Paedagogischer Relativismus als Antwort auf die Moderne? Konstruktivistische Ueberlegungen zum Verhaeltnis von Erziehungstheorie und Erziehungspraxis.
Mit den in der Moderne entstehenden konstruktivistischen Wissenschaftsauffassungen ergibt sich die Frage: Wie können Theorien, als bloße Konstrukte aufgefaßt, noch praxisrelevant sein? Mich beziehend auf Richard Rorty, argumentiere ich, daß im Konstruktivismus Theorien nicht beliebige Konstrukte sind, sondern in sozialen Kommunikationsprozessen eingebettete und mit spezifischen Fragestellungen und Zielsetzungen zusammenhängende Formen der Wirklichkeitsbeschreibung. Der Konstruktivismus bringt einen metatheoretischen Relativismus mit sich, impliziert aber keinen Relativismus auf der Ebene der Theorien selber. Das ist sichtbar zu machen am erziehungswissenschaftlichen Plädoyer für "Offenheit" als pädagogisches Prinzip. Obwohl metatheoretischer Relativismus wie pädagogische "Offenheit" beide mit der modernen pluriformen Gesellschaft zusammenhängen, können die wissenschaftlichen Wirklichkeitsbeschreibungen in unserer modernen funktional differenzierten Gesellschaft (Luhmann) aber nicht funktionieren als Wirklichkeitsbeschreibungen der Praxis selber. Die Wissenschaft kann nicht für die Praxis "die Welt definieren", muß sich aber konzentrieren auf differenzierte Analyse und die Dynamik der die soziale Wirklichkeit erhellenden Analyse, aufgrund ihrer spezifischen Beschreibungsmöglichkeiten. (DIPF/Orig.).
Schlagwörter
Pädagogik, Erziehungswissenschaft, Praxis, Praxisbezug, Theorie,
Quelle | In: Zeitschrift für Pädagogik, 38 (1992) 2, S. 279-298, URL des Volltextes: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-139625 |
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Beigaben | Literaturangaben |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | Zeitschriftenaufsatz |
ISSN | 0044-3247 |
URN |
urn:nbn:de:0111-pedocs-139625 |
Erfasst von | Landesinstitut für Schule, Soest |
Update | 1994_(CD) |