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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 13.10.2003:

"Lesen begleitet einen durch das ganze Leben"

Als Schirmherrin der Kampagne "Deutschland liest vor" sucht Doris Schröder-Köpf Leselustige, die Kindern durch Vorlesen Bücher näher bringen
Das Bild zum Artikel
Während der Auftaktveranstaltung "Deutschland liest vor" mit Doris Schröder-Köpf
Quelle: "Deutschland liest vor"

Bildung PLUS: Frau Schröder-Köpf, Sie sind Schirmherrin der Kampagne "Deutschland liest vor", die von der Körber-Stiftung initiiert wurde. Wie kam es dazu, dass Sie sich für ein Vorleseprojekt engagieren?

Schröder-Köpf: Die Körber-Stiftung hatte mich gefragt, ob ich mich für den Gedanken erwärmen könnte, die Schirmherrschaft für das Projekt "Deutschland liest vor" zu übernehmen. Nachdem ich mir angeschaut hatte, worum es geht, war ich mir sofort sicher, dass es richtig war. Denn mein allerliebstes Hobby ist das Lesen. Ich habe meiner Tochter immer viel vorgelesen und finde es wichtig, Kindern vorzulesen. Außerdem glaube ich, dass das Projekt für Deutschland insgesamt sehr wichtig ist, weil Lesen eine Schlüsselfunktion im Bildungsbereich hat.

Bildung PLUS: Welche Ziele verbinden Sie mit der Initiative?

Schröder-Köpf: Ziel unserer Initiative ist, dass es in einigen Jahren heißt, "Deutschland liest wieder", zumindest würde ich mir das sehr wünschen. Wir wissen aus verschiedenen Studien, dass in Deutschland fast die Hälfte der Kinder außerhalb der Schule kein Buch mehr in die Hand nimmt. Das ist wirklich traurig, denn Lesen kann etwas sehr Schönes sein, etwas, was man durch alle Lebenslagen mitnehmen kann. Irgendwann ist man zu alt für bestimmte Hobbys wie Fallschirmspringen oder Windsurfen, aber Lesen begleitet einen sozusagen durch das ganze Leben. Und es ist auch für den Standort Deutschland von entscheidender Bedeutung, dass die Kinder die beste Ausbildung, die beste Erziehung bekommen, die man ihnen geben kann und dafür spielt das Lesen eine große Rolle.

Bildung PLUS: Warum halten Sie gerade das Lesen und Vorlesen für so wichtig?

Schröder-Köpf: Lesen ist der Schlüssel zum Lernen. Wenn sich ein Kind so weit konzentrieren kann, dass es ein Buch durchblättert, dass es sich mit der Geschichte beschäftigt und es solange stillsitzt wie es dauert, eine Geschichte vorzulesen, dann hat es schon eine wunderbare Startbasis für die Schule. Wenn es dann in die Schule kommt, kann es bereits zuhören, stillsitzen, Erklärungen aufnehmen.

Bildung PLUS: Können Leseprojekte die Bildungsmisere in Deutschland lindern?

Schröder-Köpf: So weit würde ich nicht gehen. Da muss bedeutend mehr zusammen kommen. Es muss viel mehr Aufmerksamkeit auf die wichtigen Aufgaben rund um die Kinder gelegt werden. Die Eltern müssen Unterstützung darin bekommen, wie sie ihre Kinder erziehen sollen. Viele sind guten Willens, wissen aber nicht, wie viel Freizügigkeit, wie viel Strenge, wie viel materielle Dinge und Geschenke die Kinder brauchen. Dies muss Gegenstand einer öffentlichen Diskussion werden. Es gibt nichts Wichtigeres als unsere Kinder und alles was mit Kindern zu tun hat.
Kindergärten sollten stärker als Orte des Lernens begriffen werden. Kinder gieren danach zu lernen. In diesem Sinne begrüße ich auch den geplanten Ausbau der Ganztagsschulen. Ich finde das sehr wichtig, denn viele Sachen kann man nur machen, wenn man ganztags in der Schule ist. Intensive Projektarbeit und Arbeitsgemeinschaften beispielsweise. Diese stärken auch die Gemeinschaft. In anderen Ländern funktioniert das wunderbar und ich hoffe, dass das auch bei uns kommt.

Bildung PLUS: Wie werden Sie die Kampagne weiterhin begleiten?

Schröder-Köpf: Also zum einen besteht meine Aufgabe darin, immer mehr Sponsoren zu bekommen. Um die Initiative bekannt zu machen, brauchen wir Firmen, die bereit sind unser Logo auf ihren Verpackungen sichtbar zu machen und die in ihrer Filiale unsere Projekte auslegen. Wir haben bereits gute Kooperationen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, POM-Bär und Wrigley´s. Im nächsten Jahr kommt MacDonalds hinzu. Es müssen Produkte sein, die alle Kinder kennen, denn wir wollen das Projekt ja nicht nur einem elitären Kreis zugänglich zu machen, sondern wir wollen vor allem die Kinder und deren Eltern erreichen, die nicht lesen. Weiterhin habe ich als Schirmherrin die Funktion, das Leseprojekt in der Öffentlichkeit vorzustellen und den Leuten zu vermitteln, dass es ganz einfach ist mitzumachen, dass sie nur eine Stunde in der Woche dafür Zeit zu haben brauchen.

Bildung PLUS: Welche Rolle spielt das Vorlesen in Ihrer Familie?

Schröder-Köpf: Es hat eine große Rolle gespielt, in der Zeit als meine Tochter noch nicht selber lesen konnte. Aber weil sie so begierig darauf war, hat sie ganz schnell lesen gelernt und ihre eigenen Bücher gelesen.
Aber es war auch sehr wichtig, dass ich selber immer viel gelesen habe. In einem bestimmten Alter ahmen Kinder sehr nach. Früher musste ich als Journalistin auch am Wochenende dicke Zeitungsstapel durchlesen und in der Zeit musste Klara immer still sein, damit ich mich konzentrieren konnte. Als sie circa zwei Jahre alt war, hat sie sich dann auch eine Zeitung genommen und so getan als würde sie lesen - dabei hat sie sie verkehrt herum gehalten. Später haben wir dann oft bei schlechtem Wetter auf dem Sofa gesessen und den ganzen Nachmittag gelesen.

Was ich sagen will ist, dass Kinder den Willen haben, Vorbildern nachzueifern. Man muss nur den richtigen Zeitpunkt erwischen und ihnen dann ein Buch in die Hand geben. Es gibt heute wie nie zuvor wunderschöne Bilderbücher, in denen man mit verschiedenen Folien mittelalterliche Pläne bauen oder das alte Rom wieder erstehen lassen kann. Wer da sagt, mein Kind interessiert sich nicht für Bücher und es gibt nichts, was es interessiert, das kann ich einfach nicht glauben.


Doris Schröder-Köpf, Jahrgang 1963, Mutter einer 12-jährigen Tochter und mit Bundeskanzler Gerhard Schröder verheiratet. Sie ist Journalistin und Autorin unter anderem des Kinderbuchs "Der Kanzler wohnt im Swimmingpool". Doris Schröder-Köpf engagiert sich in zahlreichen Projekten für junge Menschen.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 13.10.2003
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