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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 12.07.2001:

E-Klassen bringen die ganze Schule voran

Gymnasium, Realschule und Hochbegabte unter einem Dach
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Christophorus-Schule in Königswinter

Integration ist der Schlüsselbegriff. Die Christophorus-Schule Königswinter vereint zwei Schulformen - Gymnasium und Realschule -, und einen Hochbegabtenzweig. Doch die Integration geht noch weit darüber hinaus: Hochbegabte haben nicht nur ihre eigenen Klassenverbände, sondern drücken in den Integrationsklassen zusammen mit "normalen" Kindern die Schulbank, manches begabte Kind überspringt im Gymnasium lieber Klassen als in den Hochbegabtenzweig zu gehen und bei potentiellen Wackelkandidaten wird erst nach der sechsten Klasse entschieden, ob sie im Gymnasium oder der Realschule besser aufgehoben sind.

Alle profitieren von der Hochbegabtenförderung
Der Unterricht für Hochbegabte kann nicht der gleiche wie in normalen Klassen sein. Die Unterschiede machen sich aber nicht nur am Tempo der Wissensvermittlung und dem Lernstoff fest, sondern auch an einer neuen Lern- und Lehrkultur. Die ganze Schulgemeinschaft profitiert von den Hochbegabten. Das ist wie in der Formel Eins, die Innovationsmotor für die gesamte Automobilindustrie ist. Auch in Königswinter finden die meisten Premieren in den E-Klassen statt - ob Computer-Crash-Kurse, Präsentationstechniken, fächerübergreifende Projekte oder die allmähliche Auflösung des klassischen Stundeplans zugunsten von Lernfeldern. Die E-Klassen für Hochbegabte stehen nicht für Elite, wie böse Zungen behaupten, sondern sind lediglich die alphabetische Konsequenz nach A, B, C und D. "In abgespeckter Form" werden die Neuerungen dann auch in den anderen Klassen eingeführt, wie Arthur Bierganz erklärt, der Koordinator des Hochbegabtenzweiges. Doch nicht nur neue Besen kehren gut. Der Frontalunterricht ist nicht etwa ein verstaubtes Relikt, sondern "in machen Situationen das Beste für Hochbegabte. Die wollen kein pädagogisches Entertainment, die wollen Information", ist Schulleiter Hans-Joachim Gardyan überzeugt.

Flexible Lehrer, die sich ständig weiterbilden müssen
Diese Flexibilität fordert natürlich auch die Lehrer. Er oder sie soll Moderator, kein Wissensvermittler sein, neue Unterrichtsformen wie Grouping, Enrichment, Advanced Learning einsetzen und auf die verschiedenen Niveaus der Kinder Rücksicht nehmen. Kein leichter Job, vor allem, wenn das nötige Handwerkszeug in der Lehrerausbildung nicht immer mit auf den Weg gegeben wird. Ist das ein neuer Lehrertyp, der an dieser Schule unterrichtet? Vielleicht sogar hochbegabt? Nein, die Schule braucht, so Gardyan, "gut ausgebildete Lehrer, den begabten Pädagogen, den jedes andere Kind auch braucht". Die Schule nimmt die Weiterbildung ihrer Lehrer zum Teil selbst in die Hand: Einführungsveranstaltungen, Gesprächskreise und schulinterne Weiterbildungen liefern das nötige Rüstzeug.

Schuljahr besteht aus Trimestern
"Hochbegabte brauchen keine kürzere, sondern eine bessere Schule", sagt Schulleiter Gardyan. In der Sekundarstufe II mit einem separaten Hochbegabtenzweig gliedert sich das Schuljahr in Trimester. In den ersten beiden Trimestern lernen die Schüler den Unterrichtsstoff, der für das Abitur vorgeschrieben ist. So ist das Schuljahr kürzer, das Tempo des Unterrichts höher und Wiederholungen gibt es nicht. Diese Akzeleration schafft Zeit und Raum für das letzte Trimester, die Vertiefungsphase. Dort beschäftigen sich Schüler mit Themen, die man im Lehrplan vergeblich sucht. In Zusammenarbeit mit externen Partnern wie renommierten deutschen Forschungsinstituten arbeiten die Schüler an künstlicher Intelligenz, entwickeln fußballspielende Roboter oder Verkehrsleitsysteme. Die Akzelaration lässt sich aber nicht immer und überall durchsetzen. So sind hochbegabte Kinder in ihrem Lern- und Sozialverhalten oftmals nicht gerade pflegeleicht und der Akzent in der Sekundarstufe I liegt mehr auf der Erziehung.


Natürlich kann auch die CJD-Schule in Königswinter nicht machen was sie will. Das Bundesland gibt den Rahmen vor, doch die Christophorus-Schule, die 1992 gegründet wurde, nutzt den vorhandenen Spielraum aus. Im Lehrplan zum Beispiel gibt es keine Physik in der fünften Klasse, in Königswinter schon. Die Schulleitung legt großen Wert darauf, die Kinder so früh wie möglich an die Naturwissenschaften heranzuführen.

Die Schulleitung muss allerdings viel Überzeugungsarbeit bei Eltern leisten, deren Kinder mit den Hochgbeabten zusammen in einem Klassenzimmer sitzen. Überforderung der Kinder ist die häufigste Befürchtung, die Schulleiter Gardyan aber entkräften kann. Schließlich überwiegen die Vorteile: Kleine Gruppen, individuelle Förderung und neue Unterrichtsformen "und das kommt jedem Kind zugute".

 

Autor(in): Udo Löffler
Kontakt zur Redaktion
Datum: 12.07.2001
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