Suche

Gebärdensprache DGS-Button Leichte Sprache LS-Button
Erweiterte Suche

Ariadne Pfad:

Inhalt

Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 05.09.2005:

Online-Denkmal für Anne Frank

Mitdenken, gedenken - hierzu dient der europäische Webguide zu Anne Frank und dem Zweiten Weltkrieg

Zum sechzigsten Jahrestag des Kriegsendes hat die Anne-Frank-Stiftung ein einzigartiges Online-Angebot für 12- bis 16-jährige Jugendliche konzipiert. Den Jugendlichen wird mit Texten, Fotografien und weiteren Materialien die Person Anne Frank, die nationalsozialistische Verfolgung der Juden und dazu der Zweite Weltkrieg näher gebracht. Er bietet auch Schülerinnen und Schülern, die eine Hausarbeit zu diesen Themen anfertigen möchten, ein sehr gute Hilfestellung, fördert Verantwortungsbewusstsein und Lese- sowie Medienkompetenz.     

Der Webguide entstand 2003 als Initiative des Anne Frank Hauses und mit der Förderung des niederländischen Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft sowie der Europäischen Union. Das Anne Frank Haus ist ebenso für das Konzept und die Projektentwicklung verantwortlich. Am 8. Mai war der 60. Jahrestag der Befreiung Europas von der NS- Herrschaft. Diesen Tag wählte die Anne-Frank-Stiftung, um erstmalig den Anne Frank-Webguide in der deutschen, englischen, italienischen, französischen, österreichischen und tschechischen Sprach-Version zu präsentieren.   

Zielgruppe des Online-Angebotes im engeren Sinne sind Schülerinnen und Schüler im Alter von 12 bis 16 Jahren. Sie finden hier Materialien und Werkzeuge, mit deren Hilfe sie selbstständig zu Anne Frank, zum Holocaust und zum Zweiten Weltkrieg recherchieren und auf der Internetseite kreativ mitarbeiten können.   

Anne Frank-Webguide als "Eckpfeiler der Erinnerungskultur"
Der Webguide ist in sage und schreibe sechs Sprachen aufrufbar und wurde in enger  Zusammenarbeit mit der Europäischen Union erarbeitet. Vorrangiges Ziel des Online-Angebotes ist es, an den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust zu erinnern und sich der gemeinsamen Verantwortung für Frieden in Europa bewusst zu werden. Das Tagebuch der jungen Anne Frank gilt als eines der bewegendsten Zeugnisse der Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden während des Zweiten Weltkrieges und     
als eine der wenigen gemeinsamen Lektüreerfahrungen der westdeutschen Nachkriegsgeneration und ihrer Kinder.

Die Aufzeichnungen dokumentieren Annes Leben im dem Amsterdamer Hinterhaus von Juni 1942  bis August 1944. Der Journalist W. Benz schrieb 1998 in der ZEIT: "Kein anderes Schicksal ist wie ihres durch naive Identifikation verinnerlicht worden, kein anderes Buch zum Nationalsozialismus ist so erfolgreich" und W. Benz sprach von dem Tagebuch der Anne Frank als "Eckpfeiler der Erinnerungskultur." Die Pfeiler, an die sich der Anne Frank-Guide anlehnt, sind stabil. Die Einfühlungsbereitschaft von Jugendlichen und Erwachsenen in die Situation von Anne Frank ist groß, der Nebeneffekt der Internetseite, die diese Situation und deren Hintergründe dokumentiert, interessant: Sie lässt sich sehr gut mit Literatur von oder über Anne Frank kombinieren und fördert so Lese- und Medienkompetenz der Jugendlichen gleichermaßen.          
 
Die Schwerpunkte des Online-Angebotes: Materialien, Zeitleiste, Tipps 
Die Seite besticht durch eine klare Navigationsstruktur und ein ansprechendes Design. Hier verweilen sicherlich nicht nur Jugendliche gerne, um sich noch dieses oder jenes alte Schwarz-Weiß-Bild oder die Arbeiten von Schülerinnen und Schüler der "Anne Frank-Schule" anzuschauen. Im Folgenden gibt es einen Einblick zu Inhalt, Struktur und Funktionen des Anne Frank-Webguides:  

  • "Die Materialien-Sammlung": Hier erfährt der Suchende alles Wichtige zu Anne Frank und ihrer Familie, erhält Informationen über das Hinterhaus, in dem die Familie lebte, über ihr Tagebuch und ihr tragisches Ende. Detaillierte Kenntnisse über den Zweiten Weltkrieg und die Geschehnisse in Deutschland können die Leserinnen und Leser sich in Navigationspunkten  wie "Nationalsozialismus", "Gesellschaft", "Verfolgung", "Der Krieg" und "Nach 1945" erarbeiten. Ein Klick, zum Beispiel auf den Navigationspunkt "Verfolgung", eröffnet zahlreiche Unterkategorien wie "Flüchtlinge aus Deutschland", "Die ersten Konzentrationslager" und viele mehr. So kann der Online-Besucher systematisch in die Tiefe der Themen eindringen. 
      
  • "Die Zeitleiste": Durch eine parallele Anordnung macht es die "Zeitleiste" möglich, sich einen Überblick über Anne Franks Lebenslauf zu verschaffen und zugleich eine Übersicht über die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges in Deutschland und international zu erhalten. So beginnt die Leiste im Jahr 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und endet 1980, mit dem Jahr, an dem Otto Frank, ein Verwandter von Anne Frank, stirbt.       
  • "Hilfe und Tipps" Dieser Menüpunkt  beugt Orientierungslosigkeit der Schüler vor, indem er den Jugendlichen Tipps zur Nutzung des Guides gibt. Außerdem erhalten sie Anregungen für Interviews mit Zeitzeugen im eigenen Bekanntenkreis, aber auch Hilfestellungen für die professionelle Recherche mit und in verschiedenen Medien.   

Einloggen - Referat schreiben - diskutieren - ausloggen
Die Jugendlichen brauchen keine Vorkenntnisse, um die Seite zu nutzen: "Sogar Schüler mit Wissensdefiziten kommen mit dem Webguide gut zurecht", versprechen die "Macher". Der Guide eigne sich für Schüler mit verschiedenen Hintergründen. Er bietet neben den Recherche-Tipps auch Themenvorschläge einschließlich der dazugehörigen Quellen, die die Schüler inspirieren und ein wenig an die "Hand nehmen".    

Auf diese Weise können sie sich selbständig ans Werk machen, ohne Gefühle der Unter- oder Überforderung zu entwickeln. "Das motiviert sogar diejenigen, die sich zuvor mit Widerwillen an ein Referat gesetzt haben", berichten die Betreiber des Guides. Auch werde der Niveauunterschied zwischen den Referaten von Schülern, denen die Eltern helfen, und Schülern, die keine Hilfe von Vater oder Mutter erhalten, kleiner. Letztere würden so enorm in ihrem Selbstvertrauen gestärkt.  

Ein weiterer Pluspunkt des Guides sind zusätzliche Funktionen: So ist es über die Option "Ein Referat oder eine Hausarbeit vorbereiten" möglich, die Hausarbeit direkt auf der Seite zu verfassen, zu hinterlegen und ein anderes Mal daran weiterzuarbeiten  oder aber  ganz "un-heimlich" einen Blick auf die Arbeiten anderer Schülerinnen und Schüler werfen!   

Nicht nur Schüler genießen die Multimedialität  
Sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Eltern sind von dem Anne Frank-Webguide angetan: Die Jugendlichen freuen sich über den "Treffpunkt" und mögen es, mit der multimedialen Seite zu arbeiten. Ein Schüler sagt: Ich finde die Webseite ganz prima! Man kann schnell etwas finden und seine eigene Meinung hinschreiben."  

Lehrerinnen und Lehrern gefällt besonders die Möglichkeit, auf der Seite Referate planen und gliedern zu können. "Es ist gut, dass die Schüler zuerst die einzelnen Kapitel festlegen müssen. So haben sie bereits eine Inhaltsübersicht und das gibt ihrer Arbeit Struktur", sagt ein Lehrer. Überrascht sind auch die Eltern, sie berichten von Kindern, die bisher nie eine Aufgabe abschlossen und nun mit Hilfe des Webguides eine vollständige Arbeit anfertigen.   

Weitere Lernmaterialien von Anne Frank-Initiativen  
Das Anne Frank Haus hat für den Schulunterricht aber noch vieles mehr parat: Zum Beispiel hat es kürzlich für leseschwache Jugendliche einen Comic über den Zweiten Weltkrieg herausgegeben und eine mit internationalen Auszeichnungen prämierte CD-ROM erstellt. Das Anne Frank-Haus hält auch Filme über das Leben der Anne Frank bereit. Unvergessliche Erlebnisse für Jung und Alt werden sicher ein Besuch der interaktiven Ausstellung in Frankfurt am Main oder eine Besichtigung des Amsterdamer Anne Frank Hauses sein.     

Das Berliner "Anne Frank Zentrum" hingegen verfügt über ein Gesamtkonzept an interkulturellen Lernmaterialien für alle Altersgruppen zwischen 4 und 18 Jahren. Sie sollen sich in der täglichen und praktischen Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen unmittelbar anwenden lassen. "Unsere Materialien sind von internationalen Expertenteams in enger Kooperation mit dem Anne Frank Haus, Amsterdam entwickelt worden", verspricht das Berliner Anne Frank Zentrum. "Das bin ich", "Das sind wir" und "Das schaff ich schon!" sind die Titel dieser Lernpakete, die schon seit 1995 in Dänemark, Luxemburg, den Niederlanden, Deutschland und Österreich eingesetzt werden.

Und auch Schwesterorganisationen wie in Basel, London und New York leisten weltweit einen Beitrag zur Erinnerungskultur, besonders für Zielgruppen im pädagogischen und Bildungsbereich. Das Gedenken an "Anne Frank" und alle Opfer des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs macht langfristig nur Sinn, wenn gleichzeitig so vorbildlich wie bei dem Anne Frank-Webguide das Mitfühlen, Mitdenken und Nachdenken angeregt wird.

Autor(in): Katja Haug
Kontakt zur Redaktion
Datum: 05.09.2005
© Innovationsportal

Ihr Kommentar zu diesem Beitrag. Dieser Beitrag wurde bisher nicht kommentiert.

 Weitere Beiträge nach Innovationsgebieten (Archiv).

Die Übernahme von Artikeln und Interviews - auch auszugsweise und/oder bei Nennung der Quelle - ist nur nach Zustimmung der Online-Redaktion von Bildung + Innovation erlaubt.

Die Redaktion des Online-Magazins Bildung + Innovation arbeitet journalistisch frei und unabhängig. Die veröffentlichten Beiträge bilden u. a. auch interessante Einzelmeinungen zum Bildungsgeschehen ab; die darin zum Ausdruck gebrachte Meinung entspricht nicht notwendig der Meinung der Redaktion oder des DIPF.

Inhalt auf sozialen Plattformen teilen (nur vorhanden, wenn Javascript eingeschaltet ist)

Teile diese Seite: