Bildung liegt die Initiative beim Bund. Hier gilt es bestehende Ausbildungshemmnisse zu beseitigen.

2. Wer steht bei Ihnen als "Bildungskunde" im Mittelpunkt?

SPD: Eine gute Bildungspolitik nimmt alle Akteure in den Blick: Kinder und ihre Eltern, die außerschulischen Partner der Schule, die Lehrenden. Kein Mensch darf von uns abgeschrieben werden. Jeder Mensch braucht gute Bildungschancen, um seine Fähigkeiten zu verwirklichen, - dabei darf es keine Rolle spielen, ob er aus einem Professorenhaushalt, einer Arbeiter- oder einer Einwandererfamilie kommt.

CDU: Lange Zeit hindurch haben Arbeit und Kapital die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland entscheidend geprägt. Heute hat neben Kapital und Arbeit das Wissen eine ähnlich prägende Bedeutung gewonnen. Bildung und Wissenschaft sind deshalb Schlüsselfragen des 21. Jahrhunderts. Bildung und Ausbildung, Wissenschaft und Forschung bilden das notwendige Fundament für Wachstum und Wohlstand. Wohlstand für alle setzt Bildung für alle voraus. Bildung ist der Schlüssel für individuelle Lebenschancen, für kulturelle Teilhabe, für zukunftsträchtige Entwicklungen und Innovationen in Deutschland.
Es geht darum, Wissen, Können und Problemlösefähigkeiten möglichst aller Menschen zu fördern und ihre Talente zur Entfaltung kommen zu lassen. Nur eine lernende Gesellschaft ist eine zukunftsfähige Gesellschaft. Die lernende Gesellschaft fordert vom Menschen, sich aus eigener Kraft weiterzubilden, sie unterstützt Lernende und schafft durch neue Anreize ein lernfreundliches Klima für alle Altersgruppen. Die lernende Gesellschaft muss deshalb ebenso geprägt sein von der Wertschätzung pädagogischer Arbeit. Lehrerinnen und Lehrer leisten eine unverzichtbare und herausragende kulturelle Grundlagenarbeit.
Das Leitbild von der lernenden Gesellschaft entspricht der Wertegrundlage, welche die CDU Deutschlands 1993 in ihrem bildungspolitischen Grundsatzprogramm formuliert hat: "Jeder hat einen Anspruch auf Erziehung und Ausbildung. Nur Bildung versetzt den Menschen in die Lage, seine Würde und Freiheit zu erkennen, Pflichten zu erfüllen, Verantwortung zu übernehmen und Rechte zu gebrauchen. Bildung ist Voraussetzung für die Teilhabe an Kultur und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen. Bildung ist zugleich die Bereitschaft zu lebenslanger Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn des Lebens sowie die Auseinandersetzung mit Beruf, Lebenskreis und Welt. Ziel der Erziehung ist somit auch die Fähigkeit zu lebenslangem Lernen."

3. Stichpunkt Frühe Förderung. Was können Eltern und Kinder in Zukunft von Kindertagesstätten erwarten?

SPD: Frühe Förderung entscheidet über Bildungs- und damit über Lebenschancen. Unser Land muss die frühkindliche Bildung und Erziehung mehr als bisher ins Zentrum rücken. Im Kindergartenalter kann erheblich dazu beigetragen werden, Fähigkeiten und Talente zu entwickeln und Kreativität und Endeckergeist zu fördern.
Mit dem von uns auf den Weg gebrachten Tagesbetreuungsausbaugesetz werden bis 2010 rund 230.000 zusätzliche Plätze in Kindergärten, Krippen und in der Tagespflege entstehen. Für die Kinder bedeutet das bessere Betreuung und frühe Förderung. Für die Mütter und Väter heißt das echte Wahl zwischen unterschiedlichen Betreuungsmöglichkeiten und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Wir werden Quantität und Qualität der Tagesbetreuung darüber hinaus weiter ausbauen. Der Ausbau hin zum Rechtsanspruch ab dem 2. Lebensjahr hat Priorität und soll bis 2010 erreicht werden. Wir wollen gemeinsam mit Ländern und Gemeinden schrittweise die Gebührenfreiheit für Kitas umsetzen.
Wir setzen uns dafür ein, den Bildungsauftrag der Kindergärten ernst zu nehmen. Wir werden die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern in Kindergärten neu ausrichten und weiterentwickeln und Kindergärten und Träger bei der Umsetzung neuer Bildungspläne unterstützen. Wir setzen uns ein für eine enge Zusammenarbeit von Kindertagesstätten und Grundschulen.

CDU: Bildung beginnt nicht erst in der Schule. Im Elternhaus, im Kindergarten und in der Grundschule wird das tragende Fundament einer lebenslangen Bildungsbiographie gelegt. Die Stärkung frühkindlicher Bildung und Erziehung in Familie und Kindertagesstätte ist die Voraussetzung für mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung von Bildungschancen, für eine stärkere Entkoppelung von sozialer Herkunft und schulischer Leistung und damit auch der Schlüssel dazu, dass jede Begabung sich entfalten kann. Dies verlangt zudem ein familienfreundliches Klima in unserer Gesellschaft, das Eltern bei der frühkindlichen Bildung und Erziehung stärkt und ermutigt.
Die Familie ist und bleibt zentraler Ort der Erziehung. Die Schule wäre überfordert, wenn ihr die primäre Verantwortung für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen zugewiesen würde. Kindertagesstätten und Schulen bilden die Kinder in enger Abstimmung mit den Eltern.
Beim Einstieg in die Schullaufbahn zeigt sich, dass die Schülerinnen und Schüler heute weitaus größere Unterschiede im Entwicklungsstand und in den Lernvoraussetzungen aufweisen als in früheren Jahren. Kindertagesstätten haben den Auftrag zur Erziehung, zur Bildung und zur Betreuung. Dieser Auftrag muss gestärkt werden durch eine verbesserte Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher, die befähigt sein müssen, den ihnen anvertrauten Kindern altersgerechte erste Wege in die Wissensgesellschaft zu eröffnen. Dazu gehören eine Stärkung der Sprachkompetenz, der musischen und bewegungsorientierten Erziehung und Bildung, eine Förderung der Kinder mit dem Ziel, die rechtzeitige Einschulung zu ermöglichen und das Aufarbeiten von Defiziten benachteiligter Kinder. Kindergärten und Kinderhorte müssen intensiv darauf hinarbeiten, dass die von ihnen betreuten Kinder grundschulfähig werden.

4. Stichpunkt Schule: Ganztagsschule, Schulformen, neue Lehrmethoden und individuelle Förderung - es gibt viele Diskussionspunkte. Welches sind die wichtigsten Stellschrauben für eine Schule der Zukunft?

SPD: Wir wollen ein Schulsystem, bei dem jede Schülerin und jeder Schüler im Mittelpunkt steht, eine Schule, die stärker auf Durchlässigkeit, Integration und individuelle Förderung ausgerichtet ist, eine Schule, die selbständig ist und Verantwortung trägt, eine Schule, die sich für Partner im sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Umfeld öffnet. Mit dem Ganztagsschulprogramm stellen wir den Ländern bis 2008 rund 4 Mrd. Euro für die Einrichtung von 10.000 zusätzlichen Ganztagsschulen zur Verfügung.

Entscheidend ist die inhaltliche Gestaltung der neuen Ganztagsangebote. Deshalb unterstützen wir in enger Zusammenarbeit mit den Ländern Schulen und Schulträger beim Lernen aus guter Praxis. Es geht um die Verwirklichung von pädagogischen Konzepten, die die Bildungschancen aller Kinder deutlich verbessern. Es geht um die individuelle Förderung und um soziales Lernen. Es geht darum, das Gewohnte in Frage zu stellen, Unterricht interessanter und spannender zu machen. Es geht um eine neue Lern- und Lehrkultur, die Schulleiter, Lehrer und Erzieher gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern entwickeln.

Die Ganztagsschulen stehen in Deutschland für den Beginn einer umfassenden Bildungsreform. Das ist ein Erfolg der Menschen, die die Chancen dieses Aufbruchs erkannt haben, seine Umsetzung einfordern und ihren Teil dazu beitragen, in allen Regionen Deutschlands mehr und bessere schulische Ganztagsangebote zu schaffen. Schulen, in denen mit Freude und Erfolg gelernt wird, in denen Kinder ernst genommen werden mit ihren individuellen Bedürfnissen und Begabungen, in denen die Bereitschaft der Kinder, sich anzustrengen, herausgefordert, ihre Neugier, ihre Hingabe ans Lernen geweckt und ihr ganz eigener Wille zu guten Leistungen gefördert werden.

CDU: Um die Qualität des Bildungswesens in Deutschland zu verbessern und zu sichern, müssen die schulartspezifischen Profile deutlich geschärft und die Durchlässigkeit der Schularten untereinander von Reibungsverlusten befreit werden. Solange die einzelnen Schularten und Lernkonzepte wechselseitig durchlässig und auf diese Weise Korrekturen an Schullaufbahnentscheidungen möglich bleiben, sind unterschiedliche Lernwege eine geeignete Grundlage für ein begabungsgerechtes Schulwesen.
Die Union hat im Rahmen der Kultusministerkonferenz dafür gesorgt, dass bereits nach PISA 2000 nachhaltige Maßnahmen für eine verbesserte Qualitätssicherung im Bildungswesen eingeleitet wurden. Damit das in der PISA 2003-Studie erneut bestätigte große Gefälle zwischen den Bundesländern weiter abnimmt, müssen frühkindliche Förderung, frühe Sprachförderung, Transparenz durch Bildungsstandards kombiniert mit einer verstärkten Eigenverantwortlichkeit der einzelnen Schule umgesetzt werden. Eigenverantwortung führt zu einem fruchtbaren Wettbewerb guter Ideen und zur Entwicklung besonderer pädagogischer Akzente. Beides ist Schlüssel für mehr Leistung und Qualifikation.
Die Ganztagsschule wird sicherlich zur Schullandschaft der Zukunft gehören. Gerade für Jugendliche aus schwierigen Lebenswelten ist es wichtig, über den Vormittag hinaus zusätzliche Angebote zu erhalten. Der bedarfsorientierte Ausbau von Ganztagsschulen bietet zum Beispiel die Chance, auch Kinder und Jugendliche musikalisch und künstlerisch zu fördern, die aufgrund ihres sozialen oder familiären Hintergrundes keinen individuellen Zugang dazu finden.

5. Stichpunkt Lehrende: Sowohl in der Schule als an den Unis stehen die Lehrenden in der Kritik. Wie werden die Lehrenden in Zukunft gefördert und gefordert?

SPD: Die Qualifizierung der Lehrenden ist der Schlüssel für das Gelingen der Bildungsreform. Wir brauchen ein neues Berufsprofil der Lehrenden, das neue Kompetenzen für individuelle Förderung, Beratung, Teamarbeit, Entwicklung selbständiger und offener Schulen und für Evaluation umfasst. Diese Kompetenzen müssen Gegenstand der Erstausbildung werden.

Wir brauchen aber vor allem auch eine bessere Lehrerfortbildung, die themen- und schulorientiert ist. Hierzu gibt es gute Reformbeispiele, zu deren breiter Umsetzung wir beitragen wollen.

Die Reform und Bedeutung der Lehrerbildung und -fortbildung muss wieder stärker ins Zentrum der bildungspolitische Diskussion rücken.

CDU: Lehrende müssen erwarten können, dass die Bildungspolitik ihr Engagement, ihre pädagogische Kompetenz und ihre Bemühungen in den Reformprozessen in gleichem Maße positiv wahrnimmt und benennt, wie Schwachstellen aufgezeigt werden. Lehrende leisten eine unverzichtbare und herausragende kulturelle Grundlagenarbeit in unserer Gesellschaft.
Die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher sowie die Lehrerbildung sind der Schlüssel für die erzieherische Qualität von Kindertagesstätten und Schulen. Im Mittelpunkt dieser Ausbildung muss der "pädagogische Ernstfall" stehen. Praktika sollen einen Kernbestandteil des Lehrerstudiums bilden.
Die öffentlichen Schulen in staatlicher und privater Trägerschaft besitzen einen Erziehungsauftrag, der nicht bei der Vermittlung von Wissen endet. Über das fachliche und fachdidaktische Studium hinaus müssen Lehrerinnen und Lehrer auch zur Erziehung in der Schule befähigt werden. Dazu gehört, dass sie sich eine solide Medienkompetenz aneignen, um den Schülerinnen und Schülern Hilfen zur Verarbeitung der auf sie einwirkenden medialen Einflüsse vermitteln zu können.
Lehrerinnen und Lehrer sind verpflichtet, ihr im Studium erworbenes Wissen durch regelmäßige Fortbildungsmaßnahmen aufzufrischen. Dazu gehört, dass Lehrerinnen und Lehrer solide Kenntnisse zum Beispiel im Bereich der Entwicklungspsychologie erwerben, um Kinder und junge Menschen individuell fördern, in geeigneter Weise fordern und sie zum eigenständigen Lernen befähigen zu können.
Mehr Qualität der Hochschulen braucht mehr Wettbewerb, mehr Wettbewerb braucht mehr Freiheit. Gute Forschung und Lehre sowie ein effizientes Management der Hochschulen wird es nur geben, wenn eine strategische Hochschulpolitik zunehmend an die Stelle von Detailsteuerung tritt. Das Dienstrecht und die Besoldungsstrukturen müssen für alle Bereiche reformiert werden, damit besondere Leistungen sich auszahlen und die Besten in Lehre, Forschung und Entwicklung sich für die deutschen Hochschulen engagieren.
Deutschland braucht dringend eine bessere Finanzausstattung der Hochschulen, um im internationalen Wettbewerb der Lehr- und Forschungseinrichtungen zu vergleichbaren Bedingungen arbeiten zu können. Die meisten unionsgeführten Bundesländer beabsichtigen deshalb Studienbeiträge einzuführen, um die Qualität des Studiums durch eine Verbesserung des Betreuungsverhältnisses zwischen Studierenden und Lehrenden anzuheben.

6. Bildungsföderalismus: Für welche Rollenverteilung zwischen Bund und Ländern setzt sich Ihre Partei ein?

SPD: Wir wissen: Die Qualität von Bildung und Wissenschaft wird die Zukunft unseres Landes maßgeblich mit entscheiden. Die PISA-Studie hat gezeigt, dass wir eine gemeinsame nationale Kraftanstrengung brauchen, um wieder Spitzenland in der Bildung zu werden und endlichen allen die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten zu entwickeln.

Es ist deshalb politisch unvernünftig und nicht vermittelbar, dass der Bund sich gerade hier zurückzieht. Sowohl das Thema Bildung - und zwar von Vorschule über Schule, Ausbildung und Hochschule bis hin zur Qualifizierung und Weiterbildung - als auch die föderalen Strukturen unseres Bundesstaates im Rahmen einer sich entwickelnden und sich verändernden Europäischen Union lassen Stillstand nicht zu. Die zeitgemäße Organisation der Demokratie ist eine Bedingung für sozialen Fortschritt. Deshalb brauchen wir bei der Reform des Föderalismus einen neuen Anfang. Wir brauchen mehr Klarheit in der Verantwortung und mehr Klarheit in der Kooperation zwischen Bund und Ländern und damit auch mehr Effizienz in unserem föderalen Staatsaufbau. Wir wissen: Bei den guten und erfolgreichen Programmen in Bildung und Hochschule arbeiten Bund und Länder zusammen. Das Ganztagsschulprogramm zeigt, dass diese Zusammenarbeit erfolgreich ist. Diese Zusammenarbeit kommt Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern zugute.

CDU: Wie bereits in der Antwort zu Frage 1 ausgeführt, ist ein neues Verhältnis zwischen Bund und Ländern in der Bildungs- und Hochschulpolitik unabdingbar. Gerade in Schule und Hochschule sind die besonderen Chancen zu nutzen, die der Wettbewerbsföderalismus in Deutschland bietet. Die deutsche Hochschule muss unternehmerisch geführt werden. Dafür brauchen die Hochschulen mehr Freiheit, Autonomie und mehr Qualitätswettbewerb.
Die Gemeinschaftsaufgabe "Bildungsplanung" ist abzulehnen. Die bisherige gemeinsame Bildungsplanung in der Bund-Länder-Kommission (BLK) spielt heute schon eine untergeordnete Rolle und beinhaltet überwiegend lediglich Modellprojekte. Der bürokratische Aufwand für den Abstimmungsprozess ist höher als der Ertrag. Die Koordinierung der Bildungspolitik ist in erster Linie eine Aufgabe der Kultusministerkonferenz.
Um die Zusammenarbeit in unserem Forschungssystem weiter zu optimieren und Synergieeffekte nutzen zu können, werden wir die universitäre und außeruniversitäre Forschung besser vernetzen, sie besser in die europäische Forschungspolitik integrieren und den Wettbewerb im Wissenschaftsbereich stärken.

Autor(in): Redaktion Bildung PLUS
Kontakt zur Redaktion
Datum: 12.09.2005
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