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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 15.10.2002:

"Hier muss noch viel mehr geleistet werden"

Deutsche Bahn engagiert sich bei der Integration von Migranten
Das Bild zum Artikel
Ursula Weber

Bildung PLUS: Warum engagiert sich die Deutsche Bahn für Integration und Gewaltprävention in der Schule?

Weber: Nicht erst seit PISA  ist bekannt, dass die Bildung von jungen Menschen eine gewaltige Aufgabe ist, die alle in dieser Gesellschaft angeht. Die Deutsche Bahn und die Stiftung der Deutschen Wirtschaft übernehmen mit dem Projekt "Zeichen setzen!-Integration macht Schule" einen Teil ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung. Die Deutsche Bahn AG  ist ein sehr gesellschaftsnaher Dienstleister, denn wir arbeiten für und mit Menschen. Wir sehen eine besondere Verantwortung unseres Unternehmens im Bereich Schule, weil wir einer der größten Ausbilder in Deutschland sind und das auch weiterhin bleiben möchten. 

Bildung PLUS: Die Partnerschaft von Schule und Wirtschaft ist längst salonfähig. Viele Unternehmen kümmern sich aber mehr um die Rechen- und Computerkünste ihrer künftigen Mitarbeiter. Warum engagiert sich die Deutsche Bahn nun aber ausgerechnet für Integration und Gewaltprävention?

Weber: Wir haben dieses Projekt in das EU-Programm "Xenos - Leben und Arbeiten in Vielfalt" eingebracht. Dort wird in besonderem Maße auf die Integration ausländischer Jugendlicher Bezug genommen. Das hat unseren Denkansatz um diese Facette auf jeden Fall bereichert.  Wir möchten bei jungen Menschen die Ressourcen mobilisieren, die hierzulande noch brach liegen, weil Kinder mit Migrationshintergrund  einfach nicht an Schulbildung und am Arbeitsmarkt teilhaben, wie wir uns das wünschen würden.

Bildung PLUS: Welche Erfahrungen und Kompetenzen bringt die Deutsche Bahn in das Projekt mit ein?

Weber: Mit DB Bildung gemeinsam bildet die Deutsche Bahn momentan rund 8.000 Jugendliche aus. Wir besitzen  seit Jahrzehnten Erfahrung in der beruflichen Erstausbildung. Außerdem hat die Marke Deutsche Bahn AG einen sehr hohen Bekanntheitsgrad, der das Thema sehr weit in die Öffentlichkeit transportieren kann.

Bildung PLUS: Den Auftakt des Projekts haben Sie hinter sich. Die erste Schulung hat bereits stattgefunden. Wie war das Feedback?

Weber: Sehr gut! Die Erwartungen der Lehrer an diese Schulungen sind sehr hoch und mit den Anmeldungen sind wir hoffnungslos überbelegt. Das zeigt uns, dass in diesem Bereich noch viel mehr Unterstützung geleistet werden muss. Wir wünschen uns, dass unser Angebot eine Anregung für weitere Unterstützer sein wird.

Bildung PLUS: Was lernen Lehrer und Ausbilder in den Seminaren?

Weber: Integration und Gewaltprävention hängen in starkem Maße vom persönlichen Engagement des Einzelnen ab. Unser Angebot richtet sich vor allem an Lehrkräfte und Ausbilder, weil sie als Multiplikatoren viel länger im Bildungsprozess verbleiben als Schüler. Die persönliche Einstellung der Erwachsenen kann Schülern Impulse geben. Und genau an dieser persönlichen Stelle möchten wir ansetzen und den Lehrern helfen, junge Menschen auf ihren Lebensweg vorzubereiten. Deshalb unterstützen wir Lehrer und Ausbilder, Schüler und Auszubildende in unseren Schulungen. Hier geben wir Methoden und Mittel an die Hand zu Themen wie Kommunikation, persönliche Filter und Wahrnehmung, aber auch Inhalte zu politischer Bildung. Gewaltprävention im weitesten Sinne beginnt mit Selbstreflexion und dem persönlichen, guten Beispiel.

Bildung PLUS: Auch in der Berufswahlvorbereitung will das Projekt Zeichen setzen. Wie muss man sich das vorstellen? Ein Berufsinformationszentrum à la Deutsche Bahn?

Weber: Nein. Wir können in der klassischen Berufsberatung den Profis nicht das Wasser reichen. Wir möchten vielmehr mit den Schulungen die persönliche Handlungsfähigkeit des Einzelnen und den Aufbau von Netzwerken unterstützen.

Bildung PLUS: Die Deutsche Bahn also als Impulsgeber und Netzwerk-Initiator...

Weber: Genau. In unseren Seminaren sitzen Schüler neben Azubis und Lehrer aller Schulformen neben Ausbildern in Betrieben. Bereits in den Seminaren wünschen wir uns eine Vernetzung von Schule und Wirtschaft. Die Verbindungen auf persönlicher Ebene sind viel haltbarer als irgendwelche Pläne vom Reißbrett. Daneben kann jeder über unsere Internet-Plattform von den großen Netzwerken der Projektpartner Deutsche Bahn AG und Stiftung der Deutschen Wirtschaft profitieren.

Bildung PLUS: Sie haben prominente Projektpaten wie Joycelyn B. Smith, Peter Maffay oder Udo Lindenberg gewonnen. Treten diese auch aktiv in Erscheinung oder leihen sie Ihnen nur den Namenszug für Briefkopf und Plakate?

Weber: Wir nutzen natürlich die Popularität der Projektpaten. Sie unterstützen uns mit ihrem Namen und ihrer Musik. Wir werden aber auch ganz gezielt Projekte so zuschneiden, dass die Künstler aktiv werden können, denn das wollen sie auch. Über ein Konzert für das Projekt von Udo Lindenberg würden wir uns sehr freuen.

Bildung PLUS: Müsste sich die deutsche Wirtschaft, vor allem nach PISA, noch mehr im Bereich Schule engagieren?

Weber: Die deutsche Wirtschaft hat in diesem Bereich in den letzten Jahren Bemerkenswertes geleistet. Es ist aber immer noch zu wenig, denn Bildung ist eine gesellschaftspolitische Herkulesaufgabe. Ich würde mir natürlich wünschen, dass noch mehr passiert, weiß aber auch, dass schon viel getan wurde und wir sehr viel weiter sind als noch vor fünf Jahren.

Autor(in): Udo Löffler
Kontakt zur Redaktion
Datum: 15.10.2002
© Innovationsportal

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