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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 25.07.2002:

"Der Markt ist für den Kunden wenig transparent"

Stiftung Warentest nimmt jetzt Weiterbildungsangebote unter die Lupe
Das Bild zum Artikel
Katrin Andruschow

Bildung PLUS: Die Stiftung Warentest wird jetzt Weiterbildungsangebote prüfen. Der Weiterbildungsmarkt gilt als völlig unübersichtlich und lässt weitgehend allgemeinverbindliche Standards vermissen. Ist diese Maßnahme deshalb nicht längst überfällig?

Andruschow: Sicher. Allein schon, weil viele Arbeitnehmer privat viel Zeit und Geld in ihre persönliche Weiterbildung investieren. Der Markt ist jedoch für den Kunden wenig transparent und die Qualität der Angebote kaum einschätzbar.

Bildung PLUS: Auch die Stiftung Warentest kann bei 35.000 Anbietern und 400.000 Produkten nur Stichproben machen. Sind ihre Untersuchungen da nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Andruschow: Wenn wir in den nächsten Jahren ca. 20 Projekte pro Jahr realisieren, ist es natürlich nur eine stichprobenartige Untersuchung. Aber das macht die Stiftung Warentest sonst auch. Wir können den Markt nicht komplett prüfen. Wir gehen aber davon aus, dass wir auf systematische Problemfelder und Mängel in den verschiedenen Bereichen der Weiterbildung treffen werden. Zum anderen haben wir die Erfahrung gemacht, dass nicht nur die Anbieter reagieren, die im Test auf dem Prüfstand stehen, sondern auch andere Anbieter die Testergebnisse sehr wohl wahrnehmen und daraufhin Veränderungen bei ihren Angeboten vornehmen.

Bildung PLUS: Was spricht für die Stiftung Warentest als Institution, die Weiterbildungsangebote testet?

Andruschow: Erstens natürlich die langjährige Erfahrung - und das auch im Bildungsbereich. Wir führen seit vielen Jahren Dienstleistungsuntersuchungen durch und Bildung ist eben auch eine Dienstleistung, wobei wir hier auch spezifische Aspekte wie z.B. die Interaktion zwischen Dozent und Teilnehmer berücksichtigen. Außerdem genießt die Stiftung eine hohe Akzeptanz bei den Verbrauchern und ist unabhängig und neutral.

Bildung PLUS: Auch wenn das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die neue Abteilung finanziert?

Andruschow: Auf jeden Fall. Wir entwickeln absolut eigenverantwortlich die Untersuchungsmethoden als auch die Projekte.

Bildung PLUS: Nicht alle sehen die Stiftung Warentest als die richtige Wahl an. Kritisiert wird vor allem, dass Sie staatlich regulierend in den Markt eingreifen wollen, Stichproben keine adäquate Untersuchungsmethode sei und der individuelle Lernerfolg nicht gemessen würde. Was entgegnen Sie dieser Kritik?

Andruschow: Natürlich gibt es auch Kritiker, die nicht einverstanden sind mit der Art, wie wir uns dem Markt nähern. Aber ich denke, dass unsere Arbeit zeigen wird, dass wir einen Beitrag zur Qualitätsverbesserung leisten können. Und wir machen ja auch immer deutlich, dass wir uns als ergänzendes Instrument sehen und nichts und niemanden ersetzen wollen. Zu den Kritikpunkten kann ich nur sagen: Wir werden nicht von der Bundesregierung gesteuert, denn ich sagte ja schon, dass wir unabhängig arbeiten und auch die Stichproben erfüllen ihre Aufgabe. Wie man den individuellen Lernerfolg messen kann, ist ein breites wissenschaftliches Diskussionsfeld und da hat sicher auch unsere Arbeit ihre Grenzen. Wir können jedoch das Leistungsversprechen der Anbieter prüfen und sowohl die fachlich-inhaltliche Qualität der Kurse als auch die Informations- und Beratungsqualität der Anbieter untersuchen.

Bildung PLUS: Wie muss man sich die Untersuchung vorstellen? Schließlich handelt es sich bei den neuen Produkten nicht um Staubsauger, deren Saugleistung im Dauerbetrieb getestet wird.

Andruschow: Die Methode bei Bildungstests unterscheidet sich natürlich von Warentestuntersuchungen. Wir überlegen uns vorher, was wir herausfinden und welche Anbieter wir in die Stichprobe miteinbeziehen wollen. So könnte es sein, dass wir bei einem Thema das komplette Angebot einer Region oder aber die Marktführer in einem bestimmten Marktsegment untersuchen. Wenn wir die Durchführungs- oder Beratungsqualität testen, arbeiten wir mit verdeckten Testpersonen, die Beratung in Anspruch nehmen und an den Kursen teilnehmen. Diese werden natürlich geschult oder sind Experten für das jeweilige Gebiet. Wir arbeiten aber auch offen mit Teilnehmerbefragungen - das hängt von dem jeweiligen Untersuchungsgegenstand ab.

Bildung PLUS: Für alle, die gerade Kataloge zur Weiterbildung wälzen. Wann ist mit ersten Tests zu rechnen?

Andruschow: Die Abteilung wird gerade aufgebaut. Wir entwickeln derzeit die Projekte und Untersuchungsverfahren für das kommende Jahr. Da muss ich auch um Geduld bitten, denn wenn wir verdeckt arbeiten, müssen wir die Projekte gründlich vorbereiten und eben an den Kursen teilnehmen. Anfang nächstes Jahres werden wir mit ersten Ergebnissen aufwarten. Im Oktober werden wir wahrscheinlich bereits etwas zur Finanzierung- und Förderungsmöglichkeit in der beruflichen Weiterbildung veröffentlichen.

Bildung PLUS: Welche Bildungsangebote nehmen sie als erstes unter die Lupe?

Andruschow: Klassische Weiterbildungsangebote wie Bewerbungstrainings, vom Arbeitsamt geförderte Angebote im kaufmännischen Bereich, Kurse für Wirtschaftsenglisch, aber auch neue Lehr- und Lernformen wie CD-ROMs und E-Learning.

Autor(in): Udo Löffler
Kontakt zur Redaktion
Datum: 25.07.2002
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