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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 26.03.2009:

Ein Beitrag zur Bildungsreform

Das Programm „Lernende Regionen“ – Bilanz und Ausblick
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Christoph Kasten. Leiter der Abteilung Bildungsforschung, Integration, Genderforschung des Projektträgers im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Das Programm „Lernende Regionen – Förderung von Netzwerken“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Es bildet den Kern des Aktionsprogramms „Lebensbegleitendes Lernen für alle“, das zu einer nachhaltigen Förderung Lebenslangen Lernens aller Menschen und zu einer zukunftsorientierten Reform der Bildungsstrukturen beiträgt. Die Online-Redaktion von „Bildung + Innovation“ sprach mit Christoph Kasten, der die Abteilung Bildungsforschung beim Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) mit der Aufgabe des Programmmanagements leitet, über Ziele, Schwerpunkte und Ergebnisse des Programms.


Online-Redaktion: Nach sieben Jahren Laufzeit ist das Programm „Lernende Regionen – Förderung von Netzwerken“ Ende 2008 ausgelaufen. Was gab 2000 den Anstoß für die Konzeptionierung des Programms?

Kasten: Das Thema Lebenslanges Lernen rückte in Deutschland Ende der 90er Jahre in das Zentrum innovativer Zielsetzungen im Bildungsbereich. Die Europäische Kommission hatte bereits 1995 mit einem entsprechenden Weißbuch das Lebenslange Lernen in den Mittelpunkt ihrer Beschäftigungspolitik gestellt. In der Folge sprach auch das Forum Bildung entsprechende Empfehlungen aus und das BMBF startete 1999/2000 das Aktionsprogramm „Lebensbegleitendes Lernen für alle“. Im Mittelpunkt dabei stand die Förderung der Lernenden Regionen in zwei Wellen: 2001 und 2002. Mit insgesamt rund 138 Mio. Euro, von denen etwa die Hälfte aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds stammte, verfügte das Programm über das mit Abstand größte Budget bisheriger Aktivitäten zum Lebenslangen Lernen.

Online-Redaktion: Welche Ziele verfolgte das Programm?

Kasten: Ziel war es, gemeinsam mit den Ländern die Konzeption und Erprobung regional organisierter Modelle von Lebenslangem Lernen zu fördern, um regionale Bildungslandschaften entstehen zu lassen oder weiterzuentwickeln. Wichtige Akteure aus unterschiedlichen Bildungsbereichen und benachbarten Politikfeldern wurden zusammengeführt, um gemeinsam neue Angebote für das Lebenslange Lernen im Rahmen einer regionalen Strategie zu entwickeln. Damit wurden die Eigenverantwortung und Selbststeuerung der Lernenden gestärkt, benachteiligte bildungsferne Gruppen motiviert, die Zusammenarbeit zwischen allen Bildungsbereichen intensiviert und die Kooperation der Bildungsanbieter und der Nutzer vorangetrieben. Es ging auch um die qualitative und quantitative Verbesserung der Angebote und der Angebotsstrukturen, insbesondere natürlich unter dem Aspekt der Nutzerorientierung.

Online-Redaktion: Wie kam es dazu, dass der Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. mit der Durchführung und dem Management des Programms beauftragt wurde? Was war Ihre Aufgabe dabei?

Kasten: Der Projektträger ist spezialisiert auf Programmmanagement, d.h. die Beratung und das operative Geschäft in der Projektförderung. Der Projektträger im DLR hat mehrere Förderaktivitäten betreut und betreut sie weiterhin im Schwerpunkt Bildung. Er ist außerdem auf den Bereich der regionalen Innovationsförderung spezialisiert. Daher hat man den Projektträger im DLR hinzugezogen. Unsere Aufgabe war es, das Programm zu managen – von der Unterstützung der Auswahl der Vorhaben, ihrer fachlichen und administrativen Betreuung bis hin zu Öffentlichkeitsarbeit und Transfer. Auch in Zukunft werden wir die Ergebnisse des Programms an interessierte Bildungseinrichtungen und -regionen vermitteln.

Online-Redaktion: Auf der Transferkonferenz im September 2008 in Berlin sind die Erfolge und Ergebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse aus sieben Jahren Projektlaufzeit vorgestellt worden. Können Sie ein paar gute Beispiele nennen?

Kasten: Da sind natürlich zunächst die neuen übertragbaren Modelle einer regionalen Partnerschaft der Akteure im Bildungsbereich und anderer Politikbereiche zu nennen, wie z. B. Einrichtungen der Arbeits- und Wirtschaftsförderung. Diese Partnerschaften bilden die Grundlage für eine nachhaltige Verbesserung des Bildungsangebotes. Hervorgehoben werden können als Beispiel einerseits großstädtische Netzwerke wie in Köln, aber auch genauso in ländlichen Regionen angesiedelte Lernende Regionen wie die Region Rheingau-Taunus, wobei diese je nach regionaler Ausgangslage und regionalen Rahmenbedingungen tatsächlich sehr unterschiedliche Gestalt annehmen.

Auf der Transferkonferenz konnten wir dementsprechend eine Vielzahl von interessanten, hochqualitativen Bildungsdienstleistungen präsentieren, für die eine enge Zusammenarbeit von Bildungsanbietern konstitutiv ist. Hier sind zu nennen die Bildungsberatungsstellen wie beispielsweise die LernLäden in Berlin-Brandenburg oder auch die Selbstlernzentren, die in einer Reihe von Lernenden Regionen aufgebaut wurden. Daneben gibt es auch übergreifende Dienstleistungsangebote, die angesichts der Ausgestaltung von neuen Lern- und Bildungsdienstleistungen entwickelt worden sind, wie die so genannten Regionalen Qualifizierungszentren, die Qualifizierung für Bildungsberatung anbieten.

Online-Redaktion: Welche Schwerpunkte sind besonders gefördert worden?

Kasten: Wir haben die Schwerpunkte Bildungsberatung, Selbstlernen in Form von Lernzentren, Übergangsmanagement, Aus- und Weiterbildung in kleinen und mittleren Unternehmen sowie kommunale Kooperationen mit Lernenden Regionen in zwei Vertiefungsphasen konkretisiert und weiter ausgebaut.

Online-Redaktion: Wobei gab es Schwierigkeiten?

Kasten: Die größte Herausforderung war die Entwicklung und Verstetigung der bildungsbereichsübergreifenden Netzwerke für Lebenslanges Lernen. Unter Einbeziehung aller wichtigen Akteure, vor allem auch der Kommunen und der Wirtschaft, hat dieser Prozess in den Regionen eine längere Zeit beansprucht Die war notwendig, damit das Programm eine gewisse Nachhaltigkeit erreicht und nicht dabei stehen blieb, nur eine Vielzahl von interessanten Bildungsprojekten ohne strukturelle Effekte gefördert zu haben. Von der wissenschaftlichen Programmbegleitung, der Ludwig-Maximilians-Universität München unter Leitung von Prof. Dr. Rudolf Tippelt und der Ramböll Management GmbH wurde festgestellt, dass Netzwerke unter maßgeblicher Beteiligung der Kommunen besonders nachhaltig agieren.

Online-Redaktion: Welche Projekte gehen auch nach Programmende eigenständig weiter?

Kasten: Die weitergeführten Lernenden Regionen werden als Netzwerkknoten für kooperative Strukturen in der regionalen Bildungslandschaft weiterhin das Angebot von bildungsbereichsübergreifenden Dienstleistungen fördern. Auch die speziellen Dienstleistungen, die sie im Rahmen des Programms entwickelt haben, wie die Bildungsberatung und die Selbstlernzentren, werden weitergeführt. Die Nachhaltigkeit, die von Anfang an Ziel dieses Programms war und auch gefördert wurde, hat sich überraschend gut ergeben. Es gibt eine Reihe von Lernenden Regionen, die weiterführende Aktivitäten in den Ländern angestoßen haben bzw. ausüben: In Hessen beispielsweise die Zentren lebensbegleitenden Lernens des Hessen Campus zur Stärkung der Erwachsenen- und beruflichen Bildung oder in Niedersachsen das Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (NiFBE).

Online-Redaktion: Wie werden die Programmerfolge nach außen getragen?

Kasten: Die Lernenden Regionen haben während der Programmlaufzeit in programmübergreifenden Themennetzen die Ergebnisse weiter verdichtet und für den Transfer aufbereitet. Mit diesen flankierenden Vorhaben wurde eine Reihe von Handlungsanleitungen entwickelt, die wir in Form von Broschüren verbreiten möchten. Auch die Lernenden Regionen selbst haben für die Fachwelt Publikationen zu ihren Innovationen herausgegeben. Darüber hinaus werden Fachworkshops zu verschiedenen Schwerpunkten wie Bildungsberatung, Lernzentren und Übergängen angeboten. Die Lernenden Regionen sind natürlich selbst auch aufgerufen, ihre Ergebnisse öffentlich zu machen. Es ist ja eine Vielfalt von neuen Lernangeboten und anderen innovativen Bildungsdienstleistungen entstanden, die alle regional zu nutzen sind. Dabei wollen wir die Regionen mit unserer Homepage unterstützen. Die interessanten Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung liegen ebenfalls in Publikationen vor.

Online-Redaktion: Sind regionale Kooperationen zur Verwirklichung des Lebenslangen Lernens ein Zukunftsmodell für die Bildung in Deutschland?

Kasten: Regionale Netzwerke für Lebenslanges Lernen sind unter der Einbeziehung der Kommunen besonders geeignet, die Bildungsbeteiligung zu erhöhen und die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen zu stärken. Dass der Ansatz der Lernenden Regionen richtig und wegweisend ist, zeigt nicht zuletzt das soeben gestartete Programm „Lernen vor Ort“, das von den Erfahrungen der Lernenden Regionen ausgeht und einen kommunalen Strukturwandel für ein kohärentes Bildungswesen vor Ort zum Ziel hat.

 

Christoph Kasten, Jahrgang 1944, leitet die Abteilung Bildungsforschung, Integration, Genderforschung des Projektträgers im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Er ist Sozialwissenschaftler mit beruflichen Stationen in der Hochschulplanung und im Programmmanagement verschiedener Programmbereiche des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 26.03.2009
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