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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 10.02.2011:

Eine neue Kultur der Sprachbildung

Das Programm FörMig geht weiter

Das erfolgreiche Programm FörMig – „Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ wird von den zehn beteiligten Bundesländern in Form von Transferprojekten weitergeführt. In diesem Rahmen hat das Land Hamburg das FörMig-Kompetenzzentrum eingerichtet, um die Zusammenarbeit zu koordinieren, die wissenschaftlichen Ergebnisse aufzuarbeiten und zu präsentieren.


Ende des Jahres 2009 ging das erfolgreich verlaufende Modellprogramm FörMig – „Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ zu Ende. Mit diesem Modellprogramm FörMig wurde eine neue Kultur der Sprachbildung in Deutschland angestoßen. Damit diese Entwicklung in Kooperation mit länderübergreifenden Partnerprojekten weitergehen kann, richtete die Stadt Hamburg am Institut für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg das FörMig -Kompetenzzentrum ein. Zwar konnte sich die Kultusministerkonferenz (KMK) nicht darauf einigen, das Programm als gemeinsames, länderübergreifendes Programm weiterzuführen, aber die an FörMig beteiligten Bundesländer entwickelten Transferprojekte, mit denen sie ihre aufgenommen Projekte weiterführen und verstetigen möchten. Das Kompetenzzentrum bereitet die wissenschaftlichen Ergebnisse über Folgen der Migration für Bildung und Erziehung, insbesondere über Zwei- und Mehrsprachigkeit, für die Bildungspraxis, für die Politik und die Öffentlichkeit auf und ermöglicht so auch weiterhin eine länderübergreifende Zusammenarbeit.

Das Modellprogramm FörMig
Das Modellprogramm „Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund – FörMig“ lief von 2004 bis 2009 mit Unterstützung des Bundes in zehn Bundesländern. Wissenschaftlich wurde es vom Institut für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg unter Federführung von Prof. Dr. Ingrid Gogolin, die auch Sprecherin des Projektes war, begleitet. Als Programmträger war das Institut die zentrale Koordinierungsstelle und zuständig für die wissenschaftliche Begleitung, Planung, Steuerung und Evaluation sowie für die Berichterstattung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Programmkoordination zwischen Bund und Ländern hatte das federführende Bundesland Hamburg (Behörde für Bildung und Sport) inne. Bundesweit waren ca. 450 Schulen und Kindergärten an dem Programm beteiligt.

Projektarbeit in den Bundesländern
In den fünf Jahren wurden in den Bundesländern neue Verfahren der Sprachdiagnostik, Methoden zur Prüfung der Bildungsqualität in multikulturellen Schulen sowie Erkenntnisse über erfolgreichen bildungssprachförderlichen Unterricht entwickelt. Man wollte erreichen, dass Kinder und Jugendliche aus zugewanderten Familien eine bessere sprachliche Förderung bekommen, um ihre Erfolgschancen an deutschen Schulen zu erhöhen. Das Hauptanliegen der FörMig-Projekte in den Ländern war deshalb der kumulative Aufbau von schul- und bildungssprachlichen Fähigkeiten, die eine wesentliche Voraussetzung für schulischen Erfolg darstellen.

Im Rahmen des Programms wurden zunächst Instrumente zur Sprachdiagnostik konzipiert und darauf aufbauend innovative Sprachfördermöglichkeiten entwickelt, erprobt und überprüft, die zu einer Verbesserung der sprachlichen Leistungsfähigkeit zugewanderter Kinder und Jugendlicher führen. Dabei erfuhr die Mehrsprachigkeit eine besondere Berücksichtigung. Die FörMig-Projekte, die in den zehn Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Schleswig-Holstein realisiert wurden, konzentrierten sich auf die Schwerpunkte Sprachförderung auf der Basis individueller Sprachstandsfeststellung, durchgängige Sprachförderung, sprachliche Bildung und Förderung im Deutschen, in den Herkunftssprachen und in den Fremdsprachen sowie Berufsbildung und Übergang in den Beruf.

Alle Projekte orientierten sich im Wesentlichen auf die Übergänge im Bildungssystem: vom Kindergarten in die Schule, in weiterführende Schulen sowie von der Schule in den Beruf. Außerdem wurden alle an der sprachlichen Bildung und Erziehung Beteiligten – die Familie, die Schule, die Kindertageseinrichtungen, die Bibliotheken, die Vereine und auch die Betriebe – einbezogen und ausdrücklich zur Zusammenarbeit angeregt. Ziel des Programms war es, dass die Kinder und Jugendlichen eine durchgängige, an ihrer Bildungsbiographie sich orientierende Sprachbildung erhalten. Außerdem sollten in die Sprachbildung nicht nur einzelne Erzieher/innen und Lehrkräfte einbezogen werden, sondern die Bildungsinstitution als Ganzes sowie das Umfeld. Sprachbildung soll so betrieben werden, dass sie in allen Fächern und allen Lernbereichen stattfindet, und zwar kontinuierlich über die Bildungsbiographie hinweg, nicht unterbrochen durch den Wechsel der Bildungsinstitutionen. So wurde beispielsweise im Verlauf des Programms festgestellt, dass die systematische Zusammenarbeit von Lehrerinnen und Lehrern aller Fächer bei der Sprachbildung zu den besten Erfolgen führt.

FörMig-Kompetenzzentrum Hamburg
Das FörMig-Kompetenzzentrum, das im Januar 2010 seine Arbeit aufnahm und am 17. Juni 2010 feierlich eröffnet wurde, stellt wichtige Grundlagen für die Aktivitäten von FörMig-Transfer bereit. Es bietet allen Interessierten wie beispielsweise Bildungseinrichtungen, Trägern, Bundesländern oder auch Vereinen und Stiftungen Leistungen an, die dazu beitragen sollen, die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Eine der Hauptaufgaben des Kompetenzzentrums ist die Beratung der Länder bei ihren Transferprogrammen sowie auch deren wissenschaftliche Begleitung. Auf Anfrage übernimmt es die Vorbereitung länderübergreifender und länderspezifischer Tagungen, die Moderation und inhaltliche Betreuung länderübergreifender Arbeitsgruppen sowie prozessbegleitende Qualifizierungsangebote für die teilnehmenden Länder. Die bundesweit einmalige Expertise dieses Instituts zu Fragen der Bildung und Erziehung in sprachlich und kulturell heterogenen Konstellationen ist Kern des FörMig-Kompetenzzentrums.

Transferarbeit in den Ländern
In den Ländern geht es so weiter, wie es Ende 2009 aufhörte: Sie beteiligen sich mit Projekten an dem Transfer-Programm, die ihre Erfahrungen aus dem FörMig-Programm weiterführen. Das Land Berlin beispielsweise führt das Projekt „Sprachförderung als gemeinsame Aufgabe von Kita, Schule, Eltern und außerschulischen Kooperationspartnern“ weiter. Das Projekt befasst sich mit der Entwicklung und Etablierung von Konzepten für die durchgängige Sprachförderung für Kita, Grundschule und Sekundarstufe I durch Erprobung von Diagnoseverfahren, Erarbeitung von Fördermodulen und durch Verzahnung von unterrichtlichen, außerunterrichtlichen und außerschulischen Lernangeboten in Kooperation mit Eltern und außerschulischen Partnern. Dieser Ansatz betrachtet Sprache sowohl als Bereich der Förderung als auch als Medium von Bildung und Partizipation. Gefördert werden rund 1000 Kinder und Jugendliche. 250 Eltern und 94 Mitarbeiter sind in die FörMig-Aktivitäten eingebunden.

Hamburg nahm von 2004 bis 2009 mit den Projekten HAVAS 5 im Kooperationsprojekt „Kita und Schule“ und „Family Literacy“ am Modellprogramm FörMig teil. Seit August 2010 knüpft Hamburg mit dem Projekt „Diagnosegestützte durchgängige Sprachbildung an der Schnittstelle zwischen Elementar- und Primarbereich“ an die Erfahrungen an, die in Hamburg sowie den anderen FörMig-Ländern gewonnen werden konnten, und entwickelt Strategien der durchgängigen Sprachbildung an der bildungsbiographischen Schnittstelle von Elementar- und Primarbereich weiter. Damit geht Hamburg einen weiteren Schritt zur Umsetzung des Hamburger Sprachförderkonzepts und leistet einen wichtigen Beitrag zur Chancengerechtigkeit im Bildungssystem.

Ähnlich sieht es auch in anderen Bundesländern aus. Das Transferprojekt in Sachsen beispielsweise strebt die „Professionalisierung der sprachlichen Bildung, ausgerichtet auf alle Schüler, zur Realisierung eines optimalen Schulerfolgs“ sowie die „Gewährleistung einer chancengerechten und individuellen Bildungslaufbahn für jeden Schüler mit Migrationshintergrund“ an. Da mehr als 80 Prozent aller Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Sachsen in einem anderen Land ihre Schullaufbahn begonnen haben, richtet sich das Projekt auf eine chancengleiche Fortsetzung der begonnenen Bildungslaufbahn. Das Projekt, das in FörMig begonnen wurde, erhält mit einer laufenden Lehrplanreform eine neue Qualität, so dass viele weitere sächsische Schulen die FörMig-Ergebnisse nutzen können.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 10.02.2011
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