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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 15.08.2008:

Wenn das Studium bezahlt wird…

Die Studienstiftung des deutschen Volkes ist Deutschlands größtes und ältestes Begabtenförderungswerk

„Ein Student ist ein Zustand mit ungewisser Erfüllung“, hat es der deutsche Soziologe Dietrich Goldschmidt einmal formuliert. Die Ungewissheit liegt nicht immer nur an den zahlreichen inneren Unwägbarkeiten von Bildung und Ausbildung selbst, sondern mitunter einfach nur am schnöden Geld. Studium und Studiengebühren müssen finanziert sein. Die Studienstiftung des deutschen Volkes nimmt vielen Studierenden und Doktoranden in Deutschland zumindest diese Sorge ab, fördert aber nicht nur materiell. Deutschlands größtes und ältestes Begabtenförderungswerk mit Hauptsitz in Bonn veranstaltet für seine Stipendiatinnen und Stipendiaten auch Sommerakademien, Wissenschaftliche Kollegs und Doktorandenforen.

Die Studienstiftung des deutschen Volkes
Die Studienstiftung des deutschen Volkes kann auf eine lange und wechselhafte Geschichte zurückblicken: 1925 in Dresden gegründet, 1934 von den Nationalsozialisten aufgelöst und 1948 schließlich in Köln als eingetragener Verein neu gegründet, sind von ihr im Laufe all dieser Jahre um die 50 000 angehende Akademiker gefördert worden. Die Zahl der Bewerbungen steigt, aber auch die Anzahl der Bewilligungen. Weil das Bundesbildungsministerium vor zwei Jahren die Mittel deutlich erhöht hatte, können derzeit 9000 begabte Studierende und Doktoranden und damit 3000 mehr Kandidaten als noch vor zwei Jahren gefördert werden. Schulen dürfen mit einem pro 25 Abiturienten mittlerweile doppelt so viele Kandidaten für eine Studiumsfinanzierung vorschlagen als bisher. „Dieses Wachstum eröffnet herausragenden jungen Menschen neue Chancen. Wer fachliche Exzellenz und Engagement mitbringt, kann auf die finanzielle Förderung durch die Studienstiftung hoffen“, weiß Dr. Gerhard Teufel, Generalsekretär der Stiftung. Während viele parteinahe oder kirchliche Stiftungen Wert auf eine bestimmte politische bzw. religiöse Orientierung legen, fördert die Studienstiftung des deutschen Volkes frei von politischen, religiösen und weltanschaulichen Vorgaben, berücksichtigt aber auch nicht den sozialen Status des Bewerbers. Ausschließlich Begabung und Persönlichkeit und nicht Bedürftigkeit sind entscheidend.

Studienstiftungs-„Kinder“ mit großen Namen

Gefördert werden angehende Künstler und Geisteswissenschaftler ebenso wie Ingenieure, Naturwissenschaftler, neuerdings auch Mediziner. Die Liste der Persönlichkeiten, die einmal die finanzielle Unterstützung der Studienstiftung des deutschen Volkes – und sei es nur Büchergeld – erhalten haben, ist so lang wie bunt: Es findet sich die RAF-Terroristin und Publizistin Ulrike Meinhof ebenso darunter wie der kirchenkritische Theologe Eugen Drewermann, der sozialdemokratische Politiker und Staatsrechtler Karl Schiller, der Hirnforscher Wolf Singer oder die erfolgreiche Autorin Julia Zeh. Auch der aktuelle Präsident der Studienstiftung, Professor Dr. Dr. Gerhard Roth, war einmal Stipendiat des größten Begabtenförderungswerks in Deutschland. Unter den Ehrenamtlichen finden sich ohnehin zahlreiche Altstipendiaten. Neben rund 80 fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann die Stiftung auf die Hilfe von 550 Vertrauensdozenten an den Universitäten und 1000 Kommissionsmitgliedern zählen.

Selbstbewerbungen sind bald vermehrt möglich
Eine traditionelle Hürde gegenüber anderen Begabtenförderungswerken handhabt die Studienstiftung mittlerweile flexibler: Selbstbewerbungen waren lange Zeit nicht möglich. Der Abiturient, Studierende oder Promotionswillige musste zu einem Gespräch mit den ehrenamtlichen Kommissionsmitgliedern vorgeschlagen werden, sei es von einem Schulleiter, einer Professorin, einem Prüfungsamt. Man vertraute vor allem darauf, dass „die Begabung junger Erwachsener am besten von den Lehrenden erkannt wird, die im direkten Kontakt zu ihnen stehen“, wie es auf der Homepage der Studienstiftung heißt. Durch die zusätzlichen Mittel in ihrem ca. 42 Millionen Euro starken Haushalt hat die Stiftung noch mehr Spielraum für die Förderung jener Hochbegabten, auf die kein (Hochschul-)Lehrer zuvor ein Auge geworfen hatte. Für Selbstbewerber hat die Stiftung nun einen Test entwickelt, der die individuelle Begabung und Studierfähigkeit zu Beginn eines Studiums zu eruieren verspricht. Die Testbesten werden dann zu einem mehrtägigen Auswahlseminar eingeladen. Dies alles soll 2009 starten. Dann wird – so Generalsekretär Teufel – „das Rennen eröffnet“. Ein Vorbild hat die Stiftung im „Max Weber Programm“, das der Freistaat Bayern 2005 der Studienstiftung übertragen hatte. Bei diesem Begabtenförderungsprogramm existieren die Zugangswege Vorschlag und Selbstbewerbung schon seit längerem nebeneinander.

Förderung von mehr Migranten und Frauen
Frauen und Ausländer sind auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor in manchen Bereichen benachteiligt. Umso wichtiger ist für sie eine sehr gute (akademische) Ausbildung. Unter den derzeit 9000 Geförderten befinden sich laut dem Jahresbericht der Studienstiftung von 2007 etwa 23 Prozent mit „Migrationshintergrund“. Dies im Sinne einer weiter gefassten Definition des Begriffs, die nicht nur die Herkunft der Studierenden, sondern auch die ihrer Eltern berücksichtigt. Der Frauenanteil unter den Geförderten ist wiederum in den letzten zwölf Jahren durchschnittlich um ein Prozent pro Jahr gestiegen. Mit 46 Prozent ist die Gleichberechtigung zumindest in Zahlen auch bei der Studienstiftung zwar nicht ganz, aber annähernd erreicht. Das trägt natürlich Früchte. So finden sich unter den Ex-Stipendiaten und Preisträgern des Leibnizpreises 2006 und 2007 auch zwei Frauen: die Philologin Gyburg Radke und die Biologin Magdalena Götz.

Wie und mit wie viel wird gefördert?
Die Studienstiftung des deutschen Volkes hat es sich – wie es in den Statuten steht – zum Ziel gesetzt, junge Menschen zu fördern, „deren hohe wissenschaftliche oder künstlerische Begabung besondere Dienste für die Gesellschaft erwarten lassen.“ Dafür werden die Bewerberinnen und Bewerber, sofern sie die formalen Bedingungen erfüllen, zu einem Auswahlverfahren eingeladen, wo sie dann in Gruppendiskussionen und Kurzreferaten ihre Qualitäten auf den Punkt bringen müssen. Erwartet werden von den Studenten oder Studierwilligen sowohl fachliche Leistung als auch persönliche Initiative und Verantwortungsbewusstsein. Bloße Scheuklappenblicke sind nicht erwünscht, Interessen und Aktivitäten auch außerhalb des jeweiligen Studienfaches dafür umso mehr. Die ausgewählten angehenden Jungakademiker können sich dann über ein monatliches Büchergeld in Höhe von 80 Euro sowie über ein an den Bafög-Sätzen orientiertes Lebenshaltungsstipendium freuen: um die 1050 Euro plus 100 Euro Forschungskosten. Die Aufnahmequote von 35 Prozent unter den Bewerbern sollte mutig stimmen. Neben der finanziellen Absicherung bietet die Stiftung Sprachkurse, Sommerakademien, Wissenschaftliche Kollegs, Doktorandenforen und Info-Tage, wobei sich die Ehemaligen durch Intranet austauschen.

„Wer die Förderung der Studienstiftung genießt, der erfährt Bildung im umfassenden Sinne. Der weiß auch, dass Wissen und Fähigkeiten alleine nicht den ganzen Menschen ausmachen“, hat es der Schirmherr der Studienstiftung, Bundespräsident Horst Köhler (CDU), formuliert. Gemeint ist mit Letzterem besonders die Bereitschaft, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. Dann hat man vielleicht tatsächlich am Ende nicht für die Schule oder die Universität, sondern fürs Leben gelernt.

Autor(in): Arndt Kremer
Kontakt zur Redaktion
Datum: 15.08.2008
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