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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 29.03.2001:

Zwei Schritte vor, einer zurück

Frauen im Internet auf dem Vormarsch
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Das Unternehmerinnenforum Women on the web im März 2001 in Hamburg

In der New Economy sind rund 20% aller Führungskräfte weiblich und ebenso viele Frauen verwirklichen in der "Neuen Wirtschaft" ihren Traum von der Selbständigkeit. Herrscht in der Internet-Branche also ein neuer, frischer Wind? Wenn dem so ist, kommt er bislang zwar noch etwas lau daher, ist aber dennoch bemerkenswert. Schließlich arbeiten in der Old Economy nicht mal annähernd 10% Frauen in den Chefetagen.

Netzwerke bringen Frauen nach oben
Der Motor, der diese Entwicklung jetzt erst richtig auf Touren bringen soll, heißt "Networking". Netzwerke wie die Webgrrls oder Unternehmerinnenforen wie Women on the web bilden eine weibliche Phalanx in einer Arbeitswelt, die von Männern dominiert ist. Ziel der Webgrrls ist es, "...Beziehungen zu pflegen unter Gleichgesinnten um beruflichen oder geschäftlichen Nutzen daraus zu ziehen." Der deutsche Ableger dieses Netzwerks, das 1995 in New York gegründet wurde, zählt heute schon 6000 Mitglieder. Internet-Frauen dealen im Netz mit Wissen, Jobs oder tauschen Erfahrungen aus. Ganz neu ist die Idee freilich nicht. Vor der digitalen Revolution hießen Netzwerke noch altmodisch Seilschaften, mit denen vor allem Männer ihre Dominanz in der Berufswelt sicherstellten - aber eben nicht via Computer, sondern noch in der Sauna oder am Tresen.

Im Interview mit der Online-Redaktion sieht Loretta Würtenberger, Gründerin des Unternehmen Webmiles, die Attraktiviät der New Economy für karrierebewusste Frauen in den unkonventionellen Arbeitszeitrythmen: "...wir kämpfen um die besten Köpfe und das sind nun mal oft Frauen. Und wenn man denen keine alternativen Lösungswege anbietet, dann kriegt man sie nicht".

Für Frauen stehen in der New Economy die Türen einen Spalt mehr offen als im Rest der Wirtschaft, weil hier vielleicht mehr als anderswo Leistung, Erfolg und Flexibilität zählen. Die steilen Karrieren der Internet-Vorzeigefrauen haben mit ihrer Ausbildung oft nur mittelbar zu tun und es ist wahrscheinlich, dass die neue Frauenriege auch in anderen Geschäftsbereichen das richtige Fingerspitzengefühl gehabt hätte. Loretta Würtenberger zum Beispiel ist von Haus aus Juristin und leitete vor Webmiles bereits ein Unternehmen, bevor sie ein kurzes Gastspiel als jüngste Richterin Deutschlands gab und dann in die Internet-Branche wechselte.

Nur 14% Frauen in IT-Ausbildungsberufen
Ein Blick auf die IT-Ausbildungssituation bestätigt, dass Frauen dort, wo der Grundstein für die Karriere gelegt werden sollte, noch ein Mauerblümchendasein fristen. Nur 14% der Auszubildenden in den neuen Berufen sind weiblich. Ein Missstand, den die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann, mit ehrgeizigen Projekten zu Leibe rücken will: Bis 2005 will die Bundesregierung den Frauenanteil in der IT-Branche auf 40% steigern. Das Projekt Idee-IT wirbt gemeinsam mit Unternehmen bei Schülerinnen für die IT-Branche. Schule, Ausbildung und Universitäten sind an dem Desinteresse junger Mädchen an den neuen Berufen nicht ganz unbeteiligt: Immer noch dreht sich im Unterricht oft alles um die Technik, ohne die Anwendungsmöglichkeiten mit einzubeziehen.

Karin Maria Schertler, Vorstand und Mitbegründerin der Webgrrls, will IT-Berufe zum Anfassen und kritisiert das schlechte Marketing der Ausbildung: "Es wird den Mädchen keine Lust auf diese Jobs gemacht. Es könnten zum Beispiel Role Models, Frauen aus der Branche, in die Schulen gehen und bei Schülerinnen die Werbetrommel rühren".

Je höher der Praxisanteil in Schule, Informatik-Studiengängen und Ausbildungen, desto höher auch der Frauenanteil - im Studium Medieninformatik oder in der Ausbildung zu Medienvorlagenherstellern liegt der Frauenanteil schon bei knapp 50%. Kein Wunder also, dass Unis Schnupperkurse für Schülerinnen anbieten und das Hamburger Senatsamt für die Gleichstellung einen BLK-Modellversuch der Schulbehörde zum Lernen mit Neuen Medien begleitet: An Hamburger Grundschulen werden geschlechtsspezifische Unterschiede von Mädchen und Jungen untersucht und daraus sollen neue Unterrichtskonzepte konzipiert werden.

Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung bemüht sich gemeinsam mit anderen Institutionen und Medien Frauen ans Netz zu bringen: 60.000 Frauen haben bislang die Internet-Kurse von "Frauen ans Netz" besucht.

Insgesamt ist mittlerweile die 5-Millionen-Grenze überschritten: 40% der Internetsurfer in Deutschland sind weiblich. Das lässt sich vom Arbeitsmarkt zwar noch nicht behaupten, doch zwei Schritte vor, einer zurück, ist unterm Strich auch eine Vorwärtsbewegung.

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Datum: 29.03.2001
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