Suche

Gebärdensprache DGS-Button Leichte Sprache LS-Button
Erweiterte Suche

Ariadne Pfad:

Inhalt

Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 19.04.2000:

Unterricht bleibt das Kerngeschäft

Gymnasium in Oberhausen als "Haus des Lernens"

Innovation hin, Innovation her: Unterricht bleibt das Kerngeschäft der Schule. So nüchtern sieht es Erika Risse, Schulleiterin von 1200 Schülern im Elsa-Brändström-Gymnasium in Oberhausen. In dieser Schule stehen sich neue und alte Lernformen nicht als Konkurrenten gegenüber, sondern sind jeweils Teil eines Konzepts, das Schule zum Lebensraum für Kinder und Jugendliche machen will. Grundlage ist das Schulprogramm, das Schüler, Eltern und Lehrer 1997 gemeinsam verabschiedet haben. Die inhaltlichen Säulen: Medien, Ökologie, kulturelles Leben und Lernen für Europa.


Offener Unterricht
Die Lernformen, die mit diesen Inhalten gefüllt werden müssen sind neben dem Fachunterricht der offene Unterricht, die Öffnung der Schule und die Gestaltung des Schullebens. Im Montessori-Zweig der Schule können Schüler vier bis sechs Stunden pro Woche in Frei- oder Projektarbeit eigene Themen bearbeiten, die nichts mit den Unterrichtsfächern zu tun haben müssen. Je älter die Schüler, desto komplexer und größer ist der vorgegebene Rahmen, auch zeitlich. Schüler erwerben so Kompetenzen, die ihnen Unterricht nur selten bieten kann: im Team arbeiten, selbst planen, einschätzen und realisieren. Außerdem bleiben die Erfahrungen besser im Gedächtnis haften. So ist nach einer Umfrage im ELSA die Projektarbeit mit Abstand das beliebteste Fach an der Schule. Aber nicht nur das Lernen selbst verändert sich: Die Schule öffnet sich nach außen, weil Lernorte außerhalb der Schulhofmauern entstehen und neue Partner in den Mikrokosmos Schule eintreten: Wirtschaftsunternehmen, die Stadtgärtnerei, die Stadtverwaltung oder Alters- und Flüchtlingsheime, in denen Schüler sich sozial engagieren. Der offene Unterricht "unterwandert" aber auch den Fachunterricht und den Regelzweig der Schule. Lehrer und Schüler, die in der Frei- oder Projektarbeit aktiv sind, bringen neuen Wind in den klassischen Unterricht. So fährt Dirk Kamps, Deutsch und Religionslehrer in Oberhausen, auch mal mit einer Klasse nach Frankfurt um eine Autorin zu besuchen, deren Buch sie gerade besprechen.


Noten können kein Bewertungsmaßstab sein
Notenraster können in diesem Fall kein Bewertungsinstrument sein, denn wie will ein Lehrer - ohne Vergleichsmaßstab - Noten zwischen eins und sechs für eine Arbeit vergeben, in deren Verlauf eine Fülle von Aufgaben gelöst werden müssen - die Noten würden ins Leere greifen. Aus diesem Grunde setzen sich die Schüler selbst hin, bewerten ihre Eigenleistung kritisch, meist zu kritisch, wie Dirk Kamps meint, und nach Rücksprache mit dem Fachlehrer kommt eine Bewertung zustande. Diese wird an das "Noten-Zeugnis" angeheftet. Das entspricht auch dem Wunsch vieler Eltern, dass außerschulische Kompetenzen in den Unterricht eingehen müssen.

Neue Rolle des Lehrers
Im "Haus des Lernens" steht der Lehrer nicht mehr vor seiner Klasse und vermittelt das reine Wissen. Seine neue Rolle ist die des Lernmoderators, der bei der Verarbeitung und Einschätzung des Wissens hilft und gleichzeitig Impulse gibt. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Kollegen hat im offenen Unterricht Konjunktur. In der Theorie heißt das Interdisziplinarität, in Oberhausen ganz praktisch "offener Unterricht".

Organisation der Schule
Und was ist der schulische Beitrag, damit das ganzheitliche Prinzip von Wissensvermittlung, Erziehung und Eigenverantwortung funktioniert? "Die Organisation folgt der Pädagogik, nicht umgekehrt", antwortet Erika Risse. Flexible Lern- und Lehrstrukturen garantieren, dass die Rädchen ineinander greifen. Und damit im "Haus des Lernens" auch kein Sand ins Getriebe kommt, wünschen sich Erika Risse und Dirk Kamps für die Zukunft verbindliche Standards für Schulqualität, mehr Profilsetzung der Schulen und freie Lehrerwahl.

Inhaltliche Schwerpunkte
Medien
Ökologie
Kulturelles Leben
Lernen für Europa

Elsa-Brändström-Gymnasium Oberhausen
1200 Schüler, 80 Lehrer
Tel.: 0208-2500
E-Mail: elsa.sl@cityweb.de

 

Autor(in): Udo Löffler
Kontakt zur Redaktion
Datum: 19.04.2000
© Innovationsportal

Ihr Kommentar zu diesem Beitrag. Dieser Beitrag wurde bisher nicht kommentiert.

 Weitere Beiträge nach Innovationsgebieten (Archiv).

Die Übernahme von Artikeln und Interviews - auch auszugsweise und/oder bei Nennung der Quelle - ist nur nach Zustimmung der Online-Redaktion von Bildung + Innovation erlaubt.

Die Redaktion des Online-Magazins Bildung + Innovation arbeitet journalistisch frei und unabhängig. Die veröffentlichten Beiträge bilden u. a. auch interessante Einzelmeinungen zum Bildungsgeschehen ab; die darin zum Ausdruck gebrachte Meinung entspricht nicht notwendig der Meinung der Redaktion oder des DIPF.

Inhalt auf sozialen Plattformen teilen (nur vorhanden, wenn Javascript eingeschaltet ist)

Teile diese Seite: