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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 28.06.2001:

"Je mehr Nationen, desto besser für das Konzept"

Interkulturell, offen, mehrsprachig: Die Europaschule in Köln
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Bildrechte: Europaschule Köln

1994 hat die mittlerweile schon seit 25 Jahren bestehende Gesamtschule in Köln-Raderthal-Zollstock ein Schulprogramm etabliert und nennt sich seitdem Europaschule. Die Tatsache, dass die Kinder und Jugendlichen nach der Ausbildung auch in anderen Staaten Europas und der Welt arbeiten werden, gab Anlass für die Einführung eines Schulkonzepts mit europaorientiertem Profil. Unterstützt wurde dieser Gedanke von der Situation vor Ort. Schon immer war die Gesamtschule Anlaufpunkt für ausländische Jugendliche. Mittlerweile setzt sich die knapp 1000 Jugendliche umfassende Schülerschaft aus ca. 30 Nationen zusammen. Heute unterrichtet die Europaschule in einer Gesamtschule als Ganztagesschule. Mit der Formulierung der Kölner Erklärung hat sie sich dazu verpflichtet, ihr Schulprogramm an dessen Leitbild auszurichten und einem regelmäßigen internen und externen Evaluierungsprozess zuzustimmen.

Das Schulprogramm selbst beschreibt die Strukturen und Prozesse, die zur Umsetzung aller Leitlinien notwendig sind. Dementsprechend verpflichtet sich die Europaschule in Köln auf die Umsetzung Interkulturellen Lernens, der Durchführung von Auslandsprojekten, der Erziehung zur Mehrsprachigkeit und zur Europaqualifizierung.

Interkulturelles Lernen
Einer Europaschule ist es wichtig, die Schülerinnen und Schüler darauf vorzubereiten, in einem zukünftigen Europa friedlich miteinander umzugehen. Deshalb sollen sie rechtzeitig lernen, sich Menschen gegenüber, die anders sprechen, denken und fühlen, respektvoll zu verhalten. Aufgeschlossenheit und Toleranz gegenüber Fremden und ihren kulturellen Traditionen aber lernt sich am besten in der Praxis selbst. Die Schulleiterin Frau Dagmar Naegele legt deshalb Wert darauf, dass der Durchschnitt der ausländischen Schüler und Schülerinnen prozentual dem Durchschnitt der Stadt, in der sie leben, also Köln, entspricht. Wichtig ist die Vielzahl der Kulturen, denn die Kinder sollen erfahren "dass sie in einer multikulturellen Stadt leben und dass sie zu uns gehören". Praktiziert wird das Interkulturelle Lernen in der Sekundarstufe I in sechswöchigen fächerübergreifenden Lernepochen, in denen Kulturvergleiche und Perspektivenwechsel das Lernen bestimmen.

Anhand verschiedener Begriffe, wie "Wandern und sesshaft werden", die in mehreren Fächern parallel behandelt werden, wird gezeigt, dass nicht erst im zukünftigen Europa, sondern schon seit jeher in allen Religionen der Erde Kulturen aufeinander treffen und zusammenfinden müssen. Die Schüler lernen so andere Kulturen nicht nur kennen, sondern können sich besser in sie hineinversetzen. In höheren Jahrgängen erhalten Zukunftsfragen Europas in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zunehmende Bedeutung.

Erziehung zur Mehrsprachigkeit
Das zweite wichtige Kennzeichen einer Europaschule ist die Erziehung zur Mehrsprachigkeit. Ein "aufeinander-zugehen-können" setzt neben Respekt, Interesse und Neugier immer auch eine "gemeinsame Sprache" voraus. Aus diesem Grund bietet die Europaschule insgesamt acht Fremdsprachen an. Die erste Fremdsprache ab Klasse fünf ist wie in den meisten anderen Schulen Englisch. Wahlmöglichkeiten für weitere Fremdsprachen bestehen in den Jahrgängen sieben (Französisch), neun (Latein) und elf (Italienisch). Im Zentrum des neuen Sprachenlernens aber steht das Erlernen einer Wahlsprache. Diese Wahlsprache ist ein neues Unterrichtsfach, ausgezeichnet mit dem Sprachensiegel der Europäischen Kommission. Sie wird im Jahrgang sechs für drei Jahre gewählt.

Im Unterricht in Französisch, Italienisch, Niederländisch, Portugiesisch, Spanisch, Türkisch und Deutsch geht es vor allem um das "sprechen lernen". Gezielt werden die Fähigkeiten Hören, Verstehen, Sprechen in den Mittelpunkt des Unterrichts gerückt und in ausgewählten Alltagssituationen die Sprache dadurch "spielend" erlernt. Die Schüler werden zusätzlich mit den Alltagsgepflogenheiten der jeweiligen Länder vertraut gemacht, so dass das Sprachenlernen einen wichtigen Stellenwert im interkulturellen Lernprozess erhält und in elementarer Weise zum Beispiel zum Verstehen eines ausländischen Gesprächspartners und seiner Fremdheit beiträgt. Mit zunehmender Sprachbeherrschung wird so für einen Teil der Schüler die Fortführung in bilingualem Fachunterricht ab Klasse neun möglich.

Auslandsbegegnungen
Sprachenlernen und Interkulturelles Lernen stehen in engem Zusammenhang mit internationalen Begegnungen. Das Ziel der Kölner Europaschule ist, dass alle Schüler im Rahmen ihrer Schullaufbahn Kontakt mit Schülern aus dem Ausland aufnehmen. Dazu gehört neben dem gemeinsamen Kommunizieren mit Hilfe "alter" und moderner Medien wie Briefe schreiben, Telefongespräche, E-Mailkontakt vor allem die Begegnung selbst. Themenprojekte werden zu internationalen Workshops ausgebaut, bei denen Jugendliche verschiedener Nationen mehrere Tage zusammen arbeiten und voneinander lernen können. So treffen sich z.B. Schüler und Schülerinnen der Jahrgangsstufe elf mit Schülern gleichen Alters aus Belgien, den Niederlanden und Frankreich und erarbeiten gemeinsam ein Thema. Kommunikation lässt sich nach Ansicht Frau Naegeles besser erlernen, wenn man ein gemeinsames Thema hat. Nicht zuletzt findet hier auch wieder der gewünschte Perspektivenwechsel statt, woran man merkt, wie eng die einzelnen Elemente der Schullaufbahnen miteinander verwoben sind.

Neben diesem Workshop gibt es noch andere Begegnungen im Angebot. So die Englandfahrt in der siebten Klasse, der Austausch mit Polen in der neunten, mit Finnland und Italien in der zwölften oder zum Beispiel das internationale Betriebspraktikum in Rotterdam in der zehnten. Insgesamt hat die Kölner Europaschule derzeit zu 16 Schulen in Ländern innerhalb und außerhalb der EU Kontakt.

Die Europaschule in Köln hat sich zum Ziel gesetzt, mit den Schülern gemeinsam ein positives Lernklima zu schaffen. Die Schüler werden in ihrem positiven Denken gefördert und ihre individuellen Kompetenzen werden bewusst erweitert. Dieses wird nicht nur im theoretischen Lernen, sondern auch in praxisorientierten Unterrichtsformen wie Arbeitsgemeinschaften und Projekten umgesetzt. Die Schüler sollen darauf vorbereitet werden, zentrale Zukunftsaufgaben bewältigen und eigene Zukunftsvorstellungen entwickeln zu können. Unterstützt wird diese Heranführung an ein Leben und Arbeiten in einem offenen, grenzenlosen Europa durch persönliche Beratung, spezielle Europakurse und -projekte und sogar einer möglichen europaorientierten Profillaufbahn in der Sekundarstufe II. Praxisnah kann man Kurse aus dem kaufmännischen, dem naturwissenschaftlich-technischen, dem medial-kommunikativen, dem gestaltenden und dem sozialen Bereich wählen. Es werden Kurse wie Englisch als Wirtschaftssprache angeboten und Betriebspraktika im In- und Ausland vergeben.

Die Schüler erhalten eine gezielte Berufsberatung und die Schule stellt Kontakt zu Firmen her. In der Oberstufe wird dann sogar der Erwerb von Zusatzqualifikationen im Sinne von "European Studies" ermöglicht, wo besonderer Wert auf eigenständiges Lernen, Fremdsprachenpraxis, Berufs- und Studienorientierung, soziale Kommunikation und Medienkompetenz gelegt wird. Die Kenntnisse und Fähigkeiten sowie das Engagement werden in besonderen Zertifikaten bescheinigt. Damit bei all dem Lernen das Leben aber nicht zu kurz kommt, zeigt sich das multikulturelle Schulleben natürlich auch in bunten Schulveranstaltungen. Bei Schul- und Klassenfesten gibt's vielfältige Präsentationen, mehrsprachige Theater- und Musikvorführungen und Speisen aus aller Welt.

Europaschule Köln
Gesamtschule
Raderthalgürtel 3
50968 Köln
Tel.: 0221/380391
Fax: 0221/373751

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 28.06.2001
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