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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 26.04.2012:

„Den Girls' Day finde ich super“

Der Mädchen-Zukunftstag ist bei Schülerinnen sehr beliebt
Das Bild zum Artikel
Mädchen in der KFZ-Werkstatt
Quelle: Girls' Day

Am 26. April 2012 findet der diesjährige Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag statt. Seit zwölf Jahren können Mädchen ab der 5. Klasse für einen Tag in Berufe hinein schnuppern, in denen Frauen eher unterrepräsentiert sind. Immer häufiger führt das dazu, dass sie sich anschließend für eine Ausbildung oder ein Studium in einem dieser Bereiche entscheiden.


Gabi ist glücklich. Seit kurzem macht sie eine Ausbildung zur Mechatronikerin. Auf die Idee, diesen Beruf zu ergreifen, kam sie durch den Girls’ Day, an dem sie 2009 ihren heutigen Ausbildungsbetrieb kennenlernte. „Mein Vater brachte mich auf die Idee, dort diesen Tag zu verbringen“, erzählt sie. Da wusste sie noch gar nicht, was das Berufsbild beinhaltet und was ein Mechatroniker überhaupt macht. Am Girls’ Day konnte sie sich dann davon überzeugen, dass dieser „typische Männerberuf“ genau das Richtige für sie ist. In einem anschließenden Schülerpraktikum im gleichen Betrieb konkretisierte sie ihre Berufsvorstellungen. Heute lernt sie fleißig für ihren Abschluss und ist bald stolze Mechatronikerin.

Ganz ähnlich erging es Mechthild. Sie macht heute eine Ausbildung zur Werkzeugmechanikerin in der Firma, in der sie ihren ersten Girls’ Day erlebte. Ihre Schule hatte sie auf den Girls’ Day aufmerksam gemacht, und ihre Mutter hatte sie bei der Wahl des Betriebs unterstützt. Dass hier nicht so viele Frauen arbeiten, stört sie nicht. Ihr gefällt der abwechslungsreiche Beruf, in den sie eigene Ideen mit einbringen kann. Auch die anderen Mädchen fanden die Arbeit interessant. „Aber sie haben sie sich nicht zugetraut“, berichtet Mechthild.

„Typisch männliche“ Berufe?
Viele Mädchen kommen gar nicht auf die Idee, sich für „typisch männliche“ Berufe zu interessieren. Mehr als die Hälfte aller jungen Frauen wählt aus nur zehn verschiedenen Ausbildungsberufen von insgesamt etwa 350 möglichen aus. An der Spitze stehen dabei nach wie vor Berufe wie Friseurin, Zahnmedizinische und Medizinische Fachangestellte, Verkäuferin oder Einzelhandelskauffrau. Kein einziger naturwissenschaftlich-technischer Beruf ist darunter.

Aus diesem Grund wurde im Jahr 2001 der Girls’ Day ins Leben gerufen. An jedem vierten Donnerstag im April können Mädchen ab der 5. Klasse in vor allem technischen Unternehmen, Betrieben mit technischen Abteilungen und Ausbildungen, Hochschulen und Forschungszentren in ganz Deutschland erste Erfahrungen in Ausbildungsberufen und Studiengängen Technik, IT, Handwerk und Naturwissenschaften machen und so ihr Berufsauswahlspektrum erweitern.

Der Girls' Day – Mädchen-Zukunftstag wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. Zahlreiche Verbände aus Politik und Wirtschaft unterstützen den Aktionstag. Koordiniert wird er auf Bundesebene vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. Darüber hinaus organisieren etwa 360 regionale Arbeitskreise den Girls' Day vor Ort.

Jedes Jahr beteiligen sich mehr Mädchen
Jedes Jahr interessieren sich mehr Mädchen für die Möglichkeit, einen Beruf kennenzulernen, in dem Frauen bislang unterrepräsentiert sind. Und jedes Jahr öffnen mehr Organisationen und Institute ihre Türen und ermöglichen den Mädchen einen Einblick in ihre Arbeitswelt. Angefangen hat der Girls' Day im Jahr 2001 mit 39 beteiligten Unternehmen, Forschungszentren und sonstigen Einrichtungen. 2011 waren stolze 9.831 Veranstaltungen mit Plätzen für 125.512 Mädchen auf der Aktionslandkarte der Homepage www.girls-day.de verzeichnet. Über eine Million Mädchen nutzten seitdem die Chance, am Girls' Day – Mädchen-Zukunftstag in einen ungewöhnlichen Beruf hinein zu schnuppern. Damit hat sich der Girls’ Day zum größten Berufsorientierungsprojekt für Schülerinnen gemausert. Sei es im Flughafen, im Planetarium, im Anatomischen Zellbiologischen Institut, bei der Polizei, im Stahlbaubetrieb oder im Max-Planck-Institut ― zahlreiche technische Unternehmen und Abteilungen sowie Hochschulen, Forschungszentren und ähnliche Einrichtungen bieten am Girls' Day Veranstaltungen für Mädchen an und tragen diese im Vorfeld auf der Aktionslandkarte ein. So können sich die Mädchen rechtzeitig darüber informieren, wo es welche Veranstaltungen in ihrer Nähe gibt.

Vorteile auch für die Unternehmen
Aber nicht nur bei den Mädchen ist der Aktionstag beliebt. Auch die Betriebe und Unternehmen, die spezielle „Mädchen-Tage“ anbieten, profitieren davon. Denn viele junge Frauen bewerben sich anschließend in dem Betrieb, in dem sie den Girls’ Day verbrachten, für ein Schülerpraktikum. Und einige entscheiden sich dann sogar dazu, in diesem Betrieb ihre Ausbildung zu machen, so wie Gabi oder Mechthild. Evaluationsergebnisse zeigen, dass sich mehr als 37 Prozent aller Mädchen vorstellen können, in dem Unternehmen oder der Organisation, in der sie den Girls’ Day erlebt haben, ein Praktikum oder eine Ausbildung zu absolvieren.

Beeindruckt sind die Mädchen oft von den Frauen, denen sie in den Betrieben begegnen und die es geschafft haben, sich in den von Männern dominierten Berufen durchzusetzen. Die Mädchen sind begeistert, diese Frauen alles fragen zu können, beispielsweise warum sie sich für den Beruf entschieden haben, wie der Arbeitsalltag aussieht oder wie sie mit den Herausforderungen zurechtkommen.

Der Girls' Day zeigt Wirkung
Erfreulicherweise hat es in den vergangenen Jahren eine deutliche Steigerung bei den weiblichen Fachkräften in technischen Berufen gegeben. Das Beschäftigungswachstum von Frauen fällt in fast allen naturwissenschaftlich-technischen Berufsgruppen inzwischen stärker aus als das von Männern. So ist der Anteil beschäftigter Ingenieurinnen von 2007 bis 2011 um ein Viertel gestiegen, der Anteil an Naturwissenschaftlerinnen sogar um mehr als ein Drittel. Auch die Anzahl der Studierenden in den Fächern Ingenieurwissenschaften, Maschinenbau/Verfahrenstechnik, Bauingenieurwesen und Elektrotechnik ist in den letzten Jahren permanent gewachsen. Allein im Bauingenieurwesen hat sich der Frauenanteil gegenüber 2007 um mehr als 45 Prozent auf rund 11.000 Studentinnen gesteigert. Ähnlich sieht es in den nicht-akademischen technischen Berufen aus. Gerade die Elektro- und Metallberufe verzeichnen mehr Frauen. Bei den auszubildenden Zerspanungsmechanikerinnen gibt es seit 2007 einen Zuwachs um mehr als 40 Prozent, bei den Mechatronikerinnen und Konstruktionsmechanikerinnen sind es knapp 30 Prozent. MINT-Projekte und -Kampagnen fangen an zu wirken. Auch der Girls' Day hat einen großen Anteil an dieser Entwicklung.

Boys’ Day und Girls' Day international
Der Erfolg des Girls’ Day färbt ab. Im Jahr 2011 wurde parallel für die Jungen erstmalig der Boys’ Day – Jungen-Zukunftstag eingeführt. Bundesweit laden seitdem Einrichtungen, Organisationen, Unternehmen, Schulen und Hochschulen Schüler ab der 5. Klasse an jedem vierten Donnerstag im April ein. Sie sollen an diesem Tag Gelegenheit bekommen, „typisch weibliche“ Berufe kennenzulernen, so z. B. Dienstleistungsberufe in den Bereichen Erziehung, Soziales, Gesundheit und Pflege, aber auch andere Berufsfelder, in denen bislang wenige Männer arbeiten.

Und auch im Ausland ist man schon längst auf den Girls’ Day aufmerksam geworden. Mittlerweile gibt es den Girls’ Day oder ähnliche Aktionen in mehr als zehn weiteren Ländern Europas. Dazu gehören Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Tschechien, Belgien, Kosovo, Polen, Spanien, die Schweiz und Ungarn. Mit einigen Nachbarländern gibt es auch grenzüberschreitende Aktionen und einen regelmäßigen Austausch. Und in Kirgisistan findet in diesem Jahr zum ersten Mal der Girls' Day auch außerhalb der europäischen Grenzen statt.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 26.04.2012
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