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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 30.08.2007:

Der "dritte Weg"

Studieren ohne Abitur ist in jedem Bundesland möglich

Wenn man an einer deutschen Hochschule studieren möchte, braucht man nicht unbedingt das Abitur oder die Fachhochschulreife. Inzwischen gibt es in allen Bundesländern die Möglichkeit für Praktiker mit Berufserfahrung, berufsbegleitend oder in Vollzeit zu studieren und sich weiterzubilden.

Den Beruf fürs Leben zu finden, ist heutzutage nicht einfach. In vielen Berufen werden zunehmend Spezialkenntnisse und übergreifendes Wissen verlangt, die über die ursprüngliche Berufsausbildung hinausgehen. Wenn engagierte Mitarbeiter im Unternehmen mithalten wollen, müssen sie sich regelmäßig fortbilden. Lernen ist ein lebenslanger Prozess geworden. Eine Möglichkeit, sich beruflich weiterzuentwickeln, ist ein Studium. Im Gegensatz zu Ländern wie Großbritannien oder den USA, in denen das Studium ohne Abitur schon lange möglich ist, war dies an deutschen Hoch- oder Fachhochschulen über lange Zeit überwiegend für Absolventen des Ersten und Zweiten Bildungsweges vorgesehen. Bundesweite Ausnahme war das Kunststudium, das bei dem Nachweis besonderer Begabung aufgenommen werden konnte. Dies hat sich geändert. Nach der Novellierung des Hochschulrahmengesetzes 1998 und entsprechenden Änderungen auf Länderebene gibt es jetzt in allen Bundesländern die Möglichkeit, auch ohne die schulische Hochschulzugangsberechtigung zu studieren.

Zugangsvoraussetzungen für ein Studium ohne Abitur
Mindestvoraussetzung für den Zugang zum so genannten Dritten Bildungsweg ist in allen Bundesländern der Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Einschlägige berufliche Vorbildung von Nicht-Abiturienten ist in Deutschland unerlässlich. Die Dauer der für den (Fach-)Hochschulzugang verlangten Berufserfahrung variiert jedoch von Bundesland zu Bundesland. Allgemein gilt - außer in Bayern - dass beruflich Qualifizierte den Hochschulzugang für alle Fachrichtungen erwerben können. Einheitlich ist einzig, dass sich jede Bewerberin/jeder Bewerber für einen bestimmten Studiengang entscheiden muss. Ein Fachwechsel im Verlauf des Studiums ist nicht möglich.
Auch die anderen Zulassungsvoraussetzungen sind unterschiedlich. In den meisten Bundesländern muss man sich vor Studienbeginn einem fachbezogenen Eignungstest in einem Prüfungsverfahren wie der Zugangsprüfung oder dem Eignungsgespräch unterziehen, bevor man die endgültige Zulassung bekommt. Die Prüfung besteht meist aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil und umfasst sowohl Allgemeinwissen als auch fachliche Grundlagen des gewählten Studiengangs.
In einigen Ländern, darunter Berlin, Brandenburg oder Bremen, wird auch ein Probestudium verlangt. Das dauert in der Regel zwei bis vier Semester und bezieht sich auf ein Studienfach, für das auf beruflichem Wege einschlägige Kenntnisse erworben wurden. Wieder andere fordern den Nachweis einer Fortbildungsprüfung nach der Berufsausbildung - den Meister, Fachwirt oder Techniker und ein Beratungsgespräch. Der direkte Hochschulzugang ist lediglich in Hessen und Niedersachsen sowie an den Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt möglich. Zum Teil werden jedoch vor Aufnahme des Studiums Beratungs- und Eignungsgespräche geführt. Oft sind auch ein Mindestalter von in der Regel 24 Jahren Voraussetzung sowie gute Noten bei den vorangegangenen Berufs- oder Fortbildungsabschlüssen, der Mittlere Bildungsabschluss und der Nachweis der Prüfungsvorbereitung.

Das Meisterstudium
Immer beliebter wird das so genannte Meisterstudium. Meister/innen - meist auch Techniker/innen und Fachwirte/Fachwirtinnen - werden entweder direkt zum Studium an allen Hochschulen zugelassen (Hessen, Niedersachsen, Thüringen) bzw. zum Studium an einer Fachhochschule (Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt) oder wie in Hamburg mit einem vorangegangenen Beratungsgespräch. In Bayern können Meister/innen über ein Probestudium Zugang zur Hochschule erhalten. Daneben werden in Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein neben einer bestandenen Meisterprüfung noch andere Voraussetzungen - in der Regel eine mehrjährige Berufstätigkeit - verlangt.

Verschiedene Studienformen
Ein Studium ohne Abitur aufzunehmen bedeutet eine große Herausforderung, die eine realistische Einschätzung der eigenen Belastbarkeit, Flexibilität, Risikobereitschaft und Konfliktstärke erfordert. Prinzipiell stehen Berufsqualifizierten drei Studienformen zur Verfügung, die gut gegeneinander abzuwägen sind: das Voll-, das Teilzeit- und das Fernstudium. Das Vollzeitstudium hat den Vorteil, das Studium zügig absolvieren und sich das Fachwissen konzentriert erschließen zu können. Allerdings verdient man in der Zeit kein Geld und muss auf Erspartes, Bafög oder ein Stipendium zurückgreifen. Bei einem Teilzeitstudium können Studiengänge berufsbegleitend besucht werden. Das Arbeitsverhältnis kann somit in geringem Umfang aufrechterhalten bleiben. Der Nachteil ist, dass sich auf diese Weise die Dauer des Studiums und damit auch die Doppel- oder eventuell Dreifachbelastung durch Studium, Beruf und Familie erhöhen. Ähnliches gilt für ein Fernstudium, in dem Studien- und Lernzeiten den Arbeitszeiten und familiären Verpflichtungen angepasst werden können.

Studierende des Dritten Bildungsweges sind sehr zielstrebig
Voll- oder Teilzeitstudium, Hochschul- oder Fachhochschulstudium: Auch wenn der Weg für Studierende des Dritten Bildungsweges steiniger ist als für Studierende des Ersten und des Zweiten Bildungsweges - schlechter sind sie nicht! Beruflich Qualifizierte entscheiden sich ganz bewusst für einen vorübergehenden Ausstieg aus dem vollständigen Erwerbsleben und studieren deshalb in der Regel sehr viel zügiger und leistungsorientierter - mit entsprechend guten Ergebnissen. Eine Studie des schleswig-holsteinischen Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur aus dem Jahr 1997 zeigt, dass diese Studierenden hochmotiviert waren und ihr Studium mit guten Ergebnissen abgeschlossen haben.

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 30.08.2007
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